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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
April.
unsre zerstreute Partheyen wiederum beysammen und wir dachten nunmehro
an den Rückweg nach dem Schiffe. Da man aber unterwegens überall an-
hielt, um jeden Winkel, Bucht und Haven durchzusuchen und Endten zu schies-
sen, so ward es sieben Uhr Abends ehe wir an Bord zurück kamen. Von die-
ser zweytägigen Jagd brachten wir sieben Dutzend verschiedenes Geflügel mit,
worunter ohngefähr dreyßig Endten waren, und die ganze Ausbeute ward, so
weit sie zureichen wollte, unter die verschiedenen Tischgesellschaften der Officiers,
Unterofficiers und Matrosen ausgetheilt. Wir haben hier eine schickliche Gele-
genheit anzumerken, daß kein Theil von Neu-Seeland so reichlich mit Geflügel
versehen ist als Dusky-Bay, denn außer verschiedenen Arten wilder Endten,
gab es hier auch Seeraben (Shags) rechte Seeraben (corvorants) Austersänger
oder See-Elstern, Wasser oder Waldhühner (water-or wood-hens) Albatrosse,
Solandgänse (gannets) Mewen, Pinguins und andre Wasservögel mehr. Von
Landvögeln fanden wir Habichte, Papagayen, Tauben, nebst viel kleinen neuen
und unbekannten Arten. Die Papagayen waren von zwey Sorten, eine kleine
grünliche, und eine sehr große graulicht-grüne mit röthlicher Brust. Da diese
Vögel mehrentheils nur in wärmern Ländern wohnen, so wunderten wir uns
nicht wenig, sie hier unter einer Polhöhe von 46 Graden und in einem so un-
freundlichen und nassen Clima zu finden, als dieses, der hohen Berge wegen, in
Dusky-Bay gemeiniglich zu seyn pflegt.

Am folgenden Tage wars so regnicht, daß Niemand vom Schiff kommen
konnte; da es aber am Montage vortreflich Wetter wurde, so stieg mein Vater
auf den an unserm Wasserplatz gelegenen Berg. Eine halbe Meile aufwärts
kam er durch Farnkraut, verfaultes Holz und dicke Waldung zu einem schönen See
süßen Wassers, der ohngefähr eine halbe englische Meile im Durchschnitt halten
mogte. Das Wasser war klar und wohlschmeckend, hatte aber von den hinein-
gefallnen Baumblättern eine braune Farbe angenommen. Von Fischen fand
sich nur eine einzige, kleine, Forellen-ähnliche Art (esox) darinn, die keine Schup-
pen hatten. Sie waren braun und mit gelblichen Flecken gesprengt, welche wie
alte orientalische Buchstaben aussahen. Der ganze See war mit einem dicken
Walde umgeben, der aus den größten Bäumen bestand, und die Berge rund
umher ragten in mancherley Gestalten empor. Alles war öde und still. Nirgends

ver-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
April.
unſre zerſtreute Partheyen wiederum beyſammen und wir dachten nunmehro
an den Ruͤckweg nach dem Schiffe. Da man aber unterwegens uͤberall an-
hielt, um jeden Winkel, Bucht und Haven durchzuſuchen und Endten zu ſchieſ-
ſen, ſo ward es ſieben Uhr Abends ehe wir an Bord zuruͤck kamen. Von die-
ſer zweytaͤgigen Jagd brachten wir ſieben Dutzend verſchiedenes Gefluͤgel mit,
worunter ohngefaͤhr dreyßig Endten waren, und die ganze Ausbeute ward, ſo
weit ſie zureichen wollte, unter die verſchiedenen Tiſchgeſellſchaften der Officiers,
Unterofficiers und Matroſen ausgetheilt. Wir haben hier eine ſchickliche Gele-
genheit anzumerken, daß kein Theil von Neu-Seeland ſo reichlich mit Gefluͤgel
verſehen iſt als Dusky-Bay, denn außer verſchiedenen Arten wilder Endten,
gab es hier auch Seeraben (Shags) rechte Seeraben (corvorants) Auſterſaͤnger
oder See-Elſtern, Waſſer oder Waldhuͤhner (water-or wood-hens) Albatroſſe,
Solandgaͤnſe (gannets) Mewen, Pinguins und andre Waſſervoͤgel mehr. Von
Landvoͤgeln fanden wir Habichte, Papagayen, Tauben, nebſt viel kleinen neuen
und unbekannten Arten. Die Papagayen waren von zwey Sorten, eine kleine
gruͤnliche, und eine ſehr große graulicht-gruͤne mit roͤthlicher Bruſt. Da dieſe
Voͤgel mehrentheils nur in waͤrmern Laͤndern wohnen, ſo wunderten wir uns
nicht wenig, ſie hier unter einer Polhoͤhe von 46 Graden und in einem ſo un-
freundlichen und naſſen Clima zu finden, als dieſes, der hohen Berge wegen, in
Dusky-Bay gemeiniglich zu ſeyn pflegt.

Am folgenden Tage wars ſo regnicht, daß Niemand vom Schiff kommen
konnte; da es aber am Montage vortreflich Wetter wurde, ſo ſtieg mein Vater
auf den an unſerm Waſſerplatz gelegenen Berg. Eine halbe Meile aufwaͤrts
kam er durch Farnkraut, verfaultes Holz und dicke Waldung zu einem ſchoͤnen See
ſuͤßen Waſſers, der ohngefaͤhr eine halbe engliſche Meile im Durchſchnitt halten
mogte. Das Waſſer war klar und wohlſchmeckend, hatte aber von den hinein-
gefallnen Baumblaͤttern eine braune Farbe angenommen. Von Fiſchen fand
ſich nur eine einzige, kleine, Forellen-aͤhnliche Art (eſox) darinn, die keine Schup-
pen hatten. Sie waren braun und mit gelblichen Flecken geſprengt, welche wie
alte orientaliſche Buchſtaben ausſahen. Der ganze See war mit einem dicken
Walde umgeben, der aus den groͤßten Baͤumen beſtand, und die Berge rund
umher ragten in mancherley Geſtalten empor. Alles war oͤde und ſtill. Nirgends

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[120/0171] Forſter’s Reiſe um die Welt unſre zerſtreute Partheyen wiederum beyſammen und wir dachten nunmehro an den Ruͤckweg nach dem Schiffe. Da man aber unterwegens uͤberall an- hielt, um jeden Winkel, Bucht und Haven durchzuſuchen und Endten zu ſchieſ- ſen, ſo ward es ſieben Uhr Abends ehe wir an Bord zuruͤck kamen. Von die- ſer zweytaͤgigen Jagd brachten wir ſieben Dutzend verſchiedenes Gefluͤgel mit, worunter ohngefaͤhr dreyßig Endten waren, und die ganze Ausbeute ward, ſo weit ſie zureichen wollte, unter die verſchiedenen Tiſchgeſellſchaften der Officiers, Unterofficiers und Matroſen ausgetheilt. Wir haben hier eine ſchickliche Gele- genheit anzumerken, daß kein Theil von Neu-Seeland ſo reichlich mit Gefluͤgel verſehen iſt als Dusky-Bay, denn außer verſchiedenen Arten wilder Endten, gab es hier auch Seeraben (Shags) rechte Seeraben (corvorants) Auſterſaͤnger oder See-Elſtern, Waſſer oder Waldhuͤhner (water-or wood-hens) Albatroſſe, Solandgaͤnſe (gannets) Mewen, Pinguins und andre Waſſervoͤgel mehr. Von Landvoͤgeln fanden wir Habichte, Papagayen, Tauben, nebſt viel kleinen neuen und unbekannten Arten. Die Papagayen waren von zwey Sorten, eine kleine gruͤnliche, und eine ſehr große graulicht-gruͤne mit roͤthlicher Bruſt. Da dieſe Voͤgel mehrentheils nur in waͤrmern Laͤndern wohnen, ſo wunderten wir uns nicht wenig, ſie hier unter einer Polhoͤhe von 46 Graden und in einem ſo un- freundlichen und naſſen Clima zu finden, als dieſes, der hohen Berge wegen, in Dusky-Bay gemeiniglich zu ſeyn pflegt. 1773. April. Am folgenden Tage wars ſo regnicht, daß Niemand vom Schiff kommen konnte; da es aber am Montage vortreflich Wetter wurde, ſo ſtieg mein Vater auf den an unſerm Waſſerplatz gelegenen Berg. Eine halbe Meile aufwaͤrts kam er durch Farnkraut, verfaultes Holz und dicke Waldung zu einem ſchoͤnen See ſuͤßen Waſſers, der ohngefaͤhr eine halbe engliſche Meile im Durchſchnitt halten mogte. Das Waſſer war klar und wohlſchmeckend, hatte aber von den hinein- gefallnen Baumblaͤttern eine braune Farbe angenommen. Von Fiſchen fand ſich nur eine einzige, kleine, Forellen-aͤhnliche Art (eſox) darinn, die keine Schup- pen hatten. Sie waren braun und mit gelblichen Flecken geſprengt, welche wie alte orientaliſche Buchſtaben ausſahen. Der ganze See war mit einem dicken Walde umgeben, der aus den groͤßten Baͤumen beſtand, und die Berge rund umher ragten in mancherley Geſtalten empor. Alles war oͤde und ſtill. Nirgends ver-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/171>, abgerufen am 21.11.2024.