Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.April.wenn die Einwohner, bey Abfeurung unsers Gewehrs, uns nicht zugerufen hät- ten. In beyden Fällen ließen sie, meines Erachtens, eine offenherzige Drei- stigkeit und Ehrlichkeit blicken, die ihrem Character zur Empfehlung gereicht; denn hätte selbiger die mindeste Beymischung von verrätherischen heimtückischen Wesen, so würden sie gesucht haben uns unversehens zu überfallen, wozu es ihnen auch keinesweges an Gelegenheit fehlte, denn sie hätten ja unsre klei- nen Partheyen, die aller Orten einzeln in den Wäldern herumschwärmten, oft und leicht genug abschneiden können. Ueber dieser Unterhandlung mit den Wilden war es Mittag geworden als Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.April.wenn die Einwohner, bey Abfeurung unſers Gewehrs, uns nicht zugerufen haͤt- ten. In beyden Faͤllen ließen ſie, meines Erachtens, eine offenherzige Drei- ſtigkeit und Ehrlichkeit blicken, die ihrem Character zur Empfehlung gereicht; denn haͤtte ſelbiger die mindeſte Beymiſchung von verraͤtheriſchen heimtuͤckiſchen Weſen, ſo wuͤrden ſie geſucht haben uns unverſehens zu uͤberfallen, wozu es ihnen auch keinesweges an Gelegenheit fehlte, denn ſie haͤtten ja unſre klei- nen Partheyen, die aller Orten einzeln in den Waͤldern herumſchwaͤrmten, oft und leicht genug abſchneiden koͤnnen. Ueber dieſer Unterhandlung mit den Wilden war es Mittag geworden als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> April.</note>wenn die Einwohner, bey Abfeurung unſers Gewehrs, uns nicht zugerufen haͤt-<lb/> ten. In beyden Faͤllen ließen ſie, meines Erachtens, eine offenherzige Drei-<lb/> ſtigkeit und Ehrlichkeit blicken, die ihrem Character zur Empfehlung gereicht;<lb/> denn haͤtte ſelbiger die mindeſte Beymiſchung von verraͤtheriſchen heimtuͤckiſchen<lb/> Weſen, ſo wuͤrden ſie geſucht haben uns unverſehens zu uͤberfallen, wozu es<lb/> ihnen auch keinesweges an Gelegenheit fehlte, denn ſie haͤtten ja unſre klei-<lb/> nen Partheyen, die aller Orten einzeln in den Waͤldern herumſchwaͤrmten, oft<lb/> und leicht genug abſchneiden koͤnnen.</p><lb/> <p>Ueber dieſer Unterhandlung mit den Wilden war es Mittag geworden als<lb/> wir ſie verließen und nordwaͤrts den langen See-Arm wieder herabgiengen, wo-<lb/> von Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> unterwegens eine Zeichnung aufnahm. Die Nacht uͤbereilte<lb/> uns ehe er damit fertig war; wir mußten daher einen andern aͤhnlichen Arm der<lb/> See ununterſucht laſſen und nur eilen, daß wir zum Schiffe zuruͤck kamen, wo-<lb/> ſelbſt wir erſt Abends um 8 Uhr anlangten. Man erzaͤhlte uns, daß der Wilde mit<lb/> dem Maͤdchen bis Mittags an Bord geblieben ſey; und als man ihm zu verſte-<lb/> hen gegeben, daß in ſeinem doppelten Canot, in <hi rendition="#fr"><placeName>Cascade-Bucht</placeName></hi>, einige Ge-<lb/> ſchenke fuͤr ihn waͤren hingelegt worden; habe er etliche ſeiner Leute abge-<lb/> ſchickt, ſie von dort zu holen, ſey auch mit ſeiner ganzen Familie bis dieſen<lb/> Morgen in der Nachbarſchaft des Schiffes verblieben. Seit der Zeit aber ha-<lb/> ben wir ſie nicht wieder zu ſehen bekommen, und das war um ſo außerordentli-<lb/> cher, da wir ſie nie mit leerer Hand hatten von uns gehen laſſen, ſondern ihnen,<lb/> nach und nach, ohngefaͤhr neun oder zehen Beile und wenigſtens viermal ſo viel<lb/> große Naͤgel, nebſt andern Dingen geſchenkt hatten. In ſo fern dieſe Artikel als<lb/> Reichthuͤmer unter ihnen angeſehen werden, in ſofern iſt dieſer Mann der reichſte<lb/> in ganz <placeName>Neu-Seeland</placeName>; denn <hi rendition="#fr">vor</hi> der zweyten Ankunft engliſcher Schiffe war<lb/> auf der ganzen Inſel zuſammen genommen, nicht ſo viel Eiſen-Geraͤthe anzutref-<lb/> fen. Da <hi rendition="#fr"><placeName>Dusky-Bay</placeName></hi> ſo wenig bewohnt iſt, ſo fuͤhren die einzelnen Fami-<lb/> lien in derſelben wahrſcheinlicherweiſe ein unſtaͤtes, nomadiſches Leben und<lb/> ziehen, vielleicht der Fiſcherey, vielleicht anderer Umſtaͤnde wegen, in verſchied-<lb/> nen Jahrszeiten aus einer Gegend nach der andern. Wir vermutheten daher<lb/> auch, daß unſre Freunde bloß aus <hi rendition="#fr">dieſem</hi> Grunde weggezogen waͤren; allein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0181]
Forſter’s Reiſe um die Welt
wenn die Einwohner, bey Abfeurung unſers Gewehrs, uns nicht zugerufen haͤt-
ten. In beyden Faͤllen ließen ſie, meines Erachtens, eine offenherzige Drei-
ſtigkeit und Ehrlichkeit blicken, die ihrem Character zur Empfehlung gereicht;
denn haͤtte ſelbiger die mindeſte Beymiſchung von verraͤtheriſchen heimtuͤckiſchen
Weſen, ſo wuͤrden ſie geſucht haben uns unverſehens zu uͤberfallen, wozu es
ihnen auch keinesweges an Gelegenheit fehlte, denn ſie haͤtten ja unſre klei-
nen Partheyen, die aller Orten einzeln in den Waͤldern herumſchwaͤrmten, oft
und leicht genug abſchneiden koͤnnen.
1773.
April.
Ueber dieſer Unterhandlung mit den Wilden war es Mittag geworden als
wir ſie verließen und nordwaͤrts den langen See-Arm wieder herabgiengen, wo-
von Capitain Cook unterwegens eine Zeichnung aufnahm. Die Nacht uͤbereilte
uns ehe er damit fertig war; wir mußten daher einen andern aͤhnlichen Arm der
See ununterſucht laſſen und nur eilen, daß wir zum Schiffe zuruͤck kamen, wo-
ſelbſt wir erſt Abends um 8 Uhr anlangten. Man erzaͤhlte uns, daß der Wilde mit
dem Maͤdchen bis Mittags an Bord geblieben ſey; und als man ihm zu verſte-
hen gegeben, daß in ſeinem doppelten Canot, in Cascade-Bucht, einige Ge-
ſchenke fuͤr ihn waͤren hingelegt worden; habe er etliche ſeiner Leute abge-
ſchickt, ſie von dort zu holen, ſey auch mit ſeiner ganzen Familie bis dieſen
Morgen in der Nachbarſchaft des Schiffes verblieben. Seit der Zeit aber ha-
ben wir ſie nicht wieder zu ſehen bekommen, und das war um ſo außerordentli-
cher, da wir ſie nie mit leerer Hand hatten von uns gehen laſſen, ſondern ihnen,
nach und nach, ohngefaͤhr neun oder zehen Beile und wenigſtens viermal ſo viel
große Naͤgel, nebſt andern Dingen geſchenkt hatten. In ſo fern dieſe Artikel als
Reichthuͤmer unter ihnen angeſehen werden, in ſofern iſt dieſer Mann der reichſte
in ganz Neu-Seeland; denn vor der zweyten Ankunft engliſcher Schiffe war
auf der ganzen Inſel zuſammen genommen, nicht ſo viel Eiſen-Geraͤthe anzutref-
fen. Da Dusky-Bay ſo wenig bewohnt iſt, ſo fuͤhren die einzelnen Fami-
lien in derſelben wahrſcheinlicherweiſe ein unſtaͤtes, nomadiſches Leben und
ziehen, vielleicht der Fiſcherey, vielleicht anderer Umſtaͤnde wegen, in verſchied-
nen Jahrszeiten aus einer Gegend nach der andern. Wir vermutheten daher
auch, daß unſre Freunde bloß aus dieſem Grunde weggezogen waͤren; allein
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