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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
ueten sie sich nicht näher, sondern baten, daß wir das Gewehr weglegen soll-1773.
April.

ten; so bald dieses geschehen, kamen sie heran, und halfen uns die Boote wie-
der ins Wasser schieben, welches damals der Ebbe wegen vom Ufer zurückgetreten
war. Wir mußten indessen auf alle unsre Sachen genau Acht haben, denn es
schien ihnen alles anzustehen was sie nur sahen und erreichen konnten; blos an
das Schießgewehr wollten sie sich nicht wagen, ohne Zweifel, weil sie die tödtliche
Würkung desselben, vom Walde aus, bemerkt haben mußten als wir Endten da-
mit erlegten. So viel wir sahen, hatten sie keine Canots, sondern statt alles Fahr-
zeugs nur etliche, in Form einer Flöße aneinander gebundene Stücken Holz, die
freylich vollkommen hinreichend waren, damit über die Flüsse zu setzen, und dies
ist auch wohl der ganze Gebrauch, den sie davon machen, denn Fische und Feder-
Wildpret gab es in so großem Ueberfluß, daß sie darnach nicht weit gehen durften, zu-
mal da ihre ganze Anzahl höchstens aus drey Familien bestehen mochte. Da nun
außer einer einzigen andern Familie keine Einwohner weiter in Dusky-Bay
sind, so haben sie auch keine Ueberlast von bösen Nachbarn zu befürchten, mit-
hin auch aus diesem Grunde keine Fahrzeuge nöthig, um dem Feinde etwa
schnell entfliehen oder ihren Wohnplatz oft verändern zu können. Die Gesichts-
bildung dieser Leute dünkte uns etwas wild, jedoch nicht häßlich. Sie hatten dickes
Haar und schwarze krause Bärte. Sonst aber waren sie, sowohl in Ansehung der
Mahogany-braunen Gesichtsfarbe, als auch der Kleidung und des übrigen Betra-
gens, jener Familie, auf der Indianer-Insel, völlig ähnlich; von mittle-
rer Statur und stark, Schenkel und Beine aber sehr dünne, die Knie hingegen,
verhältnißweise zu dick. Der Muth dieses Volks ist von sonderbarer Art.
Ihrer Schwäche und geringen Anzahl ohnerachtet scheinen sie den Gedanken
nicht ertragen zu können, "daß sie sich verkriechen müßten"; wenigstens verste-
cken sie sich nicht ohne versucht zu haben, ob sie mit den Fremden in Verbindung
kommen und erfahren können, wie sie gesinnet sind. Bey der Menge von In-
seln und Buchten, imgleichen der dicken Wälder wegen, die es hier herum
überall giebt, würde es uns unmöglich gewesen seyn, die Familie ausfindig zu
machen, welche wir auf Indian-Eyland sahen; wenn sie sich nicht selbst
entdeckt und die ersten Schritte zur Bekanntschaft gethan hätte. Auch wür-
den wir diese Bucht hier verlassen haben, ohne zu wissen daß sie bewohnt sey,

Forsters Reise u. d. W. erster Th. R

in den Jahren 1772 bis 1775.
ueten ſie ſich nicht naͤher, ſondern baten, daß wir das Gewehr weglegen ſoll-1773.
April.

ten; ſo bald dieſes geſchehen, kamen ſie heran, und halfen uns die Boote wie-
der ins Waſſer ſchieben, welches damals der Ebbe wegen vom Ufer zuruͤckgetreten
war. Wir mußten indeſſen auf alle unſre Sachen genau Acht haben, denn es
ſchien ihnen alles anzuſtehen was ſie nur ſahen und erreichen konnten; blos an
das Schießgewehr wollten ſie ſich nicht wagen, ohne Zweifel, weil ſie die toͤdtliche
Wuͤrkung deſſelben, vom Walde aus, bemerkt haben mußten als wir Endten da-
mit erlegten. So viel wir ſahen, hatten ſie keine Canots, ſondern ſtatt alles Fahr-
zeugs nur etliche, in Form einer Floͤße aneinander gebundene Stuͤcken Holz, die
freylich vollkommen hinreichend waren, damit uͤber die Fluͤſſe zu ſetzen, und dies
iſt auch wohl der ganze Gebrauch, den ſie davon machen, denn Fiſche und Feder-
Wildpret gab es in ſo großem Ueberfluß, daß ſie darnach nicht weit gehen durften, zu-
mal da ihre ganze Anzahl hoͤchſtens aus drey Familien beſtehen mochte. Da nun
außer einer einzigen andern Familie keine Einwohner weiter in Dusky-Bay
ſind, ſo haben ſie auch keine Ueberlaſt von boͤſen Nachbarn zu befuͤrchten, mit-
hin auch aus dieſem Grunde keine Fahrzeuge noͤthig, um dem Feinde etwa
ſchnell entfliehen oder ihren Wohnplatz oft veraͤndern zu koͤnnen. Die Geſichts-
bildung dieſer Leute duͤnkte uns etwas wild, jedoch nicht haͤßlich. Sie hatten dickes
Haar und ſchwarze krauſe Baͤrte. Sonſt aber waren ſie, ſowohl in Anſehung der
Mahogany-braunen Geſichtsfarbe, als auch der Kleidung und des uͤbrigen Betra-
gens, jener Familie, auf der Indianer-Inſel, voͤllig aͤhnlich; von mittle-
rer Statur und ſtark, Schenkel und Beine aber ſehr duͤnne, die Knie hingegen,
verhaͤltnißweiſe zu dick. Der Muth dieſes Volks iſt von ſonderbarer Art.
Ihrer Schwaͤche und geringen Anzahl ohnerachtet ſcheinen ſie den Gedanken
nicht ertragen zu koͤnnen, “daß ſie ſich verkriechen muͤßten”; wenigſtens verſte-
cken ſie ſich nicht ohne verſucht zu haben, ob ſie mit den Fremden in Verbindung
kommen und erfahren koͤnnen, wie ſie geſinnet ſind. Bey der Menge von In-
ſeln und Buchten, imgleichen der dicken Waͤlder wegen, die es hier herum
uͤberall giebt, wuͤrde es uns unmoͤglich geweſen ſeyn, die Familie ausfindig zu
machen, welche wir auf Indian-Eyland ſahen; wenn ſie ſich nicht ſelbſt
entdeckt und die erſten Schritte zur Bekanntſchaft gethan haͤtte. Auch wuͤr-
den wir dieſe Bucht hier verlaſſen haben, ohne zu wiſſen daß ſie bewohnt ſey,

Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. R
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[129/0180] in den Jahren 1772 bis 1775. ueten ſie ſich nicht naͤher, ſondern baten, daß wir das Gewehr weglegen ſoll- ten; ſo bald dieſes geſchehen, kamen ſie heran, und halfen uns die Boote wie- der ins Waſſer ſchieben, welches damals der Ebbe wegen vom Ufer zuruͤckgetreten war. Wir mußten indeſſen auf alle unſre Sachen genau Acht haben, denn es ſchien ihnen alles anzuſtehen was ſie nur ſahen und erreichen konnten; blos an das Schießgewehr wollten ſie ſich nicht wagen, ohne Zweifel, weil ſie die toͤdtliche Wuͤrkung deſſelben, vom Walde aus, bemerkt haben mußten als wir Endten da- mit erlegten. So viel wir ſahen, hatten ſie keine Canots, ſondern ſtatt alles Fahr- zeugs nur etliche, in Form einer Floͤße aneinander gebundene Stuͤcken Holz, die freylich vollkommen hinreichend waren, damit uͤber die Fluͤſſe zu ſetzen, und dies iſt auch wohl der ganze Gebrauch, den ſie davon machen, denn Fiſche und Feder- Wildpret gab es in ſo großem Ueberfluß, daß ſie darnach nicht weit gehen durften, zu- mal da ihre ganze Anzahl hoͤchſtens aus drey Familien beſtehen mochte. Da nun außer einer einzigen andern Familie keine Einwohner weiter in Dusky-Bay ſind, ſo haben ſie auch keine Ueberlaſt von boͤſen Nachbarn zu befuͤrchten, mit- hin auch aus dieſem Grunde keine Fahrzeuge noͤthig, um dem Feinde etwa ſchnell entfliehen oder ihren Wohnplatz oft veraͤndern zu koͤnnen. Die Geſichts- bildung dieſer Leute duͤnkte uns etwas wild, jedoch nicht haͤßlich. Sie hatten dickes Haar und ſchwarze krauſe Baͤrte. Sonſt aber waren ſie, ſowohl in Anſehung der Mahogany-braunen Geſichtsfarbe, als auch der Kleidung und des uͤbrigen Betra- gens, jener Familie, auf der Indianer-Inſel, voͤllig aͤhnlich; von mittle- rer Statur und ſtark, Schenkel und Beine aber ſehr duͤnne, die Knie hingegen, verhaͤltnißweiſe zu dick. Der Muth dieſes Volks iſt von ſonderbarer Art. Ihrer Schwaͤche und geringen Anzahl ohnerachtet ſcheinen ſie den Gedanken nicht ertragen zu koͤnnen, “daß ſie ſich verkriechen muͤßten”; wenigſtens verſte- cken ſie ſich nicht ohne verſucht zu haben, ob ſie mit den Fremden in Verbindung kommen und erfahren koͤnnen, wie ſie geſinnet ſind. Bey der Menge von In- ſeln und Buchten, imgleichen der dicken Waͤlder wegen, die es hier herum uͤberall giebt, wuͤrde es uns unmoͤglich geweſen ſeyn, die Familie ausfindig zu machen, welche wir auf Indian-Eyland ſahen; wenn ſie ſich nicht ſelbſt entdeckt und die erſten Schritte zur Bekanntſchaft gethan haͤtte. Auch wuͤr- den wir dieſe Bucht hier verlaſſen haben, ohne zu wiſſen daß ſie bewohnt ſey, 1773. April. Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. R

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/180>, abgerufen am 24.11.2024.