Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.May.müsse, läßt sich wohl aus dem Blitze abnehmen, welcher beym Zerplatzen der letzten Wasser-Säule deutlich zu sehen war. Von Entstehung der ersten bis zum Auf- hören der letzten, vergingen drey Viertelstunden. Als um 5 Uhr die letzte erschien, stand das Thermometer auf 54., mithin 21/2 Grad niedriger als beym Anfang der ersten. Die See war an der Stelle, wo wir uns damals befanden, sechs und dreyßig Faden tief, und die Gegend von eben der Beschaffenheit als jene, in welchen andre Reisende solche Wasserhosen sonst angetroffen haben; nem- lich eine Art von Meer-Enge oder eine sogenannte See-Straße. Dr. Shaw und Thevenot, sahen dergleichen in der mittelländischen und persischen See; auch bey den westindischen Inseln, in der Straße von Malacca und in der chinesischen See sind sie gewöhnlich. So sehr wir auch gewünscht hätten, bey dieser Gelegenheit einige besondre Entdeckungen über dies Phänomenon zu machen; so wenig glückte uns solches doch. Indessen dienen unsre Bemerkungen wenigstens zu Bestätigung dessen, was andre bereits beobachtet haben, und worüber sich Dr. Benjamin Frank- lin schon umständlich herausgelassen hat. Seine sinnreiche Hypothese, daß Wirbel- winde und Wasserhosen einerley Ursprung haben, ist durch unsre Bemerkungen im mindesten nicht geschwächt; und wir verweisen unsre philosophischen Leser auf seine Schriften, *) in welchen die vollständigste und beste Nachricht von diesem Phöno- men zu finden ist. Am folgenden Morgen, früh um 5 Uhr erreichten wir die Mündung von *) Experiments on Electricity 4to. fifth Edition, London 1774. **) S. Hawkesworths Gesch. der engl. See Reisen, in 4. zweyter Band, S. 383. 392. 401.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.May.muͤſſe, laͤßt ſich wohl aus dem Blitze abnehmen, welcher beym Zerplatzen der letzten Waſſer-Saͤule deutlich zu ſehen war. Von Entſtehung der erſten bis zum Auf- hoͤren der letzten, vergingen drey Viertelſtunden. Als um 5 Uhr die letzte erſchien, ſtand das Thermometer auf 54., mithin 2½ Grad niedriger als beym Anfang der erſten. Die See war an der Stelle, wo wir uns damals befanden, ſechs und dreyßig Faden tief, und die Gegend von eben der Beſchaffenheit als jene, in welchen andre Reiſende ſolche Waſſerhoſen ſonſt angetroffen haben; nem- lich eine Art von Meer-Enge oder eine ſogenannte See-Straße. Dr. Shaw und Thevenot, ſahen dergleichen in der mittellaͤndiſchen und perſiſchen See; auch bey den weſtindiſchen Inſeln, in der Straße von Malacca und in der chineſiſchen See ſind ſie gewoͤhnlich. So ſehr wir auch gewuͤnſcht haͤtten, bey dieſer Gelegenheit einige beſondre Entdeckungen uͤber dies Phaͤnomenon zu machen; ſo wenig gluͤckte uns ſolches doch. Indeſſen dienen unſre Bemerkungen wenigſtens zu Beſtaͤtigung deſſen, was andre bereits beobachtet haben, und woruͤber ſich Dr. Benjamin Frank- lin ſchon umſtaͤndlich herausgelaſſen hat. Seine ſinnreiche Hypotheſe, daß Wirbel- winde und Waſſerhoſen einerley Urſprung haben, iſt durch unſre Bemerkungen im mindeſten nicht geſchwaͤcht; und wir verweiſen unſre philoſophiſchen Leſer auf ſeine Schriften, *) in welchen die vollſtaͤndigſte und beſte Nachricht von dieſem Phoͤno- men zu finden iſt. Am folgenden Morgen, fruͤh um 5 Uhr erreichten wir die Muͤndung von *) Experiments on Electricity 4to. fifth Edition, London 1774. **) S. Hawkesworths Geſch. der engl. See Reiſen, in 4. zweyter Band, S. 383. 392. 401.
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Forſter’s Reiſe um die Welt
muͤſſe, laͤßt ſich wohl aus dem Blitze abnehmen, welcher beym Zerplatzen der letzten
Waſſer-Saͤule deutlich zu ſehen war. Von Entſtehung der erſten bis zum Auf-
hoͤren der letzten, vergingen drey Viertelſtunden. Als um 5 Uhr die letzte erſchien,
ſtand das Thermometer auf 54., mithin 2½ Grad niedriger als beym Anfang
der erſten. Die See war an der Stelle, wo wir uns damals befanden, ſechs
und dreyßig Faden tief, und die Gegend von eben der Beſchaffenheit als jene, in
welchen andre Reiſende ſolche Waſſerhoſen ſonſt angetroffen haben; nem-
lich eine Art von Meer-Enge oder eine ſogenannte See-Straße. Dr. Shaw und
Thevenot, ſahen dergleichen in der mittellaͤndiſchen und perſiſchen See; auch
bey den weſtindiſchen Inſeln, in der Straße von Malacca und in der chineſiſchen
See ſind ſie gewoͤhnlich. So ſehr wir auch gewuͤnſcht haͤtten, bey dieſer Gelegenheit
einige beſondre Entdeckungen uͤber dies Phaͤnomenon zu machen; ſo wenig gluͤckte
uns ſolches doch. Indeſſen dienen unſre Bemerkungen wenigſtens zu Beſtaͤtigung
deſſen, was andre bereits beobachtet haben, und woruͤber ſich Dr. Benjamin Frank-
lin ſchon umſtaͤndlich herausgelaſſen hat. Seine ſinnreiche Hypotheſe, daß Wirbel-
winde und Waſſerhoſen einerley Urſprung haben, iſt durch unſre Bemerkungen im
mindeſten nicht geſchwaͤcht; und wir verweiſen unſre philoſophiſchen Leſer auf ſeine
Schriften, *) in welchen die vollſtaͤndigſte und beſte Nachricht von dieſem Phoͤno-
men zu finden iſt.
1773.
May.
Am folgenden Morgen, fruͤh um 5 Uhr erreichten wir die Muͤndung von
Charlotten-Sund, und um ſieben Uhr ſahe man es von der Suͤd-Spitze von
Motu Aro her, woſelbſt laut Capitain Cook’s voriger Reiſebeſchreibung ein
Hippah oder feſtes Dorf liegt, **) dreymahl aufblitzen. Wir vermutheten
gleich, daß dieſes Signale von Europaͤern waͤren, und daß ſie ſich wohl
von unſern Freunden in der Adventure herſchreiben koͤnnten. Der
Capitain ließ deshalb etliche Vierpfuͤnder abfeuern, die auch zu unſerm Vergnuͤ-
gen aus Schip-Cove, der Inſel gegenuͤber, alsbald beantwortet wurden.
Gegen Mittag konnten wir unſern alten Reiſe-Gefaͤhrten ſchon vor Anker liegen
ſehen, und kurz nachher kamen uns verſchiedne Officiers mit einem Geſchenk
von friſchen Fiſchen entgegen, und erzaͤhlten wie es ihnen ſeit unſrer Trennung
*) Experiments on Electricity 4to. fifth Edition, London 1774.
**) S. Hawkesworths Geſch. der engl. See Reiſen, in 4. zweyter Band, S. 383. 392. 401.
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