Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.May.deren in Captain Cooks voriger Reisebeschreibung erwähnt ist. Nachdem sie ein Paar Stunden an Bord gewesen, fiengen sie an zu stehlen und alles auf die Seite zu bringen, was ihnen in die Hände fiel. Man ertappte einige die eben eine vierstündige Sand-Uhr, eine Lampe, etliche Schnupftücher und Messer fort- schleppen wollten. Dieses Diebes-Streichs wegen ließ sie der Capitain zum Schiffe hinaus werfen und ihnen andeuten, daß sie nie wieder an Bord kommen sollten. Sie fühlten vollkommen, wie sehr ihnen eine solche Begegnung zur Schande gereiche, und ihr hitziges Temperament, das keine Kränkung ertragen kann, gerieth darüber in Feuer und Flammen, so daß der eine sich nicht enthalten konnte von seinem Canot aus zu drohen, als wolle er zu Gewaltthätigkeiten schreiten. Dazu kom es indessen nicht, sondern am Abend giengen sie alle ruhig ans Land und richteten, dem Schiffe gegenüber, aus Baumzweigen einige Hütten auf, um die Nacht darunter zuzubringen. Hierauf zogen sie die Ca- nots aufs Land, zündeten ein Feuer an und bereiteten ihr Abendessen, das aus einigen Fischen bestand, welche sie in ihren Fahrzeugen, nicht weit vom Ufer, mit be- sonderer Geschicklichkeit in einem Reisen-Netz gefangen hatten. Beydes, so- wohl das Netz als die Art sich desselben zu bedienen, sind in Cook's voriger Reise beschrieben. *) Am folgenden Morgen fuhren wir, bey schönem gelinden Wetter *) S. Hawkesworths Gesch. der engl. See-Reisen in 4. zweyter Band, pag. 389.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.May.deren in Captain Cooks voriger Reiſebeſchreibung erwaͤhnt iſt. Nachdem ſie ein Paar Stunden an Bord geweſen, fiengen ſie an zu ſtehlen und alles auf die Seite zu bringen, was ihnen in die Haͤnde fiel. Man ertappte einige die eben eine vierſtuͤndige Sand-Uhr, eine Lampe, etliche Schnupftuͤcher und Meſſer fort- ſchleppen wollten. Dieſes Diebes-Streichs wegen ließ ſie der Capitain zum Schiffe hinaus werfen und ihnen andeuten, daß ſie nie wieder an Bord kommen ſollten. Sie fuͤhlten vollkommen, wie ſehr ihnen eine ſolche Begegnung zur Schande gereiche, und ihr hitziges Temperament, das keine Kraͤnkung ertragen kann, gerieth daruͤber in Feuer und Flammen, ſo daß der eine ſich nicht enthalten konnte von ſeinem Canot aus zu drohen, als wolle er zu Gewaltthaͤtigkeiten ſchreiten. Dazu kom es indeſſen nicht, ſondern am Abend giengen ſie alle ruhig ans Land und richteten, dem Schiffe gegenuͤber, aus Baumzweigen einige Huͤtten auf, um die Nacht darunter zuzubringen. Hierauf zogen ſie die Ca- nots aufs Land, zuͤndeten ein Feuer an und bereiteten ihr Abendeſſen, das aus einigen Fiſchen beſtand, welche ſie in ihren Fahrzeugen, nicht weit vom Ufer, mit be- ſonderer Geſchicklichkeit in einem Reiſen-Netz gefangen hatten. Beydes, ſo- wohl das Netz als die Art ſich deſſelben zu bedienen, ſind in Cook’s voriger Reiſe beſchrieben. *) Am folgenden Morgen fuhren wir, bey ſchoͤnem gelinden Wetter *) S. Hawkesworths Geſch. der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 389.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0213" n="162"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> May.</note>deren in Captain <hi rendition="#fr"><persName>Cooks</persName></hi> voriger Reiſebeſchreibung erwaͤhnt iſt. Nachdem ſie<lb/> ein Paar Stunden an Bord geweſen, fiengen ſie an zu ſtehlen und alles auf die<lb/> Seite zu bringen, was ihnen in die Haͤnde fiel. Man ertappte einige die eben<lb/> eine vierſtuͤndige Sand-Uhr, eine Lampe, etliche Schnupftuͤcher und Meſſer fort-<lb/> ſchleppen wollten. Dieſes Diebes-Streichs wegen ließ ſie der Capitain zum<lb/> Schiffe hinaus werfen und ihnen andeuten, daß ſie nie wieder an Bord kommen<lb/> ſollten. Sie fuͤhlten vollkommen, wie ſehr ihnen eine ſolche Begegnung zur<lb/> Schande gereiche, und ihr hitziges Temperament, das keine Kraͤnkung ertragen<lb/> kann, gerieth daruͤber in Feuer und Flammen, ſo daß der eine ſich nicht enthalten<lb/> konnte von ſeinem Canot aus zu drohen, als wolle er zu Gewaltthaͤtigkeiten<lb/> ſchreiten. Dazu kom es indeſſen nicht, ſondern am Abend giengen ſie alle<lb/> ruhig ans Land und richteten, dem Schiffe gegenuͤber, aus Baumzweigen einige<lb/> Huͤtten auf, um die Nacht darunter zuzubringen. Hierauf zogen ſie die Ca-<lb/> nots aufs Land, zuͤndeten ein Feuer an und bereiteten ihr Abendeſſen, das aus<lb/> einigen Fiſchen beſtand, welche ſie in ihren Fahrzeugen, nicht weit vom Ufer, mit be-<lb/> ſonderer Geſchicklichkeit in einem Reiſen-Netz gefangen hatten. Beydes, ſo-<lb/> wohl das Netz als die Art ſich deſſelben zu bedienen, ſind in <hi rendition="#fr"><persName>Cook’s</persName></hi> voriger<lb/> Reiſe beſchrieben. <note place="foot" n="*)">S. <persName>Hawkesworths</persName> Geſch. der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, <hi rendition="#aq">pag.</hi> 389.</note></p><lb/> <p>Am folgenden Morgen fuhren wir, bey ſchoͤnem gelinden Wetter<lb/> nach <hi rendition="#fr"><placeName>Long-Eyland</placeName></hi>, um nach dem Heu zu ſehen, welches unſre Leute vor<lb/> acht Tagen allda gemacht hatten. Auch wollten wir, in der Nachbarſchaft ei-<lb/> nes daſelbſt befindlichen aber verlaßnen indianiſchen Wohnplatzes, Gemuͤſe fuͤr<lb/> das Schiffsvolk einſammlen. Bey dieſer Gelegenheit ſanden wir wiederum ei-<lb/> nige neue Pflanzen und ſchoſſen auch etliche kleine Voͤgel-, die von den bis-<lb/> her bekannten verſchieden waren. Nachmittags gab der Capitain mehreren Ma-<lb/> troſen Erlaubniß ans Land zu gehen, woſelbſt ſie von den Wilden allerhand<lb/> Curioſitaͤten einhandelten, und ſich zu gleicher Zeit um die Gunſt manches Maͤd-<lb/> chens bewarben, ohne ſich an die ekelhafte Unreinlichkeit derſelben im geringſten<lb/> zu kehren. Haͤtten ſie indeſſen nicht gleichſam aller Empfindung entſagt gehabt;<lb/> ſo wuͤrde die widrige Mode dieſer Frauensperſonen, ſich die Backen mit Oker<lb/> und Oel zu beſchmieren, ſie ſchon allein von dergleichen vertrauten Verbindungen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0213]
Forſter’s Reiſe um die Welt
deren in Captain Cooks voriger Reiſebeſchreibung erwaͤhnt iſt. Nachdem ſie
ein Paar Stunden an Bord geweſen, fiengen ſie an zu ſtehlen und alles auf die
Seite zu bringen, was ihnen in die Haͤnde fiel. Man ertappte einige die eben
eine vierſtuͤndige Sand-Uhr, eine Lampe, etliche Schnupftuͤcher und Meſſer fort-
ſchleppen wollten. Dieſes Diebes-Streichs wegen ließ ſie der Capitain zum
Schiffe hinaus werfen und ihnen andeuten, daß ſie nie wieder an Bord kommen
ſollten. Sie fuͤhlten vollkommen, wie ſehr ihnen eine ſolche Begegnung zur
Schande gereiche, und ihr hitziges Temperament, das keine Kraͤnkung ertragen
kann, gerieth daruͤber in Feuer und Flammen, ſo daß der eine ſich nicht enthalten
konnte von ſeinem Canot aus zu drohen, als wolle er zu Gewaltthaͤtigkeiten
ſchreiten. Dazu kom es indeſſen nicht, ſondern am Abend giengen ſie alle
ruhig ans Land und richteten, dem Schiffe gegenuͤber, aus Baumzweigen einige
Huͤtten auf, um die Nacht darunter zuzubringen. Hierauf zogen ſie die Ca-
nots aufs Land, zuͤndeten ein Feuer an und bereiteten ihr Abendeſſen, das aus
einigen Fiſchen beſtand, welche ſie in ihren Fahrzeugen, nicht weit vom Ufer, mit be-
ſonderer Geſchicklichkeit in einem Reiſen-Netz gefangen hatten. Beydes, ſo-
wohl das Netz als die Art ſich deſſelben zu bedienen, ſind in Cook’s voriger
Reiſe beſchrieben. *)
1773.
May.
Am folgenden Morgen fuhren wir, bey ſchoͤnem gelinden Wetter
nach Long-Eyland, um nach dem Heu zu ſehen, welches unſre Leute vor
acht Tagen allda gemacht hatten. Auch wollten wir, in der Nachbarſchaft ei-
nes daſelbſt befindlichen aber verlaßnen indianiſchen Wohnplatzes, Gemuͤſe fuͤr
das Schiffsvolk einſammlen. Bey dieſer Gelegenheit ſanden wir wiederum ei-
nige neue Pflanzen und ſchoſſen auch etliche kleine Voͤgel-, die von den bis-
her bekannten verſchieden waren. Nachmittags gab der Capitain mehreren Ma-
troſen Erlaubniß ans Land zu gehen, woſelbſt ſie von den Wilden allerhand
Curioſitaͤten einhandelten, und ſich zu gleicher Zeit um die Gunſt manches Maͤd-
chens bewarben, ohne ſich an die ekelhafte Unreinlichkeit derſelben im geringſten
zu kehren. Haͤtten ſie indeſſen nicht gleichſam aller Empfindung entſagt gehabt;
ſo wuͤrde die widrige Mode dieſer Frauensperſonen, ſich die Backen mit Oker
und Oel zu beſchmieren, ſie ſchon allein von dergleichen vertrauten Verbindungen
*) S. Hawkesworths Geſch. der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 389.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |