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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
Junius.
eln, wovon wir das Glück gehabt, einige frisch zu erhalten. Auch hatte er verschied-
ne Arten von Korn, imgleichen große Bohnen, Fasel-Bohnen und Erbsen
ausgesäet, und sich die letzte Zeit unsers Hierseyns über fast damit allein be-
schäftiget.

Am 1sten Junius kamen in der Frühe verschiedne Canots mit Wilden
zu uns, die wir noch nicht gesehen hatten. Ihre Fahrzeuge waren von ver-
schiedner Größe und drey derselben mit Seegeln versehen, die man sonst eben
nicht häufig unter ihnen antrift. Das Seegel bestand aus einer großen drey-
eckigten Matte, und war auf einer Seite an dem Maste, auf der andern an einer
Stange befestigt, welche beyde, unterwärts, in einem scharfen Winkel zusammen sties-
sen und sehr leicht losgemacht und niedergelassen werden konnten. Der obere oder
breitere Theil des Seegels war an dem Saum mit fünf braunen Federbüschen
ausgeziert. Der Boden der Canots bestand aus einem ausgehöhlten Baum-
stamm, die Seiten aber aus Brettern oder Planken. Von diesen hatten sie
immer eine auf die andre gesetzt, vermittelst kleiner Löcher, durch Schnüre von der
Neu-Seeländischen Flachspflanze fest zusammen gebunden, und hernach die
Fugen mit der Wolle von Schilf-Keulen (typha latifolia) dicht verstopft.
Unter diesen Canots gab es etliche doppelte, das ist, zwey derselben waren alsdann
mit Queerhölzern und Stricken neben und aneinander befestigt; die übrigen, ein-
fachen, hatten einen sogenannten Ausleger (outrigger) oder ein schmales Bret,
das an einer Seite des Canots an Queerhölzer, parallel mit dem Fahrzeug
befestigt war und dasselbe für dem sonst allzu leichten Umschlagen sichern sollte.
Alle diese Canots waren alt und schienen beynahe ausgedient zu haben, auch
keines derselben so reich mit Schnitzwerk und künstlicher Arbeit geziert, als jene,
welche Capitain Cook bey seiner ersten Reise, an der nördlichen Insel dieses
Landes, angetroffen und beschrieben hat; doch waren sie im Ganzen eben so
gebauet und hatten z. B. durchgehends ein unförmlich geschnitztes Menschen-
Gesicht am Vordertheil, hohe Hintertheile, imgleichen scharfgespitzte Ruder-
Schaufeln. Die Eigenthümer derselben brachten verschiedne von ihren Zierra-
then zum Verkauf, die mehrentheils aus Stücken von grünem Lapis ne-
phriticus
geschnitten, und uns der Form nach, zum Theil, neu waren. Ei-
nige waren flach und hatten eine scharfe Schneide, als Beil- oder Axt- Klin-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Junius.
eln, wovon wir das Gluͤck gehabt, einige friſch zu erhalten. Auch hatte er verſchied-
ne Arten von Korn, imgleichen große Bohnen, Faſel-Bohnen und Erbſen
ausgeſaͤet, und ſich die letzte Zeit unſers Hierſeyns uͤber faſt damit allein be-
ſchaͤftiget.

Am 1ſten Junius kamen in der Fruͤhe verſchiedne Canots mit Wilden
zu uns, die wir noch nicht geſehen hatten. Ihre Fahrzeuge waren von ver-
ſchiedner Groͤße und drey derſelben mit Seegeln verſehen, die man ſonſt eben
nicht haͤufig unter ihnen antrift. Das Seegel beſtand aus einer großen drey-
eckigten Matte, und war auf einer Seite an dem Maſte, auf der andern an einer
Stange befeſtigt, welche beyde, unterwaͤrts, in einem ſcharfen Winkel zuſammen ſtieſ-
ſen und ſehr leicht losgemacht und niedergelaſſen werden konnten. Der obere oder
breitere Theil des Seegels war an dem Saum mit fuͤnf braunen Federbuͤſchen
ausgeziert. Der Boden der Canots beſtand aus einem ausgehoͤhlten Baum-
ſtamm, die Seiten aber aus Brettern oder Planken. Von dieſen hatten ſie
immer eine auf die andre geſetzt, vermittelſt kleiner Loͤcher, durch Schnuͤre von der
Neu-Seelaͤndiſchen Flachspflanze feſt zuſammen gebunden, und hernach die
Fugen mit der Wolle von Schilf-Keulen (typha latifolia) dicht verſtopft.
Unter dieſen Canots gab es etliche doppelte, das iſt, zwey derſelben waren alsdann
mit Queerhoͤlzern und Stricken neben und aneinander befeſtigt; die uͤbrigen, ein-
fachen, hatten einen ſogenannten Ausleger (outrigger) oder ein ſchmales Bret,
das an einer Seite des Canots an Queerhoͤlzer, parallel mit dem Fahrzeug
befeſtigt war und daſſelbe fuͤr dem ſonſt allzu leichten Umſchlagen ſichern ſollte.
Alle dieſe Canots waren alt und ſchienen beynahe ausgedient zu haben, auch
keines derſelben ſo reich mit Schnitzwerk und kuͤnſtlicher Arbeit geziert, als jene,
welche Capitain Cook bey ſeiner erſten Reiſe, an der noͤrdlichen Inſel dieſes
Landes, angetroffen und beſchrieben hat; doch waren ſie im Ganzen eben ſo
gebauet und hatten z. B. durchgehends ein unfoͤrmlich geſchnitztes Menſchen-
Geſicht am Vordertheil, hohe Hintertheile, imgleichen ſcharfgeſpitzte Ruder-
Schaufeln. Die Eigenthuͤmer derſelben brachten verſchiedne von ihren Zierra-
then zum Verkauf, die mehrentheils aus Stuͤcken von gruͤnem Lapis ne-
phriticus
geſchnitten, und uns der Form nach, zum Theil, neu waren. Ei-
nige waren flach und hatten eine ſcharfe Schneide, als Beil- oder Axt- Klin-

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[164/0215] Forſter’s Reiſe um die Welt eln, wovon wir das Gluͤck gehabt, einige friſch zu erhalten. Auch hatte er verſchied- ne Arten von Korn, imgleichen große Bohnen, Faſel-Bohnen und Erbſen ausgeſaͤet, und ſich die letzte Zeit unſers Hierſeyns uͤber faſt damit allein be- ſchaͤftiget. 1773. Junius. Am 1ſten Junius kamen in der Fruͤhe verſchiedne Canots mit Wilden zu uns, die wir noch nicht geſehen hatten. Ihre Fahrzeuge waren von ver- ſchiedner Groͤße und drey derſelben mit Seegeln verſehen, die man ſonſt eben nicht haͤufig unter ihnen antrift. Das Seegel beſtand aus einer großen drey- eckigten Matte, und war auf einer Seite an dem Maſte, auf der andern an einer Stange befeſtigt, welche beyde, unterwaͤrts, in einem ſcharfen Winkel zuſammen ſtieſ- ſen und ſehr leicht losgemacht und niedergelaſſen werden konnten. Der obere oder breitere Theil des Seegels war an dem Saum mit fuͤnf braunen Federbuͤſchen ausgeziert. Der Boden der Canots beſtand aus einem ausgehoͤhlten Baum- ſtamm, die Seiten aber aus Brettern oder Planken. Von dieſen hatten ſie immer eine auf die andre geſetzt, vermittelſt kleiner Loͤcher, durch Schnuͤre von der Neu-Seelaͤndiſchen Flachspflanze feſt zuſammen gebunden, und hernach die Fugen mit der Wolle von Schilf-Keulen (typha latifolia) dicht verſtopft. Unter dieſen Canots gab es etliche doppelte, das iſt, zwey derſelben waren alsdann mit Queerhoͤlzern und Stricken neben und aneinander befeſtigt; die uͤbrigen, ein- fachen, hatten einen ſogenannten Ausleger (outrigger) oder ein ſchmales Bret, das an einer Seite des Canots an Queerhoͤlzer, parallel mit dem Fahrzeug befeſtigt war und daſſelbe fuͤr dem ſonſt allzu leichten Umſchlagen ſichern ſollte. Alle dieſe Canots waren alt und ſchienen beynahe ausgedient zu haben, auch keines derſelben ſo reich mit Schnitzwerk und kuͤnſtlicher Arbeit geziert, als jene, welche Capitain Cook bey ſeiner erſten Reiſe, an der noͤrdlichen Inſel dieſes Landes, angetroffen und beſchrieben hat; doch waren ſie im Ganzen eben ſo gebauet und hatten z. B. durchgehends ein unfoͤrmlich geſchnitztes Menſchen- Geſicht am Vordertheil, hohe Hintertheile, imgleichen ſcharfgeſpitzte Ruder- Schaufeln. Die Eigenthuͤmer derſelben brachten verſchiedne von ihren Zierra- then zum Verkauf, die mehrentheils aus Stuͤcken von gruͤnem Lapis ne- phriticus geſchnitten, und uns der Form nach, zum Theil, neu waren. Ei- nige waren flach und hatten eine ſcharfe Schneide, als Beil- oder Axt- Klin-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/215>, abgerufen am 24.11.2024.