Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.August.so nahe, daß wir schon das Quiken junger Ferkel hören konnten, und dieser Ton klang uns damals lieblicher als die herrlichste Music des größten Virtuosen. Indessen waren unsre Leute nicht so glücklich, einige davon zu erhandeln, viel- mehr weigerte man sich, sie ihnen zu verkaufen, unter dem Vorwande, daß sie insgesammt dem Erih oder Könige zugehörten. Mittlerweile, daß dies am Lande vorgieng, langte beym Schiff ein größe- *) In Hawkesworths Gesch der engl. See Reisen in 4. zweyter Band, pag. 85. ist die-
ser Name, der engl. Schreibart nach, Tootahah ortographirt, weiches Tutahah aus- gesprochen wird Dieser Mann war damals Regent, oder doch Administrator der Landes- gierung, S. ebendas. Seite 105. 120. Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Auguſt.ſo nahe, daß wir ſchon das Quiken junger Ferkel hoͤren konnten, und dieſer Ton klang uns damals lieblicher als die herrlichſte Muſic des groͤßten Virtuoſen. Indeſſen waren unſre Leute nicht ſo gluͤcklich, einige davon zu erhandeln, viel- mehr weigerte man ſich, ſie ihnen zu verkaufen, unter dem Vorwande, daß ſie insgeſammt dem Erih oder Koͤnige zugehoͤrten. Mittlerweile, daß dies am Lande vorgieng, langte beym Schiff ein groͤße- *) In Hawkesworths Geſch der engl. See Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 85. iſt die-
ſer Name, der engl. Schreibart nach, Tootahah ortographirt, weiches Tutahah aus- geſprochen wird Dieſer Mann war damals Regent, oder doch Adminiſtrator der Landes- gierung, S. ebendaſ. Seite 105. 120. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0249" n="196"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Auguſt.</note>ſo nahe, daß wir ſchon das Quiken junger Ferkel hoͤren konnten, und dieſer<lb/> Ton klang uns damals lieblicher als die herrlichſte Muſic des groͤßten Virtuoſen.<lb/> Indeſſen waren unſre Leute nicht ſo gluͤcklich, einige davon zu erhandeln, viel-<lb/> mehr weigerte man ſich, ſie ihnen zu verkaufen, unter dem Vorwande, daß ſie<lb/> insgeſammt dem <hi rendition="#fr">Erih</hi> oder Koͤnige zugehoͤrten.</p><lb/> <p>Mittlerweile, daß dies am Lande vorgieng, langte beym Schiff ein groͤße-<lb/> res Canot an, in welchem ſich ein ſchoͤner wohlgebildeter Mann befand, der<lb/> ohngefaͤhr 6 Fus groß ſeyn mochte und drey Frauensperſonen bey ſich hatte.<lb/> Dieſe kamen allerſeits an Bord, und der Mann meldete uns gleich beym Ein-<lb/> tritt daß er <hi rendition="#fr"><persName>O-Ta<hi rendition="#aq">ï</hi></persName></hi> hieße. Er ſchien in dieſer Gegend der Inſel von einiger<lb/> Bedeutung zu ſeyn und mochte wohl zu der Claſſe von Vaſallen oder Freyen ge-<lb/> hoͤren, welche in Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cooks</persName></hi> erſter Reiſe <hi rendition="#fr">Manahunaͤ’s</hi> genannt werden.<lb/> Er geſellete ſich alsbald zu den Officieren, die auf dem Verdeck beyſammen waren,<lb/> vermuthlich, weil er glaubte, daß ſich dieſe Geſellſchaft und dieſer Platz<lb/> am beſten fuͤr ihn ſchickten. Er war um ein merkliches weißer als irgend einer von<lb/> ſeinen Landsleuten, ſo viel wir deren noch geſehen, und gab in dieſem Betracht<lb/> den weſtindiſchen Meſtizen wenig nach: Dabey hatte er wuͤrklich ſchoͤne und<lb/> regelmaͤßige Zuͤge; die Stirn war hoch, die Augenbrauen gewoͤlbt, die großen<lb/> ſchwarzen Augen voll Ausdrucks und die Naſe wohl proportionirt. In der<lb/> Bildung des Mundes lag etwas beſonders angenehmes und gefaͤlliges; die Lip-<lb/> pen waren zwar etwas dick, aber nicht unangenehm oder aufgeworfen. Der<lb/> Bart war ſchwarz und fein gekraͤuſelt und ſein pechſchwarzes, von Natur lockig-<lb/> tes Haar hieng ihm, der Landesart nach, um den Hals. Da er aber ſahe, daß<lb/> wir unſre Haare im Nacken zuſammen gebunden trugen, ſo war er gleich dar-<lb/> uͤber her dieſe Mode nachzuahmen und bediente ſich hiezu eines ſchwarzen ſeidnen<lb/> Halstuches, welches ihm Herr <hi rendition="#fr"><persName>Clerke</persName></hi> geſchenkt hatte. Im Ganzen war der Coͤr-<lb/> per wohlgebildet, jedoch etwas zu dick; und auch die Fuͤße verhaͤltnißweiſe<lb/> zu groß. Mit Huͤlfe unſrer Woͤrter-Buͤcher legten wir ihm verſchiedne<lb/> Fragen vor. Eine der erſten war, ob <hi rendition="#fr"><persName>Tutahah</persName></hi> <note place="foot" n="*)">In <persName>Hawkesworths</persName> Geſch der engl. See Reiſen in 4. zweyter Band, <hi rendition="#aq">pag.</hi> 85. iſt die-<lb/> ſer Name, der engl. Schreibart nach, <hi rendition="#fr"><persName>Tootahah</persName></hi> ortographirt, weiches <hi rendition="#fr"><persName>Tutahah</persName></hi> aus-<lb/> geſprochen wird Dieſer Mann war damals Regent, oder doch Adminiſtrator der Landes-<lb/> gierung, S. ebendaſ. Seite 105. 120.</note> noch wohl ſey? Wir<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0249]
Forſter’s Reiſe um die Welt
ſo nahe, daß wir ſchon das Quiken junger Ferkel hoͤren konnten, und dieſer
Ton klang uns damals lieblicher als die herrlichſte Muſic des groͤßten Virtuoſen.
Indeſſen waren unſre Leute nicht ſo gluͤcklich, einige davon zu erhandeln, viel-
mehr weigerte man ſich, ſie ihnen zu verkaufen, unter dem Vorwande, daß ſie
insgeſammt dem Erih oder Koͤnige zugehoͤrten.
1773.
Auguſt.
Mittlerweile, daß dies am Lande vorgieng, langte beym Schiff ein groͤße-
res Canot an, in welchem ſich ein ſchoͤner wohlgebildeter Mann befand, der
ohngefaͤhr 6 Fus groß ſeyn mochte und drey Frauensperſonen bey ſich hatte.
Dieſe kamen allerſeits an Bord, und der Mann meldete uns gleich beym Ein-
tritt daß er O-Taï hieße. Er ſchien in dieſer Gegend der Inſel von einiger
Bedeutung zu ſeyn und mochte wohl zu der Claſſe von Vaſallen oder Freyen ge-
hoͤren, welche in Capitain Cooks erſter Reiſe Manahunaͤ’s genannt werden.
Er geſellete ſich alsbald zu den Officieren, die auf dem Verdeck beyſammen waren,
vermuthlich, weil er glaubte, daß ſich dieſe Geſellſchaft und dieſer Platz
am beſten fuͤr ihn ſchickten. Er war um ein merkliches weißer als irgend einer von
ſeinen Landsleuten, ſo viel wir deren noch geſehen, und gab in dieſem Betracht
den weſtindiſchen Meſtizen wenig nach: Dabey hatte er wuͤrklich ſchoͤne und
regelmaͤßige Zuͤge; die Stirn war hoch, die Augenbrauen gewoͤlbt, die großen
ſchwarzen Augen voll Ausdrucks und die Naſe wohl proportionirt. In der
Bildung des Mundes lag etwas beſonders angenehmes und gefaͤlliges; die Lip-
pen waren zwar etwas dick, aber nicht unangenehm oder aufgeworfen. Der
Bart war ſchwarz und fein gekraͤuſelt und ſein pechſchwarzes, von Natur lockig-
tes Haar hieng ihm, der Landesart nach, um den Hals. Da er aber ſahe, daß
wir unſre Haare im Nacken zuſammen gebunden trugen, ſo war er gleich dar-
uͤber her dieſe Mode nachzuahmen und bediente ſich hiezu eines ſchwarzen ſeidnen
Halstuches, welches ihm Herr Clerke geſchenkt hatte. Im Ganzen war der Coͤr-
per wohlgebildet, jedoch etwas zu dick; und auch die Fuͤße verhaͤltnißweiſe
zu groß. Mit Huͤlfe unſrer Woͤrter-Buͤcher legten wir ihm verſchiedne
Fragen vor. Eine der erſten war, ob Tutahah *) noch wohl ſey? Wir
*) In Hawkesworths Geſch der engl. See Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 85. iſt die-
ſer Name, der engl. Schreibart nach, Tootahah ortographirt, weiches Tutahah aus-
geſprochen wird Dieſer Mann war damals Regent, oder doch Adminiſtrator der Landes-
gierung, S. ebendaſ. Seite 105. 120.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |