Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.August.hatten die ersteren ihre Bedienten (Tutuhs) abgeschickt, und große Stücke ihres besten Zeuges, Scharlach, Rosenroth oder Blasgelb gefärbt und mit dem feinsten wohlriechenden Oel parfumirt, holen lassen, um uns Gegenpräsente damit zu machen. Sie legten uns solche über unsre Kleidungen an und beladeten uns so sehr damit, daß wir uns kaum zu rühren im Stande waren. Mancherley Fragen Tabane, (Herrn Banks,) Tolano, (Dr. Solander,) und andre Bekannte betreffend, folgten dem wichtigern Geschäft Geschenke zu empfangen; aber nach Tupaya (Tupeia) oder Parua, wie er gemeiniglich genannt ward, fragten nur einige einzelne Personen, die auch die Nachricht von seinem Tode mit ziemlicher Gleichgültigkeit anhörten, ohnerachtet die weitläuftige Kenntniß dieses Mannes, ihn unsrem Bedünken nach, seinen Landsleuten werth und angenehm hätte machen sollen. Während dieser Unterredung spielte unser Berg- schotte einige Stücke auf dem Dudelsack, zum unendlichen Vergnügen der Zuhö- rer, die über seine Music voll Verwundrung und Entzücken waren. König O-Tu insbesondre war mit seiner Kunst, die warlich nicht viel bedeutete, so ausnehmend zufrieden, daß er ihm ein großes Stück des gröbern Zeuges zur Belohnung reichen ließ. Da dies nur eine Ceremonien-Visite war, so wollten wir uns nicht lange *) S. Hawkesworths Gesch der engl. See-Reisen in 4. zweyter Band, pag. 152. wo er Whappai genannt wird. **) S. Hawkesworths Gesch. der engl. See-Reisen in 4. zweyter Band, pag. 241.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Auguſt.hatten die erſteren ihre Bedienten (Tutuhs) abgeſchickt, und große Stuͤcke ihres beſten Zeuges, Scharlach, Roſenroth oder Blasgelb gefaͤrbt und mit dem feinſten wohlriechenden Oel parfumirt, holen laſſen, um uns Gegenpraͤſente damit zu machen. Sie legten uns ſolche uͤber unſre Kleidungen an und beladeten uns ſo ſehr damit, daß wir uns kaum zu ruͤhren im Stande waren. Mancherley Fragen Tabane, (Herrn Banks,) Tolano, (Dr. Solander,) und andre Bekannte betreffend, folgten dem wichtigern Geſchaͤft Geſchenke zu empfangen; aber nach Tupaya (Tupeia) oder Parua, wie er gemeiniglich genannt ward, fragten nur einige einzelne Perſonen, die auch die Nachricht von ſeinem Tode mit ziemlicher Gleichguͤltigkeit anhoͤrten, ohnerachtet die weitlaͤuftige Kenntniß dieſes Mannes, ihn unſrem Beduͤnken nach, ſeinen Landsleuten werth und angenehm haͤtte machen ſollen. Waͤhrend dieſer Unterredung ſpielte unſer Berg- ſchotte einige Stuͤcke auf dem Dudelſack, zum unendlichen Vergnuͤgen der Zuhoͤ- rer, die uͤber ſeine Muſic voll Verwundrung und Entzuͤcken waren. Koͤnig O-Tu insbeſondre war mit ſeiner Kunſt, die warlich nicht viel bedeutete, ſo ausnehmend zufrieden, daß er ihm ein großes Stuͤck des groͤbern Zeuges zur Belohnung reichen ließ. Da dies nur eine Ceremonien-Viſite war, ſo wollten wir uns nicht lange *) S. Hawkesworths Geſch der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 152. wo er Whappai genannt wird. **) S. Hawkesworths Geſch. der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 241.
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Forſter’s Reiſe um die Welt
hatten die erſteren ihre Bedienten (Tutuhs) abgeſchickt, und große Stuͤcke ihres
beſten Zeuges, Scharlach, Roſenroth oder Blasgelb gefaͤrbt und mit dem feinſten
wohlriechenden Oel parfumirt, holen laſſen, um uns Gegenpraͤſente damit zu
machen. Sie legten uns ſolche uͤber unſre Kleidungen an und beladeten uns
ſo ſehr damit, daß wir uns kaum zu ruͤhren im Stande waren. Mancherley
Fragen Tabane, (Herrn Banks,) Tolano, (Dr. Solander,) und andre
Bekannte betreffend, folgten dem wichtigern Geſchaͤft Geſchenke zu empfangen;
aber nach Tupaya (Tupeia) oder Parua, wie er gemeiniglich genannt ward,
fragten nur einige einzelne Perſonen, die auch die Nachricht von ſeinem Tode
mit ziemlicher Gleichguͤltigkeit anhoͤrten, ohnerachtet die weitlaͤuftige Kenntniß
dieſes Mannes, ihn unſrem Beduͤnken nach, ſeinen Landsleuten werth und
angenehm haͤtte machen ſollen. Waͤhrend dieſer Unterredung ſpielte unſer Berg-
ſchotte einige Stuͤcke auf dem Dudelſack, zum unendlichen Vergnuͤgen der Zuhoͤ-
rer, die uͤber ſeine Muſic voll Verwundrung und Entzuͤcken waren. Koͤnig
O-Tu insbeſondre war mit ſeiner Kunſt, die warlich nicht viel bedeutete,
ſo ausnehmend zufrieden, daß er ihm ein großes Stuͤck des groͤbern Zeuges zur
Belohnung reichen ließ.
1773.
Auguſt.
Da dies nur eine Ceremonien-Viſite war, ſo wollten wir uns nicht lange
aufhalten, und waren eben im Begriff Abſchied zu nehmen, als wir durch die
Ankunft von E-Happaï *), den Vater des Koͤnigs, noch eine Weile aufgehal-
ten wurden. Er war ein langer, magrer Mann mit grauem Barte und grauem
Kopfe, ſchien aber, ſeines hohen Alters ohnerachtet, noch nicht abgelebt zu ſeyn.
Was ihm die Capitains ſchenkten, nahm er mit jener kalten Gleichguͤltigkeit
an, die alten Leuten wohl eigen zu ſeyn pflegt. Wir waren zwar ſchon durch die
vorigen Reiſebeſchreibungen von der ſonderbaren Verfaſſung unterrichtet, ver-
moͤge welcher der Sohn noch bey Lebzeiten des Vaters die Regierung annimmt: **)
doch wunderte es uns, daß der alte Happai ſich uͤberdies noch der Landesgewohn-
heit unterwerfen, und in Gegenwart ſeines Sohns die Schultern ſo gut als je-
der andre entbloͤßen mußte. Der Begriff von Blutsverwandtſchaft iſt alſo hier
*) S. Hawkesworths Geſch der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 152. wo er
Whappai genannt wird.
**) S. Hawkesworths Geſch. der engl. See-Reiſen in 4. zweyter Band, pag. 241.
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