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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
hier eingeführten Behandlung ebenfalls und rühmt die wohlthätige Würkung1773.
August.

derselben aus eigner Erfahrung. *) Osbeck sagt in der Beschreibung seiner
Reise nach China, daß diese Operation daselbst sehr gewöhnlich sey, und daß
besonders die Chinesischen Barbierer ausnehmend gut damit umzugehen wüß-
ten. **) Endlich, findet man in Grose's ostindischer Reisebeschreibung
umständliche Nachricht von einer Kunst, die bey den Ostindianern Tschamping
genannt wird, und nichts anders als eine wollüstige Verfeinerung eben dieses
Stärkungsmittels zu seyn scheint, ja er führt sogar aus dem Martial und
Seneca Stellen an, ***) aus welchen sich mit Wahrscheinlichkeit schließen
läßt, daß auch den Römern dieser Handgrif bekannt gewesen seyn müsse:
Percurrit agili corpus arte tactatrix
Manumque doctam spargit omnibus membris.

Martial.

Wir hatten nun nicht länger Ursach über Mangel von Appetit zu klagen, woran
es uns zuvor, blos der Müdigkeit wegen, gefehlt hatte; denn sobald das Essen auf-
getragen ward, welches, der ländlichen Genügsamkeit der Einwohner gemäs, aus
nichts als Früchten und Wurzelwerk bestand, so fielen wir ganz herzhaft dar-
über her und fanden uns, nach eingenommener Mahlzeit wiederum so munter,
als wir am frühen Morgen kaum gewesen waren. Nachdem wir auf solche Art
wohl zwey Stunden bey dieser gastfreyen Familie zugebracht hatten, so beschenk-
ten wir unsern gütigen Wirth, imgleichen seine schöne Tochter nebst ihren Freun-
dinnen, deren Sorgfalt wir die geschwindere Herstellung unsrer Kräfte haupt-
sächlich zu verdanken hatten, so reichlich es unser Vorrath von Corallen, Nägeln
und Messern zulassen wollte, und schieden alsdenn ohngefähr um 3 Uhr von ihnen.

Auf dem Rückwege kamen wir bey vielen Häusern vorbey, deren Be-
wohner sich im Schatten ihrer Frucht-bäume truppweise hingelagert hatten und
den schönen Nachmittag gemeinschaftlich mit einander genossen. In einem die-

*) S. Hawkesworths Gesch. der engl. See Reisen, in 4. erster Band, pag. 238.
**) Osbecks und Toreens Reisen nach China.
***) Grose's Voyage englische Ausgabe, Vol. I. p. 113.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
hier eingefuͤhrten Behandlung ebenfalls und ruͤhmt die wohlthaͤtige Wuͤrkung1773.
Auguſt.

derſelben aus eigner Erfahrung. *) Osbeck ſagt in der Beſchreibung ſeiner
Reiſe nach China, daß dieſe Operation daſelbſt ſehr gewoͤhnlich ſey, und daß
beſonders die Chineſiſchen Barbierer ausnehmend gut damit umzugehen wuͤß-
ten. **) Endlich, findet man in Groſe’s oſtindiſcher Reiſebeſchreibung
umſtaͤndliche Nachricht von einer Kunſt, die bey den Oſtindianern Tſchamping
genannt wird, und nichts anders als eine wolluͤſtige Verfeinerung eben dieſes
Staͤrkungsmittels zu ſeyn ſcheint, ja er fuͤhrt ſogar aus dem Martial und
Seneca Stellen an, ***) aus welchen ſich mit Wahrſcheinlichkeit ſchließen
laͤßt, daß auch den Roͤmern dieſer Handgrif bekannt geweſen ſeyn muͤſſe:
Percurrit agili corpus arte tactatrix
Manumque doctam ſpargit omnibus membris.

Martial.

Wir hatten nun nicht laͤnger Urſach uͤber Mangel von Appetit zu klagen, woran
es uns zuvor, blos der Muͤdigkeit wegen, gefehlt hatte; denn ſobald das Eſſen auf-
getragen ward, welches, der laͤndlichen Genuͤgſamkeit der Einwohner gemaͤs, aus
nichts als Fruͤchten und Wurzelwerk beſtand, ſo fielen wir ganz herzhaft dar-
uͤber her und fanden uns, nach eingenommener Mahlzeit wiederum ſo munter,
als wir am fruͤhen Morgen kaum geweſen waren. Nachdem wir auf ſolche Art
wohl zwey Stunden bey dieſer gaſtfreyen Familie zugebracht hatten, ſo beſchenk-
ten wir unſern guͤtigen Wirth, imgleichen ſeine ſchoͤne Tochter nebſt ihren Freun-
dinnen, deren Sorgfalt wir die geſchwindere Herſtellung unſrer Kraͤfte haupt-
ſaͤchlich zu verdanken hatten, ſo reichlich es unſer Vorrath von Corallen, Naͤgeln
und Meſſern zulaſſen wollte, und ſchieden alsdenn ohngefaͤhr um 3 Uhr von ihnen.

Auf dem Ruͤckwege kamen wir bey vielen Haͤuſern vorbey, deren Be-
wohner ſich im Schatten ihrer Frucht-baͤume truppweiſe hingelagert hatten und
den ſchoͤnen Nachmittag gemeinſchaftlich mit einander genoſſen. In einem die-

*) S. Hawkesworths Geſch. der engl. See Reiſen, in 4. erſter Band, pag. 238.
**) Osbecks und Toreens Reiſen nach China.
***) Groſe’s Voyage engliſche Ausgabe, Vol. I. p. 113.
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[267/0322] in den Jahren 1772 bis 1775. hier eingefuͤhrten Behandlung ebenfalls und ruͤhmt die wohlthaͤtige Wuͤrkung derſelben aus eigner Erfahrung. *) Osbeck ſagt in der Beſchreibung ſeiner Reiſe nach China, daß dieſe Operation daſelbſt ſehr gewoͤhnlich ſey, und daß beſonders die Chineſiſchen Barbierer ausnehmend gut damit umzugehen wuͤß- ten. **) Endlich, findet man in Groſe’s oſtindiſcher Reiſebeſchreibung umſtaͤndliche Nachricht von einer Kunſt, die bey den Oſtindianern Tſchamping genannt wird, und nichts anders als eine wolluͤſtige Verfeinerung eben dieſes Staͤrkungsmittels zu ſeyn ſcheint, ja er fuͤhrt ſogar aus dem Martial und Seneca Stellen an, ***) aus welchen ſich mit Wahrſcheinlichkeit ſchließen laͤßt, daß auch den Roͤmern dieſer Handgrif bekannt geweſen ſeyn muͤſſe: Percurrit agili corpus arte tactatrix Manumque doctam ſpargit omnibus membris. Martial. Wir hatten nun nicht laͤnger Urſach uͤber Mangel von Appetit zu klagen, woran es uns zuvor, blos der Muͤdigkeit wegen, gefehlt hatte; denn ſobald das Eſſen auf- getragen ward, welches, der laͤndlichen Genuͤgſamkeit der Einwohner gemaͤs, aus nichts als Fruͤchten und Wurzelwerk beſtand, ſo fielen wir ganz herzhaft dar- uͤber her und fanden uns, nach eingenommener Mahlzeit wiederum ſo munter, als wir am fruͤhen Morgen kaum geweſen waren. Nachdem wir auf ſolche Art wohl zwey Stunden bey dieſer gaſtfreyen Familie zugebracht hatten, ſo beſchenk- ten wir unſern guͤtigen Wirth, imgleichen ſeine ſchoͤne Tochter nebſt ihren Freun- dinnen, deren Sorgfalt wir die geſchwindere Herſtellung unſrer Kraͤfte haupt- ſaͤchlich zu verdanken hatten, ſo reichlich es unſer Vorrath von Corallen, Naͤgeln und Meſſern zulaſſen wollte, und ſchieden alsdenn ohngefaͤhr um 3 Uhr von ihnen. 1773. Auguſt. Auf dem Ruͤckwege kamen wir bey vielen Haͤuſern vorbey, deren Be- wohner ſich im Schatten ihrer Frucht-baͤume truppweiſe hingelagert hatten und den ſchoͤnen Nachmittag gemeinſchaftlich mit einander genoſſen. In einem die- *) S. Hawkesworths Geſch. der engl. See Reiſen, in 4. erſter Band, pag. 238. **) Osbecks und Toreens Reiſen nach China. ***) Groſe’s Voyage engliſche Ausgabe, Vol. I. p. 113. L l 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/322>, abgerufen am 21.11.2024.