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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1773.
Septem-
ber.
Sonnen-Untergang trafen auch die nach O-Taha abgeschickten Boote, mit einer
dort aufgekauften Ladung Bananen und Coco-Nüssen, imgleichen mit einigen
Schweinen, wieder bey dem Schiffe ein. Sie waren an eben dem Tage, da
sie von uns gegangen, des Morgens bey guter Zeit, an der östlichen Seite einer
schönen Bay, O-Hamane genannt, vor Anker gelangt. Ihrer Beschrei-
bung nach, war sowohl das Land als die Einwohner dieser Insel, von eben sol-
cher Beschaffenheit als in den übrigen Inseln dieses Archipelagus. Und
würklich sind Gewächse und Thiere hier überall von einerley Art, nur daß man
in einer Insel diese, in anderen jene Gattung seltner oder häufiger antrifft. So
war zum Exempel der Baum, den unsre Seeleute einen Apfelbaum nannten
(Spondias) sehr häufig auf Tahiti, hingegen sehr selten auf Raietea und
Huaheine, und auf Taha ebenfalls nicht gemein. Hühner fanden wir auf
Tahiti fast gar nicht: Dagegen gab es deren auf den Societäts-Inseln
die Menge. Ratten, welche Tahiti bey tausenden plagten, waren nicht so
zahlreich auf O-Taha, noch seltner auf Raietea, und auf Huaheine bekam
man dergleichen kaum zu sehen.

Nachdem unsre Leute im Haven O-Hamane zu Mittage gespeißt hat-
ten, begaben sie sich nach der zunächst gegen Norden gelegnen Bucht, um dem
dortigen Befehlshaber O-Tah, einen Besuch abzustatten, bey dessen Hause
auch ein Hiwa oder öffentlicher Tanz angestellt werden sollte. Auf dem Wege
dahin erblickten sie von fern eine Frauensperson, die ganz sonderbar gekleidet
und über und über schwarz gemacht war. Es hieß, sie traure und sey eben mit
den Beerdigungs-Ceremonien beschäftigt. Je näher sie der Wohnung des Be-
fehlshabers kamen, desto größer ward, sowohl um ihrer, als um des Hiwa's
willen, das Gedränge. Endlich langten sie bey dem Hause an; der Erih war
ein ältlicher Mann und sas auf einem hölzernen Stuhle, wovon er, gleich bey
Erblickung der Fremden, meinem Vater die Hälfte zum Sitz einräumte. Es
währete nicht lange, so eröffneten drey junge Mädchen den Tanz, wovon die ältere
nicht über zehn, und die jüngste nicht völlig fünf Jahr alt war. Die Music be-
stand, wie gewöhnlich, aus drey Trommeln; und zwischen den Acten führten
drey Mannsleute ein pantomimisches Drama auf, in welchem schlafende Rei-
sende vorgestellt wurden, denen einige Diebe mit großer Geschicklichkeit die

Forſter’s Reiſe um die Welt
1773.
Septem-
ber.
Sonnen-Untergang trafen auch die nach O-Taha abgeſchickten Boote, mit einer
dort aufgekauften Ladung Bananen und Coco-Nuͤſſen, imgleichen mit einigen
Schweinen, wieder bey dem Schiffe ein. Sie waren an eben dem Tage, da
ſie von uns gegangen, des Morgens bey guter Zeit, an der oͤſtlichen Seite einer
ſchoͤnen Bay, O-Hamane genannt, vor Anker gelangt. Ihrer Beſchrei-
bung nach, war ſowohl das Land als die Einwohner dieſer Inſel, von eben ſol-
cher Beſchaffenheit als in den uͤbrigen Inſeln dieſes Archipelagus. Und
wuͤrklich ſind Gewaͤchſe und Thiere hier uͤberall von einerley Art, nur daß man
in einer Inſel dieſe, in anderen jene Gattung ſeltner oder haͤufiger antrifft. So
war zum Exempel der Baum, den unſre Seeleute einen Apfelbaum nannten
(Spondias) ſehr haͤufig auf Tahiti, hingegen ſehr ſelten auf Raietea und
Huaheine, und auf Taha ebenfalls nicht gemein. Huͤhner fanden wir auf
Tahiti faſt gar nicht: Dagegen gab es deren auf den Societaͤts-Inſeln
die Menge. Ratten, welche Tahiti bey tauſenden plagten, waren nicht ſo
zahlreich auf O-Taha, noch ſeltner auf Raietea, und auf Huaheine bekam
man dergleichen kaum zu ſehen.

Nachdem unſre Leute im Haven O-Hamane zu Mittage geſpeißt hat-
ten, begaben ſie ſich nach der zunaͤchſt gegen Norden gelegnen Bucht, um dem
dortigen Befehlshaber O-Tah, einen Beſuch abzuſtatten, bey deſſen Hauſe
auch ein Hiwa oder oͤffentlicher Tanz angeſtellt werden ſollte. Auf dem Wege
dahin erblickten ſie von fern eine Frauensperſon, die ganz ſonderbar gekleidet
und uͤber und uͤber ſchwarz gemacht war. Es hieß, ſie traure und ſey eben mit
den Beerdigungs-Ceremonien beſchaͤftigt. Je naͤher ſie der Wohnung des Be-
fehlshabers kamen, deſto groͤßer ward, ſowohl um ihrer, als um des Hiwa’s
willen, das Gedraͤnge. Endlich langten ſie bey dem Hauſe an; der Erih war
ein aͤltlicher Mann und ſas auf einem hoͤlzernen Stuhle, wovon er, gleich bey
Erblickung der Fremden, meinem Vater die Haͤlfte zum Sitz einraͤumte. Es
waͤhrete nicht lange, ſo eroͤffneten drey junge Maͤdchen den Tanz, wovon die aͤltere
nicht uͤber zehn, und die juͤngſte nicht voͤllig fuͤnf Jahr alt war. Die Muſic be-
ſtand, wie gewoͤhnlich, aus drey Trommeln; und zwiſchen den Acten fuͤhrten
drey Mannsleute ein pantomimiſches Drama auf, in welchem ſchlafende Rei-
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[310/0365] Forſter’s Reiſe um die Welt Sonnen-Untergang trafen auch die nach O-Taha abgeſchickten Boote, mit einer dort aufgekauften Ladung Bananen und Coco-Nuͤſſen, imgleichen mit einigen Schweinen, wieder bey dem Schiffe ein. Sie waren an eben dem Tage, da ſie von uns gegangen, des Morgens bey guter Zeit, an der oͤſtlichen Seite einer ſchoͤnen Bay, O-Hamane genannt, vor Anker gelangt. Ihrer Beſchrei- bung nach, war ſowohl das Land als die Einwohner dieſer Inſel, von eben ſol- cher Beſchaffenheit als in den uͤbrigen Inſeln dieſes Archipelagus. Und wuͤrklich ſind Gewaͤchſe und Thiere hier uͤberall von einerley Art, nur daß man in einer Inſel dieſe, in anderen jene Gattung ſeltner oder haͤufiger antrifft. So war zum Exempel der Baum, den unſre Seeleute einen Apfelbaum nannten (Spondias) ſehr haͤufig auf Tahiti, hingegen ſehr ſelten auf Raietea und Huaheine, und auf Taha ebenfalls nicht gemein. Huͤhner fanden wir auf Tahiti faſt gar nicht: Dagegen gab es deren auf den Societaͤts-Inſeln die Menge. Ratten, welche Tahiti bey tauſenden plagten, waren nicht ſo zahlreich auf O-Taha, noch ſeltner auf Raietea, und auf Huaheine bekam man dergleichen kaum zu ſehen. 1773. Septem- ber. Nachdem unſre Leute im Haven O-Hamane zu Mittage geſpeißt hat- ten, begaben ſie ſich nach der zunaͤchſt gegen Norden gelegnen Bucht, um dem dortigen Befehlshaber O-Tah, einen Beſuch abzuſtatten, bey deſſen Hauſe auch ein Hiwa oder oͤffentlicher Tanz angeſtellt werden ſollte. Auf dem Wege dahin erblickten ſie von fern eine Frauensperſon, die ganz ſonderbar gekleidet und uͤber und uͤber ſchwarz gemacht war. Es hieß, ſie traure und ſey eben mit den Beerdigungs-Ceremonien beſchaͤftigt. Je naͤher ſie der Wohnung des Be- fehlshabers kamen, deſto groͤßer ward, ſowohl um ihrer, als um des Hiwa’s willen, das Gedraͤnge. Endlich langten ſie bey dem Hauſe an; der Erih war ein aͤltlicher Mann und ſas auf einem hoͤlzernen Stuhle, wovon er, gleich bey Erblickung der Fremden, meinem Vater die Haͤlfte zum Sitz einraͤumte. Es waͤhrete nicht lange, ſo eroͤffneten drey junge Maͤdchen den Tanz, wovon die aͤltere nicht uͤber zehn, und die juͤngſte nicht voͤllig fuͤnf Jahr alt war. Die Muſic be- ſtand, wie gewoͤhnlich, aus drey Trommeln; und zwiſchen den Acten fuͤhrten drey Mannsleute ein pantomimiſches Drama auf, in welchem ſchlafende Rei- ſende vorgeſtellt wurden, denen einige Diebe mit großer Geſchicklichkeit die

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/365>, abgerufen am 21.11.2024.