Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
Rachsucht eines einzigen Mannes konnte also in diesem Fall ihren Nutzen
haben. Bey Gelegenheit Capitain Cooks dritter Reise hatte sie sich aber
schon abgekühlt. Es ward zu wiederholtenmalen vorgeschlagen, auch diesmal
wieder Naturforscher auszuschicken, allein die Wissenschaft war nie des Mini-
sters Object gewesen. Sie war ihm vor wie nach verächtlich, und folglich
ward auf der neuen Reise kein Gelehrter geduldet. *)

In jedem Schiffe wurden die Bestandtheile eines kleinen Fahrzeugs von
20 Tonnen mitgenommen, die bey Gelegenheit zusammengesetzt werden konn-
ten, im Fall die Schiffe verloren giengen, oder wir etwas zu verschicken
hätten. Sie wurden aber nicht gebraucht, bis gegen das Ende der Reise, da
wir Mangel an Brennholz litten.

Mit Netzen, Angeln und dergleichen Geräthen zur Fischerey, waren wir
ebenfalls versehen, und um Lebensmittel von den Wilden zu erhandeln, hatte
man dem Capitain allerley grobe Tücher, Eisengeräth und andre Waaren
mitgegeben. Auch wurden auf Befehl des Admiralitäts-Collegii etliche
Hundert verguldete Schaumünzen, mit dem Brustbilde des Königs ausge-
prägt, um zum Denkmal der Reise unter die Wilden vertheilt zu werden.

Die Gesundheit des Schiffsvolks ist ein so wichtiger Gegenstand bey lan-
gen beschwerlichen See-Reisen, daß man zu Beförderung und Erhaltung derselben
diesmal auf außerordentliche Mittel bedacht war. Zu dem Ende hatte man ver-
schiedne Lebensmittel an die Stelle andrer ausfindig gemacht, und vor allen Din-
gen unser deutsches Sauerkraut, nebst gallert-artig eingekochter Fleischbrühe
(mehreres hievon siehe pag. 79) in großer Menge an Bord geschickt.

Wir hatten in der Resolution sechzig große Fässer Sauerkraut, die
vor unsrer Rückkehr ans Vorgebürge der guten Hoffnung ganz ausgeleert wur-
den. Die vielen Veränderungen des Clima, denen wir unterworfen gewesen,

*) Das Beyspiel des Vorgesetzten, hat zuweilen auf die Untergebnen großen Einfluß. Ca-
pitain Cook war hier, und gewiß nicht zu seiner Ehre, das Echo des Ministers.

Einleitung.
Rachſucht eines einzigen Mannes konnte alſo in dieſem Fall ihren Nutzen
haben. Bey Gelegenheit Capitain Cooks dritter Reiſe hatte ſie ſich aber
ſchon abgekuͤhlt. Es ward zu wiederholtenmalen vorgeſchlagen, auch diesmal
wieder Naturforſcher auszuſchicken, allein die Wiſſenſchaft war nie des Mini-
ſters Object geweſen. Sie war ihm vor wie nach veraͤchtlich, und folglich
ward auf der neuen Reiſe kein Gelehrter geduldet. *)

In jedem Schiffe wurden die Beſtandtheile eines kleinen Fahrzeugs von
20 Tonnen mitgenommen, die bey Gelegenheit zuſammengeſetzt werden konn-
ten, im Fall die Schiffe verloren giengen, oder wir etwas zu verſchicken
haͤtten. Sie wurden aber nicht gebraucht, bis gegen das Ende der Reiſe, da
wir Mangel an Brennholz litten.

Mit Netzen, Angeln und dergleichen Geraͤthen zur Fiſcherey, waren wir
ebenfalls verſehen, und um Lebensmittel von den Wilden zu erhandeln, hatte
man dem Capitain allerley grobe Tuͤcher, Eiſengeraͤth und andre Waaren
mitgegeben. Auch wurden auf Befehl des Admiralitaͤts-Collegii etliche
Hundert verguldete Schaumuͤnzen, mit dem Bruſtbilde des Koͤnigs ausge-
praͤgt, um zum Denkmal der Reiſe unter die Wilden vertheilt zu werden.

Die Geſundheit des Schiffsvolks iſt ein ſo wichtiger Gegenſtand bey lan-
gen beſchwerlichen See-Reiſen, daß man zu Befoͤrderung und Erhaltung derſelben
diesmal auf außerordentliche Mittel bedacht war. Zu dem Ende hatte man ver-
ſchiedne Lebensmittel an die Stelle andrer ausfindig gemacht, und vor allen Din-
gen unſer deutſches Sauerkraut, nebſt gallert-artig eingekochter Fleiſchbruͤhe
(mehreres hievon ſiehe pag. 79) in großer Menge an Bord geſchickt.

Wir hatten in der Reſolution ſechzig große Faͤſſer Sauerkraut, die
vor unſrer Ruͤckkehr ans Vorgebuͤrge der guten Hoffnung ganz ausgeleert wur-
den. Die vielen Veraͤnderungen des Clima, denen wir unterworfen geweſen,

*) Das Beyſpiel des Vorgeſetzten, hat zuweilen auf die Untergebnen großen Einfluß. Ca-
pitain Cook war hier, und gewiß nicht zu ſeiner Ehre, das Echo des Miniſters.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</hi></fw><lb/>
Rach&#x017F;ucht eines einzigen Mannes konnte al&#x017F;o in die&#x017F;em Fall ihren Nutzen<lb/>
haben. Bey Gelegenheit Capitain <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq"><persName>Cooks</persName></hi></hi> dritter Rei&#x017F;e hatte &#x017F;ie &#x017F;ich aber<lb/>
&#x017F;chon abgeku&#x0364;hlt. Es ward zu wiederholtenmalen vorge&#x017F;chlagen, auch diesmal<lb/>
wieder Naturfor&#x017F;cher auszu&#x017F;chicken, allein die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft war nie des Mini-<lb/>
&#x017F;ters Object gewe&#x017F;en. Sie war ihm vor wie nach vera&#x0364;chtlich, und folglich<lb/>
ward auf der neuen Rei&#x017F;e kein Gelehrter geduldet. <note place="foot" n="*)">Das Bey&#x017F;piel des Vorge&#x017F;etzten, hat zuweilen auf die Untergebnen großen Einfluß. Ca-<lb/>
pitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> war hier, und gewiß nicht zu &#x017F;einer Ehre, das Echo des Mini&#x017F;ters.</note></p><lb/>
        <p>In jedem Schiffe wurden die Be&#x017F;tandtheile eines kleinen Fahrzeugs von<lb/>
20 Tonnen mitgenommen, die bey Gelegenheit zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt werden konn-<lb/>
ten, im Fall die Schiffe verloren giengen, oder wir etwas zu ver&#x017F;chicken<lb/>
ha&#x0364;tten. Sie wurden aber nicht gebraucht, bis gegen das Ende der Rei&#x017F;e, da<lb/>
wir Mangel an Brennholz litten.</p><lb/>
        <p>Mit Netzen, Angeln und dergleichen Gera&#x0364;then zur Fi&#x017F;cherey, waren wir<lb/>
ebenfalls ver&#x017F;ehen, und um Lebensmittel von den Wilden zu erhandeln, hatte<lb/>
man dem Capitain allerley grobe Tu&#x0364;cher, Ei&#x017F;engera&#x0364;th und andre Waaren<lb/>
mitgegeben. Auch wurden auf Befehl des Admiralita&#x0364;ts-Collegii etliche<lb/>
Hundert verguldete Schaumu&#x0364;nzen, mit dem Bru&#x017F;tbilde des Ko&#x0364;nigs ausge-<lb/>
pra&#x0364;gt, um zum Denkmal der Rei&#x017F;e unter die Wilden vertheilt zu werden.</p><lb/>
        <p>Die Ge&#x017F;undheit des Schiffsvolks i&#x017F;t ein &#x017F;o wichtiger Gegen&#x017F;tand bey lan-<lb/>
gen be&#x017F;chwerlichen See-Rei&#x017F;en, daß man zu Befo&#x0364;rderung und Erhaltung der&#x017F;elben<lb/>
diesmal auf außerordentliche Mittel bedacht war. Zu dem Ende hatte man ver-<lb/>
&#x017F;chiedne Lebensmittel an die Stelle andrer ausfindig gemacht, und vor allen Din-<lb/>
gen un&#x017F;er deut&#x017F;ches Sauerkraut, neb&#x017F;t gallert-artig eingekochter Flei&#x017F;chbru&#x0364;he<lb/>
(mehreres hievon &#x017F;iehe <hi rendition="#aq">pag.</hi> 79) in großer Menge an Bord ge&#x017F;chickt.</p><lb/>
        <p>Wir hatten in der Re&#x017F;olution &#x017F;echzig große Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#fr">Sauerkraut,</hi> die<lb/>
vor un&#x017F;rer Ru&#x0364;ckkehr ans <placeName>Vorgebu&#x0364;rge der guten Hoffnung</placeName> ganz ausgeleert wur-<lb/>
den. Die vielen Vera&#x0364;nderungen des Clima, denen wir unterworfen gewe&#x017F;en,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0040] Einleitung. Rachſucht eines einzigen Mannes konnte alſo in dieſem Fall ihren Nutzen haben. Bey Gelegenheit Capitain Cooks dritter Reiſe hatte ſie ſich aber ſchon abgekuͤhlt. Es ward zu wiederholtenmalen vorgeſchlagen, auch diesmal wieder Naturforſcher auszuſchicken, allein die Wiſſenſchaft war nie des Mini- ſters Object geweſen. Sie war ihm vor wie nach veraͤchtlich, und folglich ward auf der neuen Reiſe kein Gelehrter geduldet. *) In jedem Schiffe wurden die Beſtandtheile eines kleinen Fahrzeugs von 20 Tonnen mitgenommen, die bey Gelegenheit zuſammengeſetzt werden konn- ten, im Fall die Schiffe verloren giengen, oder wir etwas zu verſchicken haͤtten. Sie wurden aber nicht gebraucht, bis gegen das Ende der Reiſe, da wir Mangel an Brennholz litten. Mit Netzen, Angeln und dergleichen Geraͤthen zur Fiſcherey, waren wir ebenfalls verſehen, und um Lebensmittel von den Wilden zu erhandeln, hatte man dem Capitain allerley grobe Tuͤcher, Eiſengeraͤth und andre Waaren mitgegeben. Auch wurden auf Befehl des Admiralitaͤts-Collegii etliche Hundert verguldete Schaumuͤnzen, mit dem Bruſtbilde des Koͤnigs ausge- praͤgt, um zum Denkmal der Reiſe unter die Wilden vertheilt zu werden. Die Geſundheit des Schiffsvolks iſt ein ſo wichtiger Gegenſtand bey lan- gen beſchwerlichen See-Reiſen, daß man zu Befoͤrderung und Erhaltung derſelben diesmal auf außerordentliche Mittel bedacht war. Zu dem Ende hatte man ver- ſchiedne Lebensmittel an die Stelle andrer ausfindig gemacht, und vor allen Din- gen unſer deutſches Sauerkraut, nebſt gallert-artig eingekochter Fleiſchbruͤhe (mehreres hievon ſiehe pag. 79) in großer Menge an Bord geſchickt. Wir hatten in der Reſolution ſechzig große Faͤſſer Sauerkraut, die vor unſrer Ruͤckkehr ans Vorgebuͤrge der guten Hoffnung ganz ausgeleert wur- den. Die vielen Veraͤnderungen des Clima, denen wir unterworfen geweſen, *) Das Beyſpiel des Vorgeſetzten, hat zuweilen auf die Untergebnen großen Einfluß. Ca- pitain Cook war hier, und gewiß nicht zu ſeiner Ehre, das Echo des Miniſters.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/40
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/40>, abgerufen am 21.11.2024.