Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Jahren 1772 bis 1775.
Pisangs, Yams und Coconüssen versehen, auch hatte man, des geringen Umfangs1773.
October.

der Insel und der Kürze unsers Hierseyns ohnerachtet, sechzig bis achtzig
Schweine, nebst einer großen Menge von Hühnern zusammen gebracht. Fri-
sches Wasser hingegen war nirgends zu finden gewesen, ob man schon, auch
an der Ost-Seite der Insel, darnach hatte suchen lassen. Bey dieser Ge
legenheit hatte der dorthin geschickte Loots die Marien-Bay, nebst
denen davor liegenden flachen Inseln aufnehmen müssen, und die genaue
Uebereinstimmung seiner Zeichnung mit Tasmanns älteren Charten, gab
einen neuen Beweis ab, wie sehr man sich auf die Treue und Genauigkeit
jenes Seefahrers verlassen könne. Auf einer von vorgedachten flachen Inseln,
woselbst der Loots ausstieg, gab es eine erstaunende Menge gefleckter Wasser-
schlangen mit platten Schwänzen. Diese Art heißt beym Linnäus coluber
laticaudatus,
ist aber ganz unschädlich. Ich muß bey dieser Veranlassung
überhaupt anmerken, daß auch wir, als Naturforscher, gar sehr Ursach hatten
von unserm hiesigen Aufenthalt zufrieden zu seyn; denn so klein die Insel auch
war; so fanden sich doch verschiedene neue Pflanzen auf derselben, unter andern
eine neue Art von bittrer Fieber- oder China-Rinde, die vielleicht nicht minder
brauchbar seyn dürfte als die Peruanische. Wir bekamen auch mehrere un-
bekannte Vögel, und kauften verschiedene davon lebendig, welches neue
Spielarten des Papagoyen- und Tauben-Geschlechts waren. Die Einwoh-
ner scheinen gute Vogelfänger zu seyn, und Gefallen an diesen Thieren zu fin-
den, denn sie trugen manchmal Tauben auf einem Stocke mit sich herum; daß
aber dieses ein Unterscheidungs-Zeichen des Standes seyn sollte, wie Schouten
auf Horn-Eyland bemerkt haben will, *) konnten wir nicht absehen. Als
unser Boot gestern zum letztenmal vom Lande nach dem Schiffe herüber kam,
brachte es eine Menge Früchte und Wurzelwerk, desgleichen ein völlig berei-
tetes Schwein mit, welches insgesammt der Latuh oder König, dem Capi-
tain zum Geschenk übersandte. Um diese Höflichkeit nicht unerwiedert
zu lassen, nahmen wir am folgenden Morgen ein Hemd, eine Säge, ein Beil,
einen kupfernen Kessel, nebst andern Kleinigkeiten von geringern Werthe, mit
uns ans Land, und händigten ihm solche nicht weit vom Strande ein, wo-

*) In Dalrymples collection Vol. II. p. 46.
Forster's Reise u. d. W. erster Th. Z z

in den Jahren 1772 bis 1775.
Piſangs, Yams und Coconuͤſſen verſehen, auch hatte man, des geringen Umfangs1773.
October.

der Inſel und der Kuͤrze unſers Hierſeyns ohnerachtet, ſechzig bis achtzig
Schweine, nebſt einer großen Menge von Huͤhnern zuſammen gebracht. Fri-
ſches Waſſer hingegen war nirgends zu finden geweſen, ob man ſchon, auch
an der Oſt-Seite der Inſel, darnach hatte ſuchen laſſen. Bey dieſer Ge
legenheit hatte der dorthin geſchickte Loots die Marien-Bay, nebſt
denen davor liegenden flachen Inſeln aufnehmen muͤſſen, und die genaue
Uebereinſtimmung ſeiner Zeichnung mit Tasmanns aͤlteren Charten, gab
einen neuen Beweis ab, wie ſehr man ſich auf die Treue und Genauigkeit
jenes Seefahrers verlaſſen koͤnne. Auf einer von vorgedachten flachen Inſeln,
woſelbſt der Loots ausſtieg, gab es eine erſtaunende Menge gefleckter Waſſer-
ſchlangen mit platten Schwaͤnzen. Dieſe Art heißt beym Linnaͤus coluber
laticaudatus,
iſt aber ganz unſchaͤdlich. Ich muß bey dieſer Veranlaſſung
uͤberhaupt anmerken, daß auch wir, als Naturforſcher, gar ſehr Urſach hatten
von unſerm hieſigen Aufenthalt zufrieden zu ſeyn; denn ſo klein die Inſel auch
war; ſo fanden ſich doch verſchiedene neue Pflanzen auf derſelben, unter andern
eine neue Art von bittrer Fieber- oder China-Rinde, die vielleicht nicht minder
brauchbar ſeyn duͤrfte als die Peruaniſche. Wir bekamen auch mehrere un-
bekannte Voͤgel, und kauften verſchiedene davon lebendig, welches neue
Spielarten des Papagoyen- und Tauben-Geſchlechts waren. Die Einwoh-
ner ſcheinen gute Vogelfaͤnger zu ſeyn, und Gefallen an dieſen Thieren zu fin-
den, denn ſie trugen manchmal Tauben auf einem Stocke mit ſich herum; daß
aber dieſes ein Unterſcheidungs-Zeichen des Standes ſeyn ſollte, wie Schouten
auf Horn-Eyland bemerkt haben will, *) konnten wir nicht abſehen. Als
unſer Boot geſtern zum letztenmal vom Lande nach dem Schiffe heruͤber kam,
brachte es eine Menge Fruͤchte und Wurzelwerk, desgleichen ein voͤllig berei-
tetes Schwein mit, welches insgeſammt der Latuh oder Koͤnig, dem Capi-
tain zum Geſchenk uͤberſandte. Um dieſe Hoͤflichkeit nicht unerwiedert
zu laſſen, nahmen wir am folgenden Morgen ein Hemd, eine Saͤge, ein Beil,
einen kupfernen Keſſel, nebſt andern Kleinigkeiten von geringern Werthe, mit
uns ans Land, und haͤndigten ihm ſolche nicht weit vom Strande ein, wo-

*) In Dalrymples collection Vol. II. p. 46.
Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. Z z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0420" n="361"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
Pi&#x017F;angs, Yams und Coconu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;ehen, auch hatte man, des geringen Umfangs<note place="right">1773.<lb/>
October.</note><lb/>
der In&#x017F;el und der Ku&#x0364;rze un&#x017F;ers Hier&#x017F;eyns ohnerachtet, &#x017F;echzig bis achtzig<lb/>
Schweine, neb&#x017F;t einer großen Menge von Hu&#x0364;hnern zu&#x017F;ammen gebracht. Fri-<lb/>
&#x017F;ches Wa&#x017F;&#x017F;er hingegen war nirgends zu finden gewe&#x017F;en, ob man &#x017F;chon, auch<lb/>
an der O&#x017F;t-Seite der In&#x017F;el, darnach hatte &#x017F;uchen la&#x017F;&#x017F;en. Bey die&#x017F;er Ge<lb/>
legenheit hatte der dorthin ge&#x017F;chickte Loots die <placeName>Marien-Bay</placeName>, neb&#x017F;t<lb/>
denen davor liegenden flachen In&#x017F;eln aufnehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, und die genaue<lb/>
Ueberein&#x017F;timmung &#x017F;einer Zeichnung mit <hi rendition="#fr"><persName>Tasmanns</persName></hi> a&#x0364;lteren Charten, gab<lb/>
einen neuen Beweis ab, wie &#x017F;ehr man &#x017F;ich auf die Treue und Genauigkeit<lb/>
jenes Seefahrers verla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne. Auf einer von vorgedachten flachen In&#x017F;eln,<lb/>
wo&#x017F;elb&#x017F;t der Loots aus&#x017F;tieg, gab es eine er&#x017F;taunende Menge gefleckter Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
&#x017F;chlangen mit platten Schwa&#x0364;nzen. Die&#x017F;e Art heißt beym <hi rendition="#fr"><persName>Linna&#x0364;us</persName></hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">coluber<lb/>
laticaudatus,</hi></hi> i&#x017F;t aber ganz un&#x017F;cha&#x0364;dlich. Ich muß bey die&#x017F;er Veranla&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
u&#x0364;berhaupt anmerken, daß auch wir, als Naturfor&#x017F;cher, gar &#x017F;ehr Ur&#x017F;ach hatten<lb/>
von un&#x017F;erm hie&#x017F;igen Aufenthalt zufrieden zu &#x017F;eyn; denn &#x017F;o klein die In&#x017F;el auch<lb/>
war; &#x017F;o fanden &#x017F;ich doch ver&#x017F;chiedene neue Pflanzen auf der&#x017F;elben, unter andern<lb/>
eine neue Art von bittrer Fieber- oder China-Rinde, die vielleicht nicht minder<lb/>
brauchbar &#x017F;eyn du&#x0364;rfte als die Peruani&#x017F;che. Wir bekamen auch mehrere un-<lb/>
bekannte Vo&#x0364;gel, und kauften ver&#x017F;chiedene davon lebendig, welches neue<lb/>
Spielarten des Papagoyen- und Tauben-Ge&#x017F;chlechts waren. Die Einwoh-<lb/>
ner &#x017F;cheinen gute Vogelfa&#x0364;nger zu &#x017F;eyn, und Gefallen an die&#x017F;en Thieren zu fin-<lb/>
den, denn &#x017F;ie trugen manchmal Tauben auf einem Stocke mit &#x017F;ich herum; daß<lb/>
aber die&#x017F;es ein Unter&#x017F;cheidungs-Zeichen des Standes &#x017F;eyn &#x017F;ollte, wie <hi rendition="#fr"><persName>Schouten</persName></hi><lb/>
auf <hi rendition="#fr"><placeName>Horn-Eyland</placeName></hi> bemerkt haben will, <note place="foot" n="*)">In <hi rendition="#aq"><persName>Dalrymples</persName> collection Vol. II. p.</hi> 46.</note> konnten wir nicht ab&#x017F;ehen. Als<lb/>
un&#x017F;er Boot ge&#x017F;tern zum letztenmal vom Lande nach dem Schiffe heru&#x0364;ber kam,<lb/>
brachte es eine Menge Fru&#x0364;chte und Wurzelwerk, desgleichen ein vo&#x0364;llig berei-<lb/>
tetes Schwein mit, welches insge&#x017F;ammt der <hi rendition="#fr">Latuh</hi> oder Ko&#x0364;nig, dem Capi-<lb/>
tain zum Ge&#x017F;chenk u&#x0364;ber&#x017F;andte. Um die&#x017F;e Ho&#x0364;flichkeit nicht unerwiedert<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en, nahmen wir am folgenden Morgen ein Hemd, eine Sa&#x0364;ge, ein Beil,<lb/>
einen kupfernen Ke&#x017F;&#x017F;el, neb&#x017F;t andern Kleinigkeiten von geringern Werthe, mit<lb/>
uns ans Land, und ha&#x0364;ndigten ihm &#x017F;olche nicht weit vom Strande ein, wo-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr"><persName>For&#x017F;ter&#x2019;s</persName> Rei&#x017F;e u. d. W. er&#x017F;ter Th.</hi> Z z</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0420] in den Jahren 1772 bis 1775. Piſangs, Yams und Coconuͤſſen verſehen, auch hatte man, des geringen Umfangs der Inſel und der Kuͤrze unſers Hierſeyns ohnerachtet, ſechzig bis achtzig Schweine, nebſt einer großen Menge von Huͤhnern zuſammen gebracht. Fri- ſches Waſſer hingegen war nirgends zu finden geweſen, ob man ſchon, auch an der Oſt-Seite der Inſel, darnach hatte ſuchen laſſen. Bey dieſer Ge legenheit hatte der dorthin geſchickte Loots die Marien-Bay, nebſt denen davor liegenden flachen Inſeln aufnehmen muͤſſen, und die genaue Uebereinſtimmung ſeiner Zeichnung mit Tasmanns aͤlteren Charten, gab einen neuen Beweis ab, wie ſehr man ſich auf die Treue und Genauigkeit jenes Seefahrers verlaſſen koͤnne. Auf einer von vorgedachten flachen Inſeln, woſelbſt der Loots ausſtieg, gab es eine erſtaunende Menge gefleckter Waſſer- ſchlangen mit platten Schwaͤnzen. Dieſe Art heißt beym Linnaͤus coluber laticaudatus, iſt aber ganz unſchaͤdlich. Ich muß bey dieſer Veranlaſſung uͤberhaupt anmerken, daß auch wir, als Naturforſcher, gar ſehr Urſach hatten von unſerm hieſigen Aufenthalt zufrieden zu ſeyn; denn ſo klein die Inſel auch war; ſo fanden ſich doch verſchiedene neue Pflanzen auf derſelben, unter andern eine neue Art von bittrer Fieber- oder China-Rinde, die vielleicht nicht minder brauchbar ſeyn duͤrfte als die Peruaniſche. Wir bekamen auch mehrere un- bekannte Voͤgel, und kauften verſchiedene davon lebendig, welches neue Spielarten des Papagoyen- und Tauben-Geſchlechts waren. Die Einwoh- ner ſcheinen gute Vogelfaͤnger zu ſeyn, und Gefallen an dieſen Thieren zu fin- den, denn ſie trugen manchmal Tauben auf einem Stocke mit ſich herum; daß aber dieſes ein Unterſcheidungs-Zeichen des Standes ſeyn ſollte, wie Schouten auf Horn-Eyland bemerkt haben will, *) konnten wir nicht abſehen. Als unſer Boot geſtern zum letztenmal vom Lande nach dem Schiffe heruͤber kam, brachte es eine Menge Fruͤchte und Wurzelwerk, desgleichen ein voͤllig berei- tetes Schwein mit, welches insgeſammt der Latuh oder Koͤnig, dem Capi- tain zum Geſchenk uͤberſandte. Um dieſe Hoͤflichkeit nicht unerwiedert zu laſſen, nahmen wir am folgenden Morgen ein Hemd, eine Saͤge, ein Beil, einen kupfernen Keſſel, nebſt andern Kleinigkeiten von geringern Werthe, mit uns ans Land, und haͤndigten ihm ſolche nicht weit vom Strande ein, wo- 1773. October. *) In Dalrymples collection Vol. II. p. 46. Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. Z z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/420
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/420>, abgerufen am 24.11.2024.