Hühnern versehen werden; so wird solches lediglich der Vorsicht zuzuschreiben1773. Novem- ber. seyn, daß diese wenigen Zuchtthiere hier so sorgfältig versteckt worden.
Als wir wieder auf dem Schiffe eintrafen, kamen sieben oder acht Ca- nots von Norden hergerudert; ein Theil derselben stach, ohne sich im mindesten um uns zu bekümmern, geradenweges nach Indian-Cove über. Die an- dern kamen zu uns an Bord, und brachten eine große Menge von Kleidern und Waffen zum Verkauf. Diese Leute waren so stattlich geschmückt als wir, seit un- serm diesmaligen Aufenthalt in Charlotten-Sund, noch keine gesehn hatten. Sie hatten sich das Haar sehr nett aufgebunden, und die Backen roth ge- schminkt. Alle diese Umstände stimmten leyder nur gar zu wohl mit der Nach- richt überein, welche wir den Tag zuvor von den Weibern erhalten hatten; denn die Wilden pflegen sich mit ihren besten Kleidern zu putzen, wenn sie gegen den Feind gehen. Ich fürchte, wir selbst hatten Schuld daran, daß ihre un- seligen Zwistigkeiten mit andern Stämmen wieder rege geworden waren: denn unsre Leute begnügten sich nicht, von ihren Bekannten unter den India- nern, so viel steinerne Aexte, Pattu-Pattuhs, Streit-Kolben, Kleider, grüne Steine und Fischangeln etc. aufzukaufen, als diese im Vermögen hatten; son- dern sie verlangten immer mehrere, und suchten die armen Leute, durch Vorzei- gung ganzer Ballen von Tahitischem Zeuge, anzulocken, daß sie noch ferner Waffen und Hausgeräth herbeyschaffen möchten. Wenn sich aber die Neu- Seeländer, wie wohl zu vermuthen steht, durch solche Versuchungen hinreißen ließen; so werden sie auch wohl gesucht haben, sich das, woran es ihnen fehlte, auf die leichteste und schnellste Art zu verschaffen, und dieses Mittel mag viel- leicht in Beraubung ihrer Nachbarn bestanden haben. Der große Vorrath von Waffen, Putz und Kleidern, mit welchem sie jetzt zu Markt kamen, ließ aller- dings vermuthen, daß sie einen Streich von dieser Art ausgeführt hatten, und das wird schwerlich ohne Blutvergießen abgelaufen seyn.
Am folgenden Morgen sahen wir, daß die Wilden am Wasserplatze zum Frühstück Wurzeln aßen, die sie vorher zubereitet hatten. Herr Whitehouse, einer der ersten Unter-Officiers brachte von diesem Gericht etwas an Bord, und man fand, daß es fast von besserm Geschmack war als unsre Rüben. Mein Vater gieng also mit ihm ans Land, kaufte den Indianern ein Paar solcher Wur-
in den Jahren 1772 bis 1775.
Huͤhnern verſehen werden; ſo wird ſolches lediglich der Vorſicht zuzuſchreiben1773. Novem- ber. ſeyn, daß dieſe wenigen Zuchtthiere hier ſo ſorgfaͤltig verſteckt worden.
Als wir wieder auf dem Schiffe eintrafen, kamen ſieben oder acht Ca- nots von Norden hergerudert; ein Theil derſelben ſtach, ohne ſich im mindeſten um uns zu bekuͤmmern, geradenweges nach Indian-Cove uͤber. Die an- dern kamen zu uns an Bord, und brachten eine große Menge von Kleidern und Waffen zum Verkauf. Dieſe Leute waren ſo ſtattlich geſchmuͤckt als wir, ſeit un- ſerm diesmaligen Aufenthalt in Charlotten-Sund, noch keine geſehn hatten. Sie hatten ſich das Haar ſehr nett aufgebunden, und die Backen roth ge- ſchminkt. Alle dieſe Umſtaͤnde ſtimmten leyder nur gar zu wohl mit der Nach- richt uͤberein, welche wir den Tag zuvor von den Weibern erhalten hatten; denn die Wilden pflegen ſich mit ihren beſten Kleidern zu putzen, wenn ſie gegen den Feind gehen. Ich fuͤrchte, wir ſelbſt hatten Schuld daran, daß ihre un- ſeligen Zwiſtigkeiten mit andern Staͤmmen wieder rege geworden waren: denn unſre Leute begnuͤgten ſich nicht, von ihren Bekannten unter den India- nern, ſo viel ſteinerne Aexte, Pattu-Pattuhs, Streit-Kolben, Kleider, gruͤne Steine und Fiſchangeln ꝛc. aufzukaufen, als dieſe im Vermoͤgen hatten; ſon- dern ſie verlangten immer mehrere, und ſuchten die armen Leute, durch Vorzei- gung ganzer Ballen von Tahitiſchem Zeuge, anzulocken, daß ſie noch ferner Waffen und Hausgeraͤth herbeyſchaffen moͤchten. Wenn ſich aber die Neu- Seelaͤnder, wie wohl zu vermuthen ſteht, durch ſolche Verſuchungen hinreißen ließen; ſo werden ſie auch wohl geſucht haben, ſich das, woran es ihnen fehlte, auf die leichteſte und ſchnellſte Art zu verſchaffen, und dieſes Mittel mag viel- leicht in Beraubung ihrer Nachbarn beſtanden haben. Der große Vorrath von Waffen, Putz und Kleidern, mit welchem ſie jetzt zu Markt kamen, ließ aller- dings vermuthen, daß ſie einen Streich von dieſer Art ausgefuͤhrt hatten, und das wird ſchwerlich ohne Blutvergießen abgelaufen ſeyn.
Am folgenden Morgen ſahen wir, daß die Wilden am Waſſerplatze zum Fruͤhſtuͤck Wurzeln aßen, die ſie vorher zubereitet hatten. Herr Whitehouſe, einer der erſten Unter-Officiers brachte von dieſem Gericht etwas an Bord, und man fand, daß es faſt von beſſerm Geſchmack war als unſre Ruͤben. Mein Vater gieng alſo mit ihm ans Land, kaufte den Indianern ein Paar ſolcher Wur-
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Huͤhnern verſehen werden; ſo wird ſolches lediglich der Vorſicht zuzuſchreiben
ſeyn, daß dieſe wenigen Zuchtthiere hier ſo ſorgfaͤltig verſteckt worden.
1773.
Novem-
ber.
Als wir wieder auf dem Schiffe eintrafen, kamen ſieben oder acht Ca-
nots von Norden hergerudert; ein Theil derſelben ſtach, ohne ſich im mindeſten
um uns zu bekuͤmmern, geradenweges nach Indian-Cove uͤber. Die an-
dern kamen zu uns an Bord, und brachten eine große Menge von Kleidern und
Waffen zum Verkauf. Dieſe Leute waren ſo ſtattlich geſchmuͤckt als wir, ſeit un-
ſerm diesmaligen Aufenthalt in Charlotten-Sund, noch keine geſehn hatten.
Sie hatten ſich das Haar ſehr nett aufgebunden, und die Backen roth ge-
ſchminkt. Alle dieſe Umſtaͤnde ſtimmten leyder nur gar zu wohl mit der Nach-
richt uͤberein, welche wir den Tag zuvor von den Weibern erhalten hatten; denn
die Wilden pflegen ſich mit ihren beſten Kleidern zu putzen, wenn ſie gegen den
Feind gehen. Ich fuͤrchte, wir ſelbſt hatten Schuld daran, daß ihre un-
ſeligen Zwiſtigkeiten mit andern Staͤmmen wieder rege geworden waren:
denn unſre Leute begnuͤgten ſich nicht, von ihren Bekannten unter den India-
nern, ſo viel ſteinerne Aexte, Pattu-Pattuhs, Streit-Kolben, Kleider, gruͤne
Steine und Fiſchangeln ꝛc. aufzukaufen, als dieſe im Vermoͤgen hatten; ſon-
dern ſie verlangten immer mehrere, und ſuchten die armen Leute, durch Vorzei-
gung ganzer Ballen von Tahitiſchem Zeuge, anzulocken, daß ſie noch ferner
Waffen und Hausgeraͤth herbeyſchaffen moͤchten. Wenn ſich aber die Neu-
Seelaͤnder, wie wohl zu vermuthen ſteht, durch ſolche Verſuchungen hinreißen
ließen; ſo werden ſie auch wohl geſucht haben, ſich das, woran es ihnen fehlte,
auf die leichteſte und ſchnellſte Art zu verſchaffen, und dieſes Mittel mag viel-
leicht in Beraubung ihrer Nachbarn beſtanden haben. Der große Vorrath
von Waffen, Putz und Kleidern, mit welchem ſie jetzt zu Markt kamen, ließ aller-
dings vermuthen, daß ſie einen Streich von dieſer Art ausgefuͤhrt hatten, und
das wird ſchwerlich ohne Blutvergießen abgelaufen ſeyn.
Am folgenden Morgen ſahen wir, daß die Wilden am Waſſerplatze zum
Fruͤhſtuͤck Wurzeln aßen, die ſie vorher zubereitet hatten. Herr Whitehouſe,
einer der erſten Unter-Officiers brachte von dieſem Gericht etwas an Bord,
und man fand, daß es faſt von beſſerm Geſchmack war als unſre Ruͤben. Mein
Vater gieng alſo mit ihm ans Land, kaufte den Indianern ein Paar ſolcher Wur-
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/442>, abgerufen am 23.11.2024.
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