voll Segeltuch lag, ausgekommen wäre; es zeigte sich aber, daß in des Pro-1774. August. viantmeisters Cajütte die Lampe nur ein Stückchen Tahitischen Zeuges ergriffen, und daß man, blos des entstandenen Dampfes wegen, ein größeres Unglück befürch- tet hatte.
Bey unsrer Annäherung gegen das Land entdeckten wir immer mehrere Wälder, mit dazwischen liegenden freyen Gründen, und Pflanzungen, die bis auf die Gipfel der Berge reichten. Man konnte auch bereits eine Menge Cocos- Palmen unterscheiden, doch hatten sie hier kein so stattliches Ansehen, als wohl in andern Ländern. Nachmittags gelangten wir an die West-Seite der Insel, und liefen längs der Küste herunter. Zwischen den Bergen und dem Strande gab es hin und wieder kleine Ebenen, die größtentheils mit Pisang-Bäumen bepflanzt und mit zierlichen Hecken umzäunt waren. Neben diesen standen Hütten oder vielmehr bloße, auf Pfählen ruhende Dächer aufgebauet, und längst dem Strande liefen dreyßig bis vierzig Einwohner mit Bogen, Pfeilen und Speeren bewaffnet herum. In der Entfernung sahen sie schwarz aus, und schie- nen überhaupt den Bewohnern von Mallicollo ziemlich ähnlich zu seyn. Es befanden sich auch etliche Frauenspersonen dabey, die eine Art Unterröcke von Stroh und Blättern trugen, welche bis an die Waden, manchmal auch bis an die Knöchel reichten. Die Männer hingegen giengen, so wie die Mallicoleser, gänzlich nackend. Mittlerweile seegelten wir in eine offene Bay hinein, von deren Ufer mehrere Personen beyderley Geschlechts sich ins Wasser wagten, und uns mit freundlichen Geberden zuriefen: der Capitain fand aber nicht für gut, hier vor Anker zu gehen, sondern ließ vorbeysteuern. Als wir die südliche Spitze der Insel erblickten, von welcher sich die Küste gegen Osten hinstrecket, fieng es bereis an dunkel zu werden, und da zugleich der Wind nachließ; so wandten wir uns Seewärts, um nicht während der Nacht, durch irgend eine Seeströmung, so leicht an die Küste zu gerathen. Auch mußten die Matrosen, unter andern alle Morgen und Abend das Verdeck waschen, damit es bey der großen Hitze nicht zusammen trocknen und leck werden sollte. Ein Seesoldat, der zu diesem Be- huf heute Abend Wasser aus der See ziehen wollte, hatte das Unglück über Bord zu fallen. Er konnte nicht schwimmen; und würde also ohne Rettung verloren gewesen seyn, wenn nicht das Schiff augenblicklich in den Wind gerichtet und
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in den Jahren 1772 bis 1775.
voll Segeltuch lag, ausgekommen waͤre; es zeigte ſich aber, daß in des Pro-1774. Auguſt. viantmeiſters Cajuͤtte die Lampe nur ein Stuͤckchen Tahitiſchen Zeuges ergriffen, und daß man, blos des entſtandenen Dampfes wegen, ein groͤßeres Ungluͤck befuͤrch- tet hatte.
Bey unſrer Annaͤherung gegen das Land entdeckten wir immer mehrere Waͤlder, mit dazwiſchen liegenden freyen Gruͤnden, und Pflanzungen, die bis auf die Gipfel der Berge reichten. Man konnte auch bereits eine Menge Cocos- Palmen unterſcheiden, doch hatten ſie hier kein ſo ſtattliches Anſehen, als wohl in andern Laͤndern. Nachmittags gelangten wir an die Weſt-Seite der Inſel, und liefen laͤngs der Kuͤſte herunter. Zwiſchen den Bergen und dem Strande gab es hin und wieder kleine Ebenen, die groͤßtentheils mit Piſang-Baͤumen bepflanzt und mit zierlichen Hecken umzaͤunt waren. Neben dieſen ſtanden Huͤtten oder vielmehr bloße, auf Pfaͤhlen ruhende Daͤcher aufgebauet, und laͤngſt dem Strande liefen dreyßig bis vierzig Einwohner mit Bogen, Pfeilen und Speeren bewaffnet herum. In der Entfernung ſahen ſie ſchwarz aus, und ſchie- nen uͤberhaupt den Bewohnern von Mallicollo ziemlich aͤhnlich zu ſeyn. Es befanden ſich auch etliche Frauensperſonen dabey, die eine Art Unterroͤcke von Stroh und Blaͤttern trugen, welche bis an die Waden, manchmal auch bis an die Knoͤchel reichten. Die Maͤnner hingegen giengen, ſo wie die Mallicoleſer, gaͤnzlich nackend. Mittlerweile ſeegelten wir in eine offene Bay hinein, von deren Ufer mehrere Perſonen beyderley Geſchlechts ſich ins Waſſer wagten, und uns mit freundlichen Geberden zuriefen: der Capitain fand aber nicht fuͤr gut, hier vor Anker zu gehen, ſondern ließ vorbeyſteuern. Als wir die ſuͤdliche Spitze der Inſel erblickten, von welcher ſich die Kuͤſte gegen Oſten hinſtrecket, fieng es bereis an dunkel zu werden, und da zugleich der Wind nachließ; ſo wandten wir uns Seewaͤrts, um nicht waͤhrend der Nacht, durch irgend eine Seeſtroͤmung, ſo leicht an die Kuͤſte zu gerathen. Auch mußten die Matroſen, unter andern alle Morgen und Abend das Verdeck waſchen, damit es bey der großen Hitze nicht zuſammen trocknen und leck werden ſollte. Ein Seeſoldat, der zu dieſem Be- huf heute Abend Waſſer aus der See ziehen wollte, hatte das Ungluͤck uͤber Bord zu fallen. Er konnte nicht ſchwimmen; und wuͤrde alſo ohne Rettung verloren geweſen ſeyn, wenn nicht das Schiff augenblicklich in den Wind gerichtet und
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[197/0211]
in den Jahren 1772 bis 1775.
voll Segeltuch lag, ausgekommen waͤre; es zeigte ſich aber, daß in des Pro-
viantmeiſters Cajuͤtte die Lampe nur ein Stuͤckchen Tahitiſchen Zeuges ergriffen,
und daß man, blos des entſtandenen Dampfes wegen, ein groͤßeres Ungluͤck befuͤrch-
tet hatte.
1774.
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Bey unſrer Annaͤherung gegen das Land entdeckten wir immer mehrere
Waͤlder, mit dazwiſchen liegenden freyen Gruͤnden, und Pflanzungen, die bis auf
die Gipfel der Berge reichten. Man konnte auch bereits eine Menge Cocos-
Palmen unterſcheiden, doch hatten ſie hier kein ſo ſtattliches Anſehen, als wohl
in andern Laͤndern. Nachmittags gelangten wir an die Weſt-Seite der Inſel,
und liefen laͤngs der Kuͤſte herunter. Zwiſchen den Bergen und dem Strande
gab es hin und wieder kleine Ebenen, die groͤßtentheils mit Piſang-Baͤumen
bepflanzt und mit zierlichen Hecken umzaͤunt waren. Neben dieſen ſtanden
Huͤtten oder vielmehr bloße, auf Pfaͤhlen ruhende Daͤcher aufgebauet, und laͤngſt
dem Strande liefen dreyßig bis vierzig Einwohner mit Bogen, Pfeilen und
Speeren bewaffnet herum. In der Entfernung ſahen ſie ſchwarz aus, und ſchie-
nen uͤberhaupt den Bewohnern von Mallicollo ziemlich aͤhnlich zu ſeyn. Es
befanden ſich auch etliche Frauensperſonen dabey, die eine Art Unterroͤcke von
Stroh und Blaͤttern trugen, welche bis an die Waden, manchmal auch bis an
die Knoͤchel reichten. Die Maͤnner hingegen giengen, ſo wie die Mallicoleſer,
gaͤnzlich nackend. Mittlerweile ſeegelten wir in eine offene Bay hinein, von
deren Ufer mehrere Perſonen beyderley Geſchlechts ſich ins Waſſer wagten, und
uns mit freundlichen Geberden zuriefen: der Capitain fand aber nicht fuͤr gut,
hier vor Anker zu gehen, ſondern ließ vorbeyſteuern. Als wir die ſuͤdliche Spitze
der Inſel erblickten, von welcher ſich die Kuͤſte gegen Oſten hinſtrecket, fieng es
bereis an dunkel zu werden, und da zugleich der Wind nachließ; ſo wandten wir
uns Seewaͤrts, um nicht waͤhrend der Nacht, durch irgend eine Seeſtroͤmung,
ſo leicht an die Kuͤſte zu gerathen. Auch mußten die Matroſen, unter andern
alle Morgen und Abend das Verdeck waſchen, damit es bey der großen Hitze
nicht zuſammen trocknen und leck werden ſollte. Ein Seeſoldat, der zu dieſem Be-
huf heute Abend Waſſer aus der See ziehen wollte, hatte das Ungluͤck uͤber Bord
zu fallen. Er konnte nicht ſchwimmen; und wuͤrde alſo ohne Rettung verloren
geweſen ſeyn, wenn nicht das Schiff augenblicklich in den Wind gerichtet und
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/211>, abgerufen am 21.11.2024.
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