1774. August.mit bedeckt war, und auch der Strand lag überall voll kleiner Bimssteine und ausgebrannter Kohlen.
Am nächsten Morgen brachten wir das Schiff in eine noch bequemere Lage, näher aus Ufer, indeß die Einwohner, so bald es nur Tag wurde, aus ih- ren Wäldern hervorkamen und am Strande sich mit einander zu berathschlagen schienen. Um der Folge willen ist es nothwendig, daß ich hier die Gegend um den Haven etwas genauer beschreibe. Sie ist, sowohl nach Osten als nach Süden und nach Westen hin, überall von verschiedener Gestalt und Beschaffen- heit. An der Ostseite bildet nemlich das Ufer der Bay eine hervorragende Landspitze, deren ziemlich breiter Strand von Corallsteinen und Schnecken- Sand, mit einem ohngefähr vierzig Schritt tiefen Palm-Hain eingefaßt ist. Hinter diesem kleinen Walde wird das Erdreich, wie ein Wall, um 40 bis 50 Fus höher. Obenher ist dieser Wall flach und macht, queer über die Land- spitze weg bis jenseits nach der offnen See hin, eine Fläche aus, die zwo Mei- len breit ist, und der Länge nach, auf eine Strecke von 3 Meilen, bis an die Südseite des Havens reicht. Allda verläuft sie sich in eine schöne, angebaute Niederung, die man beym Einfahren in die Bay gerade vor sich hat und die, hinterwärts, an eine Reihe sanft abhängender Hügel stößt, vorn aber mit einem breiten Gestade, von festem schwarzen Sande, umgeben ist, auf welchem wir Holz und Wasser einnahmen. Endlich die linke, oder Westseite des Havens, bestehet aus einem, ohngefähr 800 Fus hohen und vom Gipfel bis auf 90 Fus weit von der Erde, fast überall senkrecht steilen Berge. Dieser macht zugleich die westliche Gränze der vorgedachten angebaueten Niederung aus, unter- bricht den schönen breiten Strand derselben, und hat bis zur äußersten Land- Ecke gegen Westen, nur ein schmales, aus Schieferstein bestehendes Ufer. An der südöstlichen Ecke des Havens, ist ein flaches Corallen-Rief befindlich, das selbst während der Ebbe unter Wasser bleibt, und die See in dortiger Gegend ungemein seicht macht.
Hin und wieder stießen die Indianer ihre Canots einzeln vom Ufer, und brachten je eine oder zwo Cocosnüsse und Pisangs zum Verkauf. Sie vertauschten solche gegen Tahitisches Zeug, und kehrten, so bald sie ihre Waaren angebracht hatten, nach dem Ufer zurück, um mehrere zu hohlen. Ei-
Forſter’s Reiſe um die Welt
1774. Auguſt.mit bedeckt war, und auch der Strand lag uͤberall voll kleiner Bimsſteine und ausgebrannter Kohlen.
Am naͤchſten Morgen brachten wir das Schiff in eine noch bequemere Lage, naͤher aus Ufer, indeß die Einwohner, ſo bald es nur Tag wurde, aus ih- ren Waͤldern hervorkamen und am Strande ſich mit einander zu berathſchlagen ſchienen. Um der Folge willen iſt es nothwendig, daß ich hier die Gegend um den Haven etwas genauer beſchreibe. Sie iſt, ſowohl nach Oſten als nach Suͤden und nach Weſten hin, uͤberall von verſchiedener Geſtalt und Beſchaffen- heit. An der Oſtſeite bildet nemlich das Ufer der Bay eine hervorragende Landſpitze, deren ziemlich breiter Strand von Corallſteinen und Schnecken- Sand, mit einem ohngefaͤhr vierzig Schritt tiefen Palm-Hain eingefaßt iſt. Hinter dieſem kleinen Walde wird das Erdreich, wie ein Wall, um 40 bis 50 Fus hoͤher. Obenher iſt dieſer Wall flach und macht, queer uͤber die Land- ſpitze weg bis jenſeits nach der offnen See hin, eine Flaͤche aus, die zwo Mei- len breit iſt, und der Laͤnge nach, auf eine Strecke von 3 Meilen, bis an die Suͤdſeite des Havens reicht. Allda verlaͤuft ſie ſich in eine ſchoͤne, angebaute Niederung, die man beym Einfahren in die Bay gerade vor ſich hat und die, hinterwaͤrts, an eine Reihe ſanft abhaͤngender Huͤgel ſtoͤßt, vorn aber mit einem breiten Geſtade, von feſtem ſchwarzen Sande, umgeben iſt, auf welchem wir Holz und Waſſer einnahmen. Endlich die linke, oder Weſtſeite des Havens, beſtehet aus einem, ohngefaͤhr 800 Fus hohen und vom Gipfel bis auf 90 Fus weit von der Erde, faſt uͤberall ſenkrecht ſteilen Berge. Dieſer macht zugleich die weſtliche Graͤnze der vorgedachten angebaueten Niederung aus, unter- bricht den ſchoͤnen breiten Strand derſelben, und hat bis zur aͤußerſten Land- Ecke gegen Weſten, nur ein ſchmales, aus Schieferſtein beſtehendes Ufer. An der ſuͤdoͤſtlichen Ecke des Havens, iſt ein flaches Corallen-Rief befindlich, das ſelbſt waͤhrend der Ebbe unter Waſſer bleibt, und die See in dortiger Gegend ungemein ſeicht macht.
Hin und wieder ſtießen die Indianer ihre Canots einzeln vom Ufer, und brachten je eine oder zwo Cocosnuͤſſe und Piſangs zum Verkauf. Sie vertauſchten ſolche gegen Tahitiſches Zeug, und kehrten, ſo bald ſie ihre Waaren angebracht hatten, nach dem Ufer zuruͤck, um mehrere zu hohlen. Ei-
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Forſter’s Reiſe um die Welt
mit bedeckt war, und auch der Strand lag uͤberall voll kleiner Bimsſteine und
ausgebrannter Kohlen.
1774.
Auguſt.
Am naͤchſten Morgen brachten wir das Schiff in eine noch bequemere
Lage, naͤher aus Ufer, indeß die Einwohner, ſo bald es nur Tag wurde, aus ih-
ren Waͤldern hervorkamen und am Strande ſich mit einander zu berathſchlagen
ſchienen. Um der Folge willen iſt es nothwendig, daß ich hier die Gegend um
den Haven etwas genauer beſchreibe. Sie iſt, ſowohl nach Oſten als nach
Suͤden und nach Weſten hin, uͤberall von verſchiedener Geſtalt und Beſchaffen-
heit. An der Oſtſeite bildet nemlich das Ufer der Bay eine hervorragende
Landſpitze, deren ziemlich breiter Strand von Corallſteinen und Schnecken-
Sand, mit einem ohngefaͤhr vierzig Schritt tiefen Palm-Hain eingefaßt iſt.
Hinter dieſem kleinen Walde wird das Erdreich, wie ein Wall, um 40 bis 50
Fus hoͤher. Obenher iſt dieſer Wall flach und macht, queer uͤber die Land-
ſpitze weg bis jenſeits nach der offnen See hin, eine Flaͤche aus, die zwo Mei-
len breit iſt, und der Laͤnge nach, auf eine Strecke von 3 Meilen, bis an die
Suͤdſeite des Havens reicht. Allda verlaͤuft ſie ſich in eine ſchoͤne, angebaute
Niederung, die man beym Einfahren in die Bay gerade vor ſich hat und die,
hinterwaͤrts, an eine Reihe ſanft abhaͤngender Huͤgel ſtoͤßt, vorn aber mit einem
breiten Geſtade, von feſtem ſchwarzen Sande, umgeben iſt, auf welchem wir
Holz und Waſſer einnahmen. Endlich die linke, oder Weſtſeite des Havens,
beſtehet aus einem, ohngefaͤhr 800 Fus hohen und vom Gipfel bis auf 90 Fus
weit von der Erde, faſt uͤberall ſenkrecht ſteilen Berge. Dieſer macht zugleich
die weſtliche Graͤnze der vorgedachten angebaueten Niederung aus, unter-
bricht den ſchoͤnen breiten Strand derſelben, und hat bis zur aͤußerſten Land-
Ecke gegen Weſten, nur ein ſchmales, aus Schieferſtein beſtehendes Ufer. An
der ſuͤdoͤſtlichen Ecke des Havens, iſt ein flaches Corallen-Rief befindlich, das
ſelbſt waͤhrend der Ebbe unter Waſſer bleibt, und die See in dortiger Gegend
ungemein ſeicht macht.
Hin und wieder ſtießen die Indianer ihre Canots einzeln vom Ufer,
und brachten je eine oder zwo Cocosnuͤſſe und Piſangs zum Verkauf.
Sie vertauſchten ſolche gegen Tahitiſches Zeug, und kehrten, ſo bald ſie ihre
Waaren angebracht hatten, nach dem Ufer zuruͤck, um mehrere zu hohlen. Ei-
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/226>, abgerufen am 21.11.2024.
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