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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
kaum so dick als die Spule einer Taubenfeder und, statt eines Bandes, mit dem1774.
August.

zähen Stengel einer Glockenwinde dergestalt bewickelt sind, daß am untern Ende
nur ein kleines Büschgen hervorragt. Wer einigermaaßen starkes Haar hat, muß
wenigstens etliche Hundert solcher kleinen steifen Zöpfchen am Kopfe haben, und
da diese mehrentheils nur 3 bis 4 Zoll lang sind, so pflegen sie, wie die Bor-
sten eines Stachel-Schweins, gemeiniglich aufrecht und auseinander zu stehen
Like quills upon the fretful porcupine.
Shakespear.

Ist aber das Haar etwas länger, z. B. zwischen fünf und neun Zoll, so fal-
len die Zöpfchen, an beyden Seiten des Kopfs, gerade herunter, und dann
sehen die Leute aus wie die Flußgötter mit ihrem von Nässe triefenden Bin-
senhaar. Einige, besonders diejenigen die wolligtes Haar haben, lassen es
entweder so wie es von Natur gewachsen ist, oder sie binden es höch-
stens, vermittelst eines zähen Blattes, auf dem Scheitel in einen Schopf zu-
sammen. Fast durchgehends tragen sie ein Rohr oder ein dünnes Stöckchen,
etwa neun Zoll lang, in den Haaren, um sich von Zeit zu Zeit vor dem Un-
geziefer Ruhe zu schaffen, welches auf ihren Köpfen in großer Anzahl vor-
handen ist. Sie stecken auch wohl einen kleinen Rohrstab, mit Hahnen-
oder Eulenfedern ausgeziert, ins Haar. Zu Bedeckung des Kopfes wickeln
sich manche ein frisches Pifangblatt, schräg, um den Scheitel, (*) oder sie tra-
gen eine ordentliche Mütze von geflochtenen Matten; doch ist keines von beyden
allgemein. Den Bart lassen die mehresten, in seiner natürlichen Gestalt, lang
wachsen, andre flechten ihn in einen Zopf. Der Nasenknorpel ist fast bey
allen durchbohrt, und durch die Oefnung ein dünner Rohrstab, oder ein Stein
von ähnlicher Figur, hindurch gesteckt. Statt der Ohrgehänge tragen sie
eine Menge Ringe von Schildkröten-Schaale oder von weissen Muscheln, ent-
weder einen neben dem andern, oder, in Form einer Kette, einen in den an-
dern gehängt. In beyden Fällen macht dieser Zierrath das Loch im Ohrläpp-

(*) Herr Hodges hat zu Capitain Cooks Beschreibung dieser Reise eine Tanneserin mit
diesem Kopfputz abgezeichnet.
Forsters Reise u. d. W. Zweyter Th. E e

in den Jahren 1772 bis 1775.
kaum ſo dick als die Spule einer Taubenfeder und, ſtatt eines Bandes, mit dem1774.
Auguſt.

zaͤhen Stengel einer Glockenwinde dergeſtalt bewickelt ſind, daß am untern Ende
nur ein kleines Buͤſchgen hervorragt. Wer einigermaaßen ſtarkes Haar hat, muß
wenigſtens etliche Hundert ſolcher kleinen ſteifen Zoͤpfchen am Kopfe haben, und
da dieſe mehrentheils nur 3 bis 4 Zoll lang ſind, ſo pflegen ſie, wie die Bor-
ſten eines Stachel-Schweins, gemeiniglich aufrecht und auseinander zu ſtehen
Like quills upon the fretful porcupine.
Shakespear.

Iſt aber das Haar etwas laͤnger, z. B. zwiſchen fuͤnf und neun Zoll, ſo fal-
len die Zoͤpfchen, an beyden Seiten des Kopfs, gerade herunter, und dann
ſehen die Leute aus wie die Flußgoͤtter mit ihrem von Naͤſſe triefenden Bin-
ſenhaar. Einige, beſonders diejenigen die wolligtes Haar haben, laſſen es
entweder ſo wie es von Natur gewachſen iſt, oder ſie binden es hoͤch-
ſtens, vermittelſt eines zaͤhen Blattes, auf dem Scheitel in einen Schopf zu-
ſammen. Faſt durchgehends tragen ſie ein Rohr oder ein duͤnnes Stoͤckchen,
etwa neun Zoll lang, in den Haaren, um ſich von Zeit zu Zeit vor dem Un-
geziefer Ruhe zu ſchaffen, welches auf ihren Koͤpfen in großer Anzahl vor-
handen iſt. Sie ſtecken auch wohl einen kleinen Rohrſtab, mit Hahnen-
oder Eulenfedern ausgeziert, ins Haar. Zu Bedeckung des Kopfes wickeln
ſich manche ein friſches Pifangblatt, ſchraͤg, um den Scheitel, (*) oder ſie tra-
gen eine ordentliche Muͤtze von geflochtenen Matten; doch iſt keines von beyden
allgemein. Den Bart laſſen die mehreſten, in ſeiner natuͤrlichen Geſtalt, lang
wachſen, andre flechten ihn in einen Zopf. Der Naſenknorpel iſt faſt bey
allen durchbohrt, und durch die Oefnung ein duͤnner Rohrſtab, oder ein Stein
von aͤhnlicher Figur, hindurch geſteckt. Statt der Ohrgehaͤnge tragen ſie
eine Menge Ringe von Schildkroͤten-Schaale oder von weiſſen Muſcheln, ent-
weder einen neben dem andern, oder, in Form einer Kette, einen in den an-
dern gehaͤngt. In beyden Faͤllen macht dieſer Zierrath das Loch im Ohrlaͤpp-

(*) Herr Hodges hat zu Capitain Cooks Beſchreibung dieſer Reiſe eine Tanneſerin mit
dieſem Kopfputz abgezeichnet.
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[217/0231] in den Jahren 1772 bis 1775. kaum ſo dick als die Spule einer Taubenfeder und, ſtatt eines Bandes, mit dem zaͤhen Stengel einer Glockenwinde dergeſtalt bewickelt ſind, daß am untern Ende nur ein kleines Buͤſchgen hervorragt. Wer einigermaaßen ſtarkes Haar hat, muß wenigſtens etliche Hundert ſolcher kleinen ſteifen Zoͤpfchen am Kopfe haben, und da dieſe mehrentheils nur 3 bis 4 Zoll lang ſind, ſo pflegen ſie, wie die Bor- ſten eines Stachel-Schweins, gemeiniglich aufrecht und auseinander zu ſtehen Like quills upon the fretful porcupine. Shakespear. Iſt aber das Haar etwas laͤnger, z. B. zwiſchen fuͤnf und neun Zoll, ſo fal- len die Zoͤpfchen, an beyden Seiten des Kopfs, gerade herunter, und dann ſehen die Leute aus wie die Flußgoͤtter mit ihrem von Naͤſſe triefenden Bin- ſenhaar. Einige, beſonders diejenigen die wolligtes Haar haben, laſſen es entweder ſo wie es von Natur gewachſen iſt, oder ſie binden es hoͤch- ſtens, vermittelſt eines zaͤhen Blattes, auf dem Scheitel in einen Schopf zu- ſammen. Faſt durchgehends tragen ſie ein Rohr oder ein duͤnnes Stoͤckchen, etwa neun Zoll lang, in den Haaren, um ſich von Zeit zu Zeit vor dem Un- geziefer Ruhe zu ſchaffen, welches auf ihren Koͤpfen in großer Anzahl vor- handen iſt. Sie ſtecken auch wohl einen kleinen Rohrſtab, mit Hahnen- oder Eulenfedern ausgeziert, ins Haar. Zu Bedeckung des Kopfes wickeln ſich manche ein friſches Pifangblatt, ſchraͤg, um den Scheitel, (*) oder ſie tra- gen eine ordentliche Muͤtze von geflochtenen Matten; doch iſt keines von beyden allgemein. Den Bart laſſen die mehreſten, in ſeiner natuͤrlichen Geſtalt, lang wachſen, andre flechten ihn in einen Zopf. Der Naſenknorpel iſt faſt bey allen durchbohrt, und durch die Oefnung ein duͤnner Rohrſtab, oder ein Stein von aͤhnlicher Figur, hindurch geſteckt. Statt der Ohrgehaͤnge tragen ſie eine Menge Ringe von Schildkroͤten-Schaale oder von weiſſen Muſcheln, ent- weder einen neben dem andern, oder, in Form einer Kette, einen in den an- dern gehaͤngt. In beyden Faͤllen macht dieſer Zierrath das Loch im Ohrlaͤpp- 1774. Auguſt. (*) Herr Hodges hat zu Capitain Cooks Beſchreibung dieſer Reiſe eine Tanneſerin mit dieſem Kopfputz abgezeichnet. Forſters Reiſe u. d. W. Zweyter Th. E e

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/231>, abgerufen am 21.11.2024.