Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. dern Erfolg, denn mit allen unsern vielfältigen Zügen bekamen wir nicht mehr als1774.August. ein paar Dutzend Fische. Darauf stiegen wir am Ufer aus, wagten es aber, der anwesenden Indianer wegen, nicht, in den Wald zu gehen; sondern begnügten uns am äussersten Rande desselben nach Kräutern zu suchen, und ge- legentlich etwas von der Landessprache zu erlernen. Am folgenden Morgen kehrten wir nach demselben Ort zurück, wo unsre F f 2
in den Jahren 1772 bis 1775. dern Erfolg, denn mit allen unſern vielfaͤltigen Zuͤgen bekamen wir nicht mehr als1774.Auguſt. ein paar Dutzend Fiſche. Darauf ſtiegen wir am Ufer aus, wagten es aber, der anweſenden Indianer wegen, nicht, in den Wald zu gehen; ſondern begnuͤgten uns am aͤuſſerſten Rande deſſelben nach Kraͤutern zu ſuchen, und ge- legentlich etwas von der Landesſprache zu erlernen. Am folgenden Morgen kehrten wir nach demſelben Ort zuruͤck, wo unſre F f 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0241" n="227"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> dern Erfolg, denn mit allen unſern vielfaͤltigen Zuͤgen bekamen wir nicht mehr als<note place="right">1774.<lb/> Auguſt.</note><lb/> ein paar Dutzend Fiſche. Darauf ſtiegen wir am Ufer aus, wagten es aber,<lb/> der anweſenden Indianer wegen, nicht, in den Wald zu gehen; ſondern<lb/> begnuͤgten uns am aͤuſſerſten Rande deſſelben nach Kraͤutern zu ſuchen, und ge-<lb/> legentlich etwas von der Landesſprache zu erlernen.</p><lb/> <p>Am folgenden Morgen kehrten wir nach demſelben Ort zuruͤck, wo unſre<lb/> Leute geſtern Ballaſt geladen hatten. Hier kletterten wir, der Hitze ohnerach-<lb/> tet, etliche Stunden lang auf dem Felſen herum, fanden jedoch nicht viel Neues,<lb/> und mußten den hoͤher gelegenen, dickeren Wald, mit vergeblicher Sehnſucht<lb/> anſehen, weil man es aus Beſorgniß fuͤr den Indianern noch nicht wagen<lb/> durfte, den botaniſchen Schaͤtzen deſſelben nachzuſpuͤhren. Auf dem Ruͤckwege ent-<lb/> deckten wir eine heiße Quelle, die aus dem Felſen, dicht am Strande des Meeres,<lb/> hervorſprudelte. Wir hatten eben kein Thermometer zur Hand, konnten aber<lb/> ſchon dem bloßen Gefuͤhl nach abnehmen, daß der Grad von Hitze ziemlich groß<lb/> ſeyn muͤſſe, denn ich war nicht vermoͤgend, den Finger nur eine Secunde<lb/> lang darin zu leiden. Kaum hatten wir am Mittage das Schiff erreicht, ſo<lb/> kam auch der Capitain vom Waſſerplatz zuruͤck, und brachte einen Indianer mit<lb/> an Bord. Dies war eben der junge Mann, der, gleich bey unſrer Ankunft, ſo<lb/> viel kaltbluͤtigen, ruhigen Muth gezeigt hatte, indem er, unter mehr als<lb/> zweyhundert Leuten von ſeiner Nation, der einzige war, der bey Abfeu-<lb/> rung einer Canone in ſeinem Canot ſtehen blieb, indeß alle uͤbrigen<lb/> fuͤr Schreck in die See ſprangen. Er ſagte, ſein Name ſey <hi rendition="#fr"><persName>Fanokko</persName></hi>,<lb/> verlangte dagegen die unſrigen zu wiſſen, und ſuchte ſie, ſo gut es ihm moͤglich<lb/> war, nachzuſprechen und auswendig zu behalten. Es fehlte ihm aber, ſo wie<lb/> allen ſeinen uͤbrigen Landsleuten, gar ſehr an jener Biegſamkeit der Sprach-Orga-<lb/> ne, die den <hi rendition="#fr">Mallicoleſern</hi> in ſo bewundernswuͤrdiger Maaße eigen war. Wir<lb/> mußten ihm deshalb unſre Namen nach der ſanfteren Modification angeben,<lb/> welche ſie von den <hi rendition="#fr">Tahitiern</hi> bekommen hatten. Er war von angenehmer Ge-<lb/> ſichtsbildung; die Augen groß und lebhaft; und ſein ganzes Anſehen verrieth<lb/> Froͤhlichkeit, Munterkeit und Scharfſinn. Von letzterem will ich unter andern<lb/> nur folgendes Beyſpiel anfuͤhren. Mein Vater und Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> hatten, in<lb/> ihren Woͤrterſammlungen aus der hieſigen Sprache, jeder einen ganz unterſchie-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F f 2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [227/0241]
in den Jahren 1772 bis 1775.
dern Erfolg, denn mit allen unſern vielfaͤltigen Zuͤgen bekamen wir nicht mehr als
ein paar Dutzend Fiſche. Darauf ſtiegen wir am Ufer aus, wagten es aber,
der anweſenden Indianer wegen, nicht, in den Wald zu gehen; ſondern
begnuͤgten uns am aͤuſſerſten Rande deſſelben nach Kraͤutern zu ſuchen, und ge-
legentlich etwas von der Landesſprache zu erlernen.
1774.
Auguſt.
Am folgenden Morgen kehrten wir nach demſelben Ort zuruͤck, wo unſre
Leute geſtern Ballaſt geladen hatten. Hier kletterten wir, der Hitze ohnerach-
tet, etliche Stunden lang auf dem Felſen herum, fanden jedoch nicht viel Neues,
und mußten den hoͤher gelegenen, dickeren Wald, mit vergeblicher Sehnſucht
anſehen, weil man es aus Beſorgniß fuͤr den Indianern noch nicht wagen
durfte, den botaniſchen Schaͤtzen deſſelben nachzuſpuͤhren. Auf dem Ruͤckwege ent-
deckten wir eine heiße Quelle, die aus dem Felſen, dicht am Strande des Meeres,
hervorſprudelte. Wir hatten eben kein Thermometer zur Hand, konnten aber
ſchon dem bloßen Gefuͤhl nach abnehmen, daß der Grad von Hitze ziemlich groß
ſeyn muͤſſe, denn ich war nicht vermoͤgend, den Finger nur eine Secunde
lang darin zu leiden. Kaum hatten wir am Mittage das Schiff erreicht, ſo
kam auch der Capitain vom Waſſerplatz zuruͤck, und brachte einen Indianer mit
an Bord. Dies war eben der junge Mann, der, gleich bey unſrer Ankunft, ſo
viel kaltbluͤtigen, ruhigen Muth gezeigt hatte, indem er, unter mehr als
zweyhundert Leuten von ſeiner Nation, der einzige war, der bey Abfeu-
rung einer Canone in ſeinem Canot ſtehen blieb, indeß alle uͤbrigen
fuͤr Schreck in die See ſprangen. Er ſagte, ſein Name ſey Fanokko,
verlangte dagegen die unſrigen zu wiſſen, und ſuchte ſie, ſo gut es ihm moͤglich
war, nachzuſprechen und auswendig zu behalten. Es fehlte ihm aber, ſo wie
allen ſeinen uͤbrigen Landsleuten, gar ſehr an jener Biegſamkeit der Sprach-Orga-
ne, die den Mallicoleſern in ſo bewundernswuͤrdiger Maaße eigen war. Wir
mußten ihm deshalb unſre Namen nach der ſanfteren Modification angeben,
welche ſie von den Tahitiern bekommen hatten. Er war von angenehmer Ge-
ſichtsbildung; die Augen groß und lebhaft; und ſein ganzes Anſehen verrieth
Froͤhlichkeit, Munterkeit und Scharfſinn. Von letzterem will ich unter andern
nur folgendes Beyſpiel anfuͤhren. Mein Vater und Capitain Cook hatten, in
ihren Woͤrterſammlungen aus der hieſigen Sprache, jeder einen ganz unterſchie-
F f 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |