Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. eben weiter gehen wollten, kam eine ganze Familie, Männer, Weiber und Kin-1714.August. der herab, und beschenkten uns mit vielem Zuckerrohr, auch zwo bis drey Co- cosnüssen. Wir belohnten sie für diese unerwartete Erquickung, so gut es uns möglich war, worauf sie sehr zufrieden nach ihren Wohnungen, wir aber, mit unsren botanischen Reichthümern, an den Strand zurück kehrten, woselbst die Boote eben nach dem Schiffe überfahren wollten. Die Indianer hatten während unserer Abwesenheit angefangen, Yams, Zuckerrohr, Cocosnüsse und Pisangs zu Markt zu bringen, zwar vor der Hand noch sehr sparsam, doch zum Anfange schon genug um für die Folge ein mehreres hoffen zu lassen. Unser Eisengeräth stand bey ihnen, aus Mangel gehöriger Kenntniß, noch in gar keinem Werth; statt dessen nahmen sie lieber Tahitisches Zeug, kleine Stücken von Neu-Seeländischen grünen Nephritischen Stein, Perlen- Mutter, und vor allen Dingen, Schildkröten-Schaale. Gegen letztere vertauschten sie was ihnen das liebste war, ihre Waffen, zuerst nur Speere und Pfeile, bald nachher aber auch Bogen und Keulen. Gleich nach der Mahlzeit fuhren wir wiederum ans Land und eilten, G g 3
in den Jahren 1772 bis 1775. eben weiter gehen wollten, kam eine ganze Familie, Maͤnner, Weiber und Kin-1714.Auguſt. der herab, und beſchenkten uns mit vielem Zuckerrohr, auch zwo bis drey Co- cosnuͤſſen. Wir belohnten ſie fuͤr dieſe unerwartete Erquickung, ſo gut es uns moͤglich war, worauf ſie ſehr zufrieden nach ihren Wohnungen, wir aber, mit unſren botaniſchen Reichthuͤmern, an den Strand zuruͤck kehrten, woſelbſt die Boote eben nach dem Schiffe uͤberfahren wollten. Die Indianer hatten waͤhrend unſerer Abweſenheit angefangen, Yams, Zuckerrohr, Cocosnuͤſſe und Piſangs zu Markt zu bringen, zwar vor der Hand noch ſehr ſparſam, doch zum Anfange ſchon genug um fuͤr die Folge ein mehreres hoffen zu laſſen. Unſer Eiſengeraͤth ſtand bey ihnen, aus Mangel gehoͤriger Kenntniß, noch in gar keinem Werth; ſtatt deſſen nahmen ſie lieber Tahitiſches Zeug, kleine Stuͤcken von Neu-Seelaͤndiſchen gruͤnen Nephritiſchen Stein, Perlen- Mutter, und vor allen Dingen, Schildkroͤten-Schaale. Gegen letztere vertauſchten ſie was ihnen das liebſte war, ihre Waffen, zuerſt nur Speere und Pfeile, bald nachher aber auch Bogen und Keulen. Gleich nach der Mahlzeit fuhren wir wiederum ans Land und eilten, G g 3
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in den Jahren 1772 bis 1775.
eben weiter gehen wollten, kam eine ganze Familie, Maͤnner, Weiber und Kin-
der herab, und beſchenkten uns mit vielem Zuckerrohr, auch zwo bis drey Co-
cosnuͤſſen. Wir belohnten ſie fuͤr dieſe unerwartete Erquickung, ſo gut es
uns moͤglich war, worauf ſie ſehr zufrieden nach ihren Wohnungen, wir aber,
mit unſren botaniſchen Reichthuͤmern, an den Strand zuruͤck kehrten, woſelbſt
die Boote eben nach dem Schiffe uͤberfahren wollten. Die Indianer hatten
waͤhrend unſerer Abweſenheit angefangen, Yams, Zuckerrohr, Cocosnuͤſſe
und Piſangs zu Markt zu bringen, zwar vor der Hand noch ſehr ſparſam,
doch zum Anfange ſchon genug um fuͤr die Folge ein mehreres hoffen zu laſſen.
Unſer Eiſengeraͤth ſtand bey ihnen, aus Mangel gehoͤriger Kenntniß, noch in
gar keinem Werth; ſtatt deſſen nahmen ſie lieber Tahitiſches Zeug, kleine
Stuͤcken von Neu-Seelaͤndiſchen gruͤnen Nephritiſchen Stein, Perlen-
Mutter, und vor allen Dingen, Schildkroͤten-Schaale. Gegen letztere
vertauſchten ſie was ihnen das liebſte war, ihre Waffen, zuerſt nur Speere
und Pfeile, bald nachher aber auch Bogen und Keulen.
1714.
Auguſt.
Gleich nach der Mahlzeit fuhren wir wiederum ans Land und eilten,
laͤngs dem Strande, nach der oͤſtlichen Spitze des Havens, von welcher uns die
Einwohner vor einigen Tagen zuruͤckgewieſen hatten. Unterwegens begegneten
wir einigen die ſtehen blieben, um mit uns zu ſprechen, ein andrer Indianer
aber, huckte ſich hinter einem Baume nieder, ſpannte ſeinen Bogen, und rich-
tete einen Pfeil auf uns. Dies wurden wir nicht ſobald gewahr, als einer
von uns gleich mit der Flinte nach ihm zielte, worauf der Kerl angenblick-
lich den Bogen von ſich warf, und ganz demuͤthig zu uns hervor gekrochen
kam. Es mag ſeyn, daß er keine boͤſe Abſicht gehabt, doch iſt dergleichen
Spaß nicht immer zu trauen. Ohnweit der oͤſtlichen Landſpitze, die wir bald
nachher erreichten, fand ſich eine Art ſchoͤner Blumen, die man vermittelſt ihrer
brennend rothen Farbe ſchon beym Einlaufen in den Haven, vom Schiffe aus,
bemerkt hatte. Jetzt zeigte ſich, daß es die Bluͤthe einer Eugenia oder Art
von Jambos-Baum war. Indem wir uͤber die Landſpitze weg und laͤngs
dem jenſeitigen Ufer fortgehen wollten, ſtellten ſich mit einmal funfzehen bis
zwanzig Indianer in den Weg und baten uns, ſehr ernſtlich, umzukehren.
Als ſie ſahen, daß wir nicht die geringſte Luſt dazu bezeigten, ſo wie-
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