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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
über, und warf eine Menge feiner schwarzer Asche aus, die bey genauer Be-1774.
August.

sichtigung aus lauter langen, nadelförmigen, halb durchsichtigen Schörl-
körnern bestand. Mit solchem Schörl-Sand war das Erdreich auf der gan-
zen Insel, ja alles Kraut und Laub, dermaaßen bestreuet, daß wir beym Bo-
tanisiren, die Blätter ungemein behutsam abbrechen mußten, wenn uns jene
Asche nicht ins Auge stäuben, und Schmerzen verursachen sollte. Diese ge-
ringe Unannehmlichkeit wird aber den Insulanern, von dem Vulkan auf an-
dre Art reichlich vergütet. Es geben nemlich die Schlacken, welche er aus-
wirft, zumal wenn sie erst verwittert sind, einen treflichen Dünger für den Bo-
den ab, und veranlassen den vorzüglichen Flor, worinn sich hier das Pflanzen-
reich befindet. Kräuter und Stauden werden fast noch einmal so hoch, be-
kommen ungleich breitere Blätter, größere Blumen, und einen weit stärkeren
Geruch, als in andern Ländern. So verhält sich's, bald mehr bald minder,
überall, wo Vulkane vorhanden sind. In Italien z. B. wird die Gegend um
den Vesuv für eine der fruchtbarsten gehalten, auch bringt sie in der That die
besten italiänischen Weine hervor. Der Etna in Sicilien steht ebenfalls in
dem Ruf der Fruchtbarkeit, und in Hessen ist das vulkanische Erdreich des Ha-
bichtswalds
, ob es gleich mitten in einer hohen, nackten und daher kalten
Gegend liegt, überaus fruchtbar. Die daselbst angelegten Lustgärten des
Landgrafen bezeugen dieses indem sie zu jedermanns Bewunderung, mit allen
möglichen Arten fremder und einheimischer Gewächse prangen. Was wir
selbst, über diesen Punkt, in den verschiedenen Inseln der Süd-See bemerkt
haben, bestätiget die Richtigkeit jener Beobachtung vollkommen. Die So-
cietäts-Inseln
, die Marquesas, und einige der Freundschaftlichen-Eylan-
de
, woselbst Spuren von ehemaligen Vulcanen, imgleichen Ambrym und
Tanna, wo noch wirklich brennende Berge vorhanden sind, alle diese In-
seln haben fetten fruchtbaren Boden, darinn die Pflanzen zu einem königli-
chen Wuchs, und zu den glänzendsten Farben gelangen. Selbst in dem von
spätern vulkanischen Ausbrüchen noch ganz verheerten Oster-Eiland, wachsen
schon allerhand Kräuter und eßbare Wurzeln, ohnerachtet der Boden mehr aus
Schlacken, verbrannten Steinen und Bimssteinen, denn aus eigentlicher trag-
barer Erde bestehet, die Sonnenhitze auch überdem so unerträglich ist, daß

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in den Jahren 1772 bis 1775.
uͤber, und warf eine Menge feiner ſchwarzer Aſche aus, die bey genauer Be-1774.
Auguſt.

ſichtigung aus lauter langen, nadelfoͤrmigen, halb durchſichtigen Schoͤrl-
koͤrnern beſtand. Mit ſolchem Schoͤrl-Sand war das Erdreich auf der gan-
zen Inſel, ja alles Kraut und Laub, dermaaßen beſtreuet, daß wir beym Bo-
taniſiren, die Blaͤtter ungemein behutſam abbrechen mußten, wenn uns jene
Aſche nicht ins Auge ſtaͤuben, und Schmerzen verurſachen ſollte. Dieſe ge-
ringe Unannehmlichkeit wird aber den Inſulanern, von dem Vulkan auf an-
dre Art reichlich verguͤtet. Es geben nemlich die Schlacken, welche er aus-
wirft, zumal wenn ſie erſt verwittert ſind, einen treflichen Duͤnger fuͤr den Bo-
den ab, und veranlaſſen den vorzuͤglichen Flor, worinn ſich hier das Pflanzen-
reich befindet. Kraͤuter und Stauden werden faſt noch einmal ſo hoch, be-
kommen ungleich breitere Blaͤtter, groͤßere Blumen, und einen weit ſtaͤrkeren
Geruch, als in andern Laͤndern. So verhaͤlt ſich’s, bald mehr bald minder,
uͤberall, wo Vulkane vorhanden ſind. In Italien z. B. wird die Gegend um
den Veſuv fuͤr eine der fruchtbarſten gehalten, auch bringt ſie in der That die
beſten italiaͤniſchen Weine hervor. Der Etna in Sicilien ſteht ebenfalls in
dem Ruf der Fruchtbarkeit, und in Heſſen iſt das vulkaniſche Erdreich des Ha-
bichtswalds
, ob es gleich mitten in einer hohen, nackten und daher kalten
Gegend liegt, uͤberaus fruchtbar. Die daſelbſt angelegten Luſtgaͤrten des
Landgrafen bezeugen dieſes indem ſie zu jedermanns Bewunderung, mit allen
moͤglichen Arten fremder und einheimiſcher Gewaͤchſe prangen. Was wir
ſelbſt, uͤber dieſen Punkt, in den verſchiedenen Inſeln der Suͤd-See bemerkt
haben, beſtaͤtiget die Richtigkeit jener Beobachtung vollkommen. Die So-
cietaͤts-Inſeln
, die Marqueſas, und einige der Freundſchaftlichen-Eylan-
de
, woſelbſt Spuren von ehemaligen Vulcanen, imgleichen Ambrym und
Tanna, wo noch wirklich brennende Berge vorhanden ſind, alle dieſe In-
ſeln haben fetten fruchtbaren Boden, darinn die Pflanzen zu einem koͤnigli-
chen Wuchs, und zu den glaͤnzendſten Farben gelangen. Selbſt in dem von
ſpaͤtern vulkaniſchen Ausbruͤchen noch ganz verheerten Oſter-Eiland, wachſen
ſchon allerhand Kraͤuter und eßbare Wurzeln, ohnerachtet der Boden mehr aus
Schlacken, verbrannten Steinen und Bimsſteinen, denn aus eigentlicher trag-
barer Erde beſtehet, die Sonnenhitze auch uͤberdem ſo unertraͤglich iſt, daß

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[243/0257] in den Jahren 1772 bis 1775. uͤber, und warf eine Menge feiner ſchwarzer Aſche aus, die bey genauer Be- ſichtigung aus lauter langen, nadelfoͤrmigen, halb durchſichtigen Schoͤrl- koͤrnern beſtand. Mit ſolchem Schoͤrl-Sand war das Erdreich auf der gan- zen Inſel, ja alles Kraut und Laub, dermaaßen beſtreuet, daß wir beym Bo- taniſiren, die Blaͤtter ungemein behutſam abbrechen mußten, wenn uns jene Aſche nicht ins Auge ſtaͤuben, und Schmerzen verurſachen ſollte. Dieſe ge- ringe Unannehmlichkeit wird aber den Inſulanern, von dem Vulkan auf an- dre Art reichlich verguͤtet. Es geben nemlich die Schlacken, welche er aus- wirft, zumal wenn ſie erſt verwittert ſind, einen treflichen Duͤnger fuͤr den Bo- den ab, und veranlaſſen den vorzuͤglichen Flor, worinn ſich hier das Pflanzen- reich befindet. Kraͤuter und Stauden werden faſt noch einmal ſo hoch, be- kommen ungleich breitere Blaͤtter, groͤßere Blumen, und einen weit ſtaͤrkeren Geruch, als in andern Laͤndern. So verhaͤlt ſich’s, bald mehr bald minder, uͤberall, wo Vulkane vorhanden ſind. In Italien z. B. wird die Gegend um den Veſuv fuͤr eine der fruchtbarſten gehalten, auch bringt ſie in der That die beſten italiaͤniſchen Weine hervor. Der Etna in Sicilien ſteht ebenfalls in dem Ruf der Fruchtbarkeit, und in Heſſen iſt das vulkaniſche Erdreich des Ha- bichtswalds, ob es gleich mitten in einer hohen, nackten und daher kalten Gegend liegt, uͤberaus fruchtbar. Die daſelbſt angelegten Luſtgaͤrten des Landgrafen bezeugen dieſes indem ſie zu jedermanns Bewunderung, mit allen moͤglichen Arten fremder und einheimiſcher Gewaͤchſe prangen. Was wir ſelbſt, uͤber dieſen Punkt, in den verſchiedenen Inſeln der Suͤd-See bemerkt haben, beſtaͤtiget die Richtigkeit jener Beobachtung vollkommen. Die So- cietaͤts-Inſeln, die Marqueſas, und einige der Freundſchaftlichen-Eylan- de, woſelbſt Spuren von ehemaligen Vulcanen, imgleichen Ambrym und Tanna, wo noch wirklich brennende Berge vorhanden ſind, alle dieſe In- ſeln haben fetten fruchtbaren Boden, darinn die Pflanzen zu einem koͤnigli- chen Wuchs, und zu den glaͤnzendſten Farben gelangen. Selbſt in dem von ſpaͤtern vulkaniſchen Ausbruͤchen noch ganz verheerten Oſter-Eiland, wachſen ſchon allerhand Kraͤuter und eßbare Wurzeln, ohnerachtet der Boden mehr aus Schlacken, verbrannten Steinen und Bimsſteinen, denn aus eigentlicher trag- barer Erde beſtehet, die Sonnenhitze auch uͤberdem ſo unertraͤglich iſt, daß 1774. Auguſt. H h 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/257>, abgerufen am 22.11.2024.