Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. vermuthlich von unbekannter Art, mithin einer näheren Untersuchung allerdings1774.August. werth seyn mochten. Der schlechte Erfolg dieser Jagd bewog uns, auf der Ebene, weiter nach Westen fortzugehen; dort kamen wir bey ein paar Stü- cken Landes vorüber, die mit Gras bewachsen, und durch allerhand wildes Ge- sträuch von einander abgehegt waren, fast so wie in England die Wiesen mit lebendigen Hecken umgeben sind. Zwischen diesen Grasplätzen lagen oft große Felder durchaus mit hohem Schilfrohr (saccharum spontaneum Linn.) bewachsen, welches hier zu Lande zu Pfeilen, Zäunen, Körben, und anderer solcher geflochtnen Arbeit gebraucht wird. Der vorhandnen Menge nach zu urtheilen, schien es nicht von selbst, wild aufgeschossen; son- dern vielmehr förmlich angepflanzt zu seyn, welches auch, bey der großen Nutzbarkeit desselben, überaus wahrscheinlich ist. Hinter diesen Feldern kamen wir an einen Wald, wo es jedoch keine andere Art von Bäumen gab, als jene die wir bereits am Strande gefunden hatten. Dagegen ward eine Taube von neuer Gattung geschossen, auch sahen wir viele Papagoyen die ungemein schen waren, vermuthlich, weil ihnen die Einwohner in den Obst- gärten nachstellen mögen. Endlich geriethen wir an einen hohlen Weg, der ehemals das Bette eines Regenbachs gewesen zu seyn schien, jetzt aber ganz trocken war, und den Wilden zum Fußpfade diente. An den steilen Seiten- Wänden desselben wuchs allerhand kleines Gebüsch, auch sogar Palmen, und ein ungeheurer Feigenbaum (ficus religiosa Linn.) von der Art die bey den Cingalesen und Malabaren in religiöser Achtung steht, (*) machte, queer über den Weg, einen weit gewölbten Bogen aus. Die Wurzel hatte sich nemlich in zwey Hauptäste getheilt, davon der eine auf dieser, der an- dre auf jener Seite des Weges eingewachsen war. Oberhalb, im Gipfel, flatterte eine Menge kleiner Vögel herum, die sich bey dem Ueberfluß an Früchten ganz wohl befinden mußten. Wir ruheten in seinem dichten Schatten aus, und freuten uns, daß verschiedne Einwohner, die während dieser Zeit hier vorbeygiengen, weder über unsre Gegenwart das geringste Mißvergnügen, noch die geringste Unruhe über die Flintenschüsse bezeigten. Gegen Mittag (*) Sie opfern unter dem Schatten derselben, und geben vor, daß daselbst verschiedene ihrer Gottheiten sollen geboren worden seyn. Forsters Reise u. d. W. Zweyter Th. L l
in den Jahren 1772 bis 1775. vermuthlich von unbekannter Art, mithin einer naͤheren Unterſuchung allerdings1774.Auguſt. werth ſeyn mochten. Der ſchlechte Erfolg dieſer Jagd bewog uns, auf der Ebene, weiter nach Weſten fortzugehen; dort kamen wir bey ein paar Stuͤ- cken Landes voruͤber, die mit Gras bewachſen, und durch allerhand wildes Ge- ſtraͤuch von einander abgehegt waren, faſt ſo wie in England die Wieſen mit lebendigen Hecken umgeben ſind. Zwiſchen dieſen Grasplaͤtzen lagen oft große Felder durchaus mit hohem Schilfrohr (ſaccharum ſpontaneum Linn.) bewachſen, welches hier zu Lande zu Pfeilen, Zaͤunen, Koͤrben, und anderer ſolcher geflochtnen Arbeit gebraucht wird. Der vorhandnen Menge nach zu urtheilen, ſchien es nicht von ſelbſt, wild aufgeſchoſſen; ſon- dern vielmehr foͤrmlich angepflanzt zu ſeyn, welches auch, bey der großen Nutzbarkeit deſſelben, uͤberaus wahrſcheinlich iſt. Hinter dieſen Feldern kamen wir an einen Wald, wo es jedoch keine andere Art von Baͤumen gab, als jene die wir bereits am Strande gefunden hatten. Dagegen ward eine Taube von neuer Gattung geſchoſſen, auch ſahen wir viele Papagoyen die ungemein ſchen waren, vermuthlich, weil ihnen die Einwohner in den Obſt- gaͤrten nachſtellen moͤgen. Endlich geriethen wir an einen hohlen Weg, der ehemals das Bette eines Regenbachs geweſen zu ſeyn ſchien, jetzt aber ganz trocken war, und den Wilden zum Fußpfade diente. An den ſteilen Seiten- Waͤnden deſſelben wuchs allerhand kleines Gebuͤſch, auch ſogar Palmen, und ein ungeheurer Feigenbaum (ficus religioſa Linn.) von der Art die bey den Cingaleſen und Malabaren in religioͤſer Achtung ſteht, (*) machte, queer uͤber den Weg, einen weit gewoͤlbten Bogen aus. Die Wurzel hatte ſich nemlich in zwey Hauptaͤſte getheilt, davon der eine auf dieſer, der an- dre auf jener Seite des Weges eingewachſen war. Oberhalb, im Gipfel, flatterte eine Menge kleiner Voͤgel herum, die ſich bey dem Ueberfluß an Fruͤchten ganz wohl befinden mußten. Wir ruheten in ſeinem dichten Schatten aus, und freuten uns, daß verſchiedne Einwohner, die waͤhrend dieſer Zeit hier vorbeygiengen, weder uͤber unſre Gegenwart das geringſte Mißvergnuͤgen, noch die geringſte Unruhe uͤber die Flintenſchuͤſſe bezeigten. Gegen Mittag (*) Sie opfern unter dem Schatten derſelben, und geben vor, daß daſelbſt verſchiedene ihrer Gottheiten ſollen geboren worden ſeyn. Forſters Reiſe u. d. W. Zweyter Th. L l
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in den Jahren 1772 bis 1775.
vermuthlich von unbekannter Art, mithin einer naͤheren Unterſuchung allerdings
werth ſeyn mochten. Der ſchlechte Erfolg dieſer Jagd bewog uns, auf der
Ebene, weiter nach Weſten fortzugehen; dort kamen wir bey ein paar Stuͤ-
cken Landes voruͤber, die mit Gras bewachſen, und durch allerhand wildes Ge-
ſtraͤuch von einander abgehegt waren, faſt ſo wie in England die Wieſen mit
lebendigen Hecken umgeben ſind. Zwiſchen dieſen Grasplaͤtzen lagen oft
große Felder durchaus mit hohem Schilfrohr (ſaccharum ſpontaneum
Linn.) bewachſen, welches hier zu Lande zu Pfeilen, Zaͤunen, Koͤrben,
und anderer ſolcher geflochtnen Arbeit gebraucht wird. Der vorhandnen
Menge nach zu urtheilen, ſchien es nicht von ſelbſt, wild aufgeſchoſſen; ſon-
dern vielmehr foͤrmlich angepflanzt zu ſeyn, welches auch, bey der großen
Nutzbarkeit deſſelben, uͤberaus wahrſcheinlich iſt. Hinter dieſen Feldern kamen
wir an einen Wald, wo es jedoch keine andere Art von Baͤumen gab, als
jene die wir bereits am Strande gefunden hatten. Dagegen ward eine
Taube von neuer Gattung geſchoſſen, auch ſahen wir viele Papagoyen die
ungemein ſchen waren, vermuthlich, weil ihnen die Einwohner in den Obſt-
gaͤrten nachſtellen moͤgen. Endlich geriethen wir an einen hohlen Weg,
der ehemals das Bette eines Regenbachs geweſen zu ſeyn ſchien, jetzt aber ganz
trocken war, und den Wilden zum Fußpfade diente. An den ſteilen Seiten-
Waͤnden deſſelben wuchs allerhand kleines Gebuͤſch, auch ſogar Palmen, und
ein ungeheurer Feigenbaum (ficus religioſa Linn.) von der Art die
bey den Cingaleſen und Malabaren in religioͤſer Achtung ſteht, (*) machte,
queer uͤber den Weg, einen weit gewoͤlbten Bogen aus. Die Wurzel
hatte ſich nemlich in zwey Hauptaͤſte getheilt, davon der eine auf dieſer, der an-
dre auf jener Seite des Weges eingewachſen war. Oberhalb, im Gipfel, flatterte
eine Menge kleiner Voͤgel herum, die ſich bey dem Ueberfluß an Fruͤchten
ganz wohl befinden mußten. Wir ruheten in ſeinem dichten Schatten aus,
und freuten uns, daß verſchiedne Einwohner, die waͤhrend dieſer Zeit hier
vorbeygiengen, weder uͤber unſre Gegenwart das geringſte Mißvergnuͤgen,
noch die geringſte Unruhe uͤber die Flintenſchuͤſſe bezeigten. Gegen Mittag
1774.
Auguſt.
(*) Sie opfern unter dem Schatten derſelben, und geben vor, daß daſelbſt verſchiedene ihrer
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