Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. bey manchen Gelegenheiten deutlich und bis zur Bewunderung wahrgenommen.1774.August. Das wäre denn ihre gute Seite; auf der anderen läßt sich nun freylich so wohl aus ihrem anfänglichen Betragen, als aus der Gewohnheit, nie ohne Waffen zu gehn, genugsam abnehmen, daß sie äußerst mißtrauisch seyn müssen, und da sie selbst sich für Menschenfresser ausgeben; so wird ihnen wohl nicht zu viel geschehen, wenn wir sie auch für höchst rachsüchtig und, in ihren Leidenschaften, für unbändig erklären. Vielleicht würde der Umgang mit uns Europäern Nutzen ge- stiftet und den Wachsthum der Sittlichkeit befördert haben, wenn die letzte unüberlegte That nicht alle günstige Eindrücke, welche sie etwa schon angenom- men haben mochten, zu schnell wiederum ausgelöscht hätte! Europäische Waaren standen in keinem oder doch nur sehr geringem Werth: Da wir aber eine Menge Nägel, imgleichen einige Aexte unter sie ausgetheilt haben; so wird ihnen die Dauerhaftigkeit dieses Metalls den Werth desselben erkennen lehren, und sie ver- muthlich geneigt machen, bey der nächsten Anwesenheit eines europäischen Schif- fes, allerhand Lebensmittel dafür herzugeben. -- Nun waren wir also wieder in See und steuerten ostwärts, nach der Forster's Reise u. d. W. zweyter Th. O o
in den Jahren 1772 bis 1775. bey manchen Gelegenheiten deutlich und bis zur Bewunderung wahrgenommen.1774.Auguſt. Das waͤre denn ihre gute Seite; auf der anderen laͤßt ſich nun freylich ſo wohl aus ihrem anfaͤnglichen Betragen, als aus der Gewohnheit, nie ohne Waffen zu gehn, genugſam abnehmen, daß ſie aͤußerſt mißtrauiſch ſeyn muͤſſen, und da ſie ſelbſt ſich fuͤr Menſchenfreſſer ausgeben; ſo wird ihnen wohl nicht zu viel geſchehen, wenn wir ſie auch fuͤr hoͤchſt rachſuͤchtig und, in ihren Leidenſchaften, fuͤr unbaͤndig erklaͤren. Vielleicht wuͤrde der Umgang mit uns Europaͤern Nutzen ge- ſtiftet und den Wachsthum der Sittlichkeit befoͤrdert haben, wenn die letzte unuͤberlegte That nicht alle guͤnſtige Eindruͤcke, welche ſie etwa ſchon angenom- men haben mochten, zu ſchnell wiederum ausgeloͤſcht haͤtte! Europaͤiſche Waaren ſtanden in keinem oder doch nur ſehr geringem Werth: Da wir aber eine Menge Naͤgel, imgleichen einige Aexte unter ſie ausgetheilt haben; ſo wird ihnen die Dauerhaftigkeit dieſes Metalls den Werth deſſelben erkennen lehren, und ſie ver- muthlich geneigt machen, bey der naͤchſten Anweſenheit eines europaͤiſchen Schif- fes, allerhand Lebensmittel dafuͤr herzugeben. — Nun waren wir alſo wieder in See und ſteuerten oſtwaͤrts, nach der Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. O o
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0303" n="289"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> bey manchen Gelegenheiten deutlich und bis zur Bewunderung wahrgenommen.<note place="right">1774.<lb/> Auguſt.</note><lb/> Das waͤre denn ihre <hi rendition="#fr">gute</hi> Seite; auf der anderen laͤßt ſich nun freylich<lb/> ſo wohl aus ihrem anfaͤnglichen Betragen, als aus der Gewohnheit, nie ohne<lb/> Waffen zu gehn, genugſam abnehmen, daß ſie aͤußerſt mißtrauiſch ſeyn muͤſſen,<lb/> und da ſie ſelbſt ſich fuͤr Menſchenfreſſer ausgeben; ſo wird ihnen wohl nicht zu viel<lb/> geſchehen, wenn wir ſie auch fuͤr hoͤchſt rachſuͤchtig und, in ihren Leidenſchaften, fuͤr<lb/> unbaͤndig erklaͤren. Vielleicht wuͤrde der Umgang mit uns Europaͤern Nutzen ge-<lb/> ſtiftet und den Wachsthum der Sittlichkeit befoͤrdert haben, wenn die letzte<lb/> unuͤberlegte That nicht alle guͤnſtige Eindruͤcke, welche ſie etwa ſchon angenom-<lb/> men haben mochten, zu ſchnell wiederum ausgeloͤſcht haͤtte! Europaͤiſche Waaren<lb/> ſtanden in keinem oder doch nur ſehr geringem Werth: Da wir aber eine Menge<lb/> Naͤgel, imgleichen einige Aexte unter ſie ausgetheilt haben; ſo wird ihnen die<lb/> Dauerhaftigkeit dieſes Metalls den Werth deſſelben erkennen lehren, und ſie ver-<lb/> muthlich geneigt machen, bey der naͤchſten Anweſenheit eines europaͤiſchen Schif-<lb/> fes, allerhand Lebensmittel dafuͤr herzugeben. —</p><lb/> <p>Nun waren wir alſo wieder in See und ſteuerten oſtwaͤrts, nach der<lb/> Inſel <hi rendition="#fr"><placeName>Irronan</placeName></hi> hin. Der Aufenthalt in <hi rendition="#fr"><placeName>Tanna</placeName></hi> hatte uns drey bis<lb/> vier Mahlzeiten von friſchen Fiſchen, imgleichen einen kleinen Vorrath Yams<lb/> verſchafft, der aber fuͤr die Kranken aufbewahrt werden mußte. Es ſtellten ſich<lb/> nemlich jetzo unter den Matroſen Fieber ein, und blos dieſe Patienten waren es,<lb/> denen, ſtatt des ungeſunden Zwiebacks und gepoͤkelten Rindfleiſches, kleine Por-<lb/> tionen von Yams ausgetheilt werden durften. Abends gelangten wir ziemlich<lb/> nahe an die Inſel <hi rendition="#fr"><placeName>Irronan</placeName></hi>, welche ohngefaͤhr zwoͤlf See-Meilen oſtwaͤrts von<lb/><hi rendition="#fr"><placeName>Tanna</placeName></hi> liegt und aus einem hohen Tafelberge beſteht. Die Nacht uͤber ward<lb/> mit Laviren zugebracht, und am naͤchſten Morgen die Lage der Inſel <hi rendition="#fr"><placeName>Anattom</placeName></hi><lb/> auf 20 Grad 3 Secunden Suͤder-Breite und 170 Grad 5 Secunden oͤſtlicher<lb/> Laͤnge beſtimmt. Sie iſt etwas kleiner als <hi rendition="#fr"><placeName>Tanna</placeName></hi>; doch konnten wir, der Ent-<lb/> fernung wegen, nicht genau feſtſetzen um wie viel; indeſſen ſchienen die Berge auf<lb/> beyden Inſeln, faſt von gleicher Hoͤhe zu ſeyn. Da nun, auch von hier aus, weiter<lb/> gegen Suͤden hin, nirgends mehr Land zum Vorſchein kam; ſo ſteuerten wir, laͤngſt<lb/> der ſuͤdweſtlichen Kuͤſte von <hi rendition="#fr"><placeName>Tanna</placeName></hi> wiederum nach Norden hinauf. An dieſer<lb/> Seite hatte die Inſel ein ſehr fruchtbares Anſehen, indem die Berge und Huͤgel<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe u. d. W. zweyter Th.</hi> O o</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [289/0303]
in den Jahren 1772 bis 1775.
bey manchen Gelegenheiten deutlich und bis zur Bewunderung wahrgenommen.
Das waͤre denn ihre gute Seite; auf der anderen laͤßt ſich nun freylich
ſo wohl aus ihrem anfaͤnglichen Betragen, als aus der Gewohnheit, nie ohne
Waffen zu gehn, genugſam abnehmen, daß ſie aͤußerſt mißtrauiſch ſeyn muͤſſen,
und da ſie ſelbſt ſich fuͤr Menſchenfreſſer ausgeben; ſo wird ihnen wohl nicht zu viel
geſchehen, wenn wir ſie auch fuͤr hoͤchſt rachſuͤchtig und, in ihren Leidenſchaften, fuͤr
unbaͤndig erklaͤren. Vielleicht wuͤrde der Umgang mit uns Europaͤern Nutzen ge-
ſtiftet und den Wachsthum der Sittlichkeit befoͤrdert haben, wenn die letzte
unuͤberlegte That nicht alle guͤnſtige Eindruͤcke, welche ſie etwa ſchon angenom-
men haben mochten, zu ſchnell wiederum ausgeloͤſcht haͤtte! Europaͤiſche Waaren
ſtanden in keinem oder doch nur ſehr geringem Werth: Da wir aber eine Menge
Naͤgel, imgleichen einige Aexte unter ſie ausgetheilt haben; ſo wird ihnen die
Dauerhaftigkeit dieſes Metalls den Werth deſſelben erkennen lehren, und ſie ver-
muthlich geneigt machen, bey der naͤchſten Anweſenheit eines europaͤiſchen Schif-
fes, allerhand Lebensmittel dafuͤr herzugeben. —
1774.
Auguſt.
Nun waren wir alſo wieder in See und ſteuerten oſtwaͤrts, nach der
Inſel Irronan hin. Der Aufenthalt in Tanna hatte uns drey bis
vier Mahlzeiten von friſchen Fiſchen, imgleichen einen kleinen Vorrath Yams
verſchafft, der aber fuͤr die Kranken aufbewahrt werden mußte. Es ſtellten ſich
nemlich jetzo unter den Matroſen Fieber ein, und blos dieſe Patienten waren es,
denen, ſtatt des ungeſunden Zwiebacks und gepoͤkelten Rindfleiſches, kleine Por-
tionen von Yams ausgetheilt werden durften. Abends gelangten wir ziemlich
nahe an die Inſel Irronan, welche ohngefaͤhr zwoͤlf See-Meilen oſtwaͤrts von
Tanna liegt und aus einem hohen Tafelberge beſteht. Die Nacht uͤber ward
mit Laviren zugebracht, und am naͤchſten Morgen die Lage der Inſel Anattom
auf 20 Grad 3 Secunden Suͤder-Breite und 170 Grad 5 Secunden oͤſtlicher
Laͤnge beſtimmt. Sie iſt etwas kleiner als Tanna; doch konnten wir, der Ent-
fernung wegen, nicht genau feſtſetzen um wie viel; indeſſen ſchienen die Berge auf
beyden Inſeln, faſt von gleicher Hoͤhe zu ſeyn. Da nun, auch von hier aus, weiter
gegen Suͤden hin, nirgends mehr Land zum Vorſchein kam; ſo ſteuerten wir, laͤngſt
der ſuͤdweſtlichen Kuͤſte von Tanna wiederum nach Norden hinauf. An dieſer
Seite hatte die Inſel ein ſehr fruchtbares Anſehen, indem die Berge und Huͤgel
Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. O o
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |