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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
August.
Baums herauf, außer diesem Freundschafts-Zeichen hatten sie aber nichts zu geben.
Wir redeten sie verschiedentlich an, und sie antworteten etlichemale, doch ver-
stand keiner den andern. Endlich fiel es mir bey, die Zahlen, in der Sprache
der freundschaftlichen Eylande, herzunennen, und kaum hatte ich zu zählen an-
gefangen, so unterbrachen sie mich und zählten, in derselben Mundart, richtig
bis zehn fort. Darauf deutete ich mit dem Finger aufs Land, und verlangte den
Namen der Insel zu wissen. Sie antworteten mir mit dem Wort Fannua,
welches in vorgedachtem Dialekte so viel als Land bedeutet. Die schöne, ebene
Gegend, um die Bay herum, nannten sie Talla-oni, und theilten uns
auf eben die Art, noch die Benennungen verschiedener andrer Gebiete mit,
für das Ganze aber gaben sie keinen eignen Namen an, weshalb wir die von
Quiros herstammende Benennung: Tierra del Espiritu Santo (Land des heil.
Geistes) beybehielten. Die Sprachen von Mallicollo und Tanna waren die-
sen Leuten entweder unbekannt, oder wenigstens, so als wir sie ausspra-
chen, unverständlich. Beym Anblick unsrer vom Lande wiederkommenden Boo-
te, kehrten auch sie dahin zurück, zumal da die Sonne bereits unterge-
hen wollte. -- Lieutenant Pickersgill, der die Boote commandirt hatte,
berichtete, daß er nicht ehe als innerhalb zwo bis drey Kabels-Längen *) vom
Ufer, dort aber sehr guten Ankergrund gefunden habe. Eben daselbst war auch
ein schöner Fluß vorhanden und die Mündung desselben tief genug für ein Boot;
der Lieutenant fuhr also hinein und landete auf der einen Seite des Ufers, indeß
auf der andern eine Menge Einwohner aus dem Gebüsch hervorguckten; gegen
diese ließ er es an keiner Art von freundschaftlichem Zuruf und Zuwinken fehlen,
da aber gleichwohl nicht ein einziger zum Herüberkommen zu bewegen war; so kehrte
er nach dem Schiffe zurück, die Bote wurden wiederum eingehoben, und wir segel-
ten bey gelindem Winde allmählig aus der Bay. Capitain Cook gab ihr den
Namen St. Philipp und St. Jago; ob es aber eben dieselbe ist, die Quiros
unter gleichem Namen anführt, läßt sich nicht mit völliger Gewißheit entschei-
den. Wenigstens haben wir den Haven Vera Cruz nicht darinn angetroffen,
von welchem gedachter spanische Seefahrer meldet, er könne tausend Schiffe ent-

*) Eine Kabels-Länge beträgt hundert Faden, deren jeder sieben englische Fuß lang ist.

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Auguſt.
Baums herauf, außer dieſem Freundſchafts-Zeichen hatten ſie aber nichts zu geben.
Wir redeten ſie verſchiedentlich an, und ſie antworteten etlichemale, doch ver-
ſtand keiner den andern. Endlich fiel es mir bey, die Zahlen, in der Sprache
der freundſchaftlichen Eylande, herzunennen, und kaum hatte ich zu zaͤhlen an-
gefangen, ſo unterbrachen ſie mich und zaͤhlten, in derſelben Mundart, richtig
bis zehn fort. Darauf deutete ich mit dem Finger aufs Land, und verlangte den
Namen der Inſel zu wiſſen. Sie antworteten mir mit dem Wort Fannua,
welches in vorgedachtem Dialekte ſo viel als Land bedeutet. Die ſchoͤne, ebene
Gegend, um die Bay herum, nannten ſie Talla-òni, und theilten uns
auf eben die Art, noch die Benennungen verſchiedener andrer Gebiete mit,
fuͤr das Ganze aber gaben ſie keinen eignen Namen an, weshalb wir die von
Quiros herſtammende Benennung: Tierra del Espiritu Santo (Land des heil.
Geiſtes) beybehielten. Die Sprachen von Mallicollo und Tanna waren die-
ſen Leuten entweder unbekannt, oder wenigſtens, ſo als wir ſie ausſpra-
chen, unverſtaͤndlich. Beym Anblick unſrer vom Lande wiederkommenden Boo-
te, kehrten auch ſie dahin zuruͤck, zumal da die Sonne bereits unterge-
hen wollte. — Lieutenant Pickersgill, der die Boote commandirt hatte,
berichtete, daß er nicht ehe als innerhalb zwo bis drey Kabels-Laͤngen *) vom
Ufer, dort aber ſehr guten Ankergrund gefunden habe. Eben daſelbſt war auch
ein ſchoͤner Fluß vorhanden und die Muͤndung deſſelben tief genug fuͤr ein Boot;
der Lieutenant fuhr alſo hinein und landete auf der einen Seite des Ufers, indeß
auf der andern eine Menge Einwohner aus dem Gebuͤſch hervorguckten; gegen
dieſe ließ er es an keiner Art von freundſchaftlichem Zuruf und Zuwinken fehlen,
da aber gleichwohl nicht ein einziger zum Heruͤberkommen zu bewegen war; ſo kehrte
er nach dem Schiffe zuruͤck, die Bote wurden wiederum eingehoben, und wir ſegel-
ten bey gelindem Winde allmaͤhlig aus der Bay. Capitain Cook gab ihr den
Namen St. Philipp und St. Jago; ob es aber eben dieſelbe iſt, die Quiros
unter gleichem Namen anfuͤhrt, laͤßt ſich nicht mit voͤlliger Gewißheit entſchei-
den. Wenigſtens haben wir den Haven Vera Cruz nicht darinn angetroffen,
von welchem gedachter ſpaniſche Seefahrer meldet, er koͤnne tauſend Schiffe ent-

*) Eine Kabels-Laͤnge betraͤgt hundert Faden, deren jeder ſieben engliſche Fuß lang iſt.
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[294/0308] Forſter’s Reiſe um die Welt Baums herauf, außer dieſem Freundſchafts-Zeichen hatten ſie aber nichts zu geben. Wir redeten ſie verſchiedentlich an, und ſie antworteten etlichemale, doch ver- ſtand keiner den andern. Endlich fiel es mir bey, die Zahlen, in der Sprache der freundſchaftlichen Eylande, herzunennen, und kaum hatte ich zu zaͤhlen an- gefangen, ſo unterbrachen ſie mich und zaͤhlten, in derſelben Mundart, richtig bis zehn fort. Darauf deutete ich mit dem Finger aufs Land, und verlangte den Namen der Inſel zu wiſſen. Sie antworteten mir mit dem Wort Fannua, welches in vorgedachtem Dialekte ſo viel als Land bedeutet. Die ſchoͤne, ebene Gegend, um die Bay herum, nannten ſie Talla-òni, und theilten uns auf eben die Art, noch die Benennungen verſchiedener andrer Gebiete mit, fuͤr das Ganze aber gaben ſie keinen eignen Namen an, weshalb wir die von Quiros herſtammende Benennung: Tierra del Espiritu Santo (Land des heil. Geiſtes) beybehielten. Die Sprachen von Mallicollo und Tanna waren die- ſen Leuten entweder unbekannt, oder wenigſtens, ſo als wir ſie ausſpra- chen, unverſtaͤndlich. Beym Anblick unſrer vom Lande wiederkommenden Boo- te, kehrten auch ſie dahin zuruͤck, zumal da die Sonne bereits unterge- hen wollte. — Lieutenant Pickersgill, der die Boote commandirt hatte, berichtete, daß er nicht ehe als innerhalb zwo bis drey Kabels-Laͤngen *) vom Ufer, dort aber ſehr guten Ankergrund gefunden habe. Eben daſelbſt war auch ein ſchoͤner Fluß vorhanden und die Muͤndung deſſelben tief genug fuͤr ein Boot; der Lieutenant fuhr alſo hinein und landete auf der einen Seite des Ufers, indeß auf der andern eine Menge Einwohner aus dem Gebuͤſch hervorguckten; gegen dieſe ließ er es an keiner Art von freundſchaftlichem Zuruf und Zuwinken fehlen, da aber gleichwohl nicht ein einziger zum Heruͤberkommen zu bewegen war; ſo kehrte er nach dem Schiffe zuruͤck, die Bote wurden wiederum eingehoben, und wir ſegel- ten bey gelindem Winde allmaͤhlig aus der Bay. Capitain Cook gab ihr den Namen St. Philipp und St. Jago; ob es aber eben dieſelbe iſt, die Quiros unter gleichem Namen anfuͤhrt, laͤßt ſich nicht mit voͤlliger Gewißheit entſchei- den. Wenigſtens haben wir den Haven Vera Cruz nicht darinn angetroffen, von welchem gedachter ſpaniſche Seefahrer meldet, er koͤnne tauſend Schiffe ent- 1774. Auguſt. *) Eine Kabels-Laͤnge betraͤgt hundert Faden, deren jeder ſieben engliſche Fuß lang iſt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/308>, abgerufen am 27.11.2024.