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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
an Silber und Perlen hier zu finden sey. Jener mußte freylich so sagen, um1774.
August.

einen eigennützigen Hof nur einigermaaßen zu seinem großen, geistvollen Vorha-
ben anzuspornen: Jetzt aber sind dergleichen Lockungen, Gottlob, so nöthig nicht
mehr. Schon haben die mächtigsten unter den Beherrschern Europens mehr als
eine Reise nach entfernten Weltgegenden veranstaltet, blos um den Anwachs nütz-
licher Kenntnisse und den allgemeinen Vortheil des menschlichen Geschlechts zu
begünstigen. Sie scheinen endlich einmal inne geworden zu seyn, daß sich, für
eben das Geld was sonst zu Besoldung feiler Lustigmacher und Schmeichler erfor-
dert wurde, die glänzendsten Progressen, ja förmliche Revolutionen, in den Wissen-
schaften bewerkstelligen lassen, und daß die Gelehrsamkeit, von je her, nur ge-
ringer Unterstützung bedurft hat, um alle Hindernisse zu besiegen, welche Unwis-
senheit, Neid und Aberglauben ihr in den Weg legten. -- Die natürlichen Pro-
ducte der Neuen Hebriden, alles eingebildeten Reichthums nicht zu gedenken,
sind es, meines Erachtens, schon allein werth, von neuem und zwar genauer
als diesmal untersucht zu werden. Ihre Vulkane, ihre Pflanzen, ihre Be-
wohner, müßten einem Ferber, einem Solander, und jedem philosophischen
Beobachter des Menschen, gewiß reichliche Beschäftigung geben! *)

Nunmehro richteten wir unsern Lauf gen Süden, um die Süd-See
in ihrer größten Breite, nemlich bis zur Spitze von America hin, zu durch-
kreutzen. So weit dieser Weg und so entkräftet auch unsre Mannschaft war,
weil sie lange Zeit über, und noch dazu in warmen Gegenden, nichts als ein-
gesalzene Speisen genossen; so hatte sich der Capitain dennoch vorgenommen, auf
der ganzen Fahrt nirgends anzulegen. Wäre dieser Anschlag zur Ausführung ge-
kommen; so hätten wir unfehlbar mehrere von unsern Leuten eingebüßt, denn
sie konnten wohl nicht alle noch längere Fasten ausstehen. Glücklicherwei-
se hatten wir aber kaum drey Tage lang denselben Lauf gehalten, als uns ein
großes Land aufstieß, das noch kein Europäer gesehn, und nun bekam der Rest
unsrer Unternehmungen im Südmeer, auf einmal eine ganz andere Wendung.


*) Herr Ferber ist ja der erste und einzige Mann, der eine mineralogische Beschreibung des
Vesuvs, so wie sie Gelehrte von einem Gelehrten wünschen können, herausgegeben hat.
Man sehe seine Briefe an den Baron von Born.
Forster's Reise u. die W. zweyter Th. P p

in den Jahren 1772 bis 1775.
an Silber und Perlen hier zu finden ſey. Jener mußte freylich ſo ſagen, um1774.
Auguſt.

einen eigennuͤtzigen Hof nur einigermaaßen zu ſeinem großen, geiſtvollen Vorha-
ben anzuſpornen: Jetzt aber ſind dergleichen Lockungen, Gottlob, ſo noͤthig nicht
mehr. Schon haben die maͤchtigſten unter den Beherrſchern Europens mehr als
eine Reiſe nach entfernten Weltgegenden veranſtaltet, blos um den Anwachs nuͤtz-
licher Kenntniſſe und den allgemeinen Vortheil des menſchlichen Geſchlechts zu
beguͤnſtigen. Sie ſcheinen endlich einmal inne geworden zu ſeyn, daß ſich, fuͤr
eben das Geld was ſonſt zu Beſoldung feiler Luſtigmacher und Schmeichler erfor-
dert wurde, die glaͤnzendſten Progreſſen, ja foͤrmliche Revolutionen, in den Wiſſen-
ſchaften bewerkſtelligen laſſen, und daß die Gelehrſamkeit, von je her, nur ge-
ringer Unterſtuͤtzung bedurft hat, um alle Hinderniſſe zu beſiegen, welche Unwiſ-
ſenheit, Neid und Aberglauben ihr in den Weg legten. — Die natuͤrlichen Pro-
ducte der Neuen Hebriden, alles eingebildeten Reichthums nicht zu gedenken,
ſind es, meines Erachtens, ſchon allein werth, von neuem und zwar genauer
als diesmal unterſucht zu werden. Ihre Vulkane, ihre Pflanzen, ihre Be-
wohner, muͤßten einem Ferber, einem Solander, und jedem philoſophiſchen
Beobachter des Menſchen, gewiß reichliche Beſchaͤftigung geben! *)

Nunmehro richteten wir unſern Lauf gen Suͤden, um die Suͤd-See
in ihrer groͤßten Breite, nemlich bis zur Spitze von America hin, zu durch-
kreutzen. So weit dieſer Weg und ſo entkraͤftet auch unſre Mannſchaft war,
weil ſie lange Zeit uͤber, und noch dazu in warmen Gegenden, nichts als ein-
geſalzene Speiſen genoſſen; ſo hatte ſich der Capitain dennoch vorgenommen, auf
der ganzen Fahrt nirgends anzulegen. Waͤre dieſer Anſchlag zur Ausfuͤhrung ge-
kommen; ſo haͤtten wir unfehlbar mehrere von unſern Leuten eingebuͤßt, denn
ſie konnten wohl nicht alle noch laͤngere Faſten ausſtehen. Gluͤcklicherwei-
ſe hatten wir aber kaum drey Tage lang denſelben Lauf gehalten, als uns ein
großes Land aufſtieß, das noch kein Europaͤer geſehn, und nun bekam der Reſt
unſrer Unternehmungen im Suͤdmeer, auf einmal eine ganz andere Wendung.


*) Herr Ferber iſt ja der erſte und einzige Mann, der eine mineralogiſche Beſchreibung des
Veſuvs, ſo wie ſie Gelehrte von einem Gelehrten wuͤnſchen koͤnnen, herausgegeben hat.
Man ſehe ſeine Briefe an den Baron von Born.
Forſter’s Reiſe u. die W. zweyter Th. P p
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[297/0311] in den Jahren 1772 bis 1775. an Silber und Perlen hier zu finden ſey. Jener mußte freylich ſo ſagen, um einen eigennuͤtzigen Hof nur einigermaaßen zu ſeinem großen, geiſtvollen Vorha- ben anzuſpornen: Jetzt aber ſind dergleichen Lockungen, Gottlob, ſo noͤthig nicht mehr. Schon haben die maͤchtigſten unter den Beherrſchern Europens mehr als eine Reiſe nach entfernten Weltgegenden veranſtaltet, blos um den Anwachs nuͤtz- licher Kenntniſſe und den allgemeinen Vortheil des menſchlichen Geſchlechts zu beguͤnſtigen. Sie ſcheinen endlich einmal inne geworden zu ſeyn, daß ſich, fuͤr eben das Geld was ſonſt zu Beſoldung feiler Luſtigmacher und Schmeichler erfor- dert wurde, die glaͤnzendſten Progreſſen, ja foͤrmliche Revolutionen, in den Wiſſen- ſchaften bewerkſtelligen laſſen, und daß die Gelehrſamkeit, von je her, nur ge- ringer Unterſtuͤtzung bedurft hat, um alle Hinderniſſe zu beſiegen, welche Unwiſ- ſenheit, Neid und Aberglauben ihr in den Weg legten. — Die natuͤrlichen Pro- ducte der Neuen Hebriden, alles eingebildeten Reichthums nicht zu gedenken, ſind es, meines Erachtens, ſchon allein werth, von neuem und zwar genauer als diesmal unterſucht zu werden. Ihre Vulkane, ihre Pflanzen, ihre Be- wohner, muͤßten einem Ferber, einem Solander, und jedem philoſophiſchen Beobachter des Menſchen, gewiß reichliche Beſchaͤftigung geben! *) 1774. Auguſt. Nunmehro richteten wir unſern Lauf gen Suͤden, um die Suͤd-See in ihrer groͤßten Breite, nemlich bis zur Spitze von America hin, zu durch- kreutzen. So weit dieſer Weg und ſo entkraͤftet auch unſre Mannſchaft war, weil ſie lange Zeit uͤber, und noch dazu in warmen Gegenden, nichts als ein- geſalzene Speiſen genoſſen; ſo hatte ſich der Capitain dennoch vorgenommen, auf der ganzen Fahrt nirgends anzulegen. Waͤre dieſer Anſchlag zur Ausfuͤhrung ge- kommen; ſo haͤtten wir unfehlbar mehrere von unſern Leuten eingebuͤßt, denn ſie konnten wohl nicht alle noch laͤngere Faſten ausſtehen. Gluͤcklicherwei- ſe hatten wir aber kaum drey Tage lang denſelben Lauf gehalten, als uns ein großes Land aufſtieß, das noch kein Europaͤer geſehn, und nun bekam der Reſt unſrer Unternehmungen im Suͤdmeer, auf einmal eine ganz andere Wendung. *) Herr Ferber iſt ja der erſte und einzige Mann, der eine mineralogiſche Beſchreibung des Veſuvs, ſo wie ſie Gelehrte von einem Gelehrten wuͤnſchen koͤnnen, herausgegeben hat. Man ſehe ſeine Briefe an den Baron von Born. Forſter’s Reiſe u. die W. zweyter Th. P p

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/311>, abgerufen am 27.11.2024.