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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Septem-
ber.
ausmachten, welches aber kaum den dritten Theil der Lenden, mithin gerade
nur so viel, und mehr nicht, bedeckte als nöthig war, um anzuzeigen, daß es
aus Ehrbarkeit geschähe. Dies Strohdach gab den Frauen, wie man sich
einbilden kann, eine häsliche, unförmliche Figur. Manchmal waren die Schnü-
re durchgehends, gemeiniglich aber nur die äußerste Schicht derselben, schwarz
gefärbt, und die übrigen sahen wie schmutzig gewordenes Stroh aus. An Zier-
rathen unterschieden sich die Weiber eben nicht von den Männern, sondern tru-
gen, gleich diesen, Muscheln, Ohr-Ringe, und kleine Kügelchen von Nephiti-
schem Stein. Einige hatten auch, zwischen der Unterlippe und dem Kinn, drey
schwarze Linien, nach Tahitischer Art, in die Haut punctirt. Ihre Gesichts-
züge waren grob, druckten aber einen hohen Grad von Gutherzigkeit aus. Die
Stirn war mehrentheils hoch, die Nase unterhalb breit, oberhalb platt, und
die Augen klein. Aus den vollen runden Backen ragten die Knochen unter dem
Auge ziemlich stark hervor. Das Haar war gekräuselt und oft, wie auf den
Societäts- und freundschaftlichen Eilanden, kurz geschnitten. Ungefähr
zwanzig Schritt weit vom Ufer lagen die Wohnhütten dieser Familien auf einer
kleinen Anhöhe. Sie waren zehn Fuß hoch, kegelförmig gestaltet, aber oben nicht
zugespitzt. Die innere Anlage, oder was bey unsern Häusern das Zimmerwerk
ist, bestand aus senkrecht aufgerichteten Pfählen, die mit geflochtenen Reisern,
fast auf die Art wie Hürden, zusammen verbunden und, vom Fußboden bis an
die Decke, ringsum mit Matten verkleidet waren; oben drauf ruhte ein halb-
rundes Strohdach. Das Tages Licht fiel in diese Wohnungen nicht anders als
durch ein Loch, welches statt der Thüre diente, aber nur 4 Fuß hoch war, so
daß man sich beym Ein- und Ausgehen allemahl bücken mußte. Innerhalb war die
Hütte voller Rauch und am Eingange lag ein Haufen Asche. Es scheint also,
daß die Einwohner, hauptsächlich der Mücken wegen, die in jeder sumpfigen
Gegend häufig seyn müssen, Feuer anzünden. Zwar bekamen wir nur wenige
dieser Insecten zu sehn, doch wars auch heute ein ziemlich kühler Tag. Um die
Hütte her standen etliche Cocos-Palmen, die aber keine Früchte hatten, imglei-
chen Zuckerrohr, Pisangstämme und Arumwurzeln. Letztere wurden vermittelst
kleiner Furchen gewässert, und an einigen Stellen völlig unter Wasser gehalten,
welches in den Eilanden des Süd-Meers durchgängig zu geschehen pflegt. Im

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Septem-
ber.
ausmachten, welches aber kaum den dritten Theil der Lenden, mithin gerade
nur ſo viel, und mehr nicht, bedeckte als noͤthig war, um anzuzeigen, daß es
aus Ehrbarkeit geſchaͤhe. Dies Strohdach gab den Frauen, wie man ſich
einbilden kann, eine haͤsliche, unfoͤrmliche Figur. Manchmal waren die Schnuͤ-
re durchgehends, gemeiniglich aber nur die aͤußerſte Schicht derſelben, ſchwarz
gefaͤrbt, und die uͤbrigen ſahen wie ſchmutzig gewordenes Stroh aus. An Zier-
rathen unterſchieden ſich die Weiber eben nicht von den Maͤnnern, ſondern tru-
gen, gleich dieſen, Muſcheln, Ohr-Ringe, und kleine Kuͤgelchen von Nephiti-
ſchem Stein. Einige hatten auch, zwiſchen der Unterlippe und dem Kinn, drey
ſchwarze Linien, nach Tahitiſcher Art, in die Haut punctirt. Ihre Geſichts-
zuͤge waren grob, druckten aber einen hohen Grad von Gutherzigkeit aus. Die
Stirn war mehrentheils hoch, die Naſe unterhalb breit, oberhalb platt, und
die Augen klein. Aus den vollen runden Backen ragten die Knochen unter dem
Auge ziemlich ſtark hervor. Das Haar war gekraͤuſelt und oft, wie auf den
Societaͤts- und freundſchaftlichen Eilanden, kurz geſchnitten. Ungefaͤhr
zwanzig Schritt weit vom Ufer lagen die Wohnhuͤtten dieſer Familien auf einer
kleinen Anhoͤhe. Sie waren zehn Fuß hoch, kegelfoͤrmig geſtaltet, aber oben nicht
zugeſpitzt. Die innere Anlage, oder was bey unſern Haͤuſern das Zimmerwerk
iſt, beſtand aus ſenkrecht aufgerichteten Pfaͤhlen, die mit geflochtenen Reiſern,
faſt auf die Art wie Huͤrden, zuſammen verbunden und, vom Fußboden bis an
die Decke, ringsum mit Matten verkleidet waren; oben drauf ruhte ein halb-
rundes Strohdach. Das Tages Licht fiel in dieſe Wohnungen nicht anders als
durch ein Loch, welches ſtatt der Thuͤre diente, aber nur 4 Fuß hoch war, ſo
daß man ſich beym Ein- und Ausgehen allemahl buͤcken mußte. Innerhalb war die
Huͤtte voller Rauch und am Eingange lag ein Haufen Aſche. Es ſcheint alſo,
daß die Einwohner, hauptſaͤchlich der Muͤcken wegen, die in jeder ſumpfigen
Gegend haͤufig ſeyn muͤſſen, Feuer anzuͤnden. Zwar bekamen wir nur wenige
dieſer Inſecten zu ſehn, doch wars auch heute ein ziemlich kuͤhler Tag. Um die
Huͤtte her ſtanden etliche Cocos-Palmen, die aber keine Fruͤchte hatten, imglei-
chen Zuckerrohr, Piſangſtaͤmme und Arumwurzeln. Letztere wurden vermittelſt
kleiner Furchen gewaͤſſert, und an einigen Stellen voͤllig unter Waſſer gehalten,
welches in den Eilanden des Suͤd-Meers durchgaͤngig zu geſchehen pflegt. Im

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[306/0322] Forſter’s Reiſe um die Welt ausmachten, welches aber kaum den dritten Theil der Lenden, mithin gerade nur ſo viel, und mehr nicht, bedeckte als noͤthig war, um anzuzeigen, daß es aus Ehrbarkeit geſchaͤhe. Dies Strohdach gab den Frauen, wie man ſich einbilden kann, eine haͤsliche, unfoͤrmliche Figur. Manchmal waren die Schnuͤ- re durchgehends, gemeiniglich aber nur die aͤußerſte Schicht derſelben, ſchwarz gefaͤrbt, und die uͤbrigen ſahen wie ſchmutzig gewordenes Stroh aus. An Zier- rathen unterſchieden ſich die Weiber eben nicht von den Maͤnnern, ſondern tru- gen, gleich dieſen, Muſcheln, Ohr-Ringe, und kleine Kuͤgelchen von Nephiti- ſchem Stein. Einige hatten auch, zwiſchen der Unterlippe und dem Kinn, drey ſchwarze Linien, nach Tahitiſcher Art, in die Haut punctirt. Ihre Geſichts- zuͤge waren grob, druckten aber einen hohen Grad von Gutherzigkeit aus. Die Stirn war mehrentheils hoch, die Naſe unterhalb breit, oberhalb platt, und die Augen klein. Aus den vollen runden Backen ragten die Knochen unter dem Auge ziemlich ſtark hervor. Das Haar war gekraͤuſelt und oft, wie auf den Societaͤts- und freundſchaftlichen Eilanden, kurz geſchnitten. Ungefaͤhr zwanzig Schritt weit vom Ufer lagen die Wohnhuͤtten dieſer Familien auf einer kleinen Anhoͤhe. Sie waren zehn Fuß hoch, kegelfoͤrmig geſtaltet, aber oben nicht zugeſpitzt. Die innere Anlage, oder was bey unſern Haͤuſern das Zimmerwerk iſt, beſtand aus ſenkrecht aufgerichteten Pfaͤhlen, die mit geflochtenen Reiſern, faſt auf die Art wie Huͤrden, zuſammen verbunden und, vom Fußboden bis an die Decke, ringsum mit Matten verkleidet waren; oben drauf ruhte ein halb- rundes Strohdach. Das Tages Licht fiel in dieſe Wohnungen nicht anders als durch ein Loch, welches ſtatt der Thuͤre diente, aber nur 4 Fuß hoch war, ſo daß man ſich beym Ein- und Ausgehen allemahl buͤcken mußte. Innerhalb war die Huͤtte voller Rauch und am Eingange lag ein Haufen Aſche. Es ſcheint alſo, daß die Einwohner, hauptſaͤchlich der Muͤcken wegen, die in jeder ſumpfigen Gegend haͤufig ſeyn muͤſſen, Feuer anzuͤnden. Zwar bekamen wir nur wenige dieſer Inſecten zu ſehn, doch wars auch heute ein ziemlich kuͤhler Tag. Um die Huͤtte her ſtanden etliche Cocos-Palmen, die aber keine Fruͤchte hatten, imglei- chen Zuckerrohr, Piſangſtaͤmme und Arumwurzeln. Letztere wurden vermittelſt kleiner Furchen gewaͤſſert, und an einigen Stellen voͤllig unter Waſſer gehalten, welches in den Eilanden des Suͤd-Meers durchgaͤngig zu geſchehen pflegt. Im 1774. Septem- ber.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/322>, abgerufen am 27.11.2024.