Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. Caledonia nur ein schmales Land seyn muß. Dies südliche Vorgebürge ward des1774.Septem- ber. Prinzen von Wallis Vorland genannt. Es liegt im 22° 30' südlicher Breite und dem 166° 58' östlicher Länge. Die Anker waren nicht sobald ge- sichert, als wir in einem Boote nach der kleinen Insel hin ruderten, deren nächstes Ufer ohngefähr anderthalb Meilen von uns lag. Sie hatte ein eignes kleines Rief um sich her, in welchem wir eine schmale Einfahrt fanden, und selbige, der darin vorhandnen Klippen ohnerachtet, glücklich paßirten. Die schlanken ho- hen Bäume zogen, gleich beym Aussteigen aus dem Boote, unsre ganze Auf- merksamkeit an sich, und wir fanden, daß es eine Art von Cypressen waren. Die Stämme hatten einen schönen geraden Wuchs von wenigstens 90 bis 100 Fuß Höhe. Die Aeste sproßten rund um den Stamm, waren aber selten über 10 Fuß lang, und, im Verhältniß zum Stamme, sehr dünn. Zwischen die- sen Säulen-Bäumen standen viel und mancherley andre Bänme, nebst niedrigerm Gesträuch, welches diesen kleinen Flecken Landes zum herrlichsten Aufenthalt für eine Menge von Vögeln machte. Wir fanden hier auch etwas Löffelkraut und eine Tetragonia, die wir, bey unserm vorigen Aufenthalt zu Neu-Seeland, häufig als ein Suppenkraut zu brauchen pflegten. Nachdem wir das Land ein wenig recognoscirt hatten, kehrten wir ans Schiff zurück, um gleich nach dem Essen wieder zu landen, für die Zimmerleute einige Bäume umhauen, und Küchenkräuter einsammlen zu lassen. Bey diesem zweyten Besuch fanden wir eine Menge Pflanzen, über deren Mannigfaltigkeit wir uns, in Betracht des kleinen Raums auf welchem sie hervorwuchsen, mit Recht verwundern muß- ten. Am Ufer waren hin und wieder, im Sande, Spuren von Holzfeuer, und bey selbigen die Ueberbleibsel von Schildkröten zu sehn. Während dem Bo- tanisiren schossen wir auch eine Art Habichte, den gewöhnlichen falco haliae- tos (S. Pennants British Zoology) desgleichen einen Fliegenschnepper von ganz neuer Gattung. Ausserdem gab es noch verschiedne Arten schöner und großer Tauben; sie waren aber so scheu, daß keiner von uns eine zu Schusse be- kam. Endlich so waren an der Küste auch eine Menge plattschwänziger Wasser- schlangen (anguis platura) vorhanden. Der Cypressenbaum liefert gutes Zim- merholz; die jungen Stämme waren sehr elastisch, und taugten daher sehr wohl zu Seegelstangen. Nachdem wir uns bis gegen Sonnen-Untergang auf diesem in den Jahren 1772 bis 1775. Caledonia nur ein ſchmales Land ſeyn muß. Dies ſuͤdliche Vorgebuͤrge ward des1774.Septem- ber. Prinzen von Wallis Vorland genannt. Es liegt im 22° 30′ ſuͤdlicher Breite und dem 166° 58′ oͤſtlicher Laͤnge. Die Anker waren nicht ſobald ge- ſichert, als wir in einem Boote nach der kleinen Inſel hin ruderten, deren naͤchſtes Ufer ohngefaͤhr anderthalb Meilen von uns lag. Sie hatte ein eignes kleines Rief um ſich her, in welchem wir eine ſchmale Einfahrt fanden, und ſelbige, der darin vorhandnen Klippen ohnerachtet, gluͤcklich paßirten. Die ſchlanken ho- hen Baͤume zogen, gleich beym Ausſteigen aus dem Boote, unſre ganze Auf- merkſamkeit an ſich, und wir fanden, daß es eine Art von Cypreſſen waren. Die Staͤmme hatten einen ſchoͤnen geraden Wuchs von wenigſtens 90 bis 100 Fuß Hoͤhe. Die Aeſte ſproßten rund um den Stamm, waren aber ſelten uͤber 10 Fuß lang, und, im Verhaͤltniß zum Stamme, ſehr duͤnn. Zwiſchen die- ſen Saͤulen-Baͤumen ſtanden viel und mancherley andre Baͤnme, nebſt niedrigerm Geſtraͤuch, welches dieſen kleinen Flecken Landes zum herrlichſten Aufenthalt fuͤr eine Menge von Voͤgeln machte. Wir fanden hier auch etwas Loͤffelkraut und eine Tetragonia, die wir, bey unſerm vorigen Aufenthalt zu Neu-Seeland, haͤufig als ein Suppenkraut zu brauchen pflegten. Nachdem wir das Land ein wenig recognoſcirt hatten, kehrten wir ans Schiff zuruͤck, um gleich nach dem Eſſen wieder zu landen, fuͤr die Zimmerleute einige Baͤume umhauen, und Kuͤchenkraͤuter einſammlen zu laſſen. Bey dieſem zweyten Beſuch fanden wir eine Menge Pflanzen, uͤber deren Mannigfaltigkeit wir uns, in Betracht des kleinen Raums auf welchem ſie hervorwuchſen, mit Recht verwundern muß- ten. Am Ufer waren hin und wieder, im Sande, Spuren von Holzfeuer, und bey ſelbigen die Ueberbleibſel von Schildkroͤten zu ſehn. Waͤhrend dem Bo- taniſiren ſchoſſen wir auch eine Art Habichte, den gewoͤhnlichen falco haliae- tos (S. Pennants Britiſh Zoology) desgleichen einen Fliegenſchnepper von ganz neuer Gattung. Auſſerdem gab es noch verſchiedne Arten ſchoͤner und großer Tauben; ſie waren aber ſo ſcheu, daß keiner von uns eine zu Schuſſe be- kam. Endlich ſo waren an der Kuͤſte auch eine Menge plattſchwaͤnziger Waſſer- ſchlangen (anguis platura) vorhanden. Der Cypreſſenbaum liefert gutes Zim- merholz; die jungen Staͤmme waren ſehr elaſtiſch, und taugten daher ſehr wohl zu Seegelſtangen. Nachdem wir uns bis gegen Sonnen-Untergang auf dieſem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0361" n="343"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr"><placeName xml:id="PN4_1" prev="#PN4">Caledonia</placeName></hi> nur ein ſchmales Land ſeyn muß. Dies ſuͤdliche Vorgebuͤrge ward des<note place="right">1774.<lb/> Septem-<lb/> ber.</note><lb/><hi rendition="#fr"><placeName>Prinzen von Wallis Vorland</placeName></hi> genannt. Es liegt im 22° 30′ ſuͤdlicher<lb/> Breite und dem 166° 58′ oͤſtlicher Laͤnge. 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in den Jahren 1772 bis 1775.
Caledonia nur ein ſchmales Land ſeyn muß. Dies ſuͤdliche Vorgebuͤrge ward des
Prinzen von Wallis Vorland genannt. Es liegt im 22° 30′ ſuͤdlicher
Breite und dem 166° 58′ oͤſtlicher Laͤnge. Die Anker waren nicht ſobald ge-
ſichert, als wir in einem Boote nach der kleinen Inſel hin ruderten, deren naͤchſtes
Ufer ohngefaͤhr anderthalb Meilen von uns lag. Sie hatte ein eignes kleines Rief
um ſich her, in welchem wir eine ſchmale Einfahrt fanden, und ſelbige, der
darin vorhandnen Klippen ohnerachtet, gluͤcklich paßirten. Die ſchlanken ho-
hen Baͤume zogen, gleich beym Ausſteigen aus dem Boote, unſre ganze Auf-
merkſamkeit an ſich, und wir fanden, daß es eine Art von Cypreſſen waren.
Die Staͤmme hatten einen ſchoͤnen geraden Wuchs von wenigſtens 90 bis 100
Fuß Hoͤhe. Die Aeſte ſproßten rund um den Stamm, waren aber ſelten uͤber
10 Fuß lang, und, im Verhaͤltniß zum Stamme, ſehr duͤnn. Zwiſchen die-
ſen Saͤulen-Baͤumen ſtanden viel und mancherley andre Baͤnme, nebſt niedrigerm
Geſtraͤuch, welches dieſen kleinen Flecken Landes zum herrlichſten Aufenthalt fuͤr
eine Menge von Voͤgeln machte. Wir fanden hier auch etwas Loͤffelkraut und
eine Tetragonia, die wir, bey unſerm vorigen Aufenthalt zu Neu-Seeland,
haͤufig als ein Suppenkraut zu brauchen pflegten. Nachdem wir das Land ein
wenig recognoſcirt hatten, kehrten wir ans Schiff zuruͤck, um gleich nach dem
Eſſen wieder zu landen, fuͤr die Zimmerleute einige Baͤume umhauen, und
Kuͤchenkraͤuter einſammlen zu laſſen. Bey dieſem zweyten Beſuch fanden
wir eine Menge Pflanzen, uͤber deren Mannigfaltigkeit wir uns, in Betracht
des kleinen Raums auf welchem ſie hervorwuchſen, mit Recht verwundern muß-
ten. Am Ufer waren hin und wieder, im Sande, Spuren von Holzfeuer,
und bey ſelbigen die Ueberbleibſel von Schildkroͤten zu ſehn. Waͤhrend dem Bo-
taniſiren ſchoſſen wir auch eine Art Habichte, den gewoͤhnlichen falco haliae-
tos (S. Pennants Britiſh Zoology) desgleichen einen Fliegenſchnepper von
ganz neuer Gattung. Auſſerdem gab es noch verſchiedne Arten ſchoͤner und
großer Tauben; ſie waren aber ſo ſcheu, daß keiner von uns eine zu Schuſſe be-
kam. Endlich ſo waren an der Kuͤſte auch eine Menge plattſchwaͤnziger Waſſer-
ſchlangen (anguis platura) vorhanden. Der Cypreſſenbaum liefert gutes Zim-
merholz; die jungen Staͤmme waren ſehr elaſtiſch, und taugten daher ſehr wohl
zu Seegelſtangen. Nachdem wir uns bis gegen Sonnen-Untergang auf dieſem
1774.
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