Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Septem- ber.Yamwurzeln war überaus gering, und kam, als eine Delicatesse, nur auf die Tafeln der Officier, indeß der gemeine Matrose seit Namocka her keinen frischen Bissen gekostet hatte. Die Nachbarschaft des Landes machte ihnen das län- gere Fasten nur noch empfindlicher, und auch uns war's verdrieslich, statt der Entdeckungen die sich am Lande hätten machen lassen, an den einförmig öden Rie- fen, in Unthätigkeit hin zu schwimmen! Der Wind kehrte sich indeß an un- sre Ungeduld nicht, sondern war und blieb schwach bis zu Abend des 26sten, da er besser, und uns behülflich ward, die größte der vor uns liegenden Inseln zu umsegeln. Sie bestand aus einem Berge, der nicht so hoch war als jene auf Neu-Caledonia, aber sanfter in die Höhe lief, und ringsumher von ei- ner Ebene umgeben war, wo eine unzählige Menge von Säulen standen. Wir mußten hier etwa zwo Meilen weit vom Ufer, einigemal ab und zu laviren; dieses Manöver brachte uns der Küste so nahe, daß wir, in Absicht der vermeynten Basaltsäulen, endlich aus dem Traume kämen. Es waren nichts anders als Bäu- me, die auf einem sehr geraden und langen Stamm, kurze, dünne Zweige hat- ten, welche sich in der Ferne nicht unterscheiden liessen. Am 28sten hatten wir, bey Tagesanbruch, die östlichste Spitze dieser In- Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Septem- ber.Yamwurzeln war uͤberaus gering, und kam, als eine Delicateſſe, nur auf die Tafeln der Officier, indeß der gemeine Matroſe ſeit Namocka her keinen friſchen Biſſen gekoſtet hatte. Die Nachbarſchaft des Landes machte ihnen das laͤn- gere Faſten nur noch empfindlicher, und auch uns war’s verdrieslich, ſtatt der Entdeckungen die ſich am Lande haͤtten machen laſſen, an den einfoͤrmig oͤden Rie- fen, in Unthaͤtigkeit hin zu ſchwimmen! Der Wind kehrte ſich indeß an un- ſre Ungeduld nicht, ſondern war und blieb ſchwach bis zu Abend des 26ſten, da er beſſer, und uns behuͤlflich ward, die groͤßte der vor uns liegenden Inſeln zu umſegeln. Sie beſtand aus einem Berge, der nicht ſo hoch war als jene auf Neu-Caledonia, aber ſanfter in die Hoͤhe lief, und ringsumher von ei- ner Ebene umgeben war, wo eine unzaͤhlige Menge von Saͤulen ſtanden. Wir mußten hier etwa zwo Meilen weit vom Ufer, einigemal ab und zu laviren; dieſes Manoͤver brachte uns der Kuͤſte ſo nahe, daß wir, in Abſicht der vermeynten Baſaltſaͤulen, endlich aus dem Traume kaͤmen. Es waren nichts anders als Baͤu- me, die auf einem ſehr geraden und langen Stamm, kurze, duͤnne Zweige hat- ten, welche ſich in der Ferne nicht unterſcheiden lieſſen. Am 28ſten hatten wir, bey Tagesanbruch, die oͤſtlichſte Spitze dieſer In- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0360" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Septem-<lb/> ber.</note>Yamwurzeln war uͤberaus gering, und kam, als eine Delicateſſe, nur auf die<lb/> Tafeln der Officier, indeß der gemeine Matroſe ſeit <hi rendition="#fr"><placeName>Namocka</placeName></hi> her keinen friſchen<lb/> Biſſen gekoſtet hatte. Die Nachbarſchaft des Landes machte ihnen das laͤn-<lb/> gere Faſten nur noch empfindlicher, und auch uns war’s verdrieslich, ſtatt der<lb/> Entdeckungen die ſich am Lande haͤtten machen laſſen, an den einfoͤrmig oͤden Rie-<lb/> fen, in Unthaͤtigkeit hin zu ſchwimmen! 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Forſter’s Reiſe um die Welt
Yamwurzeln war uͤberaus gering, und kam, als eine Delicateſſe, nur auf die
Tafeln der Officier, indeß der gemeine Matroſe ſeit Namocka her keinen friſchen
Biſſen gekoſtet hatte. Die Nachbarſchaft des Landes machte ihnen das laͤn-
gere Faſten nur noch empfindlicher, und auch uns war’s verdrieslich, ſtatt der
Entdeckungen die ſich am Lande haͤtten machen laſſen, an den einfoͤrmig oͤden Rie-
fen, in Unthaͤtigkeit hin zu ſchwimmen! Der Wind kehrte ſich indeß an un-
ſre Ungeduld nicht, ſondern war und blieb ſchwach bis zu Abend des 26ſten,
da er beſſer, und uns behuͤlflich ward, die groͤßte der vor uns liegenden Inſeln
zu umſegeln. Sie beſtand aus einem Berge, der nicht ſo hoch war als jene
auf Neu-Caledonia, aber ſanfter in die Hoͤhe lief, und ringsumher von ei-
ner Ebene umgeben war, wo eine unzaͤhlige Menge von Saͤulen ſtanden. Wir
mußten hier etwa zwo Meilen weit vom Ufer, einigemal ab und zu laviren; dieſes
Manoͤver brachte uns der Kuͤſte ſo nahe, daß wir, in Abſicht der vermeynten
Baſaltſaͤulen, endlich aus dem Traume kaͤmen. Es waren nichts anders als Baͤu-
me, die auf einem ſehr geraden und langen Stamm, kurze, duͤnne Zweige hat-
ten, welche ſich in der Ferne nicht unterſcheiden lieſſen.
1774.
Septem-
ber.
Am 28ſten hatten wir, bey Tagesanbruch, die oͤſtlichſte Spitze dieſer In-
ſel und ihrer Riefe umſegelt, und liefen nunmehro an der Suͤdſeite derſelben
weg. Capitain Cook nannte dies Eiland die Fichten-Inſel (Isle of pines)
in der Vermuthung, daß die ſaͤulenfoͤrmigen Baͤume zu dieſem Geſchlecht gehoͤ-
ren moͤchten. Sie ſcheint ohngefaͤhr 18 Meilen im Umkreiſe zu haben und
das Mittel derſelben liegt im 22° 40′ ſuͤdlicher Breite, und dem 167° 40′
oͤſtlicher Laͤnge. Jetzt hatten wir friſchen Suͤdoſtwind, der die Luft in dieſer
Breite dermaaßen abkuͤhlte, daß das Thermometer auf 68° herabfiel. Eine ſo
ſchleunige Veraͤnderung in der Temperatur der Luft, duͤnkte uns, die wir ſo lange
beſtaͤndige Hitze ausgeſtanden hatten, gar ſehr empfindlich. Am folgenden Ta-
ge fanden wir, zwiſchen verſchiednen Riefen, einen Durchgang, und kamen bey
einer kleinen Inſel vor Anker, die nicht viel uͤber zwo Meilen im Umfange ha-
ben mogte, ſandig und flach, demohnerachtet aber mit jenen ſaͤulenfoͤrmigen
Baͤumen uͤberwachſen war. Das ſuͤdliche Ende des Hauptlandes von Neu-
Caledonien lag von dieſer Inſel nicht uͤber 6 Meilen weit entfernt, und die
ſuͤdliche Kuͤſte deſſelben ſchien mit der nordlichen parallel zu laufen, weshalb Neu-
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