Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. lande der Insel Tahiti und dem dazu gehörenden Archipel gar zu ähnlich waren.1774.April. Der Mangel an Zeit hatte uns auch verhindert mit den Einwohnern genauer bekannt zu werden; sie hätten sonst gar wohl verdient, von Reisenden, mit philosophischen Augen etwas näher betrachtet zu werden. Besonders that es uns leid, daß wir nicht im Stande gewesen waren, die Verzäunungen auf den Bergen in Augenschein zu nehmen; denn ich bin immer noch der Meynung, daß diese mit ihren Religions-Gebräuchen in einiger Verbindung stehen. Die Spanier erwähnen eines Orakels, *) welches, der Beschreibung nach, ein sol- cher Begräbniß-Platz gewesen zu seyn scheinet, dergleichen man auf den So- cietäts-Inseln antrift. Die Zahl dieses guten Volks kann sich, wegen des kleinen Umfanges dieser Inseln, wohl nicht hoch belaufen. Waitahu oder S. Christina, hat ohngefähr 8 See-Meilen im Umfange; Ohiwaroa **) oder Dominica funfzehn; Onateyo oder S. Pedro drey; und Magdalena, wel- che wir nur in einer großen Entfernung sahen, den spanischen Berichten zufolge, fünfe. So wie die Bewohner von Tahiti und den übrigen Societäts-Inseln, Leute von einerley Art zu seyn scheinen; eben so kommen, meines Erachtens, auch alle Einwohner der Marquesas von gemeinschaftlichen Stamm-Eltern her. Von denen auf S. Christina und Dominica können wir es wenigstens versichern, denn mit diesen haben wir gesprochen und Umgang gepflogen. Ohnerachtet die Bevölkerung auf den Marquesas, an denen Stellen wo der Boden nur einigermaaßen angebauet werden kann, sehr beträchtlich ist; so giebt es in diesen Inseln doch überall so viel dürre und unzugängliche Felsen, daß die Zahl der Einwohner, zusammen genommen, sich wohl kaum auf funfzig tausend erstrecken dürfte. Vorzüglich hat Dominica, die dem Umfang nach unter al- len die größte ist, so viel unwirthbare gebürgige Gegenden, daß sie verhältniß- weise nicht so volkreich seyn kann, als das minder große Eyland S. Christina. *) S. Dalrymples Sammlung Vol. I. pag. 68. **) Es verdient angemerkt zu werden, daß sich dieser Name auf der Liste von Inseln findet, welche Tupia und andre Bewohner der Societäts-Inseln den englischen Seefahrern mitgetheilt haben. Da aber die Leute auf den Marquesas kein R. aussprechen können, so nannten sie diese Insel, anstatt daß sie bey den Tahitiern Ohiwaroa heißt, immer Ohiwaoa. Forster's Reise u. d. W. zweyter Th. D
in den Jahren 1772 bis 1775. lande der Inſel Tahiti und dem dazu gehoͤrenden Archipel gar zu aͤhnlich waren.1774.April. Der Mangel an Zeit hatte uns auch verhindert mit den Einwohnern genauer bekannt zu werden; ſie haͤtten ſonſt gar wohl verdient, von Reiſenden, mit philoſophiſchen Augen etwas naͤher betrachtet zu werden. Beſonders that es uns leid, daß wir nicht im Stande geweſen waren, die Verzaͤunungen auf den Bergen in Augenſchein zu nehmen; denn ich bin immer noch der Meynung, daß dieſe mit ihren Religions-Gebraͤuchen in einiger Verbindung ſtehen. Die Spanier erwaͤhnen eines Orakels, *) welches, der Beſchreibung nach, ein ſol- cher Begraͤbniß-Platz geweſen zu ſeyn ſcheinet, dergleichen man auf den So- cietaͤts-Inſeln antrift. Die Zahl dieſes guten Volks kann ſich, wegen des kleinen Umfanges dieſer Inſeln, wohl nicht hoch belaufen. Waitahu oder S. Chriſtina, hat ohngefaͤhr 8 See-Meilen im Umfange; Ohiwaroa **) oder Dominica funfzehn; Onateyo oder S. Pedro drey; und Magdalena, wel- che wir nur in einer großen Entfernung ſahen, den ſpaniſchen Berichten zufolge, fuͤnfe. So wie die Bewohner von Tahiti und den uͤbrigen Societaͤts-Inſeln, Leute von einerley Art zu ſeyn ſcheinen; eben ſo kommen, meines Erachtens, auch alle Einwohner der Marqueſas von gemeinſchaftlichen Stamm-Eltern her. Von denen auf S. Chriſtina und Dominica koͤnnen wir es wenigſtens verſichern, denn mit dieſen haben wir geſprochen und Umgang gepflogen. Ohnerachtet die Bevoͤlkerung auf den Marqueſas, an denen Stellen wo der Boden nur einigermaaßen angebauet werden kann, ſehr betraͤchtlich iſt; ſo giebt es in dieſen Inſeln doch uͤberall ſo viel duͤrre und unzugaͤngliche Felſen, daß die Zahl der Einwohner, zuſammen genommen, ſich wohl kaum auf funfzig tauſend erſtrecken duͤrfte. Vorzuͤglich hat Dominica, die dem Umfang nach unter al- len die groͤßte iſt, ſo viel unwirthbare gebuͤrgige Gegenden, daß ſie verhaͤltniß- weiſe nicht ſo volkreich ſeyn kann, als das minder große Eyland S. Chriſtina. *) S. Dalrymples Sammlung Vol. I. pag. 68. **) Es verdient angemerkt zu werden, daß ſich dieſer Name auf der Liſte von Inſeln findet, welche Tupia und andre Bewohner der Societaͤts-Inſeln den engliſchen Seefahrern mitgetheilt haben. Da aber die Leute auf den Marqueſas kein R. ausſprechen koͤnnen, ſo nannten ſie dieſe Inſel, anſtatt daß ſie bey den Tahitiern Ohiwaroa heißt, immer Ohiwaoa. Forſter’s Reiſe u. d. W. zweyter Th. D
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lande der Inſel Tahiti und dem dazu gehoͤrenden Archipel gar zu aͤhnlich waren.
Der Mangel an Zeit hatte uns auch verhindert mit den Einwohnern genauer
bekannt zu werden; ſie haͤtten ſonſt gar wohl verdient, von Reiſenden, mit
philoſophiſchen Augen etwas naͤher betrachtet zu werden. Beſonders that es
uns leid, daß wir nicht im Stande geweſen waren, die Verzaͤunungen auf den
Bergen in Augenſchein zu nehmen; denn ich bin immer noch der Meynung, daß
dieſe mit ihren Religions-Gebraͤuchen in einiger Verbindung ſtehen. Die
Spanier erwaͤhnen eines Orakels, *) welches, der Beſchreibung nach, ein ſol-
cher Begraͤbniß-Platz geweſen zu ſeyn ſcheinet, dergleichen man auf den So-
cietaͤts-Inſeln antrift. Die Zahl dieſes guten Volks kann ſich, wegen des
kleinen Umfanges dieſer Inſeln, wohl nicht hoch belaufen. Waitahu oder
S. Chriſtina, hat ohngefaͤhr 8 See-Meilen im Umfange; Ohiwaroa **) oder
Dominica funfzehn; Onateyo oder S. Pedro drey; und Magdalena, wel-
che wir nur in einer großen Entfernung ſahen, den ſpaniſchen Berichten zufolge,
fuͤnfe. So wie die Bewohner von Tahiti und den uͤbrigen Societaͤts-Inſeln,
Leute von einerley Art zu ſeyn ſcheinen; eben ſo kommen, meines Erachtens,
auch alle Einwohner der Marqueſas von gemeinſchaftlichen Stamm-Eltern
her. Von denen auf S. Chriſtina und Dominica koͤnnen wir es wenigſtens
verſichern, denn mit dieſen haben wir geſprochen und Umgang gepflogen.
Ohnerachtet die Bevoͤlkerung auf den Marqueſas, an denen Stellen wo der
Boden nur einigermaaßen angebauet werden kann, ſehr betraͤchtlich iſt; ſo giebt
es in dieſen Inſeln doch uͤberall ſo viel duͤrre und unzugaͤngliche Felſen, daß die
Zahl der Einwohner, zuſammen genommen, ſich wohl kaum auf funfzig tauſend
erſtrecken duͤrfte. Vorzuͤglich hat Dominica, die dem Umfang nach unter al-
len die groͤßte iſt, ſo viel unwirthbare gebuͤrgige Gegenden, daß ſie verhaͤltniß-
weiſe nicht ſo volkreich ſeyn kann, als das minder große Eyland S. Chriſtina.
1774.
April.
*) S. Dalrymples Sammlung Vol. I. pag. 68.
**) Es verdient angemerkt zu werden, daß ſich dieſer Name auf der Liſte von Inſeln findet,
welche Tupia und andre Bewohner der Societaͤts-Inſeln den engliſchen Seefahrern
mitgetheilt haben. Da aber die Leute auf den Marqueſas kein R. ausſprechen koͤnnen,
ſo nannten ſie dieſe Inſel, anſtatt daß ſie bey den Tahitiern Ohiwaroa heißt, immer
Ohiwaoa.
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