Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.October.aufstanden den Schlachtgesang anstimmten, und mit Steinen nach ihnen warfen; die Matrosen ruderten aber so schnell, daß sie bald ausser dem Wurf waren, und solchergestalt wohlbehalten ans Schiff zurück kamen. Seit diesem Vorfall machten die Neu-Seeländer immer mehrere Versuche, die Franzosen wo möglich ganz und gar aufzureiben. So wagten sie z. E, mitten in der Nacht, einen Anfall gegen die auf der kleinen Insel campirenden Arbeiter, um die es auch gewiß würde geschehen gewesen seyn, wenn sie nicht so sehr auf ihrer Huth gewesen wären. Ein ander mahl führten sie, in mehr als hundert großen, stark bemann- ten Canots, einen förmlich combinirten Angrif auf die beyden Schiffe aus; die- ser Versuch bekam ihnen aber sehr übel, denn sie wurden von der Artillerie häs- lich empfangen und abgewiesen. So anhaltende Feindseligkeiten überzeugten Herrn Crozet endlich, daß er seine Schiffe unmöglich ehe mit Masten würde ver- sorgen können, bis die Einwohner aus ihrem großen, wohlbefestigten Hippah vertrieben wären. Auf diese Expedition gieng er also eines Morgens mit einem starken Commando aus. Die Einwohner erwarteten ihn wohl vorberei- tet; er fand sie in großer Anzahl hinter ihren Pallisaden auf den Streitgerüsten, die Capitain Cook in seiner ersten Reisegeschichte beschreibt *). Die Franzosen griffen die Besatzung durch ein beständig unterhaltenes Peloton-Feuer an, welches von so kräftiger Würkung war, daß die Neu-Seeländer bald von ihren Streit-Bühnen herab sprangen und hinter den Pallisaden Schutz suchten. Um sie auch von da aus zu verjagen, mußten die Zimmerleute anrücken und eine Bresche in die Pallisaden machen. In die erste Oefnung welche entstand, stellte sich sogleich ein Anführer der Indianer und suchte, mit seinem Spieß, den Zim- merleuten Einhalt zu thun. Herr Crozet hatte sich aber einige gute Schützen ge- wählt, durch welche er diesen wehrhaften Indianer augenblicklich niederschiessen ließ. Alsbald rückte ein andrer in seine Stelle, trat auf den Leichnam seines Vor- gängers und setzte sich zur Wehr. Auch dieser ward ein Opfer seines unerschroknen Muths, und auf solche Art blieben, auf diesem gefährlichen Ehrenposten, acht Be- fehlshaber, einer nach dem andern. Da die Indianer ihre Anführer so schnell fallen sahen, ergriffen die übrigen die Flucht, verlohren aber durch das Nachsetzen der *) S. Hawkesworths Sammlung der neuesten engl. See-Reisen, in 4. 2ter Band, S. 339. u. f.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.October.aufſtanden den Schlachtgeſang anſtimmten, und mit Steinen nach ihnen warfen; die Matroſen ruderten aber ſo ſchnell, daß ſie bald auſſer dem Wurf waren, und ſolchergeſtalt wohlbehalten ans Schiff zuruͤck kamen. Seit dieſem Vorfall machten die Neu-Seelaͤnder immer mehrere Verſuche, die Franzoſen wo moͤglich ganz und gar aufzureiben. So wagten ſie z. E, mitten in der Nacht, einen Anfall gegen die auf der kleinen Inſel campirenden Arbeiter, um die es auch gewiß wuͤrde geſchehen geweſen ſeyn, wenn ſie nicht ſo ſehr auf ihrer Huth geweſen waͤren. Ein ander mahl fuͤhrten ſie, in mehr als hundert großen, ſtark bemann- ten Canots, einen foͤrmlich combinirten Angrif auf die beyden Schiffe aus; die- ſer Verſuch bekam ihnen aber ſehr uͤbel, denn ſie wurden von der Artillerie haͤs- lich empfangen und abgewieſen. So anhaltende Feindſeligkeiten uͤberzeugten Herrn Crozet endlich, daß er ſeine Schiffe unmoͤglich ehe mit Maſten wuͤrde ver- ſorgen koͤnnen, bis die Einwohner aus ihrem großen, wohlbefeſtigten Hippah vertrieben waͤren. Auf dieſe Expedition gieng er alſo eines Morgens mit einem ſtarken Commando aus. Die Einwohner erwarteten ihn wohl vorberei- tet; er fand ſie in großer Anzahl hinter ihren Palliſaden auf den Streitgeruͤſten, die Capitain Cook in ſeiner erſten Reiſegeſchichte beſchreibt *). Die Franzoſen griffen die Beſatzung durch ein beſtaͤndig unterhaltenes Peloton-Feuer an, welches von ſo kraͤftiger Wuͤrkung war, daß die Neu-Seelaͤnder bald von ihren Streit-Buͤhnen herab ſprangen und hinter den Palliſaden Schutz ſuchten. Um ſie auch von da aus zu verjagen, mußten die Zimmerleute anruͤcken und eine Breſche in die Palliſaden machen. In die erſte Oefnung welche entſtand, ſtellte ſich ſogleich ein Anfuͤhrer der Indianer und ſuchte, mit ſeinem Spieß, den Zim- merleuten Einhalt zu thun. Herr Crozet hatte ſich aber einige gute Schuͤtzen ge- waͤhlt, durch welche er dieſen wehrhaften Indianer augenblicklich niederſchieſſen ließ. Alsbald ruͤckte ein andrer in ſeine Stelle, trat auf den Leichnam ſeines Vor- gaͤngers und ſetzte ſich zur Wehr. Auch dieſer ward ein Opfer ſeines unerſchroknen Muths, und auf ſolche Art blieben, auf dieſem gefaͤhrlichen Ehrenpoſten, acht Be- fehlshaber, einer nach dem andern. Da die Indianer ihre Anfuͤhrer ſo ſchnell fallen ſahen, ergriffen die uͤbrigen die Flucht, verlohren aber durch das Nachſetzen der *) S. Hawkesworths Sammlung der neueſten engl. See-Reiſen, in 4. 2ter Band, S. 339. u. f.
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Forſter’s Reiſe um die Welt
aufſtanden den Schlachtgeſang anſtimmten, und mit Steinen nach ihnen
warfen; die Matroſen ruderten aber ſo ſchnell, daß ſie bald auſſer dem Wurf
waren, und ſolchergeſtalt wohlbehalten ans Schiff zuruͤck kamen. Seit dieſem
Vorfall machten die Neu-Seelaͤnder immer mehrere Verſuche, die Franzoſen
wo moͤglich ganz und gar aufzureiben. So wagten ſie z. E, mitten in der Nacht,
einen Anfall gegen die auf der kleinen Inſel campirenden Arbeiter, um die es auch
gewiß wuͤrde geſchehen geweſen ſeyn, wenn ſie nicht ſo ſehr auf ihrer Huth geweſen
waͤren. Ein ander mahl fuͤhrten ſie, in mehr als hundert großen, ſtark bemann-
ten Canots, einen foͤrmlich combinirten Angrif auf die beyden Schiffe aus; die-
ſer Verſuch bekam ihnen aber ſehr uͤbel, denn ſie wurden von der Artillerie haͤs-
lich empfangen und abgewieſen. So anhaltende Feindſeligkeiten uͤberzeugten
Herrn Crozet endlich, daß er ſeine Schiffe unmoͤglich ehe mit Maſten wuͤrde ver-
ſorgen koͤnnen, bis die Einwohner aus ihrem großen, wohlbefeſtigten Hippah
vertrieben waͤren. Auf dieſe Expedition gieng er alſo eines Morgens mit
einem ſtarken Commando aus. Die Einwohner erwarteten ihn wohl vorberei-
tet; er fand ſie in großer Anzahl hinter ihren Palliſaden auf den Streitgeruͤſten,
die Capitain Cook in ſeiner erſten Reiſegeſchichte beſchreibt *). Die Franzoſen
griffen die Beſatzung durch ein beſtaͤndig unterhaltenes Peloton-Feuer
an, welches von ſo kraͤftiger Wuͤrkung war, daß die Neu-Seelaͤnder bald von
ihren Streit-Buͤhnen herab ſprangen und hinter den Palliſaden Schutz ſuchten.
Um ſie auch von da aus zu verjagen, mußten die Zimmerleute anruͤcken und eine
Breſche in die Palliſaden machen. In die erſte Oefnung welche entſtand, ſtellte
ſich ſogleich ein Anfuͤhrer der Indianer und ſuchte, mit ſeinem Spieß, den Zim-
merleuten Einhalt zu thun. Herr Crozet hatte ſich aber einige gute Schuͤtzen ge-
waͤhlt, durch welche er dieſen wehrhaften Indianer augenblicklich niederſchieſſen
ließ. Alsbald ruͤckte ein andrer in ſeine Stelle, trat auf den Leichnam ſeines Vor-
gaͤngers und ſetzte ſich zur Wehr. Auch dieſer ward ein Opfer ſeines unerſchroknen
Muths, und auf ſolche Art blieben, auf dieſem gefaͤhrlichen Ehrenpoſten, acht Be-
fehlshaber, einer nach dem andern. Da die Indianer ihre Anfuͤhrer ſo ſchnell fallen
ſahen, ergriffen die uͤbrigen die Flucht, verlohren aber durch das Nachſetzen der
1774.
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*) S. Hawkesworths Sammlung der neueſten engl. See-Reiſen, in 4. 2ter Band, S. 339. u. f.
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