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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
einfahren, und dann kamen wir nie ohne eine gute Anzahl Gänse wieder her-1774.
Decem-
ber.

aus. Am Eingange hatten gemeiniglich See-Raben genistet, die aber dies-
mahl in guter Ruhe blieben. Ein anderer Umstand der uns den Gänsefang
erleichterte, bestand darinn, daß in den Schiefer-Felsen große Spalten befind-
lich waren, über welche sie mit ihren noch nicht wieder gewachsenen Flü-
geln selten wegkommen konnten, sondern gemeiniglich herein, und auf solche
Art den Matrosen lebendig in die Hände fielen. Erst am späten Abend kamen
wir wieder an Bord, wo Herr Pickersgill schon vor uns angelangt war, und
von einem kleinen, von lauter Meer-Schwalben bewohnten Eilande, mehr als
drey hundert Eyer mitgebracht hatte, die gröstentheils esbar und wohlschmeckend
befunden wurden.

Während unsrer Abwesenheit hatten sich einige Einwohner, in vier klei-
nen Kanots, beym Schiffe gezeigt. Sie wurden uns als elende, arme, aber
harmlose Geschöpfe beschrieben, die ihre Speere, Seehunds-Felle u. d. g.
freywillig und umsonst weggegeben. Es that uns leid, daß wir sie nicht
gesehn hatten, doch ward dem Schaden bald abgeholfen, denn am folgenden
Morgen kamen sie, des Regens ohnerachtet, wieder. Ihre Canots waren aus
Baum-Rinde verfertigt, welche der Größe nach zu urtheilen, wohl schwerlich
in diesem Haven gewachsen seyn konnte. Einige kleine Stecken dienten anstatt
Rippen, um die Rinde, in der Mitte, oder da wo der größte Bauch des
Fahrzeuges ist, auszudehnen; den Bord machte, auf jeder Seite, ein langer
Stecken aus, über den die Rinde herum gewickelt und fest genähet war.
Mitten im Canot lagen etliche Steine nebst einem Haufen Erde, und hierauf
unterhielten die Wilden beständig ein Feuer. Dies war auch in so fern nöthig,
weil sie, durch allzuschnelles Rudern, sich eben nicht zu erwärmen suchten. Die
Ruder waren nur klein und schlecht gearbeitet. In jedem Kanot saßen fünf
bis acht Personen, Kinder mit eingerechnet; allein, statt daß alle andre Na-
tionen in der Süd-See gemeiniglich unter lautem Jauchzen, oder wenigstens mit
einem frohen Zuruf angezogen kamen, gieng bey diesen hier alles in der tief-
sten Stille zu, und so gar dicht am Schiffe, wo wir eine Anrede oder Be-
grüßung erwarteten, gaben sie fast keinen andern Laut von sich, als das Wort
Pescheräh! Diejenigen, welche Herr von Bougainville, in der Magellani-

in den Jahren 1772 bis 1775.
einfahren, und dann kamen wir nie ohne eine gute Anzahl Gaͤnſe wieder her-1774.
Decem-
ber.

aus. Am Eingange hatten gemeiniglich See-Raben geniſtet, die aber dies-
mahl in guter Ruhe blieben. Ein anderer Umſtand der uns den Gaͤnſefang
erleichterte, beſtand darinn, daß in den Schiefer-Felſen große Spalten befind-
lich waren, uͤber welche ſie mit ihren noch nicht wieder gewachſenen Fluͤ-
geln ſelten wegkommen konnten, ſondern gemeiniglich herein, und auf ſolche
Art den Matroſen lebendig in die Haͤnde fielen. Erſt am ſpaͤten Abend kamen
wir wieder an Bord, wo Herr Pickersgill ſchon vor uns angelangt war, und
von einem kleinen, von lauter Meer-Schwalben bewohnten Eilande, mehr als
drey hundert Eyer mitgebracht hatte, die groͤſtentheils esbar und wohlſchmeckend
befunden wurden.

Waͤhrend unſrer Abweſenheit hatten ſich einige Einwohner, in vier klei-
nen Kanots, beym Schiffe gezeigt. Sie wurden uns als elende, arme, aber
harmloſe Geſchoͤpfe beſchrieben, die ihre Speere, Seehunds-Felle u. d. g.
freywillig und umſonſt weggegeben. Es that uns leid, daß wir ſie nicht
geſehn hatten, doch ward dem Schaden bald abgeholfen, denn am folgenden
Morgen kamen ſie, des Regens ohnerachtet, wieder. Ihre Canots waren aus
Baum-Rinde verfertigt, welche der Groͤße nach zu urtheilen, wohl ſchwerlich
in dieſem Haven gewachſen ſeyn konnte. Einige kleine Stecken dienten anſtatt
Rippen, um die Rinde, in der Mitte, oder da wo der groͤßte Bauch des
Fahrzeuges iſt, auszudehnen; den Bord machte, auf jeder Seite, ein langer
Stecken aus, uͤber den die Rinde herum gewickelt und feſt genaͤhet war.
Mitten im Canot lagen etliche Steine nebſt einem Haufen Erde, und hierauf
unterhielten die Wilden beſtaͤndig ein Feuer. Dies war auch in ſo fern noͤthig,
weil ſie, durch allzuſchnelles Rudern, ſich eben nicht zu erwaͤrmen ſuchten. Die
Ruder waren nur klein und ſchlecht gearbeitet. In jedem Kanot ſaßen fuͤnf
bis acht Perſonen, Kinder mit eingerechnet; allein, ſtatt daß alle andre Na-
tionen in der Suͤd-See gemeiniglich unter lautem Jauchzen, oder wenigſtens mit
einem frohen Zuruf angezogen kamen, gieng bey dieſen hier alles in der tief-
ſten Stille zu, und ſo gar dicht am Schiffe, wo wir eine Anrede oder Be-
gruͤßung erwarteten, gaben ſie faſt keinen andern Laut von ſich, als das Wort
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[391/0409] in den Jahren 1772 bis 1775. einfahren, und dann kamen wir nie ohne eine gute Anzahl Gaͤnſe wieder her- aus. Am Eingange hatten gemeiniglich See-Raben geniſtet, die aber dies- mahl in guter Ruhe blieben. Ein anderer Umſtand der uns den Gaͤnſefang erleichterte, beſtand darinn, daß in den Schiefer-Felſen große Spalten befind- lich waren, uͤber welche ſie mit ihren noch nicht wieder gewachſenen Fluͤ- geln ſelten wegkommen konnten, ſondern gemeiniglich herein, und auf ſolche Art den Matroſen lebendig in die Haͤnde fielen. Erſt am ſpaͤten Abend kamen wir wieder an Bord, wo Herr Pickersgill ſchon vor uns angelangt war, und von einem kleinen, von lauter Meer-Schwalben bewohnten Eilande, mehr als drey hundert Eyer mitgebracht hatte, die groͤſtentheils esbar und wohlſchmeckend befunden wurden. 1774. Decem- ber. Waͤhrend unſrer Abweſenheit hatten ſich einige Einwohner, in vier klei- nen Kanots, beym Schiffe gezeigt. Sie wurden uns als elende, arme, aber harmloſe Geſchoͤpfe beſchrieben, die ihre Speere, Seehunds-Felle u. d. g. freywillig und umſonſt weggegeben. Es that uns leid, daß wir ſie nicht geſehn hatten, doch ward dem Schaden bald abgeholfen, denn am folgenden Morgen kamen ſie, des Regens ohnerachtet, wieder. Ihre Canots waren aus Baum-Rinde verfertigt, welche der Groͤße nach zu urtheilen, wohl ſchwerlich in dieſem Haven gewachſen ſeyn konnte. Einige kleine Stecken dienten anſtatt Rippen, um die Rinde, in der Mitte, oder da wo der groͤßte Bauch des Fahrzeuges iſt, auszudehnen; den Bord machte, auf jeder Seite, ein langer Stecken aus, uͤber den die Rinde herum gewickelt und feſt genaͤhet war. Mitten im Canot lagen etliche Steine nebſt einem Haufen Erde, und hierauf unterhielten die Wilden beſtaͤndig ein Feuer. Dies war auch in ſo fern noͤthig, weil ſie, durch allzuſchnelles Rudern, ſich eben nicht zu erwaͤrmen ſuchten. Die Ruder waren nur klein und ſchlecht gearbeitet. In jedem Kanot ſaßen fuͤnf bis acht Perſonen, Kinder mit eingerechnet; allein, ſtatt daß alle andre Na- tionen in der Suͤd-See gemeiniglich unter lautem Jauchzen, oder wenigſtens mit einem frohen Zuruf angezogen kamen, gieng bey dieſen hier alles in der tief- ſten Stille zu, und ſo gar dicht am Schiffe, wo wir eine Anrede oder Be- gruͤßung erwarteten, gaben ſie faſt keinen andern Laut von ſich, als das Wort Peſcheraͤh! Diejenigen, welche Herr von Bougainville, in der Magellani-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/409>, abgerufen am 25.11.2024.