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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
April.
ren auch Byron erwähnt; wir setzten deshalb ein Boot aus, sie zu sondiren; denn
wir wußten damals noch nicht, daß ers, wiewohl ohne gehoften Erfolg, schon
gethan hatte. Unsre Leute fanden, daß der Grund aus scharfen Corallen be-
steht, und daß es unmöglich ist, auf selbigem zu ankern. Mittlerweile hatten
die Einwohner sich auf der Nordseite der Einfahrt versammlet und die Waffen
ergriffen; sie bezeigten sich aber dieses kriegerischen Aufzuges ohnerachtet sehr
friedfertig, und brachten einige Cocos-Nüsse, die man gegen Nägel eintauschte.
Sobald wir hievon Nachricht bekamen, ward noch ein zweytes Boot ausgesetzt
und ans Land geschickt, um mit den Leuten zu handeln, auch ihnen die fal-
schen, üblen Begriffe zu benehmen, die sie sich anfänglich von uns gemacht
zu haben schienen. Mein Vater, Doctor Sparrman und ich, waren von die-
ser Parthie, ob ich wohl an meiner Gallen-Krankheit noch viel auszustehen hatte.
Wir landeten ohne Widerstand und mischten uns sogleich unter die Einwohner,
deren hier ohngefähr funfzig bis sechzig beysammen waren, lauter starke, große
Leute von schwarzbrauner Farbe. Sie hatten einige Puncturen auf der Brust,
auf dem Bauche und auf den Händen, die gemeiniglich Fische vorstellten, als
woraus ihre vorzüglichste Nahrung zu bestehen scheint. Ihre Gesichtszüge wa-
ren gar nicht unangenehm, und sanfter noch, als bey den Einwohnern der be-
nachbarten höhern Inseln. Sie giengen ganz nackt und hatten nur ein klein
Stück Zeug um die Hüften gewickelt. Ihre Frauensleute wagten sich nicht zu
uns heran; diejenigen aber, die wir von Ferne sahen, waren von gleicher Farbe
mit den Mannsleuten, ihre Kleidung hingegen etwas länger, indem sie, in Form
einer Schürze, bis auf die Knie herabreichte. Haar und Bart waren gekräu-
selt, zum Theil gestutzt und gemeiniglich schwarz; doch bemerkte ich auch einen
Mann, dessen Haar an den Spitzen gelblich aussahe. So bald wir lan-
deten, umarmten sie uns, wie die Neu-Seeländer, durch gegenseitige Berüh-
rung der Nasen, und fiengen sogleich an, Cocos-Nüsse und Hunde zum Verkauf
an die Boote zu bringen. Maheine kaufte einige Hunde für kleine Nägel und
reife Pisangs, die er von den Marquesas mitgenommen hatte. Diese Frucht
war ihnen gar nicht fremd, aber sehr angenehm und schätzbar. Sie müssen
also wohl mit höheren Inseln Verkehr haben, denn die Pisangs wachsen
nicht auf ihren unfruchtbaren Corallen-Riefen. Die Hunde glichen denen

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
April.
ren auch Byron erwaͤhnt; wir ſetzten deshalb ein Boot aus, ſie zu ſondiren; denn
wir wußten damals noch nicht, daß ers, wiewohl ohne gehoften Erfolg, ſchon
gethan hatte. Unſre Leute fanden, daß der Grund aus ſcharfen Corallen be-
ſteht, und daß es unmoͤglich iſt, auf ſelbigem zu ankern. Mittlerweile hatten
die Einwohner ſich auf der Nordſeite der Einfahrt verſammlet und die Waffen
ergriffen; ſie bezeigten ſich aber dieſes kriegeriſchen Aufzuges ohnerachtet ſehr
friedfertig, und brachten einige Cocos-Nuͤſſe, die man gegen Naͤgel eintauſchte.
Sobald wir hievon Nachricht bekamen, ward noch ein zweytes Boot ausgeſetzt
und ans Land geſchickt, um mit den Leuten zu handeln, auch ihnen die fal-
ſchen, uͤblen Begriffe zu benehmen, die ſie ſich anfaͤnglich von uns gemacht
zu haben ſchienen. Mein Vater, Doctor Sparrman und ich, waren von die-
ſer Parthie, ob ich wohl an meiner Gallen-Krankheit noch viel auszuſtehen hatte.
Wir landeten ohne Widerſtand und miſchten uns ſogleich unter die Einwohner,
deren hier ohngefaͤhr funfzig bis ſechzig beyſammen waren, lauter ſtarke, große
Leute von ſchwarzbrauner Farbe. Sie hatten einige Puncturen auf der Bruſt,
auf dem Bauche und auf den Haͤnden, die gemeiniglich Fiſche vorſtellten, als
woraus ihre vorzuͤglichſte Nahrung zu beſtehen ſcheint. Ihre Geſichtszuͤge wa-
ren gar nicht unangenehm, und ſanfter noch, als bey den Einwohnern der be-
nachbarten hoͤhern Inſeln. Sie giengen ganz nackt und hatten nur ein klein
Stuͤck Zeug um die Huͤften gewickelt. Ihre Frauensleute wagten ſich nicht zu
uns heran; diejenigen aber, die wir von Ferne ſahen, waren von gleicher Farbe
mit den Mannsleuten, ihre Kleidung hingegen etwas laͤnger, indem ſie, in Form
einer Schuͤrze, bis auf die Knie herabreichte. Haar und Bart waren gekraͤu-
ſelt, zum Theil geſtutzt und gemeiniglich ſchwarz; doch bemerkte ich auch einen
Mann, deſſen Haar an den Spitzen gelblich ausſahe. So bald wir lan-
deten, umarmten ſie uns, wie die Neu-Seelaͤnder, durch gegenſeitige Beruͤh-
rung der Naſen, und fiengen ſogleich an, Cocos-Nuͤſſe und Hunde zum Verkauf
an die Boote zu bringen. Maheine kaufte einige Hunde fuͤr kleine Naͤgel und
reife Piſangs, die er von den Marqueſas mitgenommen hatte. Dieſe Frucht
war ihnen gar nicht fremd, aber ſehr angenehm und ſchaͤtzbar. Sie muͤſſen
alſo wohl mit hoͤheren Inſeln Verkehr haben, denn die Piſangs wachſen
nicht auf ihren unfruchtbaren Corallen-Riefen. Die Hunde glichen denen

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[30/0042] Forſter’s Reiſe um die Welt ren auch Byron erwaͤhnt; wir ſetzten deshalb ein Boot aus, ſie zu ſondiren; denn wir wußten damals noch nicht, daß ers, wiewohl ohne gehoften Erfolg, ſchon gethan hatte. Unſre Leute fanden, daß der Grund aus ſcharfen Corallen be- ſteht, und daß es unmoͤglich iſt, auf ſelbigem zu ankern. Mittlerweile hatten die Einwohner ſich auf der Nordſeite der Einfahrt verſammlet und die Waffen ergriffen; ſie bezeigten ſich aber dieſes kriegeriſchen Aufzuges ohnerachtet ſehr friedfertig, und brachten einige Cocos-Nuͤſſe, die man gegen Naͤgel eintauſchte. Sobald wir hievon Nachricht bekamen, ward noch ein zweytes Boot ausgeſetzt und ans Land geſchickt, um mit den Leuten zu handeln, auch ihnen die fal- ſchen, uͤblen Begriffe zu benehmen, die ſie ſich anfaͤnglich von uns gemacht zu haben ſchienen. Mein Vater, Doctor Sparrman und ich, waren von die- ſer Parthie, ob ich wohl an meiner Gallen-Krankheit noch viel auszuſtehen hatte. Wir landeten ohne Widerſtand und miſchten uns ſogleich unter die Einwohner, deren hier ohngefaͤhr funfzig bis ſechzig beyſammen waren, lauter ſtarke, große Leute von ſchwarzbrauner Farbe. Sie hatten einige Puncturen auf der Bruſt, auf dem Bauche und auf den Haͤnden, die gemeiniglich Fiſche vorſtellten, als woraus ihre vorzuͤglichſte Nahrung zu beſtehen ſcheint. Ihre Geſichtszuͤge wa- ren gar nicht unangenehm, und ſanfter noch, als bey den Einwohnern der be- nachbarten hoͤhern Inſeln. Sie giengen ganz nackt und hatten nur ein klein Stuͤck Zeug um die Huͤften gewickelt. Ihre Frauensleute wagten ſich nicht zu uns heran; diejenigen aber, die wir von Ferne ſahen, waren von gleicher Farbe mit den Mannsleuten, ihre Kleidung hingegen etwas laͤnger, indem ſie, in Form einer Schuͤrze, bis auf die Knie herabreichte. Haar und Bart waren gekraͤu- ſelt, zum Theil geſtutzt und gemeiniglich ſchwarz; doch bemerkte ich auch einen Mann, deſſen Haar an den Spitzen gelblich ausſahe. So bald wir lan- deten, umarmten ſie uns, wie die Neu-Seelaͤnder, durch gegenſeitige Beruͤh- rung der Naſen, und fiengen ſogleich an, Cocos-Nuͤſſe und Hunde zum Verkauf an die Boote zu bringen. Maheine kaufte einige Hunde fuͤr kleine Naͤgel und reife Piſangs, die er von den Marqueſas mitgenommen hatte. Dieſe Frucht war ihnen gar nicht fremd, aber ſehr angenehm und ſchaͤtzbar. Sie muͤſſen alſo wohl mit hoͤheren Inſeln Verkehr haben, denn die Piſangs wachſen nicht auf ihren unfruchtbaren Corallen-Riefen. Die Hunde glichen denen 1774. April.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/42>, abgerufen am 21.11.2024.