Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. auf den Societäts-Inseln, hatten aber besonders feines, weißes und langes Haar.1774.April. Maheine ließ sichs daher sehr angelegen seyn, welche einzukaufen, weil eben dergleichen Haare in seinem Lande zur Auszierung der Brustschilder gebraucht werden. Wir versuchten es gerade nach ihren Hütten hinzugehen, die wir unter den Bäumen liegen sahen; da sie es aber nicht gestatten wollten, so begnügten wir uns, längst der Landspitze allerhand Pflanzen einzusam- meln, vornemlich eine Kressen-Art (Lepidium,) die sehr häufig vorhanden war, und ein gutes Blutreinigungs-Mittel zu seyn schien. Die Einwoh- ner zeigten uns, daß sie diese Pflanze quetschten, mit Fleisch der Muscheln vermischten, und so in die See würfen, da wo sie einen Zug von Fischen be- merkten. Die Fische werden dadurch auf einige Zeit betäubt und lassen sich auf der Oberfläche des Wassers fangen ohne andre Mühe, als daß man sie auf- nimmt. Sie nennen diese nützliche Pflanze e-Nau. Wir fanden auch vie- len Portulack, der der gewöhnlichen Art ähnlich ist und von den Einwohnern E-Turi genannt wird. Dieses Kraut, welches auch auf den Societäts-Inseln wächst, wird daselbst unter der Erde gestobet und gegessen. Es gab hier noch andre Bäume und Pflanzen, die auch auf den Societäts-Inseln wachsen; doch fanden wir auch einige noch ganz unbekannte Kräuter. Der Boden bestand überall aus Corallen-Felsen, die nur um ein sehr weniges über die Oberfläche des Wassers erhöhet waren. Auf diesen lag zuerst eine Schicht grober, weißer Sand, mit Corallen und Muscheln vermischt, und drüberher eine sehr dünne Lage von Garten-Erde. Unter währendem Botanisiren waren wir um die Landspitze herum und bis jenseits der Wohnungen gekommen. Hier ent- deckten wir eine andre hervorspringende Landspitze innerhalb des Sees, welche darinn eine Art von Bay hervorbrachte, deren ganzer Strand mit Buschwerk und Bäumen besetzt war. Zwischen den beyden Land-Spitzen mußte das Was- ser sehr seicht seyn, denn wir sahen, daß eine große Menge Wilden von jener Seite der Bay durchwadeten und ihre Speere hinter sich herschleppten. Dieser Anblick machte, daß wir sogleich den Rückweg, durch das Buschwerk antraten. Der Weg brachte uns neben den Hütten vorbey, die nur klein und niedrig und mit einem von Cocos-Nußzweigen geflochtnen Dach bedecket waren. Sie stan- den alle leer, indem sich die Bewohner sämmtlich am Strande versammlet und in den Jahren 1772 bis 1775. auf den Societaͤts-Inſeln, hatten aber beſonders feines, weißes und langes Haar.1774.April. Maheine ließ ſichs daher ſehr angelegen ſeyn, welche einzukaufen, weil eben dergleichen Haare in ſeinem Lande zur Auszierung der Bruſtſchilder gebraucht werden. Wir verſuchten es gerade nach ihren Huͤtten hinzugehen, die wir unter den Baͤumen liegen ſahen; da ſie es aber nicht geſtatten wollten, ſo begnuͤgten wir uns, laͤngſt der Landſpitze allerhand Pflanzen einzuſam- meln, vornemlich eine Kreſſen-Art (Lepidium,) die ſehr haͤufig vorhanden war, und ein gutes Blutreinigungs-Mittel zu ſeyn ſchien. Die Einwoh- ner zeigten uns, daß ſie dieſe Pflanze quetſchten, mit Fleiſch der Muſcheln vermiſchten, und ſo in die See wuͤrfen, da wo ſie einen Zug von Fiſchen be- merkten. Die Fiſche werden dadurch auf einige Zeit betaͤubt und laſſen ſich auf der Oberflaͤche des Waſſers fangen ohne andre Muͤhe, als daß man ſie auf- nimmt. Sie nennen dieſe nuͤtzliche Pflanze e-Nau. Wir fanden auch vie- len Portulack, der der gewoͤhnlichen Art aͤhnlich iſt und von den Einwohnern E-Turi genannt wird. Dieſes Kraut, welches auch auf den Societaͤts-Inſeln waͤchſt, wird daſelbſt unter der Erde geſtobet und gegeſſen. Es gab hier noch andre Baͤume und Pflanzen, die auch auf den Societaͤts-Inſeln wachſen; doch fanden wir auch einige noch ganz unbekannte Kraͤuter. Der Boden beſtand uͤberall aus Corallen-Felſen, die nur um ein ſehr weniges uͤber die Oberflaͤche des Waſſers erhoͤhet waren. Auf dieſen lag zuerſt eine Schicht grober, weißer Sand, mit Corallen und Muſcheln vermiſcht, und druͤberher eine ſehr duͤnne Lage von Garten-Erde. Unter waͤhrendem Botaniſiren waren wir um die Landſpitze herum und bis jenſeits der Wohnungen gekommen. Hier ent- deckten wir eine andre hervorſpringende Landſpitze innerhalb des Sees, welche darinn eine Art von Bay hervorbrachte, deren ganzer Strand mit Buſchwerk und Baͤumen beſetzt war. Zwiſchen den beyden Land-Spitzen mußte das Waſ- ſer ſehr ſeicht ſeyn, denn wir ſahen, daß eine große Menge Wilden von jener Seite der Bay durchwadeten und ihre Speere hinter ſich herſchleppten. Dieſer Anblick machte, daß wir ſogleich den Ruͤckweg, durch das Buſchwerk antraten. Der Weg brachte uns neben den Huͤtten vorbey, die nur klein und niedrig und mit einem von Cocos-Nußzweigen geflochtnen Dach bedecket waren. Sie ſtan- den alle leer, indem ſich die Bewohner ſaͤmmtlich am Strande verſammlet und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> auf den <placeName>Societaͤts-Inſeln</placeName>, hatten aber beſonders feines, weißes und langes Haar.<note place="right">1774.<lb/> April.</note><lb/><hi rendition="#fr"><persName>Maheine</persName></hi> ließ ſichs daher ſehr angelegen ſeyn, welche einzukaufen, weil eben<lb/> dergleichen Haare in ſeinem Lande zur Auszierung der Bruſtſchilder gebraucht<lb/> werden. 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in den Jahren 1772 bis 1775.
auf den Societaͤts-Inſeln, hatten aber beſonders feines, weißes und langes Haar.
Maheine ließ ſichs daher ſehr angelegen ſeyn, welche einzukaufen, weil eben
dergleichen Haare in ſeinem Lande zur Auszierung der Bruſtſchilder gebraucht
werden. Wir verſuchten es gerade nach ihren Huͤtten hinzugehen,
die wir unter den Baͤumen liegen ſahen; da ſie es aber nicht geſtatten
wollten, ſo begnuͤgten wir uns, laͤngſt der Landſpitze allerhand Pflanzen einzuſam-
meln, vornemlich eine Kreſſen-Art (Lepidium,) die ſehr haͤufig vorhanden war,
und ein gutes Blutreinigungs-Mittel zu ſeyn ſchien. Die Einwoh-
ner zeigten uns, daß ſie dieſe Pflanze quetſchten, mit Fleiſch der Muſcheln
vermiſchten, und ſo in die See wuͤrfen, da wo ſie einen Zug von Fiſchen be-
merkten. Die Fiſche werden dadurch auf einige Zeit betaͤubt und laſſen ſich auf
der Oberflaͤche des Waſſers fangen ohne andre Muͤhe, als daß man ſie auf-
nimmt. Sie nennen dieſe nuͤtzliche Pflanze e-Nau. Wir fanden auch vie-
len Portulack, der der gewoͤhnlichen Art aͤhnlich iſt und von den Einwohnern
E-Turi genannt wird. Dieſes Kraut, welches auch auf den Societaͤts-Inſeln
waͤchſt, wird daſelbſt unter der Erde geſtobet und gegeſſen. Es gab hier noch
andre Baͤume und Pflanzen, die auch auf den Societaͤts-Inſeln wachſen; doch
fanden wir auch einige noch ganz unbekannte Kraͤuter. Der Boden beſtand
uͤberall aus Corallen-Felſen, die nur um ein ſehr weniges uͤber die Oberflaͤche
des Waſſers erhoͤhet waren. Auf dieſen lag zuerſt eine Schicht grober,
weißer Sand, mit Corallen und Muſcheln vermiſcht, und druͤberher eine
ſehr duͤnne Lage von Garten-Erde. Unter waͤhrendem Botaniſiren waren wir
um die Landſpitze herum und bis jenſeits der Wohnungen gekommen. Hier ent-
deckten wir eine andre hervorſpringende Landſpitze innerhalb des Sees, welche
darinn eine Art von Bay hervorbrachte, deren ganzer Strand mit Buſchwerk
und Baͤumen beſetzt war. Zwiſchen den beyden Land-Spitzen mußte das Waſ-
ſer ſehr ſeicht ſeyn, denn wir ſahen, daß eine große Menge Wilden von jener
Seite der Bay durchwadeten und ihre Speere hinter ſich herſchleppten. Dieſer
Anblick machte, daß wir ſogleich den Ruͤckweg, durch das Buſchwerk antraten.
Der Weg brachte uns neben den Huͤtten vorbey, die nur klein und niedrig und
mit einem von Cocos-Nußzweigen geflochtnen Dach bedecket waren. Sie ſtan-
den alle leer, indem ſich die Bewohner ſaͤmmtlich am Strande verſammlet und
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