Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.April.nur etliche Hunde darinn zurückgelassen hatten. Die Wetter-Dächer für ihre Canots waren von gleichen Materialien und ähnlicher Bauart, wiewohl et- was größer; die Canots selbst aber nur kurz, jedoch stark, an beyden Enden zugespitzt, auch mit einem scharfen Kiel versehen. Sobald wir den Strand erreicht hatten, mischten wir uns wieder unter die Wilden, die einige Befrem- dung darüber bezengten, daß wir von ihrem Dorfe herkamen. Wir gaben dem Lieutenant, der unsre Boote commandirte, Nachricht von den feindlichen An- stalten, die wir bemerket; worauf unsre Leute sogleich Vorkehrungen machten, wieder an Bord zu gehen. Unterdessen war uns Maheine behülflich, mit den Wilden zu reden. Sie sagten uns: sie hätten einen Befehlshaber oder Eriki, und ihre Insel heiße Te-aukea. Ihre Sprache hatte eine große Aehnlichkeit mit dem tahitischen Dialect, außer daß ihre Aussprache härter war und durch die Gurgel geschahe. Nunmehro sahe man die andern Wilden, die diesen gleich- sam zum Succurs durch die Bay gewadet waren, in den Büschen herankommen. Sie hatten sich theils mit langen Keulen, theils mit runden, kurzen Knüppeln, und Speeren bewaffnet, die oft 14 Fus lang und oben mit dem Schwanz-Stachel des Stech-Rochens versehen waren. Wir traten also in unsre Boote; die Einwohner eilten aber in großen Haufen zu selbigen herbey, und schienen zweifelhaft, ob sie uns den Abzug wehren oder verstatten sollten? Indessen ließen sie das letztere geschehen, vielleicht, weil wir früher auf unsre Sicherheit gedacht hatten als sie es vermuthet haben mochten. Einige waren uns sogar behülfllich, unsre Boote abzustoßen. Andre hingegen warfen Steine neben uns ins Was- ser, und schienen sich etwas darauf einzubilden, daß sie uns gleichsam vom Strande weggescheucht hatten. Nach unserm Abzuge plauderten sie sehr laut un- tereinander, setzten sich aber endlich im Schatten der Bäume am Ufer nieder. So bald wir an Bord waren, lies der Capitain vier oder fünf Canonen, theils über ihre Köpfe hinaus, theils vor ihnen ins Wasser abfeuern, damit sie sehen sollten, was er zu thun im Stande sey. Die Kugeln, besonders aber die ins Wasser geschoßnen, jagten ihnen ein solches Schrecken ein, daß der ganze Haufe mit größter Eil davon rannte. Wir hatten von ihnen mehr nicht als dreyßig Cocos-Nüsse und fünf Hunde eingetauschet. Byron entdeckte hier auch Quel- len, und ob diese gleich nur wenig Wasser gaben, so mag es doch wohl hinreichend seyn,
Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.April.nur etliche Hunde darinn zuruͤckgelaſſen hatten. Die Wetter-Daͤcher fuͤr ihre Canots waren von gleichen Materialien und aͤhnlicher Bauart, wiewohl et- was groͤßer; die Canots ſelbſt aber nur kurz, jedoch ſtark, an beyden Enden zugeſpitzt, auch mit einem ſcharfen Kiel verſehen. Sobald wir den Strand erreicht hatten, miſchten wir uns wieder unter die Wilden, die einige Befrem- dung daruͤber bezengten, daß wir von ihrem Dorfe herkamen. Wir gaben dem Lieutenant, der unſre Boote commandirte, Nachricht von den feindlichen An- ſtalten, die wir bemerket; worauf unſre Leute ſogleich Vorkehrungen machten, wieder an Bord zu gehen. Unterdeſſen war uns Maheine behuͤlflich, mit den Wilden zu reden. Sie ſagten uns: ſie haͤtten einen Befehlshaber oder Eriki, und ihre Inſel heiße Te-aukea. Ihre Sprache hatte eine große Aehnlichkeit mit dem tahitiſchen Dialect, außer daß ihre Ausſprache haͤrter war und durch die Gurgel geſchahe. Nunmehro ſahe man die andern Wilden, die dieſen gleich- ſam zum Succurs durch die Bay gewadet waren, in den Buͤſchen herankommen. Sie hatten ſich theils mit langen Keulen, theils mit runden, kurzen Knuͤppeln, und Speeren bewaffnet, die oft 14 Fus lang und oben mit dem Schwanz-Stachel des Stech-Rochens verſehen waren. Wir traten alſo in unſre Boote; die Einwohner eilten aber in großen Haufen zu ſelbigen herbey, und ſchienen zweifelhaft, ob ſie uns den Abzug wehren oder verſtatten ſollten? Indeſſen ließen ſie das letztere geſchehen, vielleicht, weil wir fruͤher auf unſre Sicherheit gedacht hatten als ſie es vermuthet haben mochten. Einige waren uns ſogar behuͤlfllich, unſre Boote abzuſtoßen. Andre hingegen warfen Steine neben uns ins Waſ- ſer, und ſchienen ſich etwas darauf einzubilden, daß ſie uns gleichſam vom Strande weggeſcheucht hatten. Nach unſerm Abzuge plauderten ſie ſehr laut un- tereinander, ſetzten ſich aber endlich im Schatten der Baͤume am Ufer nieder. So bald wir an Bord waren, lies der Capitain vier oder fuͤnf Canonen, theils uͤber ihre Koͤpfe hinaus, theils vor ihnen ins Waſſer abfeuern, damit ſie ſehen ſollten, was er zu thun im Stande ſey. Die Kugeln, beſonders aber die ins Waſſer geſchoßnen, jagten ihnen ein ſolches Schrecken ein, daß der ganze Haufe mit groͤßter Eil davon rannte. Wir hatten von ihnen mehr nicht als dreyßig Cocos-Nuͤſſe und fuͤnf Hunde eingetauſchet. Byron entdeckte hier auch Quel- len, und ob dieſe gleich nur wenig Waſſer gaben, ſo mag es doch wohl hinreichend ſeyn,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> April.</note>nur etliche Hunde darinn zuruͤckgelaſſen hatten. Die Wetter-Daͤcher fuͤr ihre<lb/> Canots waren von gleichen Materialien und aͤhnlicher Bauart, wiewohl et-<lb/> was groͤßer; die Canots ſelbſt aber nur kurz, jedoch ſtark, an beyden Enden<lb/> zugeſpitzt, auch mit einem ſcharfen Kiel verſehen. Sobald wir den Strand<lb/> erreicht hatten, miſchten wir uns wieder unter die Wilden, die einige Befrem-<lb/> dung daruͤber bezengten, daß wir von ihrem Dorfe herkamen. Wir gaben dem<lb/> Lieutenant, der unſre Boote commandirte, Nachricht von den feindlichen An-<lb/> ſtalten, die wir bemerket; worauf unſre Leute ſogleich Vorkehrungen machten,<lb/> wieder an Bord zu gehen. Unterdeſſen war uns <hi rendition="#fr"><persName>Maheine</persName></hi> behuͤlflich, mit den<lb/> Wilden zu reden. Sie ſagten uns: ſie haͤtten einen Befehlshaber oder <hi rendition="#fr">Eriki</hi>,<lb/> und ihre Inſel heiße <hi rendition="#fr"><placeName>Te-aukea</placeName></hi>. Ihre Sprache hatte eine große Aehnlichkeit<lb/> mit dem <hi rendition="#fr">tahitiſchen</hi> Dialect, außer daß ihre Ausſprache haͤrter war und durch<lb/> die Gurgel geſchahe. Nunmehro ſahe man die andern Wilden, die dieſen gleich-<lb/> ſam zum Succurs durch die Bay gewadet waren, in den Buͤſchen herankommen.<lb/> Sie hatten ſich theils mit langen Keulen, theils mit runden, kurzen Knuͤppeln, und<lb/> Speeren bewaffnet, die oft 14 Fus lang und oben mit dem Schwanz-Stachel des<lb/> Stech-Rochens verſehen waren. Wir traten alſo in unſre Boote; die Einwohner<lb/> eilten aber in großen Haufen zu ſelbigen herbey, und ſchienen zweifelhaft, ob<lb/> ſie uns den Abzug wehren oder verſtatten ſollten? Indeſſen ließen ſie das letztere<lb/> geſchehen, vielleicht, weil wir fruͤher auf unſre Sicherheit gedacht hatten als ſie<lb/> es vermuthet haben mochten. Einige waren uns ſogar behuͤlfllich, unſre<lb/> Boote abzuſtoßen. Andre hingegen warfen Steine neben uns ins Waſ-<lb/> ſer, und ſchienen ſich etwas darauf einzubilden, daß ſie uns gleichſam vom<lb/> Strande weggeſcheucht hatten. Nach unſerm Abzuge plauderten ſie ſehr laut un-<lb/> tereinander, ſetzten ſich aber endlich im Schatten der Baͤume am Ufer nieder.<lb/> So bald wir an Bord waren, lies der Capitain vier oder fuͤnf Canonen, theils<lb/> uͤber ihre Koͤpfe hinaus, theils vor ihnen ins Waſſer abfeuern, damit ſie ſehen<lb/> ſollten, was er zu thun im Stande ſey. Die Kugeln, beſonders aber die ins<lb/> Waſſer geſchoßnen, jagten ihnen ein ſolches Schrecken ein, daß der ganze Haufe<lb/> mit groͤßter Eil davon rannte. Wir hatten von ihnen mehr nicht als dreyßig<lb/> Cocos-Nuͤſſe und fuͤnf Hunde eingetauſchet. <hi rendition="#fr"><persName>Byron</persName></hi> entdeckte hier auch Quel-<lb/> len, und ob dieſe gleich nur wenig Waſſer gaben, ſo mag es doch wohl hinreichend<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſeyn,</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0044]
Forſter’s Reiſe um die Welt
nur etliche Hunde darinn zuruͤckgelaſſen hatten. Die Wetter-Daͤcher fuͤr ihre
Canots waren von gleichen Materialien und aͤhnlicher Bauart, wiewohl et-
was groͤßer; die Canots ſelbſt aber nur kurz, jedoch ſtark, an beyden Enden
zugeſpitzt, auch mit einem ſcharfen Kiel verſehen. Sobald wir den Strand
erreicht hatten, miſchten wir uns wieder unter die Wilden, die einige Befrem-
dung daruͤber bezengten, daß wir von ihrem Dorfe herkamen. Wir gaben dem
Lieutenant, der unſre Boote commandirte, Nachricht von den feindlichen An-
ſtalten, die wir bemerket; worauf unſre Leute ſogleich Vorkehrungen machten,
wieder an Bord zu gehen. Unterdeſſen war uns Maheine behuͤlflich, mit den
Wilden zu reden. Sie ſagten uns: ſie haͤtten einen Befehlshaber oder Eriki,
und ihre Inſel heiße Te-aukea. Ihre Sprache hatte eine große Aehnlichkeit
mit dem tahitiſchen Dialect, außer daß ihre Ausſprache haͤrter war und durch
die Gurgel geſchahe. Nunmehro ſahe man die andern Wilden, die dieſen gleich-
ſam zum Succurs durch die Bay gewadet waren, in den Buͤſchen herankommen.
Sie hatten ſich theils mit langen Keulen, theils mit runden, kurzen Knuͤppeln, und
Speeren bewaffnet, die oft 14 Fus lang und oben mit dem Schwanz-Stachel des
Stech-Rochens verſehen waren. Wir traten alſo in unſre Boote; die Einwohner
eilten aber in großen Haufen zu ſelbigen herbey, und ſchienen zweifelhaft, ob
ſie uns den Abzug wehren oder verſtatten ſollten? Indeſſen ließen ſie das letztere
geſchehen, vielleicht, weil wir fruͤher auf unſre Sicherheit gedacht hatten als ſie
es vermuthet haben mochten. Einige waren uns ſogar behuͤlfllich, unſre
Boote abzuſtoßen. Andre hingegen warfen Steine neben uns ins Waſ-
ſer, und ſchienen ſich etwas darauf einzubilden, daß ſie uns gleichſam vom
Strande weggeſcheucht hatten. Nach unſerm Abzuge plauderten ſie ſehr laut un-
tereinander, ſetzten ſich aber endlich im Schatten der Baͤume am Ufer nieder.
So bald wir an Bord waren, lies der Capitain vier oder fuͤnf Canonen, theils
uͤber ihre Koͤpfe hinaus, theils vor ihnen ins Waſſer abfeuern, damit ſie ſehen
ſollten, was er zu thun im Stande ſey. Die Kugeln, beſonders aber die ins
Waſſer geſchoßnen, jagten ihnen ein ſolches Schrecken ein, daß der ganze Haufe
mit groͤßter Eil davon rannte. Wir hatten von ihnen mehr nicht als dreyßig
Cocos-Nuͤſſe und fuͤnf Hunde eingetauſchet. Byron entdeckte hier auch Quel-
len, und ob dieſe gleich nur wenig Waſſer gaben, ſo mag es doch wohl hinreichend
ſeyn,
1774.
April.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |