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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
April.
zu alt wird, um Früchte zu tragen, taugt wenigstens noch zum Bau einer Hütte oder
zum Maste eines Cauots. Außer Fischen und Früchten haben sie auch Hunde, die mit
Fischen gefüttert und von den Einwohnern der Societäts-Inseln für die schmack-
hafteste Fleisch-Speise gehalten werden. Solchergestalt hat die Vorsehung,
nach ihrer Weisheit, sogar diese unbedeutende schmale Felsen-Riefe, für ein
ganzes Geschlecht von Menschen, hinreichend mit Lebensmitteln versehen! Die
Entstehungsart dieser Corallen-Felsen giebt uns ein nicht minder bewunderungs-
würdiges Beyspiel von der Allmacht des Schöpfers, der so oft große, wichtige
Endzwecke durch die geringsten Mittel zu erreichen weiß. Die Koralle ist, bekann-
termaaßen, das Gebäude eines kleinen Wurms, der sein Haus, in eben dem fort-
schreitenden Maaße als er selbst wächset, vergrößert. Kaum bemerkt man an
diesem kleinen Thierchen Empfindung genug, um es in dieser Absicht von den
Pflanzen unterscheiden zu können: Gleichwohl bauet es, aus der unergründlich-
sten Tiefe der See, ein Felsenwerk, bis an die Oberfläche des Meers, in die
Höhe, um unzähligen Menschen einen vesten Boden zum Wohnplatz zu ver-
schaffen! -- Die Zahl der auf solche Art entstandenen flachen Inseln ist
sehr beträchtlich, und wir kennen sie gleichwohl bey weiten noch nicht alle. In
der Südsee sind ihrer zwischen den Wendezirkeln am mehresten, vorzüglich aber
trift man sie ostwärts von den Societäts-Inseln, in einer Strecke von 10 bis 15
Graden, an. Quiros, Schouten, Roggewein, Byron, Wallis, Car-
teret
, Bougainville
und Cook haben insgesammt, ein jeder verschiedene neue
Eylande von der Art entdeckt, und, was das merkwürdigste ist, sie haben sie
250 Seemeilen ostwärts von Tahiti, mit Menschen bewohnt gefunden!
Es ist sehr wahrscheinlich, daß man in der Folge, auf jedem neuen Striche, zwi-
schen dem 16ten und 17ten Grad der südlichen Breite, noch andere von eben
dieser Gattung entdecken werde. Bis jetzt aber ist noch kein Seefahrer,
in dieser Parallele, nach den Societäts-Inseln geseegelt. Uebrigens ver-
diente es auch gar wohl einer näheren Untersuchung, warum sie sich
ostwärts von den Societäts-Inseln so häufig finden, und besonders da ei-
nen so großen Archipelagus ausmachen, indeß man sie jenseits, oder westwärts
von den Societäts-Inseln, nur ganz einzeln antrift? Zwar giebt es weiter ge-
gen Westen hin, noch einen andern Archipelagus von Koral-Rieffen, nemlich

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
April.
zu alt wird, um Fruͤchte zu tragen, taugt wenigſtens noch zum Bau einer Huͤtte oder
zum Maſte eines Cauots. Außer Fiſchen und Fruͤchten haben ſie auch Hunde, die mit
Fiſchen gefuͤttert und von den Einwohnern der Societaͤts-Inſeln fuͤr die ſchmack-
hafteſte Fleiſch-Speiſe gehalten werden. Solchergeſtalt hat die Vorſehung,
nach ihrer Weisheit, ſogar dieſe unbedeutende ſchmale Felſen-Riefe, fuͤr ein
ganzes Geſchlecht von Menſchen, hinreichend mit Lebensmitteln verſehen! Die
Entſtehungsart dieſer Corallen-Felſen giebt uns ein nicht minder bewunderungs-
wuͤrdiges Beyſpiel von der Allmacht des Schoͤpfers, der ſo oft große, wichtige
Endzwecke durch die geringſten Mittel zu erreichen weiß. Die Koralle iſt, bekann-
termaaßen, das Gebaͤude eines kleinen Wurms, der ſein Haus, in eben dem fort-
ſchreitenden Maaße als er ſelbſt waͤchſet, vergroͤßert. Kaum bemerkt man an
dieſem kleinen Thierchen Empfindung genug, um es in dieſer Abſicht von den
Pflanzen unterſcheiden zu koͤnnen: Gleichwohl bauet es, aus der unergruͤndlich-
ſten Tiefe der See, ein Felſenwerk, bis an die Oberflaͤche des Meers, in die
Hoͤhe, um unzaͤhligen Menſchen einen veſten Boden zum Wohnplatz zu ver-
ſchaffen! — Die Zahl der auf ſolche Art entſtandenen flachen Inſeln iſt
ſehr betraͤchtlich, und wir kennen ſie gleichwohl bey weiten noch nicht alle. In
der Suͤdſee ſind ihrer zwiſchen den Wendezirkeln am mehreſten, vorzuͤglich aber
trift man ſie oſtwaͤrts von den Societaͤts-Inſeln, in einer Strecke von 10 bis 15
Graden, an. Quiros, Schouten, Roggewein, Byron, Wallis, Car-
teret
, Bougainville
und Cook haben insgeſammt, ein jeder verſchiedene neue
Eylande von der Art entdeckt, und, was das merkwuͤrdigſte iſt, ſie haben ſie
250 Seemeilen oſtwaͤrts von Tahiti, mit Menſchen bewohnt gefunden!
Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß man in der Folge, auf jedem neuen Striche, zwi-
ſchen dem 16ten und 17ten Grad der ſuͤdlichen Breite, noch andere von eben
dieſer Gattung entdecken werde. Bis jetzt aber iſt noch kein Seefahrer,
in dieſer Parallele, nach den Societaͤts-Inſeln geſeegelt. Uebrigens ver-
diente es auch gar wohl einer naͤheren Unterſuchung, warum ſie ſich
oſtwaͤrts von den Societaͤts-Inſeln ſo haͤufig finden, und beſonders da ei-
nen ſo großen Archipelagus ausmachen, indeß man ſie jenſeits, oder weſtwaͤrts
von den Societaͤts-Inſeln, nur ganz einzeln antrift? Zwar giebt es weiter ge-
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[34/0046] Forſter’s Reiſe um die Welt zu alt wird, um Fruͤchte zu tragen, taugt wenigſtens noch zum Bau einer Huͤtte oder zum Maſte eines Cauots. Außer Fiſchen und Fruͤchten haben ſie auch Hunde, die mit Fiſchen gefuͤttert und von den Einwohnern der Societaͤts-Inſeln fuͤr die ſchmack- hafteſte Fleiſch-Speiſe gehalten werden. Solchergeſtalt hat die Vorſehung, nach ihrer Weisheit, ſogar dieſe unbedeutende ſchmale Felſen-Riefe, fuͤr ein ganzes Geſchlecht von Menſchen, hinreichend mit Lebensmitteln verſehen! Die Entſtehungsart dieſer Corallen-Felſen giebt uns ein nicht minder bewunderungs- wuͤrdiges Beyſpiel von der Allmacht des Schoͤpfers, der ſo oft große, wichtige Endzwecke durch die geringſten Mittel zu erreichen weiß. Die Koralle iſt, bekann- termaaßen, das Gebaͤude eines kleinen Wurms, der ſein Haus, in eben dem fort- ſchreitenden Maaße als er ſelbſt waͤchſet, vergroͤßert. Kaum bemerkt man an dieſem kleinen Thierchen Empfindung genug, um es in dieſer Abſicht von den Pflanzen unterſcheiden zu koͤnnen: Gleichwohl bauet es, aus der unergruͤndlich- ſten Tiefe der See, ein Felſenwerk, bis an die Oberflaͤche des Meers, in die Hoͤhe, um unzaͤhligen Menſchen einen veſten Boden zum Wohnplatz zu ver- ſchaffen! — Die Zahl der auf ſolche Art entſtandenen flachen Inſeln iſt ſehr betraͤchtlich, und wir kennen ſie gleichwohl bey weiten noch nicht alle. In der Suͤdſee ſind ihrer zwiſchen den Wendezirkeln am mehreſten, vorzuͤglich aber trift man ſie oſtwaͤrts von den Societaͤts-Inſeln, in einer Strecke von 10 bis 15 Graden, an. Quiros, Schouten, Roggewein, Byron, Wallis, Car- teret, Bougainville und Cook haben insgeſammt, ein jeder verſchiedene neue Eylande von der Art entdeckt, und, was das merkwuͤrdigſte iſt, ſie haben ſie 250 Seemeilen oſtwaͤrts von Tahiti, mit Menſchen bewohnt gefunden! Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß man in der Folge, auf jedem neuen Striche, zwi- ſchen dem 16ten und 17ten Grad der ſuͤdlichen Breite, noch andere von eben dieſer Gattung entdecken werde. Bis jetzt aber iſt noch kein Seefahrer, in dieſer Parallele, nach den Societaͤts-Inſeln geſeegelt. Uebrigens ver- diente es auch gar wohl einer naͤheren Unterſuchung, warum ſie ſich oſtwaͤrts von den Societaͤts-Inſeln ſo haͤufig finden, und beſonders da ei- nen ſo großen Archipelagus ausmachen, indeß man ſie jenſeits, oder weſtwaͤrts von den Societaͤts-Inſeln, nur ganz einzeln antrift? Zwar giebt es weiter ge- gen Weſten hin, noch einen andern Archipelagus von Koral-Rieffen, nemlich 1774. April.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/46>, abgerufen am 23.11.2024.