Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1775.Julius.geschickt, und dort nicht vortheilhafter genutzt. Der Zehnte aller Produkte der Azoren fällt dem Könige zu; der einzige Artikel Tobak, ist ein Monopolium der Krone, und bringt große Summen ein. Der Besitz dieser Inseln, so klein sie sind, kann also dem Portugiesischen Hofe nie gleichgültig werden. Weizen und Mais oder türkisches Korn sind die vorzüglichsten Produkte Die Insel Pico hat diesen Nahmen von dem darauf belegenen hohen Forſter’s Reiſe um die Welt 1775.Julius.geſchickt, und dort nicht vortheilhafter genutzt. Der Zehnte aller Produkte der Azoren faͤllt dem Koͤnige zu; der einzige Artikel Tobak, iſt ein Monopolium der Krone, und bringt große Summen ein. Der Beſitz dieſer Inſeln, ſo klein ſie ſind, kann alſo dem Portugieſiſchen Hofe nie gleichguͤltig werden. Weizen und Mais oder tuͤrkiſches Korn ſind die vorzuͤglichſten Produkte Die Inſel Pico hat dieſen Nahmen von dem darauf belegenen hohen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0478" n="460"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1775.<lb/> Julius.</note>geſchickt, und <choice><sic>doch</sic><corr>dort</corr></choice> nicht vortheilhafter genutzt. Der Zehnte aller Produkte der<lb/><placeName>Azoren</placeName> faͤllt dem Koͤnige zu; der einzige Artikel Tobak, iſt ein Monopolium der<lb/> Krone, und bringt große Summen ein. Der Beſitz dieſer Inſeln, ſo klein ſie<lb/> ſind, kann alſo dem Portugieſiſchen Hofe nie gleichguͤltig werden.</p><lb/> <p>Weizen und Mais oder tuͤrkiſches Korn ſind die vorzuͤglichſten Produkte<lb/> von <hi rendition="#fr"><placeName>Fayal</placeName></hi>, und von erſterem werden verſchiedene Schifsladungen in guten Jah-<lb/> ren nach <placeName>Liſſabon</placeName> geſchickt. Man bauet auch etwas Flachs. Aber der Wein,<lb/> der unter dem Nahmen von <placeName>Fayal</placeName> verkauft wird, wird blos auf der Inſel <placeName>Pico</placeName><lb/> gebaut, die gerade gegen uͤber liegt und keinen Hafen hat. Die Einwohner von<lb/><placeName>Fayal</placeName> ſollen ſich auf 15000 belaufen, und ſind in zwoͤlf Kirchſpiele vertheilt.<lb/> Der dritte Theil wohnt in der Stadt <hi rendition="#fr"><placeName>Villa de Horta</placeName></hi>, welche drey Kirchſpiele<lb/> enthaͤlt. Die Rade oder Bay wird im Sommer fuͤr ziemlich ſicher gehalten,<lb/> liegt aber im Winter den Suͤd- und Suͤd-Oſt-Winden ausgeſetzt, welche, wie<lb/> man mich verſichert, zu dieſer Jahrszeit ſehr heftig ſind. Jedoch, da der Grund<lb/> ſehr gut und ſandigt iſt, ſo liegen die Amerikaniſchen Handelsſchiffe daſelbſt an<lb/> drey bis vier Ankern, waͤhrend des ſchlimmſten Wetters. Der Pico-Wein<lb/> wird groͤßtentheils von <placeName>Fayal</placeName> nach <placeName>Nord-Amerika</placeName> und <placeName>Braſilien</placeName> <choice><sic>verſuͤhrt</sic><corr>verfuͤhrt</corr></choice>.</p><lb/> <p>Die Inſel <hi rendition="#fr"><placeName>Pico</placeName></hi> hat dieſen Nahmen von dem darauf belegenen hohen<lb/> Pick, oder ſpitzen Berge erhalten, der oft in Wolken gehuͤllt iſt, und den Ein-<lb/> wohnern von <placeName>Fayal</placeName> ſtatt eines Barometers dient. <placeName>Pico</placeName> iſt nicht nur die groͤſ-<lb/> ſeſte, ſondern auch die volkreichſte aller <placeName>Azoren</placeName>, und enthaͤlt 30000 Einwoh-<lb/> ner. Es ſind daſelbſt keine Kornfelder, indem alles mit den ſchoͤnſten Weingaͤr-<lb/> ten bedeckt iſt, die einen entzuͤckenden Anblick auf den ſanften Anhoͤhen am Fuße<lb/> des Picks geben. Korn und andre Lebensmittel werden den Einwohnern aus<lb/><placeName>Fayal</placeName> zugefuͤhrt; und die beſten Familien dieſer letzteren Inſel haben große<lb/> Beſitzungen auf der gegenuͤber liegenden weſtlichen Seite von <placeName>Pico</placeName>. Die<lb/> Zeit der Weinleſe iſt ein beſtaͤndiges Freudenfeſt. Der vierte, auch wohl der<lb/> dritte Theil aller Einwohner von <placeName>Fayal</placeName> kommt alsdenn mit ihren ſaͤmmtlichen<lb/> Familien bis auf Hunde und Katzen nach <placeName>Pico</placeName> heruͤber. Eine Menge Trauben,<lb/> davon man 3000 Faß Wein machen koͤnnte, werden bey der Gelegenheit ver-<lb/> zehrt, weil jeder ſich mit dieſer koͤſtlichen Frucht guͤtlich thut, obgleich die Por-<lb/> tugieſen ſonſt Muſter von Maͤßigkeit ſind. Vor Zeiten wurden jaͤhrlich 30000<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [460/0478]
Forſter’s Reiſe um die Welt
geſchickt, und dort nicht vortheilhafter genutzt. Der Zehnte aller Produkte der
Azoren faͤllt dem Koͤnige zu; der einzige Artikel Tobak, iſt ein Monopolium der
Krone, und bringt große Summen ein. Der Beſitz dieſer Inſeln, ſo klein ſie
ſind, kann alſo dem Portugieſiſchen Hofe nie gleichguͤltig werden.
1775.
Julius.
Weizen und Mais oder tuͤrkiſches Korn ſind die vorzuͤglichſten Produkte
von Fayal, und von erſterem werden verſchiedene Schifsladungen in guten Jah-
ren nach Liſſabon geſchickt. Man bauet auch etwas Flachs. Aber der Wein,
der unter dem Nahmen von Fayal verkauft wird, wird blos auf der Inſel Pico
gebaut, die gerade gegen uͤber liegt und keinen Hafen hat. Die Einwohner von
Fayal ſollen ſich auf 15000 belaufen, und ſind in zwoͤlf Kirchſpiele vertheilt.
Der dritte Theil wohnt in der Stadt Villa de Horta, welche drey Kirchſpiele
enthaͤlt. Die Rade oder Bay wird im Sommer fuͤr ziemlich ſicher gehalten,
liegt aber im Winter den Suͤd- und Suͤd-Oſt-Winden ausgeſetzt, welche, wie
man mich verſichert, zu dieſer Jahrszeit ſehr heftig ſind. Jedoch, da der Grund
ſehr gut und ſandigt iſt, ſo liegen die Amerikaniſchen Handelsſchiffe daſelbſt an
drey bis vier Ankern, waͤhrend des ſchlimmſten Wetters. Der Pico-Wein
wird groͤßtentheils von Fayal nach Nord-Amerika und Braſilien verfuͤhrt.
Die Inſel Pico hat dieſen Nahmen von dem darauf belegenen hohen
Pick, oder ſpitzen Berge erhalten, der oft in Wolken gehuͤllt iſt, und den Ein-
wohnern von Fayal ſtatt eines Barometers dient. Pico iſt nicht nur die groͤſ-
ſeſte, ſondern auch die volkreichſte aller Azoren, und enthaͤlt 30000 Einwoh-
ner. Es ſind daſelbſt keine Kornfelder, indem alles mit den ſchoͤnſten Weingaͤr-
ten bedeckt iſt, die einen entzuͤckenden Anblick auf den ſanften Anhoͤhen am Fuße
des Picks geben. Korn und andre Lebensmittel werden den Einwohnern aus
Fayal zugefuͤhrt; und die beſten Familien dieſer letzteren Inſel haben große
Beſitzungen auf der gegenuͤber liegenden weſtlichen Seite von Pico. Die
Zeit der Weinleſe iſt ein beſtaͤndiges Freudenfeſt. Der vierte, auch wohl der
dritte Theil aller Einwohner von Fayal kommt alsdenn mit ihren ſaͤmmtlichen
Familien bis auf Hunde und Katzen nach Pico heruͤber. Eine Menge Trauben,
davon man 3000 Faß Wein machen koͤnnte, werden bey der Gelegenheit ver-
zehrt, weil jeder ſich mit dieſer koͤſtlichen Frucht guͤtlich thut, obgleich die Por-
tugieſen ſonſt Muſter von Maͤßigkeit ſind. Vor Zeiten wurden jaͤhrlich 30000
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