Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774. May. d. 1sten. Als sich mein Vater zween Tage lang von den Beschwerlichkeiten seiner letzten O-Retti *) Mein Vater ist seitdem in Paris gewesen, und hat diesen Auftrag des O-Retti beym Herren von Bougainville ausgerichtet, demselben auch ein Portrait des O-Retti, von Herren Hodges verfertiget, zugestellet. **) Als der Herr von Bougainville im April 1768 hier vor Anker lag, entdeckten die Ta-
hitier, blos am Gange, daß der Bediente des Hrn. Commerson, (eines Naturforschers, der mit auf dem Schiffe war) eine verkleidete Frauensperson seyn müsse, welches, wäh- rend der ganzen Reise, niemand an Bord gewahr worden war. Diese Person war durch frühe Unglücksfälle zu Verläugnung ihres Geschlechts bewogen worden, hatte schon in Paris als Livree-Bediente gedient, und war alsdenn, aus Neugier, mit zu Schiffe gegan- gen, weil sie gehört, daß die Reise um die Welt gehen sollte. Herr von Bougainville Forſter’s Reiſe um die Welt 1774. May. d. 1ſten. Als ſich mein Vater zween Tage lang von den Beſchwerlichkeiten ſeiner letzten O-Retti *) Mein Vater iſt ſeitdem in Paris geweſen, und hat dieſen Auftrag des O-Retti beym Herren von Bougainville ausgerichtet, demſelben auch ein Portrait des O-Retti, von Herren Hodges verfertiget, zugeſtellet. **) Als der Herr von Bougainville im April 1768 hier vor Anker lag, entdeckten die Ta-
hitier, blos am Gange, daß der Bediente des Hrn. Commerſon, (eines Naturforſchers, der mit auf dem Schiffe war) eine verkleidete Frauensperſon ſeyn muͤſſe, welches, waͤh- rend der ganzen Reiſe, niemand an Bord gewahr worden war. Dieſe Perſon war durch fruͤhe Ungluͤcksfaͤlle zu Verlaͤugnung ihres Geſchlechts bewogen worden, hatte ſchon in Paris als Livree-Bediente gedient, und war alsdenn, aus Neugier, mit zu Schiffe gegan- gen, weil ſie gehoͤrt, daß die Reiſe um die Welt gehen ſollte. Herr von Bougainville <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0076" n="64"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi> </fw><lb/> <note place="left">1774.<lb/> May.<lb/> d. 1ſten.</note> <p>Als ſich mein Vater zween Tage lang von den Beſchwerlichkeiten ſeiner letzten<lb/> Bergreiſe und von dem dabey erlittenen Fall wieder etwas erhohlt hatte, gieng er<lb/> ans Land und traf daſelbſt <hi rendition="#fr"><persName>O-Retti</persName></hi>, den Befehlshaber von <hi rendition="#fr"><placeName>O-Hiddea</placeName></hi>, an,<lb/> welches der Diſtrict und Haven iſt, allwo <hi rendition="#fr">Herr <persName>von Bougainville</persName></hi> ehemals<lb/> vor Anker gelegen hatte. Dieſer Mann fragte den Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi>, ob er, bey<lb/> ſeiner Zuruͤckkunft nach <placeName>England</placeName>, den Hrn. <persName>von <hi rendition="#fr">Bougainville</hi></persName>, den er <hi rendition="#fr"><persName>Potawi-<lb/> ri</persName></hi> nannte, zu ſehen bekommen wuͤrde? und da Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> mit Nein dar-<lb/> auf antwortete, wandte er ſich mit eben dieſer Frage an meinen Vater. Die-<lb/> ſer erwiederte ihm, es ſey nicht unmoͤglich, obgleich gedachter Herr ſich in einem<lb/> ganz andern Lande aufhalte. Gut, „ſagte <hi rendition="#fr"><persName>O-Retti</persName></hi>, wenn du meinen Freund<lb/> „ſieheſt, ſo erzaͤhle ihm, daß ich ſein Freund bin, und herzlich wuͤnſche, ihn wieder<lb/> „hier zu ſehen; und damit du es nicht vergeſſen moͤgeſt, ſo will ich dir ein Schwein<lb/> „aus meinem Diſtricte ſchicken, wohin ich eben im Begrif bin abzugehen.<note place="foot" n="*)">Mein Vater iſt ſeitdem in <placeName>Paris</placeName> geweſen, und hat dieſen Auftrag des <hi rendition="#fr"><persName>O-Retti</persName></hi> beym Herren<lb/><persName>von <hi rendition="#fr">Bougainville</hi></persName> ausgerichtet, demſelben auch ein Portrait des <hi rendition="#fr"><persName>O-Retti</persName></hi>, von Herren<lb/><hi rendition="#fr"><persName>Hodges</persName></hi> verfertiget, zugeſtellet.</note> „Hier-<lb/> auf fieng er an zu erzaͤhlen, ſein Freund <hi rendition="#fr"><persName>Bougainville</persName></hi> habe zwey Schiffe,<lb/> und am Bord des einen, ein Frauenzimmer gehabt, welches aber gar nicht<lb/> ſchoͤn von Perſon geweſen ſey. Er konnte nicht aufhoͤren davon zu ſprechen,<lb/> denn es ſchien ihm gar zu ſonderbar, daß eine einzige Frauensperſon, ſich unter<lb/> ſo vielen Mannsleuten auf eine ſo weite Reiſe gewagt hatte. <note xml:id="note-0076" next="#note-0077" place="foot" n="**)">Als der Herr <persName>von <hi rendition="#fr">Bougainville</hi></persName> im April 1768 hier vor Anker lag, entdeckten die <hi rendition="#fr">Ta-<lb/> hitier</hi>, blos am Gange, daß der Bediente des Hrn. <persName>Commerſon</persName>, (eines Naturforſchers,<lb/> der mit auf dem Schiffe war) eine verkleidete Frauensperſon ſeyn muͤſſe, welches, waͤh-<lb/> rend der ganzen Reiſe, niemand an Bord gewahr worden war. Dieſe Perſon war durch<lb/> fruͤhe Ungluͤcksfaͤlle zu Verlaͤugnung ihres Geſchlechts bewogen worden, hatte ſchon in<lb/><placeName>Paris</placeName> als Livree-Bediente gedient, und war alsdenn, aus Neugier, mit zu Schiffe gegan-<lb/> gen, weil ſie gehoͤrt, daß die Reiſe um die <hi rendition="#fr">Welt</hi> gehen ſollte. Herr <persName>von <hi rendition="#fr">Bougainville</hi></persName></note> Er beſtaͤtigte<lb/> auch die Nachricht, welche wir ſchon bey unſerm erſten Hierſeyn vernommen<lb/> hatten, daß ein ſpaniſches Schiff hier geweſen; verſicherte uns aber, daß er<lb/> und ſeine Landsleute nicht viel auf die Spanier hielten.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr"> <persName>O-Retti</persName> </hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [64/0076]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Als ſich mein Vater zween Tage lang von den Beſchwerlichkeiten ſeiner letzten
Bergreiſe und von dem dabey erlittenen Fall wieder etwas erhohlt hatte, gieng er
ans Land und traf daſelbſt O-Retti, den Befehlshaber von O-Hiddea, an,
welches der Diſtrict und Haven iſt, allwo Herr von Bougainville ehemals
vor Anker gelegen hatte. Dieſer Mann fragte den Capitain Cook, ob er, bey
ſeiner Zuruͤckkunft nach England, den Hrn. von Bougainville, den er Potawi-
ri nannte, zu ſehen bekommen wuͤrde? und da Capitain Cook mit Nein dar-
auf antwortete, wandte er ſich mit eben dieſer Frage an meinen Vater. Die-
ſer erwiederte ihm, es ſey nicht unmoͤglich, obgleich gedachter Herr ſich in einem
ganz andern Lande aufhalte. Gut, „ſagte O-Retti, wenn du meinen Freund
„ſieheſt, ſo erzaͤhle ihm, daß ich ſein Freund bin, und herzlich wuͤnſche, ihn wieder
„hier zu ſehen; und damit du es nicht vergeſſen moͤgeſt, ſo will ich dir ein Schwein
„aus meinem Diſtricte ſchicken, wohin ich eben im Begrif bin abzugehen. *) „Hier-
auf fieng er an zu erzaͤhlen, ſein Freund Bougainville habe zwey Schiffe,
und am Bord des einen, ein Frauenzimmer gehabt, welches aber gar nicht
ſchoͤn von Perſon geweſen ſey. Er konnte nicht aufhoͤren davon zu ſprechen,
denn es ſchien ihm gar zu ſonderbar, daß eine einzige Frauensperſon, ſich unter
ſo vielen Mannsleuten auf eine ſo weite Reiſe gewagt hatte. **) Er beſtaͤtigte
auch die Nachricht, welche wir ſchon bey unſerm erſten Hierſeyn vernommen
hatten, daß ein ſpaniſches Schiff hier geweſen; verſicherte uns aber, daß er
und ſeine Landsleute nicht viel auf die Spanier hielten.
O-Retti
*) Mein Vater iſt ſeitdem in Paris geweſen, und hat dieſen Auftrag des O-Retti beym Herren
von Bougainville ausgerichtet, demſelben auch ein Portrait des O-Retti, von Herren
Hodges verfertiget, zugeſtellet.
**) Als der Herr von Bougainville im April 1768 hier vor Anker lag, entdeckten die Ta-
hitier, blos am Gange, daß der Bediente des Hrn. Commerſon, (eines Naturforſchers,
der mit auf dem Schiffe war) eine verkleidete Frauensperſon ſeyn muͤſſe, welches, waͤh-
rend der ganzen Reiſe, niemand an Bord gewahr worden war. Dieſe Perſon war durch
fruͤhe Ungluͤcksfaͤlle zu Verlaͤugnung ihres Geſchlechts bewogen worden, hatte ſchon in
Paris als Livree-Bediente gedient, und war alsdenn, aus Neugier, mit zu Schiffe gegan-
gen, weil ſie gehoͤrt, daß die Reiſe um die Welt gehen ſollte. Herr von Bougainville
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