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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
und wieder besänftigen, denn er sey Matau, eine zweydeutige Redensart1774.
May.

aus der Hofsprache, die so viel sagen wollte, der König sey ungehalten und
in Besorgniß, deshalb man ihn durch einige Geschenke wieder zufrieden stellen
und guten Muthes machen müsse. Zu Erreichung dieser Absicht verfügte sich der
Capitain nebst meinem Vater zu ihm, Dr. Sparrmann aber und ich bega-
ben uns nach den Zelten. Wir fanden die Tahitier über den gestrigen Vor-
fall, und besonders darüber, daß wir selbst uns hatten Recht verschaffen wol-
len, nicht wenig betreten. Der König hatte ihnen ausdrücklich untersagt,
uns keine Lebensmittel zu verkaufen; gleichwohl konnten sie es, ihrer angebohr-
nen Gastfreyheit nach, ohnmöglich übers Herz bringen, uns nicht mit Co-
cos-Nüssen und andern Erfrischungen zu bewirthen. Gegen Mittag kamen
wir wieder an Bord zurück, und fanden daselbst den Capitain, der in der
Zwischenzeit bey dem Könige schon alles wieder gut gemacht hatte. Diese Nacht
mußten sich die Matrosen ohne ihre gewöhnliche Gesellschaft behelfen. Der
König hatte es den Frauensleuten, für heute, ausdrücklich untersagt, damit durch
die Diebereyen derselben nicht neue Händel entstehen mögten. Am folgenden Tage
hingegen hatten sie sich vermuthlich schon wieder Erlaubniß ausgewürker, an Bord
zu kommen; und nächst ihnen langten auch von neuem eine Menge Canots mit
Lebensmitteln und frischen Fischen an. Capitain Cook schickte Maheinen
nach dem District Atahuru ab, um dem daselbst wohnenden Admiral To-
hah
, für einige Schweine die er uns zugeschickt hatte, allerhand Gegenge-
schenke zu überbringen. In seiner Abwesenheit kam Opurea (Oberea)
an Bord, und brachte dem Capitain Cook ebenfalls zwey Schweine. Das
Gerücht von unsern rothen Federn hatte sich bis nach ihrem Wohnsitz, in
die Ebnen von Paparra, verbreitet, und sie machte gar kein Geheimniß
daraus, daß sie blos in der Absicht hergekommen sey, sich einige davon aus-
zubitten. Dem Ansehen nach mochte sie jetzt zwischen vierzig und funfzig
Jahren seyn; sie war groß und stark von Cörper; und ihre Gesichtszüge, die
vielleicht vor Zeiten angenehmer gewesen, hatten nunmehro ein ziemlich männli-
ches Ansehen bekommen. Doch bemerkte man in ihrer Physiognomie noch
immer Spuren von ehemaliger Majestät. Ihr Blick schien immer noch befeh-
lerisch
und in ihrem Betragen war etwas freies und edles. Sie blieb nicht

K 3

in den Jahren 1772 bis 1775.
und wieder beſaͤnftigen, denn er ſey Matau, eine zweydeutige Redensart1774.
May.

aus der Hofſprache, die ſo viel ſagen wollte, der Koͤnig ſey ungehalten und
in Beſorgniß, deshalb man ihn durch einige Geſchenke wieder zufrieden ſtellen
und guten Muthes machen muͤſſe. Zu Erreichung dieſer Abſicht verfuͤgte ſich der
Capitain nebſt meinem Vater zu ihm, Dr. Sparrmann aber und ich bega-
ben uns nach den Zelten. Wir fanden die Tahitier uͤber den geſtrigen Vor-
fall, und beſonders daruͤber, daß wir ſelbſt uns hatten Recht verſchaffen wol-
len, nicht wenig betreten. Der Koͤnig hatte ihnen ausdruͤcklich unterſagt,
uns keine Lebensmittel zu verkaufen; gleichwohl konnten ſie es, ihrer angebohr-
nen Gaſtfreyheit nach, ohnmoͤglich uͤbers Herz bringen, uns nicht mit Co-
cos-Nuͤſſen und andern Erfriſchungen zu bewirthen. Gegen Mittag kamen
wir wieder an Bord zuruͤck, und fanden daſelbſt den Capitain, der in der
Zwiſchenzeit bey dem Koͤnige ſchon alles wieder gut gemacht hatte. Dieſe Nacht
mußten ſich die Matroſen ohne ihre gewoͤhnliche Geſellſchaft behelfen. Der
Koͤnig hatte es den Frauensleuten, fuͤr heute, ausdruͤcklich unterſagt, damit durch
die Diebereyen derſelben nicht neue Haͤndel entſtehen moͤgten. Am folgenden Tage
hingegen hatten ſie ſich vermuthlich ſchon wieder Erlaubniß ausgewuͤrker, an Bord
zu kommen; und naͤchſt ihnen langten auch von neuem eine Menge Canots mit
Lebensmitteln und friſchen Fiſchen an. Capitain Cook ſchickte Maheinen
nach dem Diſtrict Atahuru ab, um dem daſelbſt wohnenden Admiral To-
hah
, fuͤr einige Schweine die er uns zugeſchickt hatte, allerhand Gegenge-
ſchenke zu uͤberbringen. In ſeiner Abweſenheit kam Opurea (Oberea)
an Bord, und brachte dem Capitain Cook ebenfalls zwey Schweine. Das
Geruͤcht von unſern rothen Federn hatte ſich bis nach ihrem Wohnſitz, in
die Ebnen von Paparra, verbreitet, und ſie machte gar kein Geheimniß
daraus, daß ſie blos in der Abſicht hergekommen ſey, ſich einige davon aus-
zubitten. Dem Anſehen nach mochte ſie jetzt zwiſchen vierzig und funfzig
Jahren ſeyn; ſie war groß und ſtark von Coͤrper; und ihre Geſichtszuͤge, die
vielleicht vor Zeiten angenehmer geweſen, hatten nunmehro ein ziemlich maͤnnli-
ches Anſehen bekommen. Doch bemerkte man in ihrer Phyſiognomie noch
immer Spuren von ehemaliger Majeſtaͤt. Ihr Blick ſchien immer noch befeh-
leriſch
und in ihrem Betragen war etwas freies und edles. Sie blieb nicht

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[77/0089] in den Jahren 1772 bis 1775. und wieder beſaͤnftigen, denn er ſey Matau, eine zweydeutige Redensart aus der Hofſprache, die ſo viel ſagen wollte, der Koͤnig ſey ungehalten und in Beſorgniß, deshalb man ihn durch einige Geſchenke wieder zufrieden ſtellen und guten Muthes machen muͤſſe. Zu Erreichung dieſer Abſicht verfuͤgte ſich der Capitain nebſt meinem Vater zu ihm, Dr. Sparrmann aber und ich bega- ben uns nach den Zelten. Wir fanden die Tahitier uͤber den geſtrigen Vor- fall, und beſonders daruͤber, daß wir ſelbſt uns hatten Recht verſchaffen wol- len, nicht wenig betreten. Der Koͤnig hatte ihnen ausdruͤcklich unterſagt, uns keine Lebensmittel zu verkaufen; gleichwohl konnten ſie es, ihrer angebohr- nen Gaſtfreyheit nach, ohnmoͤglich uͤbers Herz bringen, uns nicht mit Co- cos-Nuͤſſen und andern Erfriſchungen zu bewirthen. Gegen Mittag kamen wir wieder an Bord zuruͤck, und fanden daſelbſt den Capitain, der in der Zwiſchenzeit bey dem Koͤnige ſchon alles wieder gut gemacht hatte. Dieſe Nacht mußten ſich die Matroſen ohne ihre gewoͤhnliche Geſellſchaft behelfen. Der Koͤnig hatte es den Frauensleuten, fuͤr heute, ausdruͤcklich unterſagt, damit durch die Diebereyen derſelben nicht neue Haͤndel entſtehen moͤgten. Am folgenden Tage hingegen hatten ſie ſich vermuthlich ſchon wieder Erlaubniß ausgewuͤrker, an Bord zu kommen; und naͤchſt ihnen langten auch von neuem eine Menge Canots mit Lebensmitteln und friſchen Fiſchen an. Capitain Cook ſchickte Maheinen nach dem Diſtrict Atahuru ab, um dem daſelbſt wohnenden Admiral To- hah, fuͤr einige Schweine die er uns zugeſchickt hatte, allerhand Gegenge- ſchenke zu uͤberbringen. In ſeiner Abweſenheit kam Opurea (Oberea) an Bord, und brachte dem Capitain Cook ebenfalls zwey Schweine. Das Geruͤcht von unſern rothen Federn hatte ſich bis nach ihrem Wohnſitz, in die Ebnen von Paparra, verbreitet, und ſie machte gar kein Geheimniß daraus, daß ſie blos in der Abſicht hergekommen ſey, ſich einige davon aus- zubitten. Dem Anſehen nach mochte ſie jetzt zwiſchen vierzig und funfzig Jahren ſeyn; ſie war groß und ſtark von Coͤrper; und ihre Geſichtszuͤge, die vielleicht vor Zeiten angenehmer geweſen, hatten nunmehro ein ziemlich maͤnnli- ches Anſehen bekommen. Doch bemerkte man in ihrer Phyſiognomie noch immer Spuren von ehemaliger Majeſtaͤt. Ihr Blick ſchien immer noch befeh- leriſch und in ihrem Betragen war etwas freies und edles. Sie blieb nicht 1774. May. K 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/89>, abgerufen am 23.11.2024.