Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.May.Frühstück verlies. Der König erwartete ihn schon am Strande, und so bald er ankam, flüchteten beyde nebst den übrigen Königl. Herrschaften nach Westen, aus Furcht, man mögte die gestohlne Muskete von Ihnen fordern. Um sie nun demohn- erachtet wieder zu bekommen, brauchte Capitain Cook, wie er in dergleichen Fällen schon mehrmalen mit gutem Erfolg gethan hatte, Repressalien, und nahm einige doppelte Reise-Canots in Beschlag, die unterschiednen vornehmen Leuten, und vornemlich einem gewissen Maratata angehörten, als welchem man Schuld gab, er habe einem seiner Leute anbefohlen, die Muskete zu entwenden. Maratata befand sich eben in seinem Canot und suchte dem Embargo durch die Flucht zu entge- hen. Als aber Capitain Cook auf das Fahrzeug einige Schüsse thun ließ, sprang er mit sammt seinen Ruderern in die See, und schwamm nach dem Ufer zu, wir aber nahmen das Canot an uns. Gegen Abend kam Tih an Bord, und zeigte an, der Dieb sey nach der kleinen Halb-Insel, oder nach Teiarrabu geflüchtet; es wurden also die angehaltnen Canots, das von Maratata ausgenommen, wieder frey gegeben. Indessen hatte diese Verdrießlichkeit die Insulaner ziemlich verscheucht; am Bord waren nur sehr wenige, und Frauenspersonen gar nicht. Als Capitain Cook endlich gegen Abend aus Land gieng, kamen ihm etliche Tahitier ganz außer Athem und von Schweiß triefend entgegen, und brachten nicht nur die Muskete, sondern auch ein Bündel Kleider und ein doppeltes Stunden-Glas, mit sich, welches alles zu gleicher Zeit war entwendet wor- den. Sie erzählten dabey, daß sie den Dieb eingehohlt, ihn tüchtig abge- prügelt, und gezwungen hätten, ihnen den Ort anzuzeigen, wo er die gestohlnen Sachen im Sande verscharret gehabt. So treuherzig sie sich aber auch dabey an- stellten, so mogte es mit ihrer Erzählung doch wohl nicht so ganz klar seyn, wenigstens war der eine dieser Gesellen vor kurzer Zeit noch bey den Zelten ge- wesen, dergestalt, daß er unterdessen ohnmöglich so weit gelauffen seyn konnte, als sie vorgaben. Indessen stellten wir uns, als ob wir nichts argwohnten, sondern machten ihnen vielmehr allerhand Geschenke, damit sie sehen sollten, daß wir jederzeit geneigt wären, ihren Diensteifer zu belohnen. Am fol- genden Tage war der bisherige Handel gänzlich eingestellt, es zeigte sich niemand der etwas zum Verkauf gebracht hätte. Tih war der einzige, der an Bord kam; Er bath wir möchten den König zu Parre aufsuchen Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.May.Fruͤhſtuͤck verlies. Der Koͤnig erwartete ihn ſchon am Strande, und ſo bald er ankam, fluͤchteten beyde nebſt den uͤbrigen Koͤnigl. Herrſchaften nach Weſten, aus Furcht, man moͤgte die geſtohlne Muskete von Ihnen fordern. Um ſie nun demohn- erachtet wieder zu bekommen, brauchte Capitain Cook, wie er in dergleichen Faͤllen ſchon mehrmalen mit gutem Erfolg gethan hatte, Repreſſalien, und nahm einige doppelte Reiſe-Canots in Beſchlag, die unterſchiednen vornehmen Leuten, und vornemlich einem gewiſſen Maratata angehoͤrten, als welchem man Schuld gab, er habe einem ſeiner Leute anbefohlen, die Muskete zu entwenden. Maratata befand ſich eben in ſeinem Canot und ſuchte dem Embargo durch die Flucht zu entge- hen. Als aber Capitain Cook auf das Fahrzeug einige Schuͤſſe thun ließ, ſprang er mit ſammt ſeinen Ruderern in die See, und ſchwamm nach dem Ufer zu, wir aber nahmen das Canot an uns. Gegen Abend kam Tih an Bord, und zeigte an, der Dieb ſey nach der kleinen Halb-Inſel, oder nach Teiarrabu gefluͤchtet; es wurden alſo die angehaltnen Canots, das von Maratata ausgenommen, wieder frey gegeben. Indeſſen hatte dieſe Verdrießlichkeit die Inſulaner ziemlich verſcheucht; am Bord waren nur ſehr wenige, und Frauensperſonen gar nicht. Als Capitain Cook endlich gegen Abend aus Land gieng, kamen ihm etliche Tahitier ganz außer Athem und von Schweiß triefend entgegen, und brachten nicht nur die Muskete, ſondern auch ein Buͤndel Kleider und ein doppeltes Stunden-Glas, mit ſich, welches alles zu gleicher Zeit war entwendet wor- den. Sie erzaͤhlten dabey, daß ſie den Dieb eingehohlt, ihn tuͤchtig abge- pruͤgelt, und gezwungen haͤtten, ihnen den Ort anzuzeigen, wo er die geſtohlnen Sachen im Sande verſcharret gehabt. So treuherzig ſie ſich aber auch dabey an- ſtellten, ſo mogte es mit ihrer Erzaͤhlung doch wohl nicht ſo ganz klar ſeyn, wenigſtens war der eine dieſer Geſellen vor kurzer Zeit noch bey den Zelten ge- weſen, dergeſtalt, daß er unterdeſſen ohnmoͤglich ſo weit gelauffen ſeyn konnte, als ſie vorgaben. Indeſſen ſtellten wir uns, als ob wir nichts argwohnten, ſondern machten ihnen vielmehr allerhand Geſchenke, damit ſie ſehen ſollten, daß wir jederzeit geneigt waͤren, ihren Dienſteifer zu belohnen. Am fol- genden Tage war der bisherige Handel gaͤnzlich eingeſtellt, es zeigte ſich niemand der etwas zum Verkauf gebracht haͤtte. Tih war der einzige, der an Bord kam; Er bath wir moͤchten den Koͤnig zu Parre aufſuchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0088" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> May.</note>Fruͤhſtuͤck verlies. 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Forſter’s Reiſe um die Welt
Fruͤhſtuͤck verlies. Der Koͤnig erwartete ihn ſchon am Strande, und ſo bald
er ankam, fluͤchteten beyde nebſt den uͤbrigen Koͤnigl. Herrſchaften nach Weſten, aus
Furcht, man moͤgte die geſtohlne Muskete von Ihnen fordern. Um ſie nun demohn-
erachtet wieder zu bekommen, brauchte Capitain Cook, wie er in dergleichen
Faͤllen ſchon mehrmalen mit gutem Erfolg gethan hatte, Repreſſalien, und nahm
einige doppelte Reiſe-Canots in Beſchlag, die unterſchiednen vornehmen Leuten,
und vornemlich einem gewiſſen Maratata angehoͤrten, als welchem man Schuld
gab, er habe einem ſeiner Leute anbefohlen, die Muskete zu entwenden. Maratata
befand ſich eben in ſeinem Canot und ſuchte dem Embargo durch die Flucht zu entge-
hen. Als aber Capitain Cook auf das Fahrzeug einige Schuͤſſe thun ließ, ſprang er
mit ſammt ſeinen Ruderern in die See, und ſchwamm nach dem Ufer zu, wir aber
nahmen das Canot an uns. Gegen Abend kam Tih an Bord, und zeigte an,
der Dieb ſey nach der kleinen Halb-Inſel, oder nach Teiarrabu gefluͤchtet;
es wurden alſo die angehaltnen Canots, das von Maratata ausgenommen,
wieder frey gegeben. Indeſſen hatte dieſe Verdrießlichkeit die Inſulaner
ziemlich verſcheucht; am Bord waren nur ſehr wenige, und Frauensperſonen
gar nicht. Als Capitain Cook endlich gegen Abend aus Land gieng, kamen ihm
etliche Tahitier ganz außer Athem und von Schweiß triefend entgegen, und brachten
nicht nur die Muskete, ſondern auch ein Buͤndel Kleider und ein doppeltes
Stunden-Glas, mit ſich, welches alles zu gleicher Zeit war entwendet wor-
den. Sie erzaͤhlten dabey, daß ſie den Dieb eingehohlt, ihn tuͤchtig abge-
pruͤgelt, und gezwungen haͤtten, ihnen den Ort anzuzeigen, wo er die geſtohlnen
Sachen im Sande verſcharret gehabt. So treuherzig ſie ſich aber auch dabey an-
ſtellten, ſo mogte es mit ihrer Erzaͤhlung doch wohl nicht ſo ganz klar ſeyn,
wenigſtens war der eine dieſer Geſellen vor kurzer Zeit noch bey den Zelten ge-
weſen, dergeſtalt, daß er unterdeſſen ohnmoͤglich ſo weit gelauffen ſeyn konnte,
als ſie vorgaben. Indeſſen ſtellten wir uns, als ob wir nichts argwohnten,
ſondern machten ihnen vielmehr allerhand Geſchenke, damit ſie ſehen ſollten,
daß wir jederzeit geneigt waͤren, ihren Dienſteifer zu belohnen. Am fol-
genden Tage war der bisherige Handel gaͤnzlich eingeſtellt, es zeigte ſich
niemand der etwas zum Verkauf gebracht haͤtte. Tih war der einzige,
der an Bord kam; Er bath wir moͤchten den Koͤnig zu Parre aufſuchen
1774.
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