Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Vorsatz und Willen, aber doch in reinem, heiligem Gefühl. Am andren Morgen war Carl der Erste, welcher sich von den angekommnen Fremden sehen ließ. Mit großen Schritten ging er im Vorhofe auf und nieder, bis ihn Julius nöthigte, herauf zu kommen. Nein, sagte er im Hereintreten, lieber will ich in einer Synagoge schlafen, als neben solchem welschen Teufel; hat er nicht gestern Abend mit seinem Schurken von Bedienten geschabbert, daß mir noch die Ohren gellen, so will ich nicht selig werden. Zu Anfang ließ ich mirs gefallen; wie aber das ausländsche Geleiere nicht aufhörte, warf ich meinen Pantoffel gegen die Thür, daß alles so krachte; glauben Sie, daß sie sich stören ließen? recht wie die Mäuse, waren sie einen Augenblick still, und dann ging es wieder, hast du nicht, so siehst du nicht. Luise mußte trotz ihrer innren Verstimmung über diesen komischen Zorn lachen. Na, fuhr er fort, und wie der Bediente heraus war, kam der Maler hinein, da wisperten sie eine Weile leise, nachher ging es aber wieder lustig zu, doch sprachen sie deutsch, denn ich hörte die Baronin nennen, und den Italiener sagen, ich bin der Frau größere Verbindlichkeiten schuldig als irgend jemand ahndet; dann kam was von Aufruhr in der Seele, und Kampf und Sieg, das Vorsatz und Willen, aber doch in reinem, heiligem Gefühl. Am andren Morgen war Carl der Erste, welcher sich von den angekommnen Fremden sehen ließ. Mit großen Schritten ging er im Vorhofe auf und nieder, bis ihn Julius nöthigte, herauf zu kommen. Nein, sagte er im Hereintreten, lieber will ich in einer Synagoge schlafen, als neben solchem welschen Teufel; hat er nicht gestern Abend mit seinem Schurken von Bedienten geschabbert, daß mir noch die Ohren gellen, so will ich nicht selig werden. Zu Anfang ließ ich mirs gefallen; wie aber das ausländsche Geleiere nicht aufhörte, warf ich meinen Pantoffel gegen die Thür, daß alles so krachte; glauben Sie, daß sie sich stören ließen? recht wie die Mäuse, waren sie einen Augenblick still, und dann ging es wieder, hast du nicht, so siehst du nicht. Luise mußte trotz ihrer innren Verstimmung über diesen komischen Zorn lachen. Na, fuhr er fort, und wie der Bediente heraus war, kam der Maler hinein, da wisperten sie eine Weile leise, nachher ging es aber wieder lustig zu, doch sprachen sie deutsch, denn ich hörte die Baronin nennen, und den Italiener sagen, ich bin der Frau größere Verbindlichkeiten schuldig als irgend jemand ahndet; dann kam was von Aufruhr in der Seele, und Kampf und Sieg, das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="118"/> Vorsatz und Willen, aber doch in reinem, heiligem Gefühl.</p> <p>Am andren Morgen war Carl der Erste, welcher sich von den angekommnen Fremden sehen ließ. Mit großen Schritten ging er im Vorhofe auf und nieder, bis ihn Julius nöthigte, herauf zu kommen. Nein, sagte er im Hereintreten, lieber will ich in einer Synagoge schlafen, als neben solchem welschen Teufel; hat er nicht gestern Abend mit seinem Schurken von Bedienten geschabbert, daß mir noch die Ohren gellen, so will ich nicht selig werden. Zu Anfang ließ ich mirs gefallen; wie aber das ausländsche Geleiere nicht aufhörte, warf ich meinen Pantoffel gegen die Thür, daß alles so krachte; glauben Sie, daß sie sich stören ließen? recht wie die Mäuse, waren sie einen Augenblick still, und dann ging es wieder, hast du nicht, so siehst du nicht. Luise mußte trotz ihrer innren Verstimmung über diesen komischen Zorn lachen. Na, fuhr er fort, und wie der Bediente heraus war, kam der Maler hinein, da wisperten sie eine Weile leise, nachher ging es aber wieder lustig zu, doch sprachen sie deutsch, denn ich hörte die Baronin nennen, und den Italiener sagen, ich bin der Frau größere Verbindlichkeiten schuldig als irgend jemand ahndet; dann kam was von Aufruhr in der Seele, und Kampf und Sieg, das </p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0126]
Vorsatz und Willen, aber doch in reinem, heiligem Gefühl.
Am andren Morgen war Carl der Erste, welcher sich von den angekommnen Fremden sehen ließ. Mit großen Schritten ging er im Vorhofe auf und nieder, bis ihn Julius nöthigte, herauf zu kommen. Nein, sagte er im Hereintreten, lieber will ich in einer Synagoge schlafen, als neben solchem welschen Teufel; hat er nicht gestern Abend mit seinem Schurken von Bedienten geschabbert, daß mir noch die Ohren gellen, so will ich nicht selig werden. Zu Anfang ließ ich mirs gefallen; wie aber das ausländsche Geleiere nicht aufhörte, warf ich meinen Pantoffel gegen die Thür, daß alles so krachte; glauben Sie, daß sie sich stören ließen? recht wie die Mäuse, waren sie einen Augenblick still, und dann ging es wieder, hast du nicht, so siehst du nicht. Luise mußte trotz ihrer innren Verstimmung über diesen komischen Zorn lachen. Na, fuhr er fort, und wie der Bediente heraus war, kam der Maler hinein, da wisperten sie eine Weile leise, nachher ging es aber wieder lustig zu, doch sprachen sie deutsch, denn ich hörte die Baronin nennen, und den Italiener sagen, ich bin der Frau größere Verbindlichkeiten schuldig als irgend jemand ahndet; dann kam was von Aufruhr in der Seele, und Kampf und Sieg, das
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/126>, abgerufen am 18.07.2024. |