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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

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war mir zu gelehrt, ich zog die Bettdecke über den Kopf und schlief über dem Gesumse ein.

Luisens Wangen glühten bei diesen letzten Worten, die recht wie ein unerwarteter Schlag ihr Innres trafen. Da erschien Emilie an Fernandos Arm, der ihr zufällig auf der Treppe begegnet war, und sie frisch und freudig in das Zimmer führte. Die kleine hingebende Blondine nahm sich recht wohl an der Seite des schönen Jünglings aus. Beider Anblick machte einen angenehmen Eindruck, das konnte sich auch Luise nicht verhehlen, ohnerachtet sie ein peinliches Gefühl dabei ergriff.

Nach und nach versammelte sich die übrige Gesellschaft. Stein hatte die ganze Nacht von den alten Helden und Geistern des Schlosses geträumt, und viel wunderliche Gestalten gesehn. Er erzählte, daß ihm vorzüglich ein kleiner grauer Mann auf einem weißlichen Pferde einen seltsamen Schauer eingeflößt habe. Dieser sei unaufhörlich um den Felsen umhergeritten, ohne dem Pferde Ruhe zu gönnen, welches dabei stark gehinkt, als habe es ein Eisen verloren. Werner schlug vor, ein jeder solle die Träume, Eingebungen und Begebenheiten dieser Nacht erzählen, wobei sicher recht seltsame Bilder ans Licht treten würden. Nun, sagte Carl, ich bin bald fertig damit, denn ich habe die ganze Nacht eine Wassermühle gehört, die so brummte

war mir zu gelehrt, ich zog die Bettdecke über den Kopf und schlief über dem Gesumse ein.

Luisens Wangen glühten bei diesen letzten Worten, die recht wie ein unerwarteter Schlag ihr Innres trafen. Da erschien Emilie an Fernandos Arm, der ihr zufällig auf der Treppe begegnet war, und sie frisch und freudig in das Zimmer führte. Die kleine hingebende Blondine nahm sich recht wohl an der Seite des schönen Jünglings aus. Beider Anblick machte einen angenehmen Eindruck, das konnte sich auch Luise nicht verhehlen, ohnerachtet sie ein peinliches Gefühl dabei ergriff.

Nach und nach versammelte sich die übrige Gesellschaft. Stein hatte die ganze Nacht von den alten Helden und Geistern des Schlosses geträumt, und viel wunderliche Gestalten gesehn. Er erzählte, daß ihm vorzüglich ein kleiner grauer Mann auf einem weißlichen Pferde einen seltsamen Schauer eingeflößt habe. Dieser sei unaufhörlich um den Felsen umhergeritten, ohne dem Pferde Ruhe zu gönnen, welches dabei stark gehinkt, als habe es ein Eisen verloren. Werner schlug vor, ein jeder solle die Träume, Eingebungen und Begebenheiten dieser Nacht erzählen, wobei sicher recht seltsame Bilder ans Licht treten würden. Nun, sagte Carl, ich bin bald fertig damit, denn ich habe die ganze Nacht eine Wassermühle gehört, die so brummte

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[119/0127] war mir zu gelehrt, ich zog die Bettdecke über den Kopf und schlief über dem Gesumse ein. Luisens Wangen glühten bei diesen letzten Worten, die recht wie ein unerwarteter Schlag ihr Innres trafen. Da erschien Emilie an Fernandos Arm, der ihr zufällig auf der Treppe begegnet war, und sie frisch und freudig in das Zimmer führte. Die kleine hingebende Blondine nahm sich recht wohl an der Seite des schönen Jünglings aus. Beider Anblick machte einen angenehmen Eindruck, das konnte sich auch Luise nicht verhehlen, ohnerachtet sie ein peinliches Gefühl dabei ergriff. Nach und nach versammelte sich die übrige Gesellschaft. Stein hatte die ganze Nacht von den alten Helden und Geistern des Schlosses geträumt, und viel wunderliche Gestalten gesehn. Er erzählte, daß ihm vorzüglich ein kleiner grauer Mann auf einem weißlichen Pferde einen seltsamen Schauer eingeflößt habe. Dieser sei unaufhörlich um den Felsen umhergeritten, ohne dem Pferde Ruhe zu gönnen, welches dabei stark gehinkt, als habe es ein Eisen verloren. Werner schlug vor, ein jeder solle die Träume, Eingebungen und Begebenheiten dieser Nacht erzählen, wobei sicher recht seltsame Bilder ans Licht treten würden. Nun, sagte Carl, ich bin bald fertig damit, denn ich habe die ganze Nacht eine Wassermühle gehört, die so brummte

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/127>, abgerufen am 21.11.2024.