Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.und meistentheils größere Tiefe des Gefühls ganz unverkennbar, was vorzüglich die Frauen sehr anmuthig zwischen die Engländerinnen und Französinnen stelle, und auch den Umgang der Männer, ohnerachtet ihres frühen Zurückziehens von aller geselligen Mittheilung, dennoch interessant mache. Sie war genöthigt, so verbindliche Worte aufmerksam anzuhören, und, indem sie sie schicklich erwiederte, das Gespräch länger als sie wünschte fortzusetzen. Fernando hatte sich ihr indeß genähert, und flüsterte, über ihren Stuhl gebeugt: Sie ahnden nicht, wie wehe Sie mir thun; müssen Ihre Freunde so schnell zurückstehn? Sie ward höchst verlegen, antwortete höchst einsilbig und unpassend, worauf der Obrist auch geschickt abbrach und sich zurückzog. Mehrere der Fremden hatten noch einen weiten Weg zu machen; man trennte sich daher nach und nach, und die Baronin, die durch ihr Gespräch verstimmt schien, erklärte, daß es überall Zeit sei, der Ruhe zu genießen, worauf alles für heute auseinander ging. Fernando hatte mit Recht neue Erschütterungen in Luisens Seele vorausgesehn. Sie war nicht sobald allein, als sie eine Bangigkeit befiel, die Hand in Hand mit der eingebornen Scheu vor dem Unrecht geht. Es regte sich jenes Zagen in ihr, und meistentheils größere Tiefe des Gefühls ganz unverkennbar, was vorzüglich die Frauen sehr anmuthig zwischen die Engländerinnen und Französinnen stelle, und auch den Umgang der Männer, ohnerachtet ihres frühen Zurückziehens von aller geselligen Mittheilung, dennoch interessant mache. Sie war genöthigt, so verbindliche Worte aufmerksam anzuhören, und, indem sie sie schicklich erwiederte, das Gespräch länger als sie wünschte fortzusetzen. Fernando hatte sich ihr indeß genähert, und flüsterte, über ihren Stuhl gebeugt: Sie ahnden nicht, wie wehe Sie mir thun; müssen Ihre Freunde so schnell zurückstehn? Sie ward höchst verlegen, antwortete höchst einsilbig und unpassend, worauf der Obrist auch geschickt abbrach und sich zurückzog. Mehrere der Fremden hatten noch einen weiten Weg zu machen; man trennte sich daher nach und nach, und die Baronin, die durch ihr Gespräch verstimmt schien, erklärte, daß es überall Zeit sei, der Ruhe zu genießen, worauf alles für heute auseinander ging. Fernando hatte mit Recht neue Erschütterungen in Luisens Seele vorausgesehn. Sie war nicht sobald allein, als sie eine Bangigkeit befiel, die Hand in Hand mit der eingebornen Scheu vor dem Unrecht geht. Es regte sich jenes Zagen in ihr, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0142" n="134"/> und meistentheils größere Tiefe des Gefühls ganz unverkennbar, was vorzüglich die Frauen sehr anmuthig zwischen die Engländerinnen und Französinnen stelle, und auch <choice><sic>des Umgangs der Männer obnerachtet, ihr frühes Zurückziehn.</sic><corr>den Umgang der Männer, ohnerachtet ihres frühen Zurückziehens</corr></choice> von aller geselligen Mittheilung, dennoch interessant mache. Sie war genöthigt, so verbindliche Worte aufmerksam anzuhören, und, indem sie sie schicklich erwiederte, das Gespräch länger als sie wünschte fortzusetzen. Fernando hatte sich ihr indeß genähert, und flüsterte, über ihren Stuhl gebeugt: Sie ahnden nicht, wie wehe Sie mir thun; müssen Ihre Freunde so schnell zurückstehn? Sie ward höchst verlegen, antwortete höchst einsilbig und unpassend, worauf der Obrist auch geschickt abbrach und sich zurückzog.</p> <p>Mehrere der Fremden hatten noch einen weiten Weg zu machen; man trennte sich daher nach und nach, und die Baronin, die durch ihr Gespräch verstimmt schien, erklärte, daß es überall Zeit sei, der Ruhe zu genießen, worauf alles für heute auseinander ging.</p> <p>Fernando hatte mit Recht neue Erschütterungen in Luisens Seele vorausgesehn. Sie war nicht sobald allein, als sie eine Bangigkeit befiel, die Hand in Hand mit der eingebornen Scheu vor dem Unrecht geht. Es regte sich jenes Zagen in ihr, </p> </div> </body> </text> </TEI> [134/0142]
und meistentheils größere Tiefe des Gefühls ganz unverkennbar, was vorzüglich die Frauen sehr anmuthig zwischen die Engländerinnen und Französinnen stelle, und auch den Umgang der Männer, ohnerachtet ihres frühen Zurückziehens von aller geselligen Mittheilung, dennoch interessant mache. Sie war genöthigt, so verbindliche Worte aufmerksam anzuhören, und, indem sie sie schicklich erwiederte, das Gespräch länger als sie wünschte fortzusetzen. Fernando hatte sich ihr indeß genähert, und flüsterte, über ihren Stuhl gebeugt: Sie ahnden nicht, wie wehe Sie mir thun; müssen Ihre Freunde so schnell zurückstehn? Sie ward höchst verlegen, antwortete höchst einsilbig und unpassend, worauf der Obrist auch geschickt abbrach und sich zurückzog.
Mehrere der Fremden hatten noch einen weiten Weg zu machen; man trennte sich daher nach und nach, und die Baronin, die durch ihr Gespräch verstimmt schien, erklärte, daß es überall Zeit sei, der Ruhe zu genießen, worauf alles für heute auseinander ging.
Fernando hatte mit Recht neue Erschütterungen in Luisens Seele vorausgesehn. Sie war nicht sobald allein, als sie eine Bangigkeit befiel, die Hand in Hand mit der eingebornen Scheu vor dem Unrecht geht. Es regte sich jenes Zagen in ihr,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/142 |
Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/142>, abgerufen am 16.02.2025. |