Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.habe, trug beständig irgend einen Mangel an sich. Auf dann, Ihr Werber, mir ein Gewebe sonder Fehl zu verschaffen, und wem es damit gelingt, der soll mich in eben diesem Kleide zur Trauung führen. Die Ritter standen eine Zeitlang bestürzt, vermeinend, man würde ihnen eher ein kühnes Wagstück aufgegeben haben, als das Erkiesen eines tadelfreien Gewebes, worauf sich die Wenigsten von ihnen verstehn mochten. Demohngeachtet grübelten sie nicht allzulange; wollten sie die Braut haben, so mußten sie nach deren Willen tanzen, weshalb sie auch mit dem nächsten Tage nach allen vier Weltgegenden hinauszogen. Der junge Deutsche Weigand Adelhof nahm seine Richtung noch weiter gegen Mittag, des Glaubens, wie die Lüfte klarer, die Flüsse heller, die Sonnenstralen lichter würden, müßten auch die Werke aller Menschenkinder an Zierlichkeit und Zartheit zunehmen. Ein heilsames Verirren brachte ihn jedoch bald darauf in dunkler Nacht zu der Hütte eines Klausners, der ihn gastlich aufnahm, und während des mäßigen Mahles ungefragt durch ihn selbst (wie denn das der Jugend Art zu sein pflegt) von seiner Reise und ihrem Ziel umständlich benachrichtigt ward. habe, trug beständig irgend einen Mangel an sich. Auf dann, Ihr Werber, mir ein Gewebe sonder Fehl zu verschaffen, und wem es damit gelingt, der soll mich in eben diesem Kleide zur Trauung führen. Die Ritter standen eine Zeitlang bestürzt, vermeinend, man würde ihnen eher ein kühnes Wagstück aufgegeben haben, als das Erkiesen eines tadelfreien Gewebes, worauf sich die Wenigsten von ihnen verstehn mochten. Demohngeachtet grübelten sie nicht allzulange; wollten sie die Braut haben, so mußten sie nach deren Willen tanzen, weshalb sie auch mit dem nächsten Tage nach allen vier Weltgegenden hinauszogen. Der junge Deutsche Weigand Adelhof nahm seine Richtung noch weiter gegen Mittag, des Glaubens, wie die Lüfte klarer, die Flüsse heller, die Sonnenstralen lichter würden, müßten auch die Werke aller Menschenkinder an Zierlichkeit und Zartheit zunehmen. Ein heilsames Verirren brachte ihn jedoch bald darauf in dunkler Nacht zu der Hütte eines Klausners, der ihn gastlich aufnahm, und während des mäßigen Mahles ungefragt durch ihn selbst (wie denn das der Jugend Art zu sein pflegt) von seiner Reise und ihrem Ziel umständlich benachrichtigt ward. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0157" n="149"/> habe, trug beständig irgend einen Mangel an sich. Auf dann, Ihr Werber, mir ein Gewebe sonder Fehl zu verschaffen, und wem es damit gelingt, der soll mich in eben diesem Kleide zur Trauung führen.</p> <p>Die Ritter standen eine Zeitlang bestürzt, vermeinend, man würde ihnen eher ein kühnes Wagstück aufgegeben haben, als das Erkiesen eines tadelfreien Gewebes, worauf sich die Wenigsten von ihnen verstehn mochten. Demohngeachtet grübelten sie nicht allzulange; wollten sie die Braut haben, so mußten sie nach deren Willen tanzen, weshalb sie auch mit dem nächsten Tage nach allen vier Weltgegenden hinauszogen.</p> <p>Der junge Deutsche Weigand Adelhof nahm seine Richtung noch weiter gegen Mittag, des Glaubens, wie die Lüfte klarer, die Flüsse heller, die Sonnenstralen lichter würden, müßten auch die Werke aller Menschenkinder an Zierlichkeit und Zartheit zunehmen.</p> <p>Ein heilsames Verirren brachte ihn jedoch bald darauf in dunkler Nacht zu der Hütte eines Klausners, der ihn gastlich aufnahm, und während des mäßigen Mahles ungefragt durch ihn selbst (wie denn das der Jugend Art zu sein pflegt) von seiner Reise und ihrem Ziel umständlich benachrichtigt ward.</p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0157]
habe, trug beständig irgend einen Mangel an sich. Auf dann, Ihr Werber, mir ein Gewebe sonder Fehl zu verschaffen, und wem es damit gelingt, der soll mich in eben diesem Kleide zur Trauung führen.
Die Ritter standen eine Zeitlang bestürzt, vermeinend, man würde ihnen eher ein kühnes Wagstück aufgegeben haben, als das Erkiesen eines tadelfreien Gewebes, worauf sich die Wenigsten von ihnen verstehn mochten. Demohngeachtet grübelten sie nicht allzulange; wollten sie die Braut haben, so mußten sie nach deren Willen tanzen, weshalb sie auch mit dem nächsten Tage nach allen vier Weltgegenden hinauszogen.
Der junge Deutsche Weigand Adelhof nahm seine Richtung noch weiter gegen Mittag, des Glaubens, wie die Lüfte klarer, die Flüsse heller, die Sonnenstralen lichter würden, müßten auch die Werke aller Menschenkinder an Zierlichkeit und Zartheit zunehmen.
Ein heilsames Verirren brachte ihn jedoch bald darauf in dunkler Nacht zu der Hütte eines Klausners, der ihn gastlich aufnahm, und während des mäßigen Mahles ungefragt durch ihn selbst (wie denn das der Jugend Art zu sein pflegt) von seiner Reise und ihrem Ziel umständlich benachrichtigt ward.
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/157>, abgerufen am 16.07.2024. |