Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.schwebten. Ich dachte wohl an meinen Vater und dankte Gott recht aus zufriednem Herzen. Meine ehemaligen Wohlthäter schenkten uns allerlei zur Einrichtung und wir zogen nach kurzer Zeit hierher. -- Der arme Anton sah bald so gut wie ich, daß es mit der Herrlichkeit nicht weit her und das Brod für zwei knapp zugeschnitten sei. Er ist heftigen Gemüths und erbittert sich selbst, wenn es nicht so geht wie er denkt; darum verzweifelt er gar zu bald und hat keinen rechten Glauben. Es ging denn auch freilich schlecht, ein schweres Wochenbett machte mich zu harter Arbeit untüchtig, und nun kam das lange Leiden mit dem Kinde; es ging alles zurück, wir machten Schulden und geriethen in große Noth. Bis heute blieb ich indeß voll Zuversicht; wenn ich so recht aus Herzensgrund geweint hatte, dann fiel mir mein Vater ein, und der liebe Gott, der alles wohl macht, und ich hoffte gleich aufs neue wieder. Aber vor ein paar Stunden, da brach mit Mariechens Augen mein Herz und aller Muth zusammen. Ich wünschte mir recht sündlich den Tod -- und nun -- ach du Herzenskind, sagte sie, und betrachtete es mit Blicken, die Luisen in den Himmel erhoben. Julius und Anton kamen jetzt zurück. Sieh doch, sieh! rief die Frau Letzterm entgegen, und zeigte auf die Kleine, welche mit sichtlicher Lust von einem Zwieback schwebten. Ich dachte wohl an meinen Vater und dankte Gott recht aus zufriednem Herzen. Meine ehemaligen Wohlthäter schenkten uns allerlei zur Einrichtung und wir zogen nach kurzer Zeit hierher. — Der arme Anton sah bald so gut wie ich, daß es mit der Herrlichkeit nicht weit her und das Brod für zwei knapp zugeschnitten sei. Er ist heftigen Gemüths und erbittert sich selbst, wenn es nicht so geht wie er denkt; darum verzweifelt er gar zu bald und hat keinen rechten Glauben. Es ging denn auch freilich schlecht, ein schweres Wochenbett machte mich zu harter Arbeit untüchtig, und nun kam das lange Leiden mit dem Kinde; es ging alles zurück, wir machten Schulden und geriethen in große Noth. Bis heute blieb ich indeß voll Zuversicht; wenn ich so recht aus Herzensgrund geweint hatte, dann fiel mir mein Vater ein, und der liebe Gott, der alles wohl macht, und ich hoffte gleich aufs neue wieder. Aber vor ein paar Stunden, da brach mit Mariechens Augen mein Herz und aller Muth zusammen. Ich wünschte mir recht sündlich den Tod — und nun — ach du Herzenskind, sagte sie, und betrachtete es mit Blicken, die Luisen in den Himmel erhoben. Julius und Anton kamen jetzt zurück. Sieh doch, sieh! rief die Frau Letzterm entgegen, und zeigte auf die Kleine, welche mit sichtlicher Lust von einem Zwieback <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066" n="58"/> schwebten. Ich dachte wohl an meinen Vater und dankte Gott recht aus zufriednem Herzen. Meine ehemaligen Wohlthäter schenkten uns allerlei zur Einrichtung und wir zogen nach kurzer Zeit hierher. — Der arme Anton sah bald so gut wie ich, daß es mit der Herrlichkeit nicht weit her und das Brod für zwei knapp zugeschnitten sei. Er ist heftigen Gemüths und erbittert sich selbst, wenn es nicht so geht wie er denkt; darum verzweifelt er gar zu bald und hat keinen rechten Glauben. Es ging denn auch freilich schlecht, ein schweres Wochenbett machte mich zu harter Arbeit untüchtig, und nun kam das lange Leiden mit dem Kinde; es ging alles zurück, wir machten Schulden und geriethen in große Noth. Bis heute blieb ich indeß voll Zuversicht; wenn ich so recht aus Herzensgrund geweint hatte, dann fiel mir mein Vater ein, und der liebe Gott, der alles wohl macht, und ich hoffte gleich aufs neue wieder. Aber vor ein paar Stunden, da brach mit Mariechens Augen mein Herz und aller Muth zusammen. Ich wünschte mir recht sündlich den Tod — und nun — ach du Herzenskind, sagte sie, und betrachtete es mit Blicken, die Luisen in den Himmel erhoben. Julius und Anton kamen jetzt zurück. Sieh doch, sieh! rief die Frau Letzterm entgegen, und zeigte auf die Kleine, welche mit sichtlicher Lust von einem Zwieback </p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0066]
schwebten. Ich dachte wohl an meinen Vater und dankte Gott recht aus zufriednem Herzen. Meine ehemaligen Wohlthäter schenkten uns allerlei zur Einrichtung und wir zogen nach kurzer Zeit hierher. — Der arme Anton sah bald so gut wie ich, daß es mit der Herrlichkeit nicht weit her und das Brod für zwei knapp zugeschnitten sei. Er ist heftigen Gemüths und erbittert sich selbst, wenn es nicht so geht wie er denkt; darum verzweifelt er gar zu bald und hat keinen rechten Glauben. Es ging denn auch freilich schlecht, ein schweres Wochenbett machte mich zu harter Arbeit untüchtig, und nun kam das lange Leiden mit dem Kinde; es ging alles zurück, wir machten Schulden und geriethen in große Noth. Bis heute blieb ich indeß voll Zuversicht; wenn ich so recht aus Herzensgrund geweint hatte, dann fiel mir mein Vater ein, und der liebe Gott, der alles wohl macht, und ich hoffte gleich aufs neue wieder. Aber vor ein paar Stunden, da brach mit Mariechens Augen mein Herz und aller Muth zusammen. Ich wünschte mir recht sündlich den Tod — und nun — ach du Herzenskind, sagte sie, und betrachtete es mit Blicken, die Luisen in den Himmel erhoben. Julius und Anton kamen jetzt zurück. Sieh doch, sieh! rief die Frau Letzterm entgegen, und zeigte auf die Kleine, welche mit sichtlicher Lust von einem Zwieback
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/66>, abgerufen am 16.07.2024. |