Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.aß. Dahin hat es die liebe, schöne Dame in so kurzer Zeit gebracht. Julius betrachtete Luisen, die, mit dem Kinde im Arme, wie ein Engel da saß und ihr verklärtes Auge freudig auf ihn richtete. Anton hingegen lächelte ungläubig und sagte, das wird nicht lange währen, Angst und Noth sind nun einmal bei uns eingekehrt und kommen immer wieder. Schäme Dich, lispelte die Frau leise, vertraust Du nicht mehr auf Gott? -- Luise sah ungern ihr Gefühl gestört, drückte dem zagenden Mann ein paar Goldstücke in die Hand und eilte mit Julius zu dem Wagen, der sie unten erwartete. Ihr war unbeschreiblich leicht und wohl ums Herz. Sie umfaßte noch einmal die langen Leiden der armen Frau, die gleichwohl ihre Gefühle nicht einengen und die Gemeinschaft mit Gott nicht aufheben konnten, und drückte dann voll Dankbarkeit Julius Hand, der sie einer sorgenfreien, heitern, Zukunft entgegenführte. Ihr war, als sähe ihre Mutter auf sie herunter und wiederhole jene Worte: Wie sollte ich an Deinem Glücke zweifeln, wie solltest Du je etwas Wünschenswertheres begehren können! So mit sich und ihrem Loose zufrieden, setzte Luise ihre Reise fort, während sie mit Julius jede Möglichkeit erwog, wie den armen Leuten dauernd zu helfen sei, und den kleinen Unfall segnete, der so viel Glück herbeigeführt hatte. Julius schämte aß. Dahin hat es die liebe, schöne Dame in so kurzer Zeit gebracht. Julius betrachtete Luisen, die, mit dem Kinde im Arme, wie ein Engel da saß und ihr verklärtes Auge freudig auf ihn richtete. Anton hingegen lächelte ungläubig und sagte, das wird nicht lange währen, Angst und Noth sind nun einmal bei uns eingekehrt und kommen immer wieder. Schäme Dich, lispelte die Frau leise, vertraust Du nicht mehr auf Gott? — Luise sah ungern ihr Gefühl gestört, drückte dem zagenden Mann ein paar Goldstücke in die Hand und eilte mit Julius zu dem Wagen, der sie unten erwartete. Ihr war unbeschreiblich leicht und wohl ums Herz. Sie umfaßte noch einmal die langen Leiden der armen Frau, die gleichwohl ihre Gefühle nicht einengen und die Gemeinschaft mit Gott nicht aufheben konnten, und drückte dann voll Dankbarkeit Julius Hand, der sie einer sorgenfreien, heitern, Zukunft entgegenführte. Ihr war, als sähe ihre Mutter auf sie herunter und wiederhole jene Worte: Wie sollte ich an Deinem Glücke zweifeln, wie solltest Du je etwas Wünschenswertheres begehren können! So mit sich und ihrem Loose zufrieden, setzte Luise ihre Reise fort, während sie mit Julius jede Möglichkeit erwog, wie den armen Leuten dauernd zu helfen sei, und den kleinen Unfall segnete, der so viel Glück herbeigeführt hatte. Julius schämte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="59"/> aß. Dahin hat es die liebe, schöne Dame in so kurzer Zeit gebracht. Julius betrachtete Luisen, die, mit dem Kinde im Arme, wie ein Engel da saß und ihr verklärtes Auge freudig auf ihn richtete. Anton hingegen lächelte ungläubig und sagte, das wird nicht lange währen, Angst und Noth sind nun einmal bei uns eingekehrt und kommen immer wieder. Schäme Dich, lispelte die Frau leise, vertraust Du nicht mehr auf Gott? — Luise sah ungern ihr Gefühl gestört, drückte dem zagenden Mann ein paar Goldstücke in die Hand und eilte mit Julius zu dem Wagen, der sie unten erwartete. Ihr war unbeschreiblich leicht und wohl ums Herz. Sie umfaßte noch einmal die langen Leiden der armen Frau, die gleichwohl ihre Gefühle nicht einengen und die Gemeinschaft mit Gott nicht aufheben konnten, und drückte dann voll Dankbarkeit Julius Hand, der sie einer sorgenfreien, heitern, Zukunft entgegenführte. Ihr war, als sähe ihre Mutter auf sie herunter und wiederhole jene Worte: Wie sollte ich an Deinem Glücke zweifeln, wie solltest Du je etwas Wünschenswertheres begehren können!</p> <p>So mit sich und ihrem Loose zufrieden, setzte Luise ihre Reise fort, während sie mit Julius jede Möglichkeit erwog, wie den armen Leuten dauernd zu helfen sei, und den kleinen Unfall segnete, der so viel Glück herbeigeführt hatte. Julius schämte </p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0067]
aß. Dahin hat es die liebe, schöne Dame in so kurzer Zeit gebracht. Julius betrachtete Luisen, die, mit dem Kinde im Arme, wie ein Engel da saß und ihr verklärtes Auge freudig auf ihn richtete. Anton hingegen lächelte ungläubig und sagte, das wird nicht lange währen, Angst und Noth sind nun einmal bei uns eingekehrt und kommen immer wieder. Schäme Dich, lispelte die Frau leise, vertraust Du nicht mehr auf Gott? — Luise sah ungern ihr Gefühl gestört, drückte dem zagenden Mann ein paar Goldstücke in die Hand und eilte mit Julius zu dem Wagen, der sie unten erwartete. Ihr war unbeschreiblich leicht und wohl ums Herz. Sie umfaßte noch einmal die langen Leiden der armen Frau, die gleichwohl ihre Gefühle nicht einengen und die Gemeinschaft mit Gott nicht aufheben konnten, und drückte dann voll Dankbarkeit Julius Hand, der sie einer sorgenfreien, heitern, Zukunft entgegenführte. Ihr war, als sähe ihre Mutter auf sie herunter und wiederhole jene Worte: Wie sollte ich an Deinem Glücke zweifeln, wie solltest Du je etwas Wünschenswertheres begehren können!
So mit sich und ihrem Loose zufrieden, setzte Luise ihre Reise fort, während sie mit Julius jede Möglichkeit erwog, wie den armen Leuten dauernd zu helfen sei, und den kleinen Unfall segnete, der so viel Glück herbeigeführt hatte. Julius schämte
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/67>, abgerufen am 16.07.2024. |