Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.ihres ersten Zusammentreffens im Gasthause. Diese Erinnrungen, wie überall die ganze räthselhafte Erscheinung, mußten sie drücken. Es war ihr unmöglich, Cesario ohne ein ängstigendes Gefühl zu betrachten, das vergebens einen bestimmten Eindruck aufsuchte und sich dennoch nicht gleichgültig abwenden konnte. Was sie indeß störte, zog Emilien um so bestimmter an. Ihr kleines Herz ließ sich gern von den neckenden Widersprüchen hin und her werfen. Der Wechsel war ihr rechtes Lebenselement, dem sie freudig Ruhe, häuslichen Frieden, ja selbst den äußren Anstand, aufopferte. Ihre eigenste Natur schien sich in dem Umgange mit Cesario nur erst recht zu entwickeln. Wie ihre zarte, biegsame Gestalt und die Weichheit und Rundung ihrer Bewegungen sie zu seiner steten Gefährtin bei Spielen und Tänzen machte, so fügte sie sich mit der gleichen Leichtigkeit in die scharfen Uebergänge seiner jedesmaligen Stimmung. Ja, sie theilte nicht etwa nur seine Schmerzen und Freuden, sie nahm sie ganz in sich auf, und empfand sie völlig und innig wie er. Stein trug ein klares Bild von Emilien in seiner Brust. Er konnte es sich nicht bergen, wie viel ihr alles Neue, wie wenig er ihr war. Allein die Liebe zu ihr lähmte jeden kräftigen Entschluß. ihres ersten Zusammentreffens im Gasthause. Diese Erinnrungen, wie überall die ganze räthselhafte Erscheinung, mußten sie drücken. Es war ihr unmöglich, Cesario ohne ein ängstigendes Gefühl zu betrachten, das vergebens einen bestimmten Eindruck aufsuchte und sich dennoch nicht gleichgültig abwenden konnte. Was sie indeß störte, zog Emilien um so bestimmter an. Ihr kleines Herz ließ sich gern von den neckenden Widersprüchen hin und her werfen. Der Wechsel war ihr rechtes Lebenselement, dem sie freudig Ruhe, häuslichen Frieden, ja selbst den äußren Anstand, aufopferte. Ihre eigenste Natur schien sich in dem Umgange mit Cesario nur erst recht zu entwickeln. Wie ihre zarte, biegsame Gestalt und die Weichheit und Rundung ihrer Bewegungen sie zu seiner steten Gefährtin bei Spielen und Tänzen machte, so fügte sie sich mit der gleichen Leichtigkeit in die scharfen Uebergänge seiner jedesmaligen Stimmung. Ja, sie theilte nicht etwa nur seine Schmerzen und Freuden, sie nahm sie ganz in sich auf, und empfand sie völlig und innig wie er. Stein trug ein klares Bild von Emilien in seiner Brust. Er konnte es sich nicht bergen, wie viel ihr alles Neue, wie wenig er ihr war. Allein die Liebe zu ihr lähmte jeden kräftigen Entschluß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0116" n="114"/> ihres ersten Zusammentreffens im Gasthause. Diese Erinnrungen, wie überall die ganze räthselhafte Erscheinung, mußten sie drücken. Es war ihr unmöglich, Cesario ohne ein ängstigendes Gefühl zu betrachten, das vergebens einen bestimmten Eindruck aufsuchte und sich dennoch nicht gleichgültig abwenden konnte.</p> <p>Was sie indeß störte, zog Emilien um so bestimmter an. Ihr kleines Herz ließ sich gern von den neckenden Widersprüchen hin und her werfen. Der Wechsel war ihr rechtes Lebenselement, dem sie freudig Ruhe, häuslichen Frieden, ja selbst den äußren Anstand, aufopferte. Ihre eigenste Natur schien sich in dem Umgange mit Cesario nur erst recht zu entwickeln. Wie ihre zarte, biegsame Gestalt und die Weichheit und Rundung ihrer Bewegungen sie zu seiner steten Gefährtin bei Spielen und Tänzen machte, so fügte sie sich mit der gleichen Leichtigkeit in die scharfen Uebergänge seiner jedesmaligen Stimmung. Ja, sie theilte nicht etwa nur seine Schmerzen und Freuden, sie nahm sie ganz in sich auf, und empfand sie völlig und innig wie er.</p> <p>Stein trug ein klares Bild von Emilien in seiner Brust. Er konnte es sich nicht bergen, wie viel ihr alles Neue, wie wenig er ihr war. Allein die Liebe zu ihr lähmte jeden kräftigen Entschluß. </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0116]
ihres ersten Zusammentreffens im Gasthause. Diese Erinnrungen, wie überall die ganze räthselhafte Erscheinung, mußten sie drücken. Es war ihr unmöglich, Cesario ohne ein ängstigendes Gefühl zu betrachten, das vergebens einen bestimmten Eindruck aufsuchte und sich dennoch nicht gleichgültig abwenden konnte.
Was sie indeß störte, zog Emilien um so bestimmter an. Ihr kleines Herz ließ sich gern von den neckenden Widersprüchen hin und her werfen. Der Wechsel war ihr rechtes Lebenselement, dem sie freudig Ruhe, häuslichen Frieden, ja selbst den äußren Anstand, aufopferte. Ihre eigenste Natur schien sich in dem Umgange mit Cesario nur erst recht zu entwickeln. Wie ihre zarte, biegsame Gestalt und die Weichheit und Rundung ihrer Bewegungen sie zu seiner steten Gefährtin bei Spielen und Tänzen machte, so fügte sie sich mit der gleichen Leichtigkeit in die scharfen Uebergänge seiner jedesmaligen Stimmung. Ja, sie theilte nicht etwa nur seine Schmerzen und Freuden, sie nahm sie ganz in sich auf, und empfand sie völlig und innig wie er.
Stein trug ein klares Bild von Emilien in seiner Brust. Er konnte es sich nicht bergen, wie viel ihr alles Neue, wie wenig er ihr war. Allein die Liebe zu ihr lähmte jeden kräftigen Entschluß.
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