Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.vor sich selbst. Die fremde, veraltete Tracht, ihr bleiches, fast verzognes, Gesicht rief ihr das Bild der Ahnfrau vom Falkenstein zurück. Je mehr sie hinsah, je deutlicher glaubte sie alle Züge zu erkennen. Ha! rief sie, ich bin die Letzte des verloschnen Namens! soll ich büßen, was jene verbrach, und so die Schuld lösen? Da stand es klar, wie von höherer Macht gesprochen, vor ihrer Seele: so ist es, kinderlos, ohne Liebe, in Reue über das Vergangene; fern von jeder Hoffnung für die Zukunft, sollst Du eigne und fremde That büßen. Entsage freiwillig, denn Du begehrst vergebens, was Dir Dein Schicksal verweigert. So ist es, ja so ist es, wiederholte sie mehrmals. Alle Fäden der Hoffnung waren zerschnitten. Das Unabänderliche senkte sich tief in ihr Innres. Niemals, das fühlte sie, konnte sie in der Verwirrung des Lebens Ruhe finden vor der feindlichen Gewalt, die sichtbar und unsichtbar nach ihr griff, und alle Blüthen eines kaum erschloßnen Daseins höhnend zerstörte. Und hat er denn nicht Recht? sagte sie. Bethöre ich mich nicht selbst? Was ist es denn, was mich in ihm erschreckt und zusammenwirft, wie das zagende Verbrechen, wenn es nicht die unselige Liebe ist, die wie ein Fluch auf mir liegt. Die erdrückt nun und zertritt die letzte Hoffnung. Alles, alles ist vorbei. Ich muß dem höhern Rufe folgen. vor sich selbst. Die fremde, veraltete Tracht, ihr bleiches, fast verzognes, Gesicht rief ihr das Bild der Ahnfrau vom Falkenstein zurück. Je mehr sie hinsah, je deutlicher glaubte sie alle Züge zu erkennen. Ha! rief sie, ich bin die Letzte des verloschnen Namens! soll ich büßen, was jene verbrach, und so die Schuld lösen? Da stand es klar, wie von höherer Macht gesprochen, vor ihrer Seele: so ist es, kinderlos, ohne Liebe, in Reue über das Vergangene; fern von jeder Hoffnung für die Zukunft, sollst Du eigne und fremde That büßen. Entsage freiwillig, denn Du begehrst vergebens, was Dir Dein Schicksal verweigert. So ist es, ja so ist es, wiederholte sie mehrmals. Alle Fäden der Hoffnung waren zerschnitten. Das Unabänderliche senkte sich tief in ihr Innres. Niemals, das fühlte sie, konnte sie in der Verwirrung des Lebens Ruhe finden vor der feindlichen Gewalt, die sichtbar und unsichtbar nach ihr griff, und alle Blüthen eines kaum erschloßnen Daseins höhnend zerstörte. Und hat er denn nicht Recht? sagte sie. Bethöre ich mich nicht selbst? Was ist es denn, was mich in ihm erschreckt und zusammenwirft, wie das zagende Verbrechen, wenn es nicht die unselige Liebe ist, die wie ein Fluch auf mir liegt. Die erdrückt nun und zertritt die letzte Hoffnung. Alles, alles ist vorbei. Ich muß dem höhern Rufe folgen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0150" n="148"/> vor sich selbst. Die fremde, veraltete Tracht, ihr bleiches, fast verzognes, Gesicht rief ihr das Bild der Ahnfrau vom Falkenstein zurück. Je mehr sie hinsah, je deutlicher glaubte sie alle Züge zu erkennen. Ha! rief sie, ich bin die Letzte des verloschnen Namens! soll ich büßen, was jene verbrach, und so die Schuld lösen? Da stand es klar, wie von höherer Macht gesprochen, vor ihrer Seele: so ist es, kinderlos, ohne Liebe, in Reue über das Vergangene; fern von jeder Hoffnung für die Zukunft, sollst Du eigne und fremde That büßen. Entsage freiwillig, denn Du begehrst vergebens, was Dir Dein Schicksal verweigert. So ist es, ja so ist es, wiederholte sie mehrmals. Alle Fäden der Hoffnung waren zerschnitten. Das Unabänderliche senkte sich tief in ihr Innres. Niemals, das fühlte sie, konnte sie in der Verwirrung des Lebens Ruhe finden vor der feindlichen Gewalt, die sichtbar und unsichtbar nach ihr griff, und alle Blüthen eines kaum erschloßnen Daseins höhnend zerstörte. Und hat er denn nicht Recht? sagte sie. Bethöre ich mich nicht selbst? Was ist es denn, was mich in ihm erschreckt und zusammenwirft, wie das zagende Verbrechen, wenn es nicht die unselige Liebe ist, die wie ein Fluch auf mir liegt. Die erdrückt nun und zertritt die letzte Hoffnung. Alles, alles ist vorbei. Ich muß dem höhern Rufe folgen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0150]
vor sich selbst. Die fremde, veraltete Tracht, ihr bleiches, fast verzognes, Gesicht rief ihr das Bild der Ahnfrau vom Falkenstein zurück. Je mehr sie hinsah, je deutlicher glaubte sie alle Züge zu erkennen. Ha! rief sie, ich bin die Letzte des verloschnen Namens! soll ich büßen, was jene verbrach, und so die Schuld lösen? Da stand es klar, wie von höherer Macht gesprochen, vor ihrer Seele: so ist es, kinderlos, ohne Liebe, in Reue über das Vergangene; fern von jeder Hoffnung für die Zukunft, sollst Du eigne und fremde That büßen. Entsage freiwillig, denn Du begehrst vergebens, was Dir Dein Schicksal verweigert. So ist es, ja so ist es, wiederholte sie mehrmals. Alle Fäden der Hoffnung waren zerschnitten. Das Unabänderliche senkte sich tief in ihr Innres. Niemals, das fühlte sie, konnte sie in der Verwirrung des Lebens Ruhe finden vor der feindlichen Gewalt, die sichtbar und unsichtbar nach ihr griff, und alle Blüthen eines kaum erschloßnen Daseins höhnend zerstörte. Und hat er denn nicht Recht? sagte sie. Bethöre ich mich nicht selbst? Was ist es denn, was mich in ihm erschreckt und zusammenwirft, wie das zagende Verbrechen, wenn es nicht die unselige Liebe ist, die wie ein Fluch auf mir liegt. Die erdrückt nun und zertritt die letzte Hoffnung. Alles, alles ist vorbei. Ich muß dem höhern Rufe folgen.
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