Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.sie selten mit leeren Händen. Immer fand sie etwas aus, was den Ermatteten erquicken, den Schmrrz des Leidenden lindern, oder den Muthlosen überraschend anregen konnte. Willig las sie denen aus der Bibel vor, die gern den gesunkenen Sinn in den Quell des Lebens erfrischen mögten. Besonders aber war sie den Kindern eine liebe Mutter, die ihr schon immer von fern die Händchen entgegenstreckten, um die mitgebrachten Bilder und Spielereien in Empfang zu nehmen. Der Ruf einer so milden Stiftung, auf der sichtlich Gottes Segen ruhete, da alles den erwünschtesten Erfolg hatte, mußte sich hald verbreiten. Von nah- und fernen Ortschaften schleppten sich Kranke herbei, oder ließen sich fahren und tragen, um nur unter den segensvollen Händen der Dame vom Schlosse zu heilen. Luise mußte bald eine strenge Auswah! unter ihnen treffen, und konnte nur diejenigen aufnehmen, welchen wahrhaft äußre Mittel zu ihrer Wiederherstellung fehlten, um nicht über das Maaß ihrer Kräfte hinausgetrieben zu werden. Dennoch ward sie als Heilige geehrt und blieb immer gleich gesucht. Unter so frommem Wirken ging die Zeit unmerklich an Luisen vorüber. Die Jahreszeiten wechselten, aber das stille Leben blieb ununterbrochen dasselbe. Zuweilen erhielt sie Briefe vom Obristen, sie selten mit leeren Händen. Immer fand sie etwas aus, was den Ermatteten erquicken, den Schmrrz des Leidenden lindern, oder den Muthlosen überraschend anregen konnte. Willig las sie denen aus der Bibel vor, die gern den gesunkenen Sinn in den Quell des Lebens erfrischen mögten. Besonders aber war sie den Kindern eine liebe Mutter, die ihr schon immer von fern die Händchen entgegenstreckten, um die mitgebrachten Bilder und Spielereien in Empfang zu nehmen. Der Ruf einer so milden Stiftung, auf der sichtlich Gottes Segen ruhete, da alles den erwünschtesten Erfolg hatte, mußte sich hald verbreiten. Von nah- und fernen Ortschaften schleppten sich Kranke herbei, oder ließen sich fahren und tragen, um nur unter den segensvollen Händen der Dame vom Schlosse zu heilen. Luise mußte bald eine strenge Auswah! unter ihnen treffen, und konnte nur diejenigen aufnehmen, welchen wahrhaft äußre Mittel zu ihrer Wiederherstellung fehlten, um nicht über das Maaß ihrer Kräfte hinausgetrieben zu werden. Dennoch ward sie als Heilige geehrt und blieb immer gleich gesucht. Unter so frommem Wirken ging die Zeit unmerklich an Luisen vorüber. Die Jahreszeiten wechselten, aber das stille Leben blieb ununterbrochen dasselbe. Zuweilen erhielt sie Briefe vom Obristen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0173" n="171"/> sie selten mit leeren Händen. Immer fand sie etwas aus, was den Ermatteten erquicken, den Schmrrz des Leidenden lindern, oder den Muthlosen überraschend anregen konnte. Willig las sie denen aus der Bibel vor, die gern den gesunkenen Sinn in den Quell des Lebens erfrischen mögten. Besonders aber war sie den Kindern eine liebe Mutter, die ihr schon immer von fern die Händchen entgegenstreckten, um die mitgebrachten Bilder und Spielereien in Empfang zu nehmen.</p> <p>Der Ruf einer so milden Stiftung, auf der sichtlich Gottes Segen ruhete, da alles den erwünschtesten Erfolg hatte, mußte sich hald verbreiten. Von nah- und fernen Ortschaften schleppten sich Kranke herbei, oder ließen sich fahren und tragen, um nur unter den segensvollen Händen der Dame vom Schlosse zu heilen. Luise mußte bald eine strenge Auswah! unter ihnen treffen, und konnte nur diejenigen aufnehmen, welchen wahrhaft äußre Mittel zu ihrer Wiederherstellung fehlten, um nicht über das Maaß ihrer Kräfte hinausgetrieben zu werden. Dennoch ward sie als Heilige geehrt und blieb immer gleich gesucht.</p> <p>Unter so frommem Wirken ging die Zeit unmerklich an Luisen vorüber. Die Jahreszeiten wechselten, aber das stille Leben blieb ununterbrochen dasselbe. Zuweilen erhielt sie Briefe vom Obristen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0173]
sie selten mit leeren Händen. Immer fand sie etwas aus, was den Ermatteten erquicken, den Schmrrz des Leidenden lindern, oder den Muthlosen überraschend anregen konnte. Willig las sie denen aus der Bibel vor, die gern den gesunkenen Sinn in den Quell des Lebens erfrischen mögten. Besonders aber war sie den Kindern eine liebe Mutter, die ihr schon immer von fern die Händchen entgegenstreckten, um die mitgebrachten Bilder und Spielereien in Empfang zu nehmen.
Der Ruf einer so milden Stiftung, auf der sichtlich Gottes Segen ruhete, da alles den erwünschtesten Erfolg hatte, mußte sich hald verbreiten. Von nah- und fernen Ortschaften schleppten sich Kranke herbei, oder ließen sich fahren und tragen, um nur unter den segensvollen Händen der Dame vom Schlosse zu heilen. Luise mußte bald eine strenge Auswah! unter ihnen treffen, und konnte nur diejenigen aufnehmen, welchen wahrhaft äußre Mittel zu ihrer Wiederherstellung fehlten, um nicht über das Maaß ihrer Kräfte hinausgetrieben zu werden. Dennoch ward sie als Heilige geehrt und blieb immer gleich gesucht.
Unter so frommem Wirken ging die Zeit unmerklich an Luisen vorüber. Die Jahreszeiten wechselten, aber das stille Leben blieb ununterbrochen dasselbe. Zuweilen erhielt sie Briefe vom Obristen,
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