Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.der Jugend Anforderungen an ein freudigeres Dasein machte. Fernandos Worte drangen aus dem Grunde ihres Herzens herauf, und schienen eine Entsagung zu verspotten, der Schmerz und Reue folgten. Wehmüthig gedachte sie der vorüberrauschenden Klänge der Cither. Hier war alles stumm und todt. Nur die trägen Schritte ihrer müßigen Diener unterbrachen die tiefe Stille um sie her. Wochenlang schleppte sie dies beengte, dumpfe, Leben mühsam mit sich fort, als ein schöner Herbsttag mit seinen sinkenden Nebeln und der hell hervorbrechenden Sonne sie unwillkürlich in's Freie lockte. Ein klarer Luftstrom zog erfrischend durch das gepreßte Herz. Sie blickte um sich. Jenseits des Sees rollten sich die Dünste wie fallende Schleier zusammen, und zeigten ihr ein schönes, sonst so oft besuchtes Birkenwäldchen, das heut mit seinem goldgelben herbstlichen Schmuck fast fremd wie ein unbekanntes Eiland vor ihr lag. Sie ging den See entlang und trat in eine Fähre, die, durch ein Seil regiert, in das Wäldchen führte. Von dem ruhigen Wasserspiegel getragen, ward ihr leichter; die trübe Welt schien von ihr abgeschnitten, die kleinen kreisenden Wellen führten sie spielend in eine neue Heimath. So betrat sie das Ufer, und ging zwischen den Bäumen hin, der Landstraße zu, die hier vorüberführte. Ein lauer Wind trug vom nahen der Jugend Anforderungen an ein freudigeres Dasein machte. Fernandos Worte drangen aus dem Grunde ihres Herzens herauf, und schienen eine Entsagung zu verspotten, der Schmerz und Reue folgten. Wehmüthig gedachte sie der vorüberrauschenden Klänge der Cither. Hier war alles stumm und todt. Nur die trägen Schritte ihrer müßigen Diener unterbrachen die tiefe Stille um sie her. Wochenlang schleppte sie dies beengte, dumpfe, Leben mühsam mit sich fort, als ein schöner Herbsttag mit seinen sinkenden Nebeln und der hell hervorbrechenden Sonne sie unwillkürlich in’s Freie lockte. Ein klarer Luftstrom zog erfrischend durch das gepreßte Herz. Sie blickte um sich. Jenseits des Sees rollten sich die Dünste wie fallende Schleier zusammen, und zeigten ihr ein schönes, sonst so oft besuchtes Birkenwäldchen, das heut mit seinem goldgelben herbstlichen Schmuck fast fremd wie ein unbekanntes Eiland vor ihr lag. Sie ging den See entlang und trat in eine Fähre, die, durch ein Seil regiert, in das Wäldchen führte. Von dem ruhigen Wasserspiegel getragen, ward ihr leichter; die trübe Welt schien von ihr abgeschnitten, die kleinen kreisenden Wellen führten sie spielend in eine neue Heimath. So betrat sie das Ufer, und ging zwischen den Bäumen hin, der Landstraße zu, die hier vorüberführte. Ein lauer Wind trug vom nahen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0056" n="54"/> der Jugend Anforderungen an ein freudigeres Dasein machte. Fernandos Worte drangen aus dem Grunde ihres Herzens herauf, und schienen eine Entsagung zu verspotten, der Schmerz und Reue folgten. Wehmüthig gedachte sie der vorüberrauschenden Klänge der Cither. Hier war alles stumm und todt. Nur die trägen Schritte ihrer müßigen Diener unterbrachen die tiefe Stille um sie her.</p> <p>Wochenlang schleppte sie dies beengte, dumpfe, Leben mühsam mit sich fort, als ein schöner Herbsttag mit seinen sinkenden Nebeln und der hell hervorbrechenden Sonne sie unwillkürlich in’s Freie lockte. Ein klarer Luftstrom zog erfrischend durch das gepreßte Herz. Sie blickte um sich. Jenseits des Sees rollten sich die Dünste wie fallende Schleier zusammen, und zeigten ihr ein schönes, sonst so oft besuchtes Birkenwäldchen, das heut mit seinem goldgelben herbstlichen Schmuck fast fremd wie ein unbekanntes Eiland vor ihr lag. Sie ging den See entlang und trat in eine Fähre, die, durch ein Seil regiert, in das Wäldchen führte. Von dem ruhigen Wasserspiegel getragen, ward ihr leichter; die trübe Welt schien von ihr abgeschnitten, die kleinen kreisenden Wellen führten sie spielend in eine neue Heimath. So betrat sie das Ufer, und ging zwischen den Bäumen hin, der Landstraße zu, die hier vorüberführte. Ein lauer Wind trug vom nahen </p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0056]
der Jugend Anforderungen an ein freudigeres Dasein machte. Fernandos Worte drangen aus dem Grunde ihres Herzens herauf, und schienen eine Entsagung zu verspotten, der Schmerz und Reue folgten. Wehmüthig gedachte sie der vorüberrauschenden Klänge der Cither. Hier war alles stumm und todt. Nur die trägen Schritte ihrer müßigen Diener unterbrachen die tiefe Stille um sie her.
Wochenlang schleppte sie dies beengte, dumpfe, Leben mühsam mit sich fort, als ein schöner Herbsttag mit seinen sinkenden Nebeln und der hell hervorbrechenden Sonne sie unwillkürlich in’s Freie lockte. Ein klarer Luftstrom zog erfrischend durch das gepreßte Herz. Sie blickte um sich. Jenseits des Sees rollten sich die Dünste wie fallende Schleier zusammen, und zeigten ihr ein schönes, sonst so oft besuchtes Birkenwäldchen, das heut mit seinem goldgelben herbstlichen Schmuck fast fremd wie ein unbekanntes Eiland vor ihr lag. Sie ging den See entlang und trat in eine Fähre, die, durch ein Seil regiert, in das Wäldchen führte. Von dem ruhigen Wasserspiegel getragen, ward ihr leichter; die trübe Welt schien von ihr abgeschnitten, die kleinen kreisenden Wellen führten sie spielend in eine neue Heimath. So betrat sie das Ufer, und ging zwischen den Bäumen hin, der Landstraße zu, die hier vorüberführte. Ein lauer Wind trug vom nahen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid
(2013-03-15T15:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-03-15T15:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |