Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Ein Band nach dem andren hatte sich jetzt von Luisens Herzen gelöst. Die ausgestorbne Welt lag wie ein öder Kirchhof um sie her, in dessen kaltem Grabeshauch sie wie eine einsame Blume traurig hin und her schwankte. Ohne Liebe, ohne Hoffnung barg das Leben nichts mehr von allem, was allein Leben giebt. Jedes Geheimniß der innersten Seele schien ausgesprochen, jede Frage beantwortet, alles an seinem Ziel zu sein. Was sie that und was sie dachte, kehrte beziehungslos in sie selbst zurück, und drängte das Bild ihres verwaisten Daseins immer peinigender vor sie hin. Dazu verscheuchte der hereinbrechende Winter noch die letzten Spuren lebendiger Regsamkeit. Ueberall, überall war nichts als der Tod. Die einsamen Abende, die ewig langen Nächte, wanden sich drückend an der beklommnen Luise hin, die alles, bis auf die Träume, floh. Als lege sich der schwarze Saum der Nacht auf ihre Brust, so sah sie den Tag sinken und versank mit in die gestaltlose Dunkelheit. Ein Band nach dem andren hatte sich jetzt von Luisens Herzen gelöst. Die ausgestorbne Welt lag wie ein öder Kirchhof um sie her, in dessen kaltem Grabeshauch sie wie eine einsame Blume traurig hin und her schwankte. Ohne Liebe, ohne Hoffnung barg das Leben nichts mehr von allem, was allein Leben giebt. Jedes Geheimniß der innersten Seele schien ausgesprochen, jede Frage beantwortet, alles an seinem Ziel zu sein. Was sie that und was sie dachte, kehrte beziehungslos in sie selbst zurück, und drängte das Bild ihres verwaisten Daseins immer peinigender vor sie hin. Dazu verscheuchte der hereinbrechende Winter noch die letzten Spuren lebendiger Regsamkeit. Ueberall, überall war nichts als der Tod. Die einsamen Abende, die ewig langen Nächte, wanden sich drückend an der beklommnen Luise hin, die alles, bis auf die Träume, floh. Als lege sich der schwarze Saum der Nacht auf ihre Brust, so sah sie den Tag sinken und versank mit in die gestaltlose Dunkelheit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0061" n="[59]"/> <p><hi rendition="#in">E</hi>in Band nach dem andren hatte sich jetzt von Luisens Herzen gelöst. Die ausgestorbne Welt lag wie ein öder Kirchhof um sie her, in dessen kaltem Grabeshauch sie wie eine einsame Blume traurig hin und her schwankte. Ohne Liebe, ohne Hoffnung barg das Leben nichts mehr von allem, was allein Leben giebt. Jedes Geheimniß der innersten Seele schien ausgesprochen, jede Frage beantwortet, alles an seinem Ziel zu sein. Was sie that und was sie dachte, kehrte beziehungslos in sie selbst zurück, und drängte das Bild ihres verwaisten Daseins immer peinigender vor sie hin. Dazu verscheuchte der hereinbrechende Winter noch die letzten Spuren lebendiger Regsamkeit. Ueberall, überall war nichts als der Tod. Die einsamen Abende, die ewig langen Nächte, wanden sich drückend an der beklommnen Luise hin, die alles, bis auf die Träume, floh. Als lege sich der schwarze Saum der Nacht auf ihre Brust, so sah sie den Tag sinken und versank mit in die gestaltlose Dunkelheit.</p> </div> </body> </text> </TEI> [[59]/0061]
Ein Band nach dem andren hatte sich jetzt von Luisens Herzen gelöst. Die ausgestorbne Welt lag wie ein öder Kirchhof um sie her, in dessen kaltem Grabeshauch sie wie eine einsame Blume traurig hin und her schwankte. Ohne Liebe, ohne Hoffnung barg das Leben nichts mehr von allem, was allein Leben giebt. Jedes Geheimniß der innersten Seele schien ausgesprochen, jede Frage beantwortet, alles an seinem Ziel zu sein. Was sie that und was sie dachte, kehrte beziehungslos in sie selbst zurück, und drängte das Bild ihres verwaisten Daseins immer peinigender vor sie hin. Dazu verscheuchte der hereinbrechende Winter noch die letzten Spuren lebendiger Regsamkeit. Ueberall, überall war nichts als der Tod. Die einsamen Abende, die ewig langen Nächte, wanden sich drückend an der beklommnen Luise hin, die alles, bis auf die Träume, floh. Als lege sich der schwarze Saum der Nacht auf ihre Brust, so sah sie den Tag sinken und versank mit in die gestaltlose Dunkelheit.
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