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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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Frauen führe. Desto besser, sagte ein junger Offizier, dem eine Dame Luisens Geschichte schon ziemlich verstellt erzählte, desto besser,

La vertu est une isle escarpee et sans bord
On n'y peut plus rentrer, des qu'on en est dehors.

Abscheulich! rief die Dame, konnte sich aber doch nicht enthalten, dem liebenswürdigen Freigeist einen schmeichelnden Blick zuzuwerfen.

Unvermerkt hatte sich indeß um Luisen ein kleiner Kreis von Frauen und Männer versammelt, die, im Gespräch mit Emilien, sich an sie und Stein anschlossen. Mit Bewundrung bemerkte Luise unter ihnen eine schöne weibliche Gestalt, deren edle Haltung und Züge ihr bekannt schienen, und sie dunkel in die Vergangenheit zurückführten. Eine große innere Bewegung arbeitete unverkennbar auf dem feinen Gesichtchen, und trieb ihre Blicke unwillkührlich zu einen zartgebildeten, schlanken Mann, dessen weiches abgespanntes Wesen seltsam gegen die Uniform abstach, die er auch nur des herkömmlichen Gebrauches wegen zu tragen schien. An einen Pfeiler geschmiegt, gleichsam um sich selbst tragen zu helfen, sagte er mit vorgebeugtem Kopfe und leiser Stimme zu Emilien: Sie sind so glücklich gewesen, einige Zeit in der

Frauen führe. Desto besser, sagte ein junger Offizier, dem eine Dame Luisens Geschichte schon ziemlich verstellt erzählte, desto besser,

La vertu est une isle escarpée et sans bord
On n’y peut plus rentrer, dès qu’on en est dehors.

Abscheulich! rief die Dame, konnte sich aber doch nicht enthalten, dem liebenswürdigen Freigeist einen schmeichelnden Blick zuzuwerfen.

Unvermerkt hatte sich indeß um Luisen ein kleiner Kreis von Frauen und Männer versammelt, die, im Gespräch mit Emilien, sich an sie und Stein anschlossen. Mit Bewundrung bemerkte Luise unter ihnen eine schöne weibliche Gestalt, deren edle Haltung und Züge ihr bekannt schienen, und sie dunkel in die Vergangenheit zurückführten. Eine große innere Bewegung arbeitete unverkennbar auf dem feinen Gesichtchen, und trieb ihre Blicke unwillkührlich zu einen zartgebildeten, schlanken Mann, dessen weiches abgespanntes Wesen seltsam gegen die Uniform abstach, die er auch nur des herkömmlichen Gebrauches wegen zu tragen schien. An einen Pfeiler geschmiegt, gleichsam um sich selbst tragen zu helfen, sagte er mit vorgebeugtem Kopfe und leiser Stimme zu Emilien: Sie sind so glücklich gewesen, einige Zeit in der

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[94/0096] Frauen führe. Desto besser, sagte ein junger Offizier, dem eine Dame Luisens Geschichte schon ziemlich verstellt erzählte, desto besser, La vertu est une isle escarpée et sans bord On n’y peut plus rentrer, dès qu’on en est dehors. Abscheulich! rief die Dame, konnte sich aber doch nicht enthalten, dem liebenswürdigen Freigeist einen schmeichelnden Blick zuzuwerfen. Unvermerkt hatte sich indeß um Luisen ein kleiner Kreis von Frauen und Männer versammelt, die, im Gespräch mit Emilien, sich an sie und Stein anschlossen. Mit Bewundrung bemerkte Luise unter ihnen eine schöne weibliche Gestalt, deren edle Haltung und Züge ihr bekannt schienen, und sie dunkel in die Vergangenheit zurückführten. Eine große innere Bewegung arbeitete unverkennbar auf dem feinen Gesichtchen, und trieb ihre Blicke unwillkührlich zu einen zartgebildeten, schlanken Mann, dessen weiches abgespanntes Wesen seltsam gegen die Uniform abstach, die er auch nur des herkömmlichen Gebrauches wegen zu tragen schien. An einen Pfeiler geschmiegt, gleichsam um sich selbst tragen zu helfen, sagte er mit vorgebeugtem Kopfe und leiser Stimme zu Emilien: Sie sind so glücklich gewesen, einige Zeit in der

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/96>, abgerufen am 04.12.2024.