Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Einsamkeit auf dem Lande zuzubringen, während mich das Leben hier fast erdrückte. Noch immer die alte Unzufriedenheit! rief Emilie lachend. Wie kann es anders sein, erwiederte jener, dies abgenutzte Treiben hier, das mich wie ein Ball hin und her wirft und alle Ruhe und allen Genuß raubt, preßt mir oft die Brust so zusammen, daß ich mein ganzes Verhältniß zerbrechen und in irgend einen Winkel der Erde fliehen möchte, wo ich wenigstens allein sein könnte, wenn ich will! Aber mein Gott, Sie ungalanter Mensch, was quält Sie denn bei uns? fragte Emilie. Alles! rief er; mein Stand, die ganze Welt, alles was Ansprüche an mich zu haben glaubt und mir meine Ruhe mißgönnt. Seine Blicke gleiteten während dem nachlässig an Luisen hin, und fielen wie von ohngefähr auf die schöne Frau, die, eine Thräne zerdrückend, angelegentlich mit Stein zu sprechen schien. Auf Ehre! Horst, rief jener freigesinnte, Offizier, schon mehreremal von Emilien als der hübsche Baron Roll erwähnt, der seiner höhern Taktik zu Folge Luisen näher gerückt war, auf Ehre, Sie werden ein Menschenfeind! Was haben Sie nun gegen unsere Stadt? Mich dünkt, Sie und ich hätten nicht über sie zu klagen; oder rechnen Sie den reichen Schatz von Erfahrungen, den wir gegen ein paar mißmüthige Stunden Einsamkeit auf dem Lande zuzubringen, während mich das Leben hier fast erdrückte. Noch immer die alte Unzufriedenheit! rief Emilie lachend. Wie kann es anders sein, erwiederte jener, dies abgenutzte Treiben hier, das mich wie ein Ball hin und her wirft und alle Ruhe und allen Genuß raubt, preßt mir oft die Brust so zusammen, daß ich mein ganzes Verhältniß zerbrechen und in irgend einen Winkel der Erde fliehen möchte, wo ich wenigstens allein sein könnte, wenn ich will! Aber mein Gott, Sie ungalanter Mensch, was quält Sie denn bei uns? fragte Emilie. Alles! rief er; mein Stand, die ganze Welt, alles was Ansprüche an mich zu haben glaubt und mir meine Ruhe mißgönnt. Seine Blicke gleiteten während dem nachlässig an Luisen hin, und fielen wie von ohngefähr auf die schöne Frau, die, eine Thräne zerdrückend, angelegentlich mit Stein zu sprechen schien. Auf Ehre! Horst, rief jener freigesinnte, Offizier, schon mehreremal von Emilien als der hübsche Baron Roll erwähnt, der seiner höhern Taktik zu Folge Luisen näher gerückt war, auf Ehre, Sie werden ein Menschenfeind! Was haben Sie nun gegen unsere Stadt? Mich dünkt, Sie und ich hätten nicht über sie zu klagen; oder rechnen Sie den reichen Schatz von Erfahrungen, den wir gegen ein paar mißmüthige Stunden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0097" n="95"/> Einsamkeit auf dem Lande zuzubringen, während mich das Leben hier fast erdrückte.</p> <p>Noch immer die alte Unzufriedenheit! rief Emilie lachend. Wie kann es anders sein, erwiederte jener, dies abgenutzte Treiben hier, das mich wie ein Ball hin und her wirft und alle Ruhe und allen Genuß raubt, preßt mir oft die Brust so zusammen, daß ich mein ganzes Verhältniß zerbrechen und in irgend einen Winkel der Erde fliehen möchte, wo ich wenigstens allein sein könnte, wenn ich will! Aber mein Gott, Sie ungalanter Mensch, was quält Sie denn bei uns? fragte Emilie. Alles! rief er; mein Stand, die ganze Welt, alles was Ansprüche an mich zu haben glaubt und mir meine Ruhe mißgönnt. Seine Blicke gleiteten während dem nachlässig an Luisen hin, und fielen wie von ohngefähr auf die schöne Frau, die, eine Thräne zerdrückend, angelegentlich mit Stein zu sprechen schien. Auf Ehre! Horst, rief jener freigesinnte, Offizier, schon mehreremal von Emilien als der hübsche Baron Roll erwähnt, der seiner höhern Taktik zu Folge Luisen näher gerückt war, auf Ehre, Sie werden ein Menschenfeind! Was haben Sie nun gegen unsere Stadt? Mich dünkt, Sie und ich hätten nicht über sie zu klagen; oder rechnen Sie den reichen Schatz von Erfahrungen, den wir gegen ein paar mißmüthige Stunden </p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0097]
Einsamkeit auf dem Lande zuzubringen, während mich das Leben hier fast erdrückte.
Noch immer die alte Unzufriedenheit! rief Emilie lachend. Wie kann es anders sein, erwiederte jener, dies abgenutzte Treiben hier, das mich wie ein Ball hin und her wirft und alle Ruhe und allen Genuß raubt, preßt mir oft die Brust so zusammen, daß ich mein ganzes Verhältniß zerbrechen und in irgend einen Winkel der Erde fliehen möchte, wo ich wenigstens allein sein könnte, wenn ich will! Aber mein Gott, Sie ungalanter Mensch, was quält Sie denn bei uns? fragte Emilie. Alles! rief er; mein Stand, die ganze Welt, alles was Ansprüche an mich zu haben glaubt und mir meine Ruhe mißgönnt. Seine Blicke gleiteten während dem nachlässig an Luisen hin, und fielen wie von ohngefähr auf die schöne Frau, die, eine Thräne zerdrückend, angelegentlich mit Stein zu sprechen schien. Auf Ehre! Horst, rief jener freigesinnte, Offizier, schon mehreremal von Emilien als der hübsche Baron Roll erwähnt, der seiner höhern Taktik zu Folge Luisen näher gerückt war, auf Ehre, Sie werden ein Menschenfeind! Was haben Sie nun gegen unsere Stadt? Mich dünkt, Sie und ich hätten nicht über sie zu klagen; oder rechnen Sie den reichen Schatz von Erfahrungen, den wir gegen ein paar mißmüthige Stunden
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